Das Internet der Dinge gehört laut einer Bitkom-Umfrage in diesem Jahr zu den Top-5-High-Tech-Themen in Deutschland. An erster Stelle steht zwar IT-Sicherheit (59 Prozent), die aber auch das Internet der Dinge betrifft. Durch die Überlappung zu den nachfolgenden Themen wie Cloud Computing (58 Prozent), Industrie 4.0 (54 Prozent), Big Data (51 Prozent), Mobile Computing (40 Prozent) und Smart Home (27 Prozent) ist die Bedeutung des IoT noch höher einzustufen, so Bitkom.
Neue Denkweisen und Wellen neuer Technologie bringen Veränderungen mit sich für die Industrie, die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft. Welche Auswirkungen sind durch das entstehende Internet der Dinge (IoT), insbesondere das industrielle IoT (IIoT) zu erwarten?
Es wird immer deutlicher, wie groß diese Verschiebung sein wird. Zu Beginn der industriellen Revolution war es wahrscheinlich ziemlich schwierig, vorherzusagen, wie umfangreich die Auswirkungen sein würden, was und wie sehr sich alles ändern würde. Hat das industrielle Internet der Dinge mit seinem Fokus auf den permanenten Datenaustausch das gleiche Potenzial für einen fundamentalen Wandel?
Wie groß ist das Potenzial des IoT?
Ein beliebtes Zitat, wenn es um den schwierigen Blick in die Zukunft geht, stammt von Sir William Preece, Chefingenieur des British Post Office, aus dem Jahre 1876: "Die Amerikaner brauchen das Telefon, aber wir nicht. Wir haben genügend Botenjungen." Es ist klar, dass Sir William in seiner Welt verharrte und sich etwas gänzlich Neues nicht vorstellen konnte. Während wir mehr über das Internet der Dinge und sein Potenzial lernen, sollten wir eine Lehre aus Sir Williams Aussage ziehen. Wir sollten nicht zu selbstgefällig über das reden, was als nächstes passieren wird oder wie genau wir dies voraussehen können. Aber es gibt zumindest einige plausible Prognosen zum Thema.
Daniel Wellers, Strategy and Research Lead für SAP Portfolio Marketing, hat über die Zukunft des Internets der Dinge in einem Beitrag auf der Website des Weltwirtschaftsforums berichtet. Er schreibt: "Wir werden wirklich andere Dinge tun, anstatt die Dinge nur anders zu machen. Die heutigen Prozesse und Probleme sind nur ein kleiner Teil der vielen, vielen möglichen Szenarien, wenn praktisch alles instrumentiert, miteinander verbunden ist und intelligent gesteuert wird."
Ein McKinsey Report prognostiziert den wirtschaftlichen Wert des IoT auf elf Billionen US-Dollar im Jahr 2025. Die Zukunftsforscher erwarten, dass das IoT jeden Teil unseres Lebens, von Autos über Fabriken, landwirtschaftliche Betriebe, Krankenhäuser bis hin zu Smart Cities berühren wird.
Dies steht im Einklang mit den Kommentaren und Vorwarnungen von Robert Smith, Gründer und Chairman des amerikanischen Investors Vista Equity Partners, im Rahmen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums im Januar: "Ich ziehe es vor, es das Internet of Everything zu nennen", sagte er und fügte hinzu: "Wir müssen nicht dort enden, wo uns die Technologie hinführt, aber wir sollten sicherstellen, dass sie uns dorthin mitnimmt, wo wir hin wollen." Diese Sitzung stand unter dem Titel "The Internet of Things Is Here", das Internet der Dinge ist also bereits da.
Das IoT ist bereits da - aber nicht überall
Es tut sich einiges im Consumer-Bereich, von Smart Watches am Armgelenk bis zum Smart Home. Einige Entwicklung sollten allerdings auch eine Warnung sein. Google zum Beispiel sicherte sich mit dem Kauf von Nest eine Smart Appliance. Doch vor kurzem ist der Gründer von Nest zurückgetreten. Das Unternehmen hatte technische Schwierigkeiten, die in öffentlichen Kundenbeschwerden resultierten.
Und Nest ist in dieser Hinsicht nicht allein. Was Early Adopters gerade erfahren, ist die Realität eines fragmentierten Markts mit noch nicht ausgereiften Produkten. Der Smart-Home-Bereich ist vielversprechend, aber noch nicht ausgereift genug, in der Realität auch alles perfekt umzusetzen - und dabei nicht zuletzt auch eine Baustelle in Sachen Datensicherheit.
IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Das industrielle IoT erweist sich in dieser Beziehung anders. Mehrere Branchen sind bereits seit längerem Early Adopters des IoT, zum Beispiel die Landwirtschaft und der Energiesektor. In den meisten Ländern ist die Landwirtschaft für bis zu 90 Prozent des Wasserverbrauchs verantwortlich. So bietet es sich an, hier nach neuen Wegen für ein verbessertes Wassermanagement und für Nachhaltigkeit zu suchen. Wir wissen, dass Wasser ein kostbares Gut ist und zunehmende Wasserknappheit eine echte Bedrohung für die wirtschaftliche und soziale Stabilität darstellt.
Ein Beispiel ist das kalifornische Central Valley, wo IoT-Technologie mit neuen Strategien und Infrastrukturen kombiniert wird. Dort erfassen IoT-fähige Bewässerungssysteme die Bodenbedingungen, um die Bewässerung zu automatisieren und Verschwendung zu minimieren. Die Landwirte nutzen nun Sensoren, die für alles verfügbar sind, vom intelligenten Stall über Traktoren bis hin zu Kühen. Dies nennt sich "Precision Farming", bei dem die Ressourcen effizienter verwaltet werden, um die Ernteerträge zu erhöhen. Kurz gesagt: Wassermanagement wird zu Datenmanagement.
Im Energie- und Versorgungssektor wird das IoT verwendet, um den Herausforderungen der Energieeffizienz, einer alternden Infrastruktur und der steigenden Nachfrage zu begegnen. Die Stromversorger haben auch mit gesetzlichen Vorschriften, vor allem für Emissionsgrenzen, zu kämpfen. Das IoT hilft bei der Erfassung der Daten, die aus Zählern, technischen Komponenten und dem Übertragungsnetz stammen. Sensoren geben Hinweise auf defekte Transformatoren oder Bäume, die Stromleitungen beeinträchtigen. Sie können schwer zugängliche Infrastruktur überwachen und Predictive-Analytics-Methoden nutzen, um fundierte Entscheidungen rund um die Wartung und Erneuerung der Infrastruktur zu treffen.
Schneller Zugriff auf Daten wird immer wichtiger
Es gibt weitere Beispiele der IoT-Nutzung in wichtigen Branchen, darunter dem Gesundheitswesen, der Fertigung, dem Transport und Einzelhandel. In der US-Presse wird aktuell der Umzug des Hauptsitzes von General Electric (GE) nach Boston diskutiert - ein Megaprojekt in vielerlei Hinsicht. Dabei geht es um "das Potenzial, unsere IoT-Industrie-Cluster zu vermengen, um zum Marktführer in einer noch neuen Sparte zu avancieren, die sich der Vernetzung großer und kleiner Maschinen verschrieben hat - in unseren Häusern, auf den Straßen, in unseren Fabriken. Diese sollen sich künftig wandeln, mithilfe von Unmengen an Daten, die sofort verwertet werden können", ist vom ehemals größten Unternehmen der Welt zu lesen. Der schnelle Zugriff auf Daten wird dabei immer wichtiger. Effizientes Datenmanagement, basierend auf einer intelligent verwalteten virtuellen Datenbasis, könnte zum entscheidenden Kriterium für die weitere Erfolgsstory des Internets der Dinge werden.
Es lässt sich schwer sagen, ob Boston durch General Electric zum Silicon Valley des IoT wird. Das industrielle Internet der Dinge ist aber bereits da - und das nicht nur in Boston, sondern auch in München, Stuttgart und Walldorf.
Ein Ort als Denkweise: Was das Silicon Valley Deutschland voraus hat