Die Branche der Systemhäuser verlebte entspannte Jahre 2012 und 2013: Ihre Umsätze entwickelten sich prächtig, weil die wichtigste Klientel, der wirtschaftlich starke deutsche Mittelstand, mitten in der europäischen Wirtschaftskrise die Servicepartner regelmäßig mit Aufträgen zur Erneuerung ihrer IT-Installationen versorgte. Die Wertschätzung beruht offensichtlich auf guter Arbeit. Die jährliche Umfrage der COMPUTERWOCHE unter den Kunden der IT-Dienstleister dokumentierte 2013 eine bemerkenswerte Qualität. Schulnoten besser als zwei für die Systemhäuser sind keine Seltenheit, wenn Kunden ihre Zufriedenheit mit ihren Projekten angeben.
Die Durchschnittsnote über alle befragten Anbieter und Größenklassen hinweg beläuft sich auf 1,82 und liegt damit unterhalb des Vorjahreswerts. Damals vergaben die befragten Anwender eine Schulnote von 1,71. Der Wermutstropfen ist zu verdauen, konnten die Systemhäuser sich insgesamt doch auf sehr hohem Niveau behaupten.
Um bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten, gibt es den Award „Beste Systemhäuser 2013“ in drei Größenklassen. Als Klassifizierungsmerkmal gilt der Jahresumsatz, den die Systemhäuser 2012 in Deutschland erwirtschaftet haben. Die Systemhäuser werden folgenden Umsatzklassen zugeordnet:
Kleine Anbieter mit einem Jahresumsatz bis zu 50 Millionen Euro.
Mittelständische Systemhäuser mit Einnahmen von 50 bis 250 Millionen Euro per annum.
Große Dienstleister mit mehr als 250 Millionen Euro Jahresumsatz.
Wer nach oben will, muss die Durchschnittsnote deutlich übertreffen. Das gilt ganz besonders für kleine und mittelgroße Anbieter. Die großen Provider werden traditionell kritischer bewertet, doch auch hier benötigte der Gewinner 2013 eine Note besser als das Mittel.
Am überzeugendsten ist das in diesem Jahr den Anbietern Dualution, IT-Haus und Allgeier gelungen. Sie sind die Gewinner des Systemhaus-Awards 2013. Damit wurde in allen drei Umsatzkategorien der Sieger des Vorjahres abgelöst.
Die besten großen Systemhäuser
Im aktuellen Ranking der großen Systemhäuser mit einem Jahresumsatz von mehr als 250 Millionen Euro hat sich einiges verschoben. Erstmals konnte sich Allgeier den Spitzenplatz in dieser Umsatzkategorie sichern. Qualität und Kundenzufriedenheit haben offenbar unter dem schnellen Wachstum der vergangenen Jahre nicht gelitten. Ganz im Gegenteil. In dieser Gewichtsklasse ist Allgeier neben T-Systems (plus 0,01) das einzige Unternehmen, das sich in der Kundengunst gegenüber Vorjahr verbessern konnte.
230 von Allgeier betriebene Projekte wurden mit der Durchschnittsnote 1,69 bewertet. Das ist um 0,12 Punkte besser als 2012. Der Vorjahressieger Cancom sackte dagegen um 0,34 Punkte auf die Note 2,07 ab und belegte damit den Platz vier.
Auf Rang zwei schob sich in diesem Jahr ein Neuling dieser Kategorie. Erstmals stellte sich Fritz & Macziol dem Wettbewerb in der höchsten Umsatzklasse und stürmte flugs nach vorn. Das Haus steigerte seinen Jahresumsatz auf über 250 Millionen Euro und entwuchs damit der mittleren Umsatzkategorie. Die Kunden waren mit den von Fritz & Macziol gelieferten Ergebnissen sehr zufrieden und vergaben für insgesamt 205 bewertete Projekte die Gesamtnote 1,78.
Bechtle rutschte ein wenig im Kundenurteil ab, konnte sich aber mit einer Note von 2,04 wie im Vorjahr den dritten Platz sichern. Dem Unternehmen gelingt immer wieder der Sprung in die Top drei. Nur den ersten Platz konnte Bechtle noch nicht erringen.
Die besten mittelgroßen Systemhäuser
Im Wettbewerb der mittelgroßen Systemhäuser kam es in diesem Jahr zur Rochade auf den ersten Plätzen. Sysback räumte Platz eins zugunsten von IT-Haus, Zweitplatzierter des Vorjahrs. Wie fast alle Systemhäuser haben auch diese beiden in der Gunst der Kunden gegenüber 2012 leicht verloren. Das IT-Haus rutschte um 0,06 Punkte minimal auf die Note 1,32 ab. Sysbacks Note verschlechterte sich auf 1,38. Beide übertreffen die Durchschnittswerte der mittleren Anbieter von 1,93 dennoch deutlich.
Auch SVA Systemvertrieb Alexander büßte gegenüber 2012 leicht ein, verharrt in der Kundengunst aber auf hohem Niveau. Die Kunden bewerteten 145 Projekte mit der Durchschnittsnote 1,42. Lohn der guten Arbeit ist Platz drei im Ranking der mittelgroßen Sys-temhäuser.
Bemerkenswert in der Gesamtliste aller mittelgroßen Systemhäuser ist, dass nur zwei Anbieter ihre Beurteilungsnote verbessern konnten, und zwar ACP Holding (Platz vier) sowie NK Networks & Services (Platz elf). Dem allgemeinen Trend schwächerer Kundenbewertungen konnte sich auch Profi Engineering nicht entziehen. Der Drittplatzierte des Vorjahres wurde von den Kunden im Durchschnitt um eine Drittelnote schlechter bewertet und belegt nun den siebten Rang.
Die besten kleinen Systemhäuser
Im Wettbewerb der kleinen Anbieter gab es 2013 eine Reihe neuer Namen. Mit Dextra Data hat es sogar ein Anbieter geschafft, vom Start weg den dritten Rang zu erklimmen. Erstmals wurden Projekte dieses Anbieters in so großer Zahl benotet, dass er in die Wertung kam. Die Kunden waren mit den 20 benoteten Vorhaben so zufrieden, dass sie Dextra Data die Durchschnittsnote 1,37 gaben.
Nur knapp davor platzierten die Kunden von Advanced Unibyte ihren Projektpartner, indem sie dem Systemhaus in 82 bewerteten Projekten die Gesamtnote 1,35 erteilten. Knapp geschlagen wurde Advanced Unibyte von der neuen Nummer eins. Dualution konnte die Kundenzufriedenheit leicht auf die Note 1,25 verbessern und rückte auf den Spitzenplatz vor.
In allen seit 2008 betriebenen Umfragen hat sich stets gezeigt, dass kleine Systemhäuser besser beurteilt werden als große. Das bestätigt auch die diesjährige Erhebung: Unter den Anbietern, die sich gegenüber Vorjahr im Kundenurteil verbessern konnten, finden sich besonders viele kleine Systemhäuser.
Aufsteiger und Newcomer
In der Auswertung über alle Größenklassen hinweg ragt indes ein Systemhaus heraus, und es kommt in diesem Jahr nicht aus den Reihen der kleinen Provider: Die ACP Holding wurde in 127 bewerteten Projekten mit der Gesamtnote 1,49 bedacht, das ist eine Verbesserung gegenüber 2012 um 0,71 Punkte. Damit ist ACP Holding Aufsteiger des Jahres unter den besten Systemhäusern 2013.
Den Preis des Newcomers des Jahres gewinnt, wer erstmals an der Umfrage teilgenommen hat beziehungsweise in die Wertung gekommen ist, also die Mindestzahl von zehn bewerteten Projekten vorweisen kann. Gleichzeitig darf er nicht zu den drei Erstplatzierten in den Umsatzklassen zählen. MR-Systeme stieg von null auf Platz vier in der Rangliste der besten kleinen Systemhäuser 2013 ein und ist damit Newcomer des Jahres 2013
Die empfehlenswertesten Systemhäuser 2013
Suchen Kunden ein neues Systemhaus, vertrauen sie laut Erhebung vor allem auf persönlichen Rat von Kollegen, befreundeten Unternehmen oder Herstellern. Daher ist die Weiterempfehlungsrate ein weiterer wichtiger Gradmesser dafür, wie die Anwender die allgemeine Leistungsfähigkeit der Systemhäuser einschätzen. Die Skala reicht von null Prozent („auf keinen Fall empfehlenswert“) bis 100 Prozent („uneingeschränkt empfehlenswert“). Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass die kleinen Anbieter auch in dieser Hinsicht von ihren Kunden geschätzt werden.
Mit Dualutions, Dextra Data, MRSysteme und Advanced Unibyte werden die ersten vier Plätze ausnahmslos von kleinen Anbietern besetzt. Erst auf Rang fünf findet sich mit dem IT-Haus ein Anbieter der mittleren Umsatzklasse, und Allgeier hält auf Rang 14 die Fahne der empfehlenswertesten großen Systemhäuser hoch. Bemerkenswert ist auch hier das Abschneiden der ACP Holding, die ihre Weiterempfehlungsrate um 17,7 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr verbessern konnte. Zudem wurden sehr viele Neueinsteiger wärmstens empfohlen. Dazu zählen unter anderem Dextra Data, MR-Systeme, PDV-Systeme Sachsen und die Leitwerk AG.
Fazit: Hohes, aber schwindendes Niveau
Den Systemhäusern scheint es zu gelingen, Wachstum und Kundenzufriedenheit unter einen Hut zu bringen. Allerdings weist die diesjährige Erhebung auf erste Warnsignale hin. Die Durchschnittsnote der allgemeinen Zufriedenheit der Kunden mit ihren Systemhauspartnern ist insgesamt rückläufig. Diesen Trend sollte die gesamte Branche ernst nehmen. Qualität in den Projekten und Kundenzufriedenheit sind die wichtigsten Parameter, die jedem Anbieter unabhängig von der Größenklasse auch künftig wirtschaftliche Stabilität gewähren.
Die Umfrage
An der alljährlichen Umfrage von COMPUTERWOCHE und ChannelPartner, in deren Rahmen Anwender ihre Zufriedenheit mit ihren Systemhäusern dokumentieren, haben sich in diesem Jahr 3411 Personen beteiligt. Die Erhebung fand zwischen Mitte Mai und Anfang Juli statt. Ziel der jährlichen Befragung ist, die Kundenfreundlichkeit der Systemhäuser zu erfassen. Dazu haben die Anwender die mit Systemhäusern betriebenen IT-Projekte auf einer Schulnotenskale von eins bis sechs benotet. Die Durchschnittsnote aller Bewertungen ist Basis des Rankings.
Im Rahmen der Erhebung haben wir die Anwender zudem gefragt, welche IT-Projekte und -Installationen im Jahr 2020 vorstellbar sind. Die Auswertung listet typische IT-lastige Themen wie Harmonisierung, Mobility, Cloud Computing, Virtualisierung und Bring your own Device (ByoD) auf. Darüber hinaus beschäftigen die Anwender aber auch industriespezifische Herausforderungen. Oft genannt wurden unter anderem Connected Car, Realtime Analytics, E-Health und Industrie 4.0. Die häufigste Nennung betraf indes die Sicherheit. (mhr / rb)