Für Business-PCs und Notebooks

Dell bricht mit der BTO-Tradition

04.03.2014 von Regina Böckle und Beate Wöhe
Bislang konnten Dell-Partner jede einzelne Komponente der Business-PCs und Notebooks individuell konfigurieren. Davon rückt Dell jetzt ein Stück weit ab. Das Build-to-Order-Programm wird verschlankt.
Dell verkleinert das BTO-Angebot für Business PCs und Notebooks zugunsten standardisierter Systeme.
Foto: Maksym Yemelyanov - Fotolia.com

Es ist ein kleiner Schnitt für den Markt, aber ein großer Schritt für Dell. Denn was dem Hersteller von Anfang an ein Alleinstellungsmerkmal sicherte - die individuelle Konfiguration wirklich aller Komponenten für PCs und Notebooks ab der Stückzahl Eins - ist im B2B-Bereich auch für Dell zum Luxus geworden. Ursache dafür ist der rapide Preis- und Margenverfall. Dell hat daraus die Konsequenzen gezogen und das BTO-Programm in diesem Segment umgestellt. Eine offizielle Stellungnahme dazu gibt es trotz mehrfacher Nachfrage von ChannelPartner bis zur Stunde nicht.

Was sich ändert

Bislang gewährte Dell für die individuell konfigurierbaren Business Clients den Partnern bereits ab der Stückzahl Eins Projektpreise. Das ist ab sofort erst ab einer Mindestabnahme von zehn PCs oder Notebooks möglich. Gleichzeitig hat der Hersteller den inzwischen auf mehr als 400 - allesamt individualisierbare - Modelle angeschwollenen Geräte-Park im Client-Bereich verschlankt. Die gängigsten Konfigurationen wurden als Standardsysteme mit günstigeren Standard-HEKs und UVPs in den neuen "Smart Selection"-Katalog aufgenommen. Alle Angebote aus diesem Katalog können auch einzeln geordert werden. Bis zu einem gewissen Grad lassen sich selbst die Smart-Selection-Modelle noch anpassen, beispielsweise wenn der Kunde die standardmäßig gewährte Garantie von drei Jahren auf vier Jahre erhöhen möchte.

An der Möglichkeit zur Projektregistrierung ändert sich nichts. Der Partner kann sowohl für BTO- als auch für Smart-Selection-Modelle Projekte registrieren und damit schützen lassen - unabhängig von der Stückzahl. Das gilt gleichermaßen für Aufträge, die BTO- und Standardmodelle kombinieren sowie für alle Add-On-Produkte. Ebenfalls unverändert können Reseller wählen, ob sie die Produkte über Dell direkt oder über die Distribution beziehen möchten.

Channel reagiert gelassen

Die Anpassungen sorgen bislang im Channel für keine große Aufregung - im Gegenteil: "Die Standard-B2B-PCs erfüllen den Bedarf von Mittelstandskunden absolut und sowohl qualitativ als auch preislich attraktiv", sagt ein langjähriger Partner, der nicht namentlich genannt werden will. Obendrein entfalle der Aufwand für die Detailkonfiguration. "Insgesamt lässt sich damit eine höhere Marge erwirtschaften", so sein Fazit. Auch die Kunden profitierten: "Für ein größeres Projekt war es in der Vergangenheit kaum möglich, beispielsweise alle 150 per BTO gefertigten PCs zu einem einzigen festen Termin anzuliefern. Meist erhielt sie der Kunde in mehreren Tranchen. Bei der Auslieferung der Standard-Modelle ist dieses Problem gelöst".

Peter Zach, Vorstand Vertrieb bei ACP: "Bei den Lieferzeiten ist Smart Selection dem BTO-Modell überlegen."
Foto: ACP IT-Solutions

ACP-Vorstand Peter Zach geht außerdem von erheblich kürzeren Lieferzeiten aus. "Es liegt in der Natur der Sache, dass an dieser Stelle BTO nie mit Smart Selection mithalten kann." Auch die Dell-Partner Bechtle und Sandata melden: "Kein Problem".

Troy Rass, Geschäftsführer der sysLogixx GmbH ist dagegen nicht immer glücklich mit der Konfiguration einzelner Standard-PCs. "Man hätte ja vielleicht vorher mit den Partnern darüber sprechen können, welche Ausstattung von den Kunden häufig verlangt wird."

Für viele Partner sind Dells Anpassungen im BTO-Programm keine Überraschung: "Angesichts der Margensituation kann Dell gar nicht anders reagieren. Sachlich betrachtet wird sich der gesamte Markt in diese Richtung entwickeln müssen", sagt Rolf Braun, Vorstand des Mannheimer Systemhauses Cema.

Dell schaltet bei BTO einen Gang zurück - und bietet künftig exakt das an, was bei HP, Lenovo & Co schon immer als Standard akzeptiert war. Dennoch muss sich Dell für diese Entscheidung gegenüber manchem Partner und Kunden erst einmal rechtfertigen, weil sie von Dell in der Vergangenheit anderes gewohnt waren.

Troy Rass, Geschäftsführer von sysLogixx: "Dell verliert ein Alleinstellungsmerkmal".
Foto:

"Jetzt ist Dell mit den anderen großen Herstellern vergleichbar. Es gab schon Kunden, die uns gegenüber genau dieses Argument anführten und meinten, dass sie nun genauso gut zu einem anderen Anbieter wechseln könnten", erzählt sysLogixx-Geschäftsführer Rass von seinen Erfahrungen.

Rolf Braun, Vorstand der CEMA AG: "Endkunden sind nicht bereit, bei kleinen Stückzahlen für die BTO-Leistung zu bezahlen."
Foto: Cema

Partner wie ACP, Bechtle oder Cema zeigen Verständnis. Cema beispielsweise arbeitet bereits seit 1992 mit Dell zusammen und hat alle strategischen Umbrüche des Herstellers erlebt. Neben der Flexibilität bei der Systemkonfiguration, war für Cema-Vorstand Rolf Braun vor allem auch Dells Logistik-Kompetenz entscheidend, die Partnerschaft über so viele Jahre hinweg zu pflegen. "Dell hat es immer verstanden, Prozesse enorm schnell und effizient zu gestalten. Das war auch der Grund, weshalb Dell das Thema BTO so exzellent beherrscht wie kein anderer", lobt der Manager. Die Margenentwicklung im PC- und Notebook-Bereich sei aber an einem Punkt angelangt, an dem selbst mit der effizientesten Prozesskette der bisherige Grad an Individualisierung nicht mehr wirtschaftlich abzubilden ist. "Der Endkunde ist nicht bereit, bei kleinen Stückzahlen für diese Leistung zu bezahlen, deshalb bekommt er jetzt eine standardisiertere Variante. Manche Empörung rührt auch daher, dass Dell-Kunden es gewohnt sind, auch bei winzigen Stückzahlen komplett individuelle Geräte ordern zu können. Aber sie sind eben nicht mehr bereit, dafür zu zahlen."

Dell Precision M3800 -
Dell Precision M3800
Mobile Workstations gibt es von Dell schon länger. So schlank wie die Precision M3800 (vorne) war bislang aber noch keine.
Dell Precision M3800
Die leistungsfähige Workstation-Technik hat Dell in ein schmuckes Gehäuse verpackt.
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Die Stärken der Dell Precision M3800 kommen bei grafikintensiven Foto-, Video- und Engineering-Programmen besonders gut zur Geltung.
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Wer die Dell Precision M3800 neu aufsetzen will, findet ein Backup des Betriebssystems auf diesem 8-GByte-USB-Stick.
Dell Precision M3800
An der linken Gehäuse-Seite sitzen, von links: Netzanschluss, HDMI-Anschluss, Mini-DisplayPort-Anschluss, zwei USB-3.0-Anschlüsse mit PowerShare, Audioanschluss, Akkuzustands-Taste, Akkuzustands-Anzeige.
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An der rechten Notebook-Seite sitzen, von links: Speicherkartenleser, USB 3.0-Anschluss mit PowerShare, USB 2.0-Anschluss mit PowerShare, Noble-Sicherheitseinschub.
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Wer die Precision M3800 trotz Gigabit-WLAN-AC auch per LAN-Kabel mit dem Firmen-Netzwerk koppeln möchte, muss dafür einen USB-2.0-zu-RJ45-Adapter im Dell-Store erwerben.

Vorboten für Einschnitte bei Server-BTO?

Unklar ist, inwieweit künftig auch die BTO-Server unter Druck geraten und Dell deshalb das Smart-Selection-Programm auch auf die Server übertragen könnte. Eine solche Entscheidung stieße bei Partnern allerdings auf Widerstand: "Wenn künftig beispielsweise nur noch Blade-Server individuell konfigurierbar wären und es die Standard-Intel-Server nur noch von der Stange gibt, wäre das ein echter Nachteil für Reseller, die im Lösungsgeschäft ihr Geld verdienen", schätzt Cema-Chef Braun. Denn hier steht nicht der Server im Zentrum, sondern eine individuelle Lösung beispielsweise für ein Virtualisierungsprojekt. " Und da wird sehr oft ein sehr individuell konfigurierter Server benötigt", berichtet Braun.

Selbst wenn die Konfiguration der Server-Modelle im "Smart Selection"-Katalog weitaus seltener wechselten als bei den Notebooks - sie würden immer mit den Laufzeiten eines Kundenprojekts kollidieren. Das heißt: Bis der Deal zum Abschluss kommt, ist die vom Kunden gewählte Konfiguration möglicherweise schon nicht mehr verfügbar.

Dennoch befürchtet Braun, dass es über kurz oder lang auch bei den Low-End-Servern zur "BTO-Standardisierung" kommen wird. ACP-Chef Zach hingegen rechnet zwar damit, dass der Trend zur Standardisierung weiter gehen, das Server-BTO-Programm aber bleiben werde.

Dell hat den Dreh zur Channel Company gemeistert

Die Partner reagieren nicht nur sehr gelassen auf die Änderungen im B2B-BTO-Programm, sondern zeigen sich auch sichtlich zufrieden mit Dells Gesamtstrategie und den Maßnahmen, die der Hersteller in den vergangenen Jahren zugunsten des indirekten Vertriebs umgesetzt hat. "Die Einbindung von Value Added Distributoren wie der ADN und TIM hat uns im Storage & Server-Geschäft einen echten Mehrwert gebracht, weil sie uns Zugriff auf zusätzliche technische Ressourcen ermöglichen und wir gleichzeitig auch Kosten sparen. Auch die Zusammenarbeit mit Siewert & Kau im Client-Bereich funktioniert hervorragend", berichtet ein Partner, der nicht namentlich genannt werden will.

Längst überwunden sind den Partner zufolge auch die anfänglichen Probleme bei der Deal-Registrierung. "Das läuft inzwischen tipptopp", berichtet ein Systemhausverteter. Die Reaktionszeit liege verlässlich unter 48 Stunden, Konflikte mit dem Direktvertrieb gebe es nicht mehr. Das bestätigten auch Partner wie ACP und Cema. "Dell hat es sehr gut verstanden, den Channel für sich zu gewinnen, die Programme entstanden unter Mitwirkung der Partner, die ganze Ausrichtung stimmt", zieht -Vorstand Peter Zach Bilanz.Ähnliches ist von zahlreichen anderen Partnern zu hören.
Es scheint fast, als sei Dell vom ehemaligen Klassenfeind zum Musterschüler mutiert.

Converged Infrastructure - Etablierte Platzhirsche erwehren sich junge Konkurrenten -
Converged Infrastructur - das sind wichtigsten Anbieter
Was bieten VCO, HP, Cisco und Co. im Markt für Converged Infrastructure? Hier finden Sie eine Kurzübersicht über die wichtigsten Anbieter.
Anbieterwahl
Stehen Anwender vor der Anschaffung einer CI-Lösungen, erwägen derzeit viele CIOs, Produkte von HP, Dell, IBM und Cisco/NetApp zu kaufen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt indes, dass den Verantwortlichen bei der CI-Marktsondierung sehr schnell Anbieter wie HP, VCE und Netapp in den Sinn kommen. Tatsächlich gekauft werden indes oft Lösungen von Netapp, Oracle und HP.
Cisco und Nettapp
Cisco und NetApp bieten derzeit drei Versionen der FlexPod-Systeme an. FlexPod Express richtet sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen.
Cisco und Nettapp
Die Partner kombinieren ihre Produkte zu integrierten Systemen, so dass Anwender eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten haben.
Cisco
Cisco hat mit UCS Director darüber hinaus eine Management-Software entwickelt, mit der sich vorzugsweise Converged Infrastructures mit UCS-Systemen von Cisco verwalten lassen. Doch auch Komponenten anderer Hersteller können nach Angaben des Herstellers damit administriert werden.
Dell
Mit Dell VRTX hat Dell ein CI-System vorgestellt, das vor allem in Außenstellen von Unternehmen und kleineren Firmen zum Zuge kommen soll.
Dell
Dells Active System basiert teilweise auf Komponenten, die Dell durch Firmenübernahmen ins Haus holte, etwa Switches von Force10 und Speichersystemen von Compellent und Equallogic.
EMC
EMCs Vspex-Linie besteht aus Referenzsystemen, die Anwender um Komponenten unterschiedlicher Anbieter erweitern können und die auf spezielle Einsatzgebiete abzielen, etwa Private Clouds und Microsoft-Exchange-Umgebungen.
Fujitsu
Fujitsu hat mit Fujitsu vShape eine CI-Referenzarchitektur entwickelt, die Server und Speichersysteme von Fujitsu, Switches von Brocade und Hypervisors von VMware und Microsoft (Hyper-V) kombiniert.
Hitachi Data Systems (HDS)
Hitachi Data Systems (HDS) zählt zu den etablierten Anbietern im Bereich Converged Infrastructure. Die Unified Compute Platform steht in mehreren Varianten zur Verfügung, etwa für Private Clouds, Datenbanken und Unternehmen, die darauf eine Collaboration-Lösung betreiben wollen.
Hitachi Data Systems (HDS)
Auch HDS wirbt mit der Integration von Hardware, Software und Virtualisierung in einem System.
Hewlett-Packard (HP)
Converged Systems bezeichnet eine breite Produktlinie von HP. Das Angebot ist laut Hersteller offen, um einzelne Systeme mit Komponenten andere Anbieter zu verknüpfen.
Huawei
Der chinesische Netzwerkspezialist Huawei zählt mit dem FusionCube zu den Herausforderern etablierter Converged-Infrastructure-Anbieter wie VCE und HP.
IBM
IBMs PureFlex System ist vor allem für den Aufbau von Cloud-Infrastrukturen ausgelegt, auch Private Clouds innerhalb eines Unternehmens.
Nutanix
Kommen die Converged-Infrastructure-Appliances von Nutanix zum Einsatz, soll es nach Angaben des Herstellers nicht mehr notwendig sein, separate Storage-Arrays einzurichten.
Oracle
Oracles CI-Lösungen Exalogic Elastic Cloud und Virtual Compute nutzen Server-, Storage- und Netzwerksysteme, die Oracle durch den Kauf von Sun Microsystems erworben hat.
Oracle
Die Exalogic Elastic Cloud vereint Rechenkapazitäten, Netzwerk- und Storage-Hardware, ein Betriebssystem auf Basis von Linux sowie eine Virtualisierungs- und eine Management-Software.
Simplivity
Simplivity ermöglicht es, mit den Systemen der Reihe Omnicube weltweit verteilte Cluster aufzubauen und zentral zu verwalten. Dadurch lassen sich Daten zwischen mehreren Standorten replizieren.
VCE
Die Produktlinie von VCE: Neben den Vblock-Systemen bietet das Unternehmen auch Management-Tools an.
VCE
Die Vblocks von VCE sind de facto kompakte Data Center, mit Switches und Servern von Cisco Systems, Speichersystemen von EMC und Virtualisierungs- und Management-Software von VMware. Zielgruppe sind Großunternehmen, in jüngster Zeit jedoch auch mittelständische Firmen.
VCE
Ein Vblock-100-System von VCE: Mit ihm spricht VCE auch kleinere Unternehmen an, die ihren "Hardware-Zoo" auf einer Converged-Infrastructure-Plattform konsolidieren wollen.