Die Aktien der Datto Holding werden seit 21. Oktober mit dem Tickersymbol MSP an der New Yorker Börse gehandelt. Am ersten Tag läutete CEO Tim Weller die traditionelle Eröffnungsglocke. Zunächst werden 22 Millionen Aktien für jeweils 27 Dollar angeboten. Die Zeichner können dann weitere 3,3 Millionen Aktien erwerben. Mit dem Börsengang sollen 594 Millionen Dollar eingenommen werden, mit denen vor allem Schulden getilgt werden sollen. Der Betrag liegt deutlich über den bis zu 400 Millionen Dollar, die Beobachter im Vorfeld erwarteten.
Das als Storage- und Backup-Spezialist 2007 von Austin McChord in einer Kellerwohnung in Connecticut gegründet Unternehmen wurde 2017 zum Preis von 1,5 Milliarden Dollar vom Finanzinvestor Vista Equity erworben und fusionierte mit Autotask. Ziel war es, eine Alternative zu MSP-Plattformen wie Kaseya und Solarwinds MSP zu schaffen. CEO Tim Weller sieht das als erreicht an. Er erklärte, der Börsengang sei ein Gewinn für das gesamte MSP-Ökosystem. Zugleich versicherte er in einem offenen Brief, dass der Wandel zur Aktiengesellschaft den Wesenskern von Datto nicht verändern werde.
Auch interessant: Die neue Normalität – ist die IT schon reif dafür?
"Wir freuen uns, unsere Investorenbasis zu erweitern und das MSP-Ökosystem zu fördern", so Weller. "Unsere MSP-first-Kultur ist tief verwurzelt - in technologischen Innovationen in Ihrem Sinne sowie in unseren gemeinsamen Geschäftsmodellen für wiederkehrende Einnahmen, mit denen Sie profitables Wachstum erzielen und den Wert Ihres Unternehmens steigern können."
Datto könnte von Maßnahmen zur Pandemie-Bewältigung profitieren
Datto arbeitet derzeit eigenen Angaben zufolge mit weltweit über 17.000 MSP-Partnern zusammen. Die Anzahl der Abonnenten hat es gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent erhöht. Stand Juni 2020 erreichte der Jahresumsatz mit wiederkehrenden Einnahmen 507 Millionen Dollar. Die Marktkapitalisierung von Datto liegt zum Börsengang zwischen 3,8 und 4,2 Milliarden Dollar.
Der Zeitpunkt für den Börsengang in der Pandemie scheint schwierig, ist aber tatsächlich hervorragend, denn Datto könnte einer der Gewinner der Veränderungen sein. CEO Weller glaubt, dass nun insbesondere KMU, an die sich Datto vorwiegend richtet, schneller als bisher auf MSP-Lösungen setzen. "Datto wird als Technologieentwickler, Vordenker und Support-Partner bei der Bereitstellung neuer Anwendungen dabei sein."
CEO des Hauptinvestors zieht den Kopf aus der Schlinge
Getrübt wird die gute Stimmung jedoch durch einige unschöne Nebengeräusche über Robert Smith, den CEO des Datto-Investors Vista Equity. Der hatte vor wenigen Tagen schwere Vergehen eingeräumt und sich zur Zahlung einer Strafe in Höhe von 140 Millionen Dollar, dem Verzicht auf Steuervergünstigungen für Spenden in Höhe von 182 Millionen Dollar sowie zur Kooperation mit den Ermittlungsbehörden bereit erklärt.
Dafür geht er ansonsten straffrei aus. Angesichts der Tatsache, dass er in die bislang größte in den USA aufgedeckte Steueraffäre verwickelt ist, bei der es um Steuerbetrug in Höhe von 2 Milliarden Dollar geht, kommt Smith allerdings noch einmal mit einem blauen Auge davon.
Das verdankt er vor allem der umfassenden Aussage, die seinen ehemaligen Geschäftspartner Robert Brockman, CEO bei Reynolds & Reynolds, einem Anbieter von Software für den Automobilhandel, schwer belastet. In seiner Aussage gibt Smith Details zu Steuervergehen zu Protokoll, die sich über 15 Jahre erstrecken, über Briefkastenfirmen im mittelamerikanischen Belize und der Karibik-Insel Nevis abgewickelt wurden und falsche Angaben in Steuererklärungen zwischen 2006 und 2014 beinhalten.
Ganz unberührt bleibt davon auch Datto nicht. In einem bei der Börsenaufsicht hinterlegten Dokument weist es warnend darauf hin, dass Vista Equity auch nach dem Börsengang noch 72,2 der Anteile besitzt, damit also das Unternehmen kontrolliert und die Interessen des Investors mit denen der anderen Aktionäre kollidieren könnten.