Abseits der Börse

Dell sucht den Neustart – ein Risiko

06.02.2013
Vor 15 Jahren empfahl Michael Dell Apple-Gründer Steve Jobs, seinen Laden zu schließen und den Aktionären das Geld zurückzuzahlen. Nun geht der Texaner beim eigenen Unternehmen selbst diesen Weg. Es ist ein Neustart mit Risiken.
Vom Visionär zum Retter? Michael Dell hat das Unternehmen zurückgekauft, das er einst gegründet hat.
Foto:

Ein Zitat wird Michael Dell ein Leben lang verfolgen. Als der Gründer des gleichnamigen Computerbauers im Oktober 1997 gefragt wurde, welchen Ratschlag er dem gerade an die Apple-Spitze zurückgekehrten Steve Jobs geben könne, meinte Michael Dell launisch: "Was ich machen würde? Ich würde das Ding zumachen und den Aktionären das Geld zurückgeben."

Apple stand damals kurz vor dem Konkurs. Und es war nicht absehbar, wie spektakulär die Rettungsgeschichte durch die Rückkehr des 1985 geschassten Steve Jobs in den kommenden Jahren ausfallen würde. Nun schwächelt der Rivale Dell, und dessen lautstarker Gründer wagt seinerseits tatsächlich den Rückkauf.

Doch es ist ein Risiko, dass Michael Dell eingeht. Der PC-Markt schrumpft unter dem Druck von Smartphones und Tablet-Computern. Michael Dell hat sich auf jeden Fall starke Partner gesucht, um seine Firma wieder in die Spur zu bringen: den Finanzinvestor Silver Lake, große Banken und nicht zuletzt den Windows-Hersteller Microsoft, der ein offensichtliches Eigeninteresse am Fortbestehen des wichtigen Kunden hat.

Schlüsselfigur bei all den Bemühungen ist aber Michal Dell selbst. Er verdiente sich schon als Schüler und Student Anfang der 80er-Jahre mit dem Montieren von Personal Computern mehr als ein Taschengeld. In Texas baute Dell dieses Geschäft immer weiter aus. Schließlich wurde Michael Dell 1992 im Alter von 27 Jahren der jüngste Chef, der jemals eines der 500 umsatzstärksten Unternehmen ("Fortune 500") geleitet hatte.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie Dell den PC-Bau perfektionierte und dann hinter andere Unternehmen abrutschte.

Perfektion und Niedergang

Marktführer: Mit Notebooks, wie dem "Vostro 3450", stand Dell lange Zeit an der Spitze im PC-Markt.
Foto: Dell

In den folgenden Jahren perfektionierte Dell die industrielle Produktion der PCs auf den Fließbändern. Rund um die Fabriken in Austin und anderen Städten siedelten sich die Zulieferbetriebe an, die die benötigten Bauteile kosten- und zeitsparend anlieferten ("just in time"). Später wurde die Produktion in großen Teilen nach Asien in Mega-Unternehmen wie Foxconn ausgelagert.

Dell war Mitte der 90er-Jahre auch der erste PC-Hersteller, der die Vertriebschancen des noch jungen Webs erkannte und fast vollständig auf den Online-Vertrieb setzte. "Michael Dell ist ein wahrer Visionär und eine der herausragenden Führungspersönlichkeiten der globalen Technologiebranche", sagt Geschäftspartner Egon Durban vom Finanzinvestor Silver Lake jetzt.

Im Frühjahr 2001 stürmte Dell am Konkurrenten Compaq als weltgrößter PC-Hersteller vorbei und hielt sich lange an der Spitze. Drei Jahre später zog sich Michael Dell aus der Führung von Dell Inc. zurück, um mehr Freiraum für andere Aktivitäten wie seine Finanzinvestitionen zu gewinnen.

Doch ohne Michael Dell rutschte das texanische Unternehmen in einem atemberaubenden Tempo ab. Nur drei Jahre nach seinem Ausscheiden wurde Michael Dell im Januar 2007 wieder als Konzernchef zurückgeholt, um zu retten, was zu retten ist.

Seine Erfolge sind aber bescheiden. Zwar konnte Dell seine Position im PC- und Server-Markt stabilisieren. Doch die Mobil-Strategie konnte die Anleger nicht überzeugen. Während Konkurrenten wie Samsung oder Lenovo mit Smartphones und Tablet-Computern von der Verschiebung hin zu Mobilgeräten profitierten, gab es von Dell nur halbherzige Anläufe.

Vor allem aber profitierte ausgerechnet ein Unternehmen vom Wandel in der Computerwelt: Apple mit seinem iPhone und iPad. (dpa/tö)