Reseller-Erfahrung

Datenrettung ist Türöffner für Neugeschäft

27.01.2011
Auch wenn die Umsatzbeiträge durch Datenrettungsservices überschaubar sind, lohnt es sich, mit einem Datenrettungsspezialisten zu kooperieren. Diese Erfahrung hat das Berliner Systemhaus Mahr EDV gemacht.

Auch wenn die Umsatzbeiträge durch Datenrettungsservices überschaubar sind, lohnt es sich, mit einem Datenrettungsspezialisten zu kooperieren. Diese Erfahrung hat das Berliner Systemhaus Mahr EDV gemacht: "Die Datenrettung ist ein Türöffner für Neugeschäft, viele Neukunden kommen über diesen Weg zu uns", sagt Pascal Kube, Mitglied der Geschäftsführung.

Die Ratsuchenden, so Kube weiter, seien nicht nur bereit, für die Rettung ihrer Daten Geld auszugeben, sondern auch offen für Service-Angebote zur Datensicherung: "Die Kunden wollen schließlich nicht, dass so etwas noch einmal passiert."

Mahr EDV hat seine Schwerpunkte im Microsoft- und Citrix-Umfeld. Das Systemhaus macht die Datenrettung deshalb nicht selbst, sondern kooperiert mit dem Spezialisten Kroll Ontrack. Die Zusammenarbeit läuft seit 2006, Mahr EDV war außredem einer der ersten Partner, der an dem im Juni 2010 eingeführten Zertifizierungsprogramm teilgenommen hat. Grund waren laut Kube die bessere Konditionen für zertifizierte Partner sowie die Möglichkeit, Checklisten und Online-Formulare für die Schadensaufnahme zu nutzen. "Wir haben 20 Mitarbeiter, die wir nicht alle in der Datenrettung schulen können. Mit den Checklisten und Formularen kann aber jeder Mitarbeiter einen Schadensfall so aufnehmen, dass er von Kroll problemlos weiterverarbeitet werden kann."

Entscheidend für die Zusammenarbeit sei das Service-Konzept des Datenretters, so der Systemhaus-Geschäftsführer weiter: "Wir bieten unseren Kunden 24-Stunden-Betreuung an 365 Tagen im Jahr bei zwei Stunden Reaktionszeit, da muss der Service-Partner mithalten können.". Bei Kroll werde der beschädigte Datenträger meist noch am selben Tag abgeholt und der Kunde erhalte innerhalb weniger Tage ein Festpreis-Angebot mit einer Liste aller Dateien sowie dem jeweiligen Grad der Wiederherstellungsmöglichkeit.

Die Diagnose schlägt bereits mit Nettopreisen zwischen 90 und 490 Euro zu Buche - je eiliger der Kunde es hat, desto teuerer wird es. Andere Datenretter, die diesen Service umsonst anbieten, hält Kube für unseriös: "Viele Firmen wenden die ‚Salamitaktik’ an und stellen nach und nach immer höhere Forderungen an den Kunden."

Nicht ganz dicht – Ein Mann (nicht im Bild) nahm sein Notebook mit in den Urlaub, um seine E-Mails auch am Strand abrufen zu können. Als es gegen Mittag immer heißer wurde, zog es ihn ins Wasser. Allerdings wollte er sein Notebook nicht unbeaufsichtigt lassen. So steckte er es fürsorglich in eine Plastiktüte, damit es nicht nass wird und nahm es mit – zum Baden. Die Tüte erwies sich nicht als so wasserdicht wie erhofft, das Notebook wurde nass und auf die Daten konnte vorerst nicht zugegriffen werden.
Kabelsalat mit (über)spannenden Folgen – Aller Anfang ist schwer. Da bergen auch Banalitäten wie Stromanschlüsse von Notebooks ein Risiko. Als der Notebook-Akku seinen Geist aufgab, griff der unerfahrene Anwender blind hinter den Schreibtisch und schloss das erstbeste Kabel, das er finden konnte, flugs an. Leider handelte es sich nicht um das Notebook-Stromkabel. Das Notebook verschmorte, die Daten waren zu retten
Das große Krabbeln – Bei einer Überschwemmung trieb ein Computer mehr als zwei Tage flussabwärts. Das Hochwasser war für das Laufwerk aber nicht das einzige Problem. Als das Laufwerk bei Kroll Ontrack im Reinraum untersucht wurde, entdeckte man eine Ameise, die vermutlich vor der Flut fliehen wollte und jetzt am Schreib-/Lesekopf hing. Handwerkliche Reinraum-Techniken ermöglichten die Wiederherstellung der meisten Daten auf der Festplatte. Die Ameise war jedoch nicht mehr zu retten.
Jenseits von Afrika – Ein Mann hatte seine Stelle gekündigt, um seinen lebenslangen Traum zu erfüllen: nach Afrika zu reisen und dort das Leben zu fotografieren. Nachdem er mehrere Monate fotografiert hatte, kehrte er wieder zurück nach Europa, um die Fotos an Unternehmen zu verkaufen. So wollte er auf den Bedarf an humanitärer Hilfe in Afrika hinweisen. Unglücklicherweise brach ein Feuer in seiner Wohnung aus. Einem Feuerwehrmann gelang es, den Computer aus den Flammen zu retten. Beim Abstieg über die Feuerleiter ließ er den Computer jedoch fallen. Auch nach dieser Verkettung von Unglücksfällen gelang es den Datenrettern von Kroll Ontrack, alle Bilder wiederherzustellen.
Flotter Crashkurs – Eine Geschäftsfrau und Mutter in Eile auf dem Weg zur Arbeit legte ihre Aktentasche auf das Autodach. Sie stellte auch noch den Kaffee in ihren Becherhalter und schnallte ihr Kind an. Dann fuhr sie beherzt aus der Garage und das Notebook auf dem Autodach schaffte die Punktladung – unter die Vorderräder des Autos und ins Datenrettungslabor.
Völlig abgehoben – Ein Vielflieger genoss einen Espresso, während er auf seinen Heimflug wartete. Er legte seine Notebook-Tasche auf den Boden an der Espresso-Bar ab und vergaß sie. Das unbeaufsichtigte Gepäckstück wurde der Flughafenpolizei gemeldet. Während der Passagier schon im Flugzeug saß, wurde das Notebook gesprengt, um sicherzustellen, dass es kein Sicherheitsrisiko darstellt.
Erinnerungen am Leben erhalten – Eine Frau besuchte ihren Vater im Krankenhaus. Dabei wurde ihr Notebook aus dem Besucherraum gestohlen. Dieses gehörte einst der eigenen Tochter, die tragischerweise erst vor kurzem an Krebs gestorben war. Auf dem Notebook waren die einzigen Fotos der Tochter gespeichert. Die Nachricht vom Diebstahl verbreitete sich in Windeseile, was zu einer schnellen Festnahme des Diebes und zur Sicherstellung des Notebooks führte. Allerdings hatte dieser die Festplatte bereits gelöscht. Kroll Ontrack half der betroffenen Familie und konnte 90 Prozent der persönlich wertvollen Familienfotos retten.
Daten ins Abseits geschoben – Ein Kunde wollte einige archivierte Bänder aus seinem Unternehmensarchiv auf sechs externe Festplatten überspielen. Was das Team der Kroll Ontrack Tape Services prompt tat. Das Unternehmen legte dann vorbildlich gleich ein Backup davon auf sechs weiteren Festplatten an, die in einem feuersicheren Safe eingelagert wurden. Als man auf die Daten des Backups zugreifen wollte, stellte sich heraus, dass diese teilweise überschrieben worden waren. „Kein Problem! Wir nehmen einfach die Festplatten von Kroll Ontrack“, dachten sich die Mitarbeiter. Doch nun stellte sich heraus, dass die Informationen bei der Erstellung der Backup-Platten durch das Unternehmen nicht kopiert, sondern verschoben worden waren. Die Platten waren also leer! Zum Glück hatte Kroll Ontrack noch die Ursprungsbänder aufbewahrt und stellte die Daten ein zweites Mal zur Verfügung.

Für die Zusammenarbeit gibt es zwei Modelle: Entweder der Partner tritt nur als Vermittler auf und Erhält eine Provision oder er behält den Kundenkontakt und stellt letztendlich auch die Rechnung. Bei diesem Modell, das auch Mahr EDV nutzt, liegt die Marge im Durchschnitt bei 15 Prozent. Probleme mit dem Direktvertrieb gibt es laut Kube keine - obwohl Kroll rund 50 Prozent des Umsatzes direkt erwirtschaftet: "Wir hatten mal einen Kunden, der versucht hat, direkt bei Kroll bessere Konditionen herauszuhandeln. Das hat nicht funktioniert."

"Wollen, dass der Partner das Geschäft macht", Margret Horn, Manager Business Development, Kroll Ontrack
Foto: Kroll

Margret Horn, Manager Business Development und Channel-Verantwortliche beim Anbieter, beteuert ebenfalls, dass trotz hohem Direktgeschäftsanteil der Channel Vorrang habe: "Wir werden immer versuchen, dass der Partner das Geschäft macht."

Das gelte im Übrigen auch für die Software-Produkte, die der Hersteller zusätzlich über die Distribution vertreibt. "Die Distributoren bekommen keine besseren Konditionen als die Partner", sagt Horn. Trotz einiger 1.000 Partner in der DACH-Region sieht Horn keine Gefahr der Überversorgung: "Es ist uns noch die passiert, dass zwei Partner denselben Kunden angegangen haben." (haf)