Auch wenn viele Anwender einen Großteil der Zeit am Rechner mit Surfen und Mailen verbringen, kommen sie an der Arbeit mit Dateien und Verzeichnissen nicht vorbei. Damit das noch effizienter werden kann, braucht es aber entsprechende Tools.
von Thomas Bär und Frank-Michael Schlehde, freie Journalisten aus München
Die Arbeit am Computer dreht sich heute vielfach um Daten und Informationen, die online im Inter- oder Intranet eines Unternehmens zur Verfügung stehen. Es verwundert deshalb nicht, dass viele Anwender Browser und E-Mail-Client (sofern sie kein Webmail nutzen) als zentrale Arbeitswerkzeuge betrachten. Zu Unrecht treten dann in der Wahrnehmung des Anwenders manchmal Datei- und Ordnerstrukturen in den Hintergrund - egal, ob diese lokal oder remote in der Cloud vorgehalten werden. Das Speichern und Laden von Informationen funktioniert einfach, tiefere Beschäftigung damit ist nicht notwendig - entsprechend chaotisch sehen dann auch die Festplatten und Online-Speicher vieler Nutzer aus.
Weil dieses Phänomen so weit verbreitet ist, gestaltet sich die Suche nach Werkzeuge zur Bearbeitung und Verwaltung von Dateien und Verzeichnissen aber recht umfangreich - es gibt eine unüberschaubare Anzahl unterschiedlicher Tools, die den Nutzern die Arbeit mit diesen so wichtigen Ressourcen erleichtern möchten. Auch hier muss natürlich wieder gelten: Unsere Übersicht kann und will nicht vollständig sein und vielleicht ist gerade ihr Lieblings-Tool nicht mit dabei - werfen Sie trotzdem ein Blick auf unsere Auswahl, denn wir meinen, dass wir ein paar interessante und gute Werkzeuge für Sie herausgesucht haben.
Der Explorer und seine Herausforderer
Unter Windows-Anwendern hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ein "vernünftiges Arbeiten" mit dem Standard-Dateimanager der Windows-System - dem Windows Explorer oder Explorer, wie er jetzt aktuell unter Windows 8 heißt - nicht oder nur schlecht möglich sei. Wir möchten deshalb in diesem Beitrag für dieses "altehrwürdige Tool" eine Lanze brechen - es ist nämlich in seiner aktuellen Ausprägung sehr viel besser als sein Ruf.
Viele Anwender setzen einen der vielen Commander-Klone ein, die sich alle in irgendeiner Weise auf den Norton Commander berufen, der in seinem Ursprung noch aus der DOS-Zeit stammt, zu der einen Navigation durch das Dateisystem nur mittels Kommandozeile möglich war: Damals war das Programm eine echte Offenbarung. Aber in der Zwischenzeit hat sich auch der Explorer der Windows-Systeme stark weiterentwickelt.
Windows 8 Explorer: Viel hilft viel
Auf den ersten Blick scheint sich beim Dateimanager des Windows-Systems auch mit Windows 8 nicht viel geändert zu haben - vor allen Dingen dann nicht, wenn der Nutzer das sogenannte "Menüband" (Ribbon) für den Explorer nicht aktiviert beziehungsweise "ausgeklappt" hat. Dies geschieht durch einen Klick auf den kleinen Pfeil in der rechten oberen Ecke des Programms. Wird diese nützliche Einrichtung, die Microsoft einigen Office-Programmen schon in der Version 2007 spendiert hat, aber eingeschaltet, bietet sie dem Nutzer eine Menge Vorteile:
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Zu fast jeder Situation werden dem Anwender im Menüband kontext-sensitiv die Kommandos und Befehle bereitgestellt, die er an dieser Stelle des Dateisystems sinnvoll einsetzen kann.
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Die Gruppierung der wichtigsten Kommandos erfolgt thematisch: Bei Auswahl des Bereichs "Computer" im linken Fenster erhält der Nutzer im Menüband direkten Zugriff auf die Systemsteuerung und die Systemeigenschaften.
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Kontext-sensitive Einträge unter anderem auch zur Arbeit mit ZIP-Dateien, Bildern und Image-Dateien.
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Image-Dateien (ISO-Dateien) und Container-Dateien für virtuelle Festplatten (.vhd-Dateien) lassen sich direkt im Dateisystem montieren.
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ISO-Dateien können auch direkt aus dem Explorer heraus auf ein Medium gebrannt werden, wenn ein CD/DVD-Brenner im System vorhanden ist.
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Verbesserungen bei den Kopierroutinen: Werden mehrere Dateien gleichzeitig kopiert, kann der Anwender nun individuell einzelne Kopiervorgänge pausieren oder stoppen. Dies geschieht in einem einzigen Fenster, in dem sich die Kopiervorgänge aber nicht gegenseitig beeinflussen.
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Bessere Unterscheidung bei Kopiervorgängen: Mit der neuen Option "Für jede Datei selbst entscheiden" kann beim Kopieren genauer und individuell entschieden werden, welche Dateien jeweils überschrieben werden sollen oder nicht.
Fazit: Insgesamt läuft gerade das Kopieren großer Dateien unter Windows 8 schneller und problemloser ab. Noch unter Windows 7 konnten mehrere nacheinander gestartete Kopiervorgänge sehr schnell dazu führen, dass ein System fast bis zum Stillstand abgebremst wurde. Das passiert nach unseren bisherigen Erfahrungen unter Windows 8 nur noch sehr selten. Wer also nicht unbedingt einen zweigeteilten Bildschirm wie beim Norton Commander braucht (den bietet auch der Explorer unter Windows 8 nicht) sollte einen Blick auf den Dateimanager von Windows 8 werfen - es lohnt sich und die Arbeit geht mit ihm flott von der Hand.
Metro Commander: Kopieren im Kachel-Look
Unter den vielen Klonen, die sich am Norton Commander orientieren, findet sich mit dem Metro Commander auch eine Version, die ganz auf die neue Oberfläche von Windows 8 ausgerichtet ist. Die freie Software steht für Windows 8 und Windows RT im Windows Store zum Download bereit. Am schnellsten findet sie, wer dort mittels Tastenkombination Windows-Taste und "Q" den Seitenstreifen (Charms Bar) an der rechten Seite aufruft und dort das Suchwort eingibt.
Was bietet der Metro Commander?
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Konsequent umgesetzte Kacheloberfläche, die das Arbeiten auf Tablet-Geräten unter Windows 8 vereinfacht.
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Eine Dual-Pane-Oberfläche erlaubt es in Norton-Commander-Manier, zwei Verzeichnisse nebeneinander zu öffnen und zwischen ihnen Dateien zu kopieren.
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Integrierte Bild- und Videobetrachter sowie eine direkte Einbindung von Skydrive. Netzwerklaufwerke müssen dabei einen zugewiesenen Laufwerksbuchstaben besitzen, damit der Commander sie einbinden kann.
Was hat uns am Metro Commander weniger gefallen?
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Die Software steht zwar kostenlos zur Verfügung, meldet sich aber immer wieder mit einem eingeblendeten Werbebanner. Wer versucht, diesen zu schließen, macht die Entdeckung, dass er dann einen "Kauf" von 3,29 Euro im Windows Store tätigt.
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Die Software ist insgesamt gut lokalisiert, allerdings existieren kleine Ausreißer, wenn plötzlich "Go Back" auftaucht…
Fazit: Insgesamt stellt die Software eine gelungene Umsetzung des "Norton-Commander"-Ansatzes auf eine Kacheloberfläche unter Windows 8 dar. Hat man sich an das Bedienungskonzept gewöhnt, lässt sich die Software gut einsetzen. Der Versuch, beim Abschalten des Werbebanners eine Gebühr zu kassieren - worauf in der Beschreibung im Windows Store nicht hingewiesen wird - halten wir jedoch für ziemlich dreist, weswegen wir diese Software nicht empfehlen können.
Moderne Formen: Cubic Explorer
Aus der reichlichen Auswahl der "Commander-Klone" haben wir den Cubic Explorer als ein Beispiel ausgewählt, das mit einigen besonderen Features aufwarten kann.
Welche Möglichkeiten bietet der Cubic Explorer?
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Freie Software, die in sehr vielen Sprachen lokalisiert und auch in einer portablen Version (ohne weitere Installation) zum Download bereitsteht.
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Gut durchdachte Oberfläche, die durch integrierte Tabulatoren den Zugriff auf verschiedene Verzeichnisse und Laufwerke in einem Fenster bietet.
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Interner Texteditor sowie Bildbetrachter und umfangreiche Filteroptionen erleichtern die Arbeit mit Dateien.
Fazit: Mit dem Cubic Explorer ist dem Entwickler von Cubic Reality Software eine gut zu bedienende Explorer-Alternative gelungen, die auch unter Windows 8 problemlos einzusetzen ist. Die Lösung mit den verschiedenen Tabulatoren gefällt und kann in der Praxis gut eingesetzt werden. Einzig die Einstellungen für die Sprachauswahl sind etwas unglücklich platziert: Wer sie unter Hilfe sucht, findet zunächst nur den Editor für Sprachen, ehe er dann unter "Ansicht" die Spracheinstellungen findet und entsprechend einstellen kann.
Die Ergänzung für den Explorer: Clover
Wer einmal mit einer Lösung wie der vorgestellten Software Cubic Explorer gearbeitet hat, fragt sich schnell, warum die Entwickler bei Microsoft trotz der vielen Erweiterungen und Verbesserungen die so praktische Idee der Tabulatoren (als Registerkarten bezeichnet) nicht beim Standard-Dateimanager von Windows verwirklicht haben. Aber auch für diesen Wunsch existiert eine Lösung in der großen Sammlung der Free- und Shareware: Sie trägt den Namen Clover.
Wie erweitert Clover den Dateimanager unter Windows?
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Einfach zu installierende Gratis-Erweiterung für den Windows Explorer, die diesen mit konfigurierbaren Registerkarten ausstattet.
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Leicht und intuitiv zu bedienen: Neben der Mausbedienung werden gerade Systemprofis die Möglichkeit schätzen, auch mit Tastaturkürzeln wie STRG + T eine neue Registerkarte zu öffnen und mit STRG + TAB offene Tabs zu wechseln.
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Lesezeichen, die sich in einer HTML-Datei befinden, können importiert werden und stehen wie im Browser in einer ein- und ausschaltbaren Lesezeichenzeile zur Verfügung.
Fazit: Clover ist die kleine, nützliche Ergänzung, die dem schon guten Explorer unter Windows 8 (lässt sich natürlich auch unter Windows XP und Windows 7 installieren) das letzte Quäntchen Bequemlichkeit schenkt. Wenn wir noch einen Wunsch frei hätten, würden wir gerne eine Möglichkeit besitzen, die Registerkartenerweiterung einfach auf "Knopfdruck" ein- und ausschalten zu können - so muss man die Erweiterung zunächst wieder deinstallieren, falls man den Original-Explorer benötigt.
WizTree kennt sie alle!
Natürlich kann jeder Nutzer mit Hilfe der Bordmittel seines Windows-Systems feststellen, wo große Dateien und Verzeichnisse liegen und wie seine Festplatten belegt sind: Doch allein das Vorhandensein vielen unterschiedlichen Tools zu diesem Zweck zeigt deutlich, dass es besser geht. Ein kleines, schnelles Werkzeug ist uns dabei aufgefallen: WizTree.
Was kann WizTree leisten?
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Kleine, handliche Software, die auch als portable Version angeboten wird und deren Aufgabe darin besteht, die größten Dateien und Verzeichnisse auf der Festplatte zu finden und anzuzeigen.
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Ordner und Dateien werden sehr übersichtlich in einer Baumstruktur angezeigt.
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Die Software arbeitet extrem schnell, da sie die MFT (Master File Table) des NTFS-Dateisystems auf der jeweiligen Festplatte auswertet.
Fazit: Dies ist eines der Werkzeuge, die genau das tun was sie versprechen: Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Ein großer Vorteil von WizTree ist das enorme Tempo, dass durch Auslesen der Informationen aus der MFT erreicht wird. Das bedeutet aber auch, dass diese Software ausschließlich mit NTFS-Dateisystemen zusammenarbeitet und auch nicht dazu in der Lage ist, beispielsweise Netzwerklaufwerke nach großen Dateien und Verzeichnissen zu durchsuchen. Leider steht die Software nur in englischer Sprache zur Verfügung.
Dateien wollen kopiert sein: Second Copy
Kein Beitrag über Dateien und Verzeichnisse ohne Backup-Tool. Eine gelungene Lösung für das Datensicherungsproblem trägt den Namen Second Copy.
Welche Vorteile bietet der Einsatz von Second Copy?
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Sehr gut strukturierte Software, mit der sich automatisch Daten in andere Ordner derselben aber auch externe Platten oder Netzlaufwerke kopieren lassen.
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Software steht auch in deutscher Sprache zur Verfügung (nach dem Start kann unter "Language" zwischen Deutsch, Englisch oder Französisch gewählt werden).
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Die Lösung arbeitet mit so genannten Profilen, in denen der Nutzer sehr genau (auch mit entsprechenden Filtern) festlegen kann, welche Daten gesichert werden sollen. Sind diese einmal eingerichtet, können automatisch und regelmäßig Sicherungen gefahren werden.
Was hat uns nicht so gefallen?
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Die Software steht 30 Tage mit allen Funktionen zum Test bereit, danach muss sie für etwas mehr als 28 Euro käuflich erworben werden.
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Die Lösung ist recht "schweigsam" während sie arbeitet; Es war uns zunächst nicht so richtig klar, ob das Programm bereits kopiert, noch wartet oder schon fertig ist - hier wäre eine deutlichere Anzeige wünschenswert.
Fazit: Das Programm Second Copy ist eine sehr gute Lösung, um beispielsweise in kleinen Betrieben eine regelmäßige Sicherung einzurichten. Uns hat es dabei besonders gut gefallen, wie gut auch unerfahrene Anwender durch die Assistenten des Programms geleitet werden und so ihre Sicherungsprofile nach den eigenen Bedürfnissen einrichten können. Auch die vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten haben uns überzeugt - insgesamt eine sehr gute Lösung.
Wer das Geld sparen will und bereit ist, sich in eine etwas weniger anwenderfreundliche aber mindestens ebenso mächtige Oberfläche einzuarbeiten, sollte einen Blick auf eines unserer Lieblingsprogramme werfen, wenn es um die einfache Sicherung von Daten geht: die Freeware FreeFile Sync. Mit dem Bedienkomfort von Second Copy kann dieses Programm allerdings nicht mithalten. (sh)
Dieser Beitrag stammt von der ChannelPartner-Schwesterpublikation Computerwoche. (rw)