Hacks, Urteile, Spaltungen und viel Geld

Das war das IT-Jahr 2015

13.01.2016 von Martin Bayer
Erschreckende Hacker-Attacken, die Rekordübernahme von EMC durch Dell, eine schmerzhafte Aufspaltung von Hewlett-Packard sowie spektakuläre politische und juristische Entscheidungen - das IT-Jahr 2015 war alles andere als langweilig.

Über allem schwebt das Damoklesschwert der Digitalisierung: Unternehmen müssen nicht nur über ihre Prozessketten, sondern über ihre Geschäftsmodelle insgesamt nachdenken. Die IT gerät zunehmend in eine Schlüsselrolle. Nicht immer ist sie darauf vorbereitet.

Januar

Die weltweiten IT-Geschäfte standen 2015 ganz im Zeichen des starken Dollars - sehr zum Leidwesen der US-Hersteller, denn die Stärke der amerikanischen Währung machte die Produkte von IBM, Oracle und Co. außerhalb der USA teurer. Ein Effekt, der sich deutlich in den Bilanzen der US-Anbieter widerspiegelte. Für die vielfach stagnierenden oder rückläufigen Einnahmen und Gewinne waren neben strukturellen Marktveränderungen auch Währungsschwankungen verantwortlich.

Gartner sah sich denn auch gleich zu Jahresbeginn veranlasst, seine Vorhersagen für das Wachstum der weltweiten IT-Ausgaben zu senken. Statt des zuvor prognostizierten Anstiegs von 3,9 Prozent sollten es jetzt nur noch 2,4 Prozent mehr werden, das globale Volumen sollte nun 3,8 Billionen Dollar betragen. Bald schon folgten weitere Korrekturen. Im April sprachen die Analysten erstmals von einem Minus - um 1,3 Prozent auf 3,66 Billionen Dollar. Im Juli korrigierten sie ihre Prognose auf 3,5 Billionen Dollar, ein Minus von 5,5 Prozent.

Die Analysten sprachen von einem regelrechten "Währungsschock". Im Sommer warnten die Marktbeobachter die CIOs, sie müssten angesichts der starken US-Währung mit anhaltend teuren Preisen für in Dollar zu bezahlende Produkte rechnen und ihre Budgets entsprechend planen und anpassen.

Keine leichte Aufgabe in einer Zeit, in der viele Veränderungen und Umbrüche anstehen. Zentrale Trendthemen, die den Schwung unvermindert aus 2014 mit ins laufende Jahr nehmen konnten, waren Industrie 4.0 und die Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen quer durch viele verschiedene Branchen. In der Trendumfrage des Bitkom zu Anfang des Jahres tauchte Industrie 4.0 erstmals unter den Top Five der Hightech-Themen auf - neben Klassikern wie Cloud Computing, IT-Sicherheit und Big Data Analytics.

Konkrete Formen nahm die Digitalisierung im Straßenverkehr an. Google kündigte zu Jahresbeginn an, für Tests seines ersten selbstfahrenden Autos eine Flotte von 150 Wagen bauen zu wollen. Partner des Projekts sind unter anderem die deutschen Zulieferer Bosch, Continental und ZF Lenksysteme. Und auch rund um Apple verdichteten sich die Spekulationen um ein mögliches iCar. Angeblich habe der Konzern die Entwicklung an seinem Elektroauto beschleunigt und als Zieldatum das Jahr 2019 gesetzt, hieß es unter Berufung auf informierte Kreise. Die Verantwortlichen hätten zudem die Erlaubnis bekommen, das bisher 600 Mitarbeiter starke Team zu verdreifachen. Offiziell äußert sich Apple 2015 aber nicht dazu.

Das Connected Car des Jahres 2015 & die besten Car-IT-Lösungen
"Auto Connect Trophy 2015"
Rund 12.500 Leser der Fachzeitschriften "Auto Zeitung" und "Connect" haben die besten Car-IT- und Connectivity-Lösungen gewählt - und das Connected Car des Jahres 2015. Hier kommen die Gewinner!
Bestes Bedien- und Anzeigekonzept
In dieser Kategorie siegt Audi mit seinem "MMI Touch"-Interface im gerade ganz frischen Luxus-SUV Q7. Die Möglichkeit zur Bedienung mittels Sprachsteuerung und das große Touchpad, das auf Tippen und auf handschriftliche Zeichen reagiert, haben knapp 39 Prozent der Leser von "Auto Zeitung" und "Connect" überzeugt. Auf den Plätzen folgen die Lösungen von BMW und Mercedes.
Beste Sprachsteuerung
Auch in der Kategorie Sprachsteuerung heißt der Sieger Audi. Die - beispielsweise im aktuellen Audi TT Coupé erhältliche - "MMI"-Sprachsteuerung erkennt und verarbeitet natürlich gesprochene Sätze. Das hat 38 Prozent der Leser überzeugt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Lösungen von BMW und Mercedes.
Beste Business-Lösung / Infodienst
Geht es um die beste Business-Lösung, beziehungsweise den besten Infodienst, hat BMW die Nase vorn. Der "Concierge-Service" des Münchner Autobauers überzeugt mit Features wie Hotelbuchung, Übersetzungshilfe und Sekretariats-Dienst stolze 55 Prozent der Leser. Volvos Cloud-Dienste und Opels "OnStar"-Lösung belegen die Plätze zwei und drei.
Bestes Audio-Soundsystem
Fast 49 Prozent der "Auto Connect Trophy"-Teilnehmer entschieden sich für das "3D"-Soundsystem aus dem Hause Bang & Olufsen, das zum Beispiel für den aktuellen Audi Q7 erhältlich ist. Die Klangqualität und eine leichte Bedienung sind für die Teilnehmer die Qualitätsmerkmale des B&O-Soundsystems. Platz zwei belegt das Bose-Soundsystem, das in Fahrzeugen von Mazda zu finden ist, Rang drei belegen die Audio-Lösungen von Burmeister, die in Mercedes-Fahrzeugen zu finden sind.
Bestes Nachrüst-Radio
Klingt analog, ist es aber nicht: das Blaupunkt DAB+-System "Cape Town 945" auf Android-Basis ist für 25 Prozent der Leser das beste Digitalradio zum Nachrüsten. Damit kann Blaupunkt die Konkurrenzprodukte von Pioneer und Becker auf die Plätze verweisen.
Beste Smartphone-Integrationslösung
Audis "Phone Box" und ihre Möglichkeit zum induktiven Laden und kabelloser Datenübertragung ist die beste Smartphone-Integrationslösung 2015 - meinen 37 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die Mercedes "Komfort-Telefonie" und die Volkswagen "Koppelbox" belegen die Plätze zwei und drei.
Bestes Funknetz
"Erdrutsch"-Sieg für die Deutsche Telekom in der Kategorie "Bestes Funknetz": 57 Prozent der Teilnehmer sind der Ansicht, dass das Netz der Telekom dank LTE-Ausbau und stabiler Verbindungsqualität nicht zu schlagen ist. Die Wettbewerber Vodafone und O2 belegen die Plätze zwei und drei.
Bester In-Car-Hotspot
Kein Connected Car ohne Hotspot. Den besten ins Auto integrierten WLAN-Hotspot bietet nach Meinung von 38 Prozent der Leser Audi - auch dank eines einfachen Zugangs für bis zu acht Personen gleichzeitig. BMW und Mercedes haben auch in dieser Kategorie das Nachsehen.
Bestes Navigationssystem
Audis "Virtual Cockpit" (zum Beispiel erhältlich im aktuellen Audi TT und Q7) überzeugt knapp 38 Prozent der Umfrageteilnehmer und ist damit das beste (werksseitig integrierte) Navigationssystem - noch vor BMWs "Navi Professional" und dem "Comand"-System von Mercedes.
Bestes Nachrüst-Navigationssystem
Bei den Navi-Lösungen zum Nachrüsten siegt Navigations-Urgestein TomTom mit dem "Go 5100". Verkehrsinfos in Echtzeit und eine integrierte SIM-Karte überzeugen 45 Prozent der Leser. Garmins "Nüvi 67 LMT" landet auf Rang zwei, das Becker "Professional.6 LMU" rangiert auf dem dritten Platz.
Beste Stauwarnung in Echtzeit
Google Maps bietet die beste Echtzeit-Stauwarnung - sagen 30 Prozent der "auto Zeitung"- und "Connect"-Leser. Die Lösungen HD Traffic und Staufunk TMC pro belegen Platz zwei und drei.
Beste App fürs Auto
Die "Clever-tanken"-App ist für 49 Prozent der Umfrageteilnehmer die beste Auto-Applikation des Jahres 2015. Sie hilft, die günstigste Tankgelegenheit in der Umgebung zu identifizieren. Die ADAC "Auslandshelfer-App" landet auf Platz zwei, die Fahrzeug-Such-App "Find My Car" auf dem dritten Rang.
Beste App der Autohersteller
Die beste Hersteller-App bietet nach Meinung von nahezu 32 Prozent der Leser Audi mit seiner "Konfigurator"-App, die Kunden auch unterwegs das Audi-Neufahrzeug der Wahl en detail zusammenstellen lässt. BMWs "MyRemote"-App, mit deren Hilfe sich Fahrzeugfunktion per Smartphone aus der Ferne steuern lassen, landet auf dem zweiten Rang. Die "Guides"-App von Mercedes bietet eine elektronische Bedienungsanleitung für so gut wie jedes Daimler-Fahrzeug, muss sich jedoch mit Rang drei begnügen.
Beste Musik-App
Geht es um Musik-Streaming im Auto, setzen knapp 47 Prozent der Teilnehmer auf den Streaming-Dienst von Spotify. Napster und Deezer sind dagegen nur zweite, beziehungsweise dritte Wahl.
Beste Navigations-App
Google Maps ist nach Ansicht der Umfrageteilnehmer auch bei den Navi-Apps Spitze. 32 Prozent setzen auf den Google-Dienst und geben ihm damit den Vorzug vor Lösungen von TomTom und Navigon.
Beste Carsharing-App
Der von Daimler und Europcar ins Leben gerufene Carsharing-Dienst "Car2go" ist für 41 Prozent der Leser die Nummer eins unter den Carsharing-Apps. BMWs "DriveNow" und die App des Carsharing-Verbunds Stadtmobil komplettieren das Podium dieser Kategorie.
Bester Sicherheitsassistent
Audis Abbiege-Assistent (ebenfalls für den neuen Q7 zu haben) überzeugt 25 Prozent der Leser. Das Sicherheits-Feature überwacht beim Linksabbiegen den Gegenverkehr und leitet - falls nötig - eine Bremsung ein. Audi sichert sich in dieser Kategorie den Sieg vor dem "Assist-Paket Plus" aus dem Hause Daimler und der "Multikollisionsverhinderung" der Konzern-Mutter Volkswagen.
Beste Fahrerunterstützung Stau
Sieg-Kategorie Nummer neun für Audi: Der "Stop&Go-Stauassistent", der den Fahrer durch Bremsen, Gas geben und Lenken unterstützt, ist die beste Stau-Lösung in den Augen von 46 Prozent der Teilnehmer. Mercedes ("Stop&Go-Pilot") und BMW ("Driving Assistent Plus") haben erneut das Nachsehen.
Connected Car des Jahres 2015
Dieser Sieg ist das Tüpfelchen auf dem I für den Audi-Triumph bei der "Auto Connect Trophy 2015": Der in diesem Jahr in zweiter Generation erschienene SUV Q7 ist das Connected Car des Jahres - zumindest meinen das 41 Prozent der Leser. Audis LTE-fähige Wuchtbrumme verweist damit die Mercedes S-Klasse und den BMW i3 auf die Ränge zwei und drei.

Im Zuge der Diskussionen über autonom fahrende und vernetzte Fahrzeuge trat im Jahresverlauf jedoch mehr und mehr auch der Sicherheitsaspekt in den Blickpunkt. Experten des ADAC berichteten im Januar über eine Sicherheitslücke im "ConnectedDrive"-System von BMW. Per Funk ließen sich die betroffenen Fahrzeuge entriegeln. Im Juni sorgte ein Bericht der Security-Forscher Charlie Miller und Chris Valasek für Aufsehen. Ihnen war es gelungen, eine kritische Schwachstelle im Infotainment-System von Fiat Chrysler auszunutzen. So konnten sie die Kontrolle unter anderem von Bremsen, Beschleunigung und sogar Lenkung übernehmen. Und nicht nur Automobile weisen offenbar gravierende Sicherheitslücken auf.

Sicherheitsexperte Chris Roberts gab im Mai zu Protokoll - nachdem ihn das FBI erst einmal festgesetzt hatte -, dass es ihm in den vergangenen Jahren mehrfach gelungen sei, sich in die Systeme von fliegenden Passagierflugzeugen einzuklinken. Dabei habe er eigenen Angaben zufolge sogar die Kontrolle über die Steuerung übernehmen und beispielsweise einen Steigflug einleiten können.

Für Aufregung sorgte zu Jahresanfang auch ein Bericht des IT-Wirtschaftsjournalisten Robert X. Cringely. Seinen Recherchen zufolge plant IBM unter dem Codenamen "Project Chrome", sich von einem Viertel seiner rund 430.000 Mitarbeiter zu trennen. Die Entlassungen seien auf Misswirtschaft des Managements zurückzuführen und Teil eines gewaltigen Umstrukturierungsvorhabens. IBM wies die Berichte postwendend zurück. Es gebe zwar Umbauten. Davon seien jedoch nur einige Tausend Mitarbeiter betroffen.

Februar

Auch 2015 wurde heftig über die Rolle des CIO diskutiert. Ist er nun Hausmeister für den IT-Betrieb oder Treiber und Innovator für das digitale Business? Öl ins Feuer goss Gartner mit seiner Studie "2015 CIO Agenda: A German Perspective". Darin beschrieben die Analysten deutsche CIOs als konservativ, kostenfixiert und kontaktscheu gegenüber dem Business. Nach wie vor kümmerten sie sich vorwiegend um ihr Stammgeschäft rund um ERP, die Infrastruktur und das Rechenzentrum. Einziger Lichtblick: In puncto Industrie 4.0 könne sich die Bundesrepublik durchaus sehen lassen, zumindest im europäischen Vergleich.

Der SaaS-Pionier Salesforce.com entwickelte sich 2015 weiter zu einer immer beachtlicheren Größe im weltweiten Software-Business. Im Geschäftsjahr 2014/15, das im Januar endete, verzeichnete die Cloud-Company Einnahmen in Höhe von knapp 5,4 Milliarden Dollar. Einziger Wermutstropfen: Das 1999 gegründete Unternehmen steckt immer noch in den roten Zahlen. Zuletzt belief sich das Jahresdefizit auf fast 263 Millionen Dollar. Im Frühjahr kursierten Gerüchte um einen möglichen Verkauf. Angeblich habe Salesforce Banker damit beauftragt, Übernahmeanfragen zu sichten. Angesichts einer Marktkapitalisierung von damals rund 46 Milliarden Dollar wäre so ein Deal aber nur von wenigen Unternehmen zu schultern gewesen. Als mögliche Kaufinteressenten wurden Microsoft, IBM, Oracle, Google sowie SAP gehandelt. Weiter konkretisiert haben sich die Spekulationen indes nicht.

Die Enthüllungen über Schnüffel- und Spähaktionen westlicher Geheimdienste rissen 2015 nicht ab. Die Enthüllungs-Website "The Intercept" berichtete unter Berufung auf Dokumente des Whisteblowers Edward Snowden, dass der US-Geheimdienst NSA sowie dessen britisches Pendant GCHQ in großem Stil Verschlüsselungscodes für SIM-Karten gestohlen hätten, um die Handy-Kommunikation von Millionen Menschen abzuhören. Und auch der hiesige Bundesnachrichtendienst (BND) arbeitet wohl längst nicht so integer, wie deutsche Politiker gern glauben machen wollten.

Die NSA-Affäre - Chronologie Juni 2013 - Mai 2014
Der NSA-General versucht sich am Klartext
Auf der Konferenz Blackhat verspricht NSA-Chef Keith Alexander dem Publikum Aufklärung. Übrig bleiben am Ende eine ordentliche Portion Pathos und ein gutes Bauchgefühl für Amerikaner. Bewohner andere Länder erfahren dagegen kaum Neues.
Prism und Tempora – keine große Überraschung
Die Aufregung ist groß. Da erlauben es sich amerikanische und britische Geheimdienste doch glatt, „das Internet“ abzuhören. Die Ausspähprogramme Prism und Tempora haben der Welt gezeigt, was Geheimdienste können und wollen.
Echtzeitüberwachung auch in Deutschland?
Auch in Deutschland ist unter bestimmten Bedingungen die Überwachung der Bürger möglich. Welche Gesetze hierbei greifen, erörtern die beiden Rechtsanwälte Michael Rath und Christian Kuß in einem Gastbeitrag.
Bei uns sind Kundendaten sicher
Das Prism-Projekt der US-Behörden hat einmal mehr gezeigt, wie verletzlich der Datenschutz in weltweit vernetzten IT-Systemen ist. Wir haben bei deutschen und in Deutschland tätigen Providern angefragt, wie sie es mit der Herausgabe von Kundendaten halten.
PRISM wirft Schatten über Sicherheitskonferenz
Anfang August treffen sich IT-Sicherheitsexperten in Las Vegas, um sich dort über die neuesten Schwachstellen und Bedrohungen auszutauschen. Dieses Jahr wurde die Konferenz aber nicht nur vom PRISM-Skandal überschattet - sondern auch von einem Todesfall.
Firmen suchen nach Spähskandal Sicherheit
Ob Microsoft, Apple oder Google - US-Geheimdienste greifen bei amerikanischen Konzernen Nutzerdaten ab. Das beunruhigt nicht nur Privatleute, sondern auch Firmen. Eine Chance für IT-Sicherheit "Made in Germany"?
NSA darf Telefongespräche von US-Bürgern weiter überwachen
Der amerikanische Geheimdienst NSA darf die Telefongespräche von US-Bürgern auch künftig im großen Stil überwachen.
CIO-Verband Voice zieht Konsequenzen aus dem NSA-Programm
Der Anwenderverband Voice ist seinerzeit angetreten, um sich einzumischen. Das tut er nun auch in Sachen PRISM. Voice-Sprecher Thomas Endres fordert die Plattformanbieter auf, zur Aufklärung beizutragen.
NSA-Affäre lässt Vertrauen in die Cloud sinken
Internet-Nutzer sind wegen der NSA-Spähaffäre einer Umfrage zufolge weniger bereit, ihre persönlichen Daten extern in der Cloud kommerzieller Anbieters zu speichern.
SAP-Chef will europäisches Abkommen für Datenverkehr
Die jüngsten Enthüllungen über die Internet-Überwachung durch US-Geheimdienste geben europäischen Cloud-Diensten Rückenwind. Doch SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe warnt, dass ohne einheitliche Standards nationale Alleingänge drohen.
Haben die USA Merkels Handy überwacht?
Obama hat die Abhörskandale seiner Geheimdienste bisher eher lässig behandelt - und überstanden. Doch jetzt gibt es immer mehr internationalen Druck. Nicht nur Frau Merkel ist irritiert.
Ex-Chef von NSA und CIA ließ sich im Zug belauschen
Als NSA-Chef hatte Michael Hayden das Kommando über den wohl mächtigsten Abhördienst der Welt - jetzt ließ er sich selbst in einem Zug belauschen.
Secusmart-Chef: "Es war Merkels Parteihandy“
Secusmart stellt für die Regierung abhörsichere Handys her. Unsere Schwesterpublikation CIO.de sprach bereits vor der aktuellen Snowden-Enthüllung mit Geschäftsführer Hans-Christoph Quelle.
Telekom arbeitet an Allianz für deutsches Internet
Die Berichte über die NSA-Überwachung könnten das Internet spalten. Die Deutsche Telekom zimmert eine Allianz für ein Netz zusammen, in dem Daten Deutschland oder Europa nicht verlassen sollen.
T-Systems konkretisiert Clean-Pipe-Pläne
Nachdem die Telekom in den Medien für ihre Vorstellungen eines "sicheren deutschen Internets" heftig kritisiert wurde, hat nun zumindest T-Systems seine Clean-Pipe-Pläne für Unternehmenskunden konkretisiert.
CSC ist in die NSA-Falle getappt
Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) stellt eine Verknüpfung zwischen den US-Aufträgen des Spionagedienstes NSA an den IT-Dienstleister CSC und dessen Aktivitäten mit deutschen Behörden her. Belege für Verfehlungen infolge der Verquickung gibt es nicht, aber einen unerhörten Verdacht.
CSC-Spionage: "Absolut undenkbar"
Der IT-Service-Provider CSC steht unter Spionageverdacht. Klaus Plönzke, Gründer des IT-Beratungshauses Ploenzke, aus dem später CSC Deutschland hervorging, hält das im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE für abwegig.
Nutzung von Internet-Diensten trotz NSA-Skandal ungebrochen
Internetdienste wie E-Mail erfreuen sich in Deutschland auch nach der Spähaffäre um den US-Geheimdienst NSA ungebrochener Beliebtheit.
Online-Kriminelle rücken im Schatten der NSA-Affäre vor
Während alle Welt über die Enthüllungen zur NSA-Spionage entsetzt ist, sind die Online-Kriminellen aktiv wie eh und je. Die IT-Branche warnt davor, das vor lauter Aufregung über staatliche Überwachung zu vergessen.
Sammelwut der NSA hilft kaum gegen Terrorismus
Nachdem sie 225 Terrorfälle in den USA seit 2001 analysiert hat, kommt die Denkfabrik "New America Foundation" zu dem Schluss, dass die massenhafte Sammlung von Telefongesprächsdaten durch die NSA "keinen erkennbaren Einfluss auf deren Verhinderung" gehabt habe.
CCC-Sprecher: "Verschlüsselt alles!"
Verschlüsselung für Nutzer, Daten-Transparenz für Regierungen und Konzerne - das ist der Weg für das Internet nach Ansicht der Netz-Aktivisten vom Chaos Computer Club. "Wir brauchen Verschlüsselung überall", forderte CCC-Sprecher Frank Rieger am Sonntag bei der Innovationskonferenz DLD in München.
"PRISM hilft, überflüssige Produkte zu verkaufen"
Sicherheitsverantwortliche britischer und amerikanischer Unternehmen sehen die Spionageaktivitäten ihrer Geheimdienste nicht so kritisch wie ihre Kollegen aus deutschen Landen.
Geheimdienste zapfen App-Daten an
Es gibt kaum noch einen Bereich des digitalen Lebens, der nicht von der Datensammelwut des US-Geheimdienstes NSA erfasst wurde. Neuen Enthüllungen zufolge sind auch populäre Apps betroffen - von denen viele mehr Informationen sammeln, als dem Nutzer bewusst ist.
Angry-Birds-Macher weisen Schnüffelvorwürfe zurück
Die Macher von Angry Birds haben sich nun zu den Berichten geäußert, laut denen Geheimdienste die Nutzer der beliebten Spiele-Apps ausspähen.
NSA-Affäre dämpft Nachfrage nach Cloud-Diensten
Das Interesse an Cloud-Diensten in Deutschland hat als Folge der NSA-Spähaffäre einen deutlichen Dämpfer erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nutzung in Unternehmen nur noch um drei Prozentpunkte angestiegen, teilte der Branchenverband Bitkom mit.
Apple bestreitet Zusammenarbeit mit der NSA
Apple hat nach neuen Enthüllungen über die Fähigkeiten der NSA zum Anzapfen von iPhones eine Kooperation mit dem US-Geheimdienst bestritten.
NSA greift Computer und Netze gezielt an
Der US-Geheimdienst NSA macht offenbar nicht davor halt, Schwachstellen bei Herstellern wie Cisco oder Dell auszunutzen. Zudem veröffentlichte der "Spiegel" einen Katalog von Ausspähtechnik der NSA. Wann und gegen wen dies eingesetzt wurde, bleibt offen.
Ex-BND-Chef: Geheimdienste und Industriespionage
Der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes August Hanning beleuchtet die Rolle und Bedeutung der Geheimdienste in der Industriespionage.
Leidenschaftlicher Appell von DLR-CIO Popp
"Wehrt euch!" – Mit diesen einfachen Worten lässt sich zusammenfassen, was DLR-CIO Hans-Joachim Popp den Zuhörern zu Industriespionage und NSA mit auf den Weg gab.
NSA will Quantencomputer zum Ausspähen
Nach neusten Gerüchten arbeitet die NSA an einem Quantencomputer arbeitet. Dieser soll auch hochgeschützte Computer von Banken und Regierungen knacken können.
Snowden ruft Internet-Unternehmen zur Verschlüsselung auf
Edward Snowden meldet sich erneut zu Wort: Mithilfe eines Roboters trat der ehemalige Geheimdienstler auf der TED-Konferenz auf. Dort warnte er vor dem Untergraben von Sicherheitsstandards im Internet. Unternehmen müssten ihre Nutzer besser schützen.
Duell der Spione - USA und China ringen um die Cyber-Macht
Neue Enthüllungen stellen die US-Geheimdienste erneut an den Pranger. Deren Ziel: China. Dabei hatte Washington mehrmals Peking als Quelle von Hackerangriffen gebrandmarkt. Aber China könnte den USA trotzdem nur wenig nachstehen. Die Länder liefern sich ein Wettrüsten.
NSA-Skandal schadet der US-Industrie
Große amerikanische IT-Firmen appellieren gemeinsam mit ihrem IT-Verband an die US-Politik, die NSA-Überwachung zu zügeln. Der Vertrauensverlust unter südamerikanischen und europäischen Kunden schade dem Geschäft.
Deutsche Cloud-Anbieter punkten mit Datenschutz
Der NSA-Skandal hat dem Cloud Computing einen Dämpfer versetzt. Insbesondere im Mittelstand ist die Zurückhaltung gegenüber dem Auslagern der Daten weiterhin groß. Unser Reality Check zeigt aber: Deutsche Cloud-Anbieter können angesichts der gewachsenen Bedeutung von Sicherheit und Datenschutz punkten.
Web protestiert gegen NSA-Überwachung
Im Rahmen einer weltweiten Aktion protestieren am Dienstag über 5.300 große und kleine Web-Unternehmen und Organisationen gegen die NSA-Überwachung.

Im Februar kam heraus, dass die Agenten Millionen Metadatensätze aus der Überwachung von Satellitenkommunikation speicherten. Später im Jahr sickerte zudem durch, dass auch der BND westliche Verbündete ausspioniert habe. Die frühere Empörung von Bundeskanzlerin Angela Merkel - "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht" - verkam damit zu einer Peinlichkeit auf höchster politischer Ebene.

März

Die Diskussionen rund um die Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen in der Art und Weise, wie Unternehmen ihre Prozesse und ihr Geschäft abwickeln, erreichten im März zur CeBIT einen vorläufigen Höhepunkt. Berater wie die Experten von Deloitte mahnten, der digitale Wandel bringe die deutsche Wirtschaft unter Zugzwang. Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse müssten umgestellt und die Beziehungen zu den Kunden neu definiert werden. Doch viele Firmen, vor allem aus dem Mittelstand, reagierten zu behäbig auf die neuen Herausforderungen.

Der Großteil der Unternehmen sei nicht einmal ansatzweise so weit, räumte der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) ein. Rund ein Fünftel der kleinen und mittelgroßen Firmen sei noch immer nicht mit einer Website im Internet vertreten, beklagten die Verbandsvertreter. Eine Umfrage des Bitkom ergab zudem, dass viele Geschäftsführer hierzulande die Folgen der Digitalisierung eher skeptisch sehen. Jeder fünfte Firmenlenker befürchtet, dass der digitale Wandel sein Unternehmen gefährde. Jeder Dritte gab zu, mit den anstehenden Veränderungen überfordert zu sein.

Derweil plädierte Günther Oettinger, EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft, dafür, einen digitalen Binnenmarkt in Europa zu etablieren. Das wirtschaftliche Potenzial werde derzeit bei Weitem nicht genutzt, monierte der CDU-Politiker. Zudem beständen hohe Hürden durch nicht abgestimmte, ausufernde nationale Bürokratien. Oettinger sprach in der Folge von einem digitalen Flickenteppich und warnte, der zersplitterte Markt mit seinen fragmentierten Silos sei eine klare Benachteiligung gegenüber dem US-Markt. Im Mai legte die EU-Kommission ein Konzept vor, das Europas Digitalwirtschaft in Schwung bringen soll. So sollen Hürden für grenzüberschreitenden Online-Handel fallen, Nutzerrechte gestärkt und das Gebaren der großen US-Internet-Plattformen besser überwacht werden.

Zu schaffen macht allen Beteiligten allerdings der nach wie vor grassierende Fachkräftemangel. Eine Expertenbefragung des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) unter 360 Mitgliedern ergab, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standorts Deutschlands nur noch von rund der Hälfte der Befragten als "gut" oder "sehr gut" angesehen wird. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei deutlich über 50, im Jahr 2013 sogar bei über 60 Prozent. Eine der Ursachen für das schlechter werdende Ergebnis sieht der VDI im mangelnden Angebot an IT-Fachkräften auf dem deutschen Markt. Schon mehr als ein Viertel der Befragten bezeichnet die aktuelle Verfügbarkeit von IT-Fachkräften als "schlecht", der Großteil sieht sie nur mehr als "durchschnittlich".

Währenddessen bemühten sich die Hersteller um eine möglichst gute Ausgangsposition für die kommenden Geschäfte. Die Deutsche Telekom und SAP erklärten in Hannover, ein Konsortium für die Entwicklung von Standards für Industrie 4.0 auf die Beine stellen zu wollen. Damit wolle man Firmen den Weg in das neue digitale Industriezeitalter ebnen. Es müsse darum gehen, in Deutschland und Europa in Sachen Digitalisierung nicht von den großen Wirtschaftsregionen in Nordamerika und Asien abgehängt zu werden. IBM kündigte an, groß in dieses Geschäft einsteigen zu wollen. Dafür baut der Konzern eine eigene Cloud-Plattform und richtet eine spezielle Sparte in seiner Organisation ein. Drei Milliarden Dollar will sich IBM dies in den nächsten vier Jahren kosten lassen. Außerdem schmiedet der US-Konzern Allianzen mit anderen Anbietern. Im weiteren Verlauf des Jahres wurden Kooperationen unter anderem mit den Chipherstellern Texas Instruments und ARM bekannt gegeben.

April

Zwar trimmt IBM sein Business massiv in eine neue Richtung - wie viele andere Anbieter auch. Doch das neue Geschäft rund um Cloud Computing und Analytics wächst nicht schnell genug, um die Rückgänge in den klassischen Sparten auszugleichen. So brach im ersten Quartal das Hardwaregeschäft - auch durch den Verkauf der x86-Server an Lenovo - um 22 Prozent ein. Insgesamt rutschte IBM mit seinem Quartalsumsatz von 19,6 Milliarden Dollar erstmals seit langer Zeit wieder unter die 20-Milliarden-Dollar-Marke. Auch im weiteren Jahresverlauf stotterte der IBM-Motor.

Intel machte vor allem der weiter schwächelnde PC-Markt zu schaffen. In den ersten drei Monaten des Jahres fiel der Umsatz der PC-Sparte im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar. Das Geschäft mit PC-Prozessoren werde eine Herausforderung bleiben, verlautete wenig zuversichtlich aus der Konzernzentrale. Intel gelang es jedoch - im Gegensatz zum Konkurrenten AMD -, den Rückgang mit wachsenden Geschäften mit CPUs für Rechenzentren auszugleichen. Außerdem setzt der weltgrößte Halbleiterhersteller auf neue Geschäftsfelder wie das Internet der Dinge. Dafür wurde mit der "New Technology Group" eine eigenständige Entwicklungs- und Forschungseinheit gegründet.

Während die Granden des weltweiten IT-Business darum kämpfen müssen, ihr künftiges Geschäft richtig zu justieren, kommen viele der großen Internet-Companies immer besser in Fahrt - und fahren dabei auch den alten Hasen in die Parade. Der Online-Händler Amazon präsentierte im April erstmals Zahlen für sein Cloud-Geschäft, und die konnten sich durchaus sehen lassen. 1,57 Milliarden Dollar verdiente Amazon Web Services (AWS) im ersten Quartal des Jahres, ein Plus von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das operative Ergebnis der Sparte betrug 265 Millionen Dollar. Facebook steigerte in den ersten drei Monaten des Jahres seine Einnahmen um 42 Prozent auf über 3,5 Milliarden Dollar. Google schaffte ein Plus von zwölf Prozent auf einen Quartalsumsatz von 17,3 Milliarden Dollar.

Allerdings gibt es auch Internet-Companies, die sich schwertun. So will es CEO Marissa Mayer nicht gelingen, den Web-Pionier Yahoo wieder auf Kurs zu bringen. Seit Jahren stagnieren die Einnahmen, die Gewinne sind ebenfalls rückläufig. Die Twitter-Verantwortlichen schaffen es ebenfalls nicht, ein funktionierendes und profitables Geschäftsmodell rund um den Kurznachrichtendienst aufzubauen. Die Folge: Wechsel an der Unternehmensspitze und immer wieder aufkeimende Übernahmegerüchte. So warf im Juni Konzernlenker Dick Costolo das Handtuch. Das Ruder übernahm in der Folge Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey.

Mai

Angriffe aus dem Internet erreichten im gerade zu Ende gehenden Jahr eine neue Dimension. Im Mai wurde bekannt, dass Hacker über Monate Zugriff auf Daten in den IT-Systemen der obersten US-Steuerbehörde hatten. Zuvor war durchgesickert, dass es russischen Hackern offenbar im Vorjahr gelungen war, das Netz des Weißen Hauses zu entern. Cyber-Terroristen des "Islamischen Staats" (IS) legten zudem den französischen Sender TV5 Monde über Stunden hinweg lahm. Hacker aus China drangen in die Personalsysteme der US-Regierung ein. Andere Cyber-Gangster attackierten erfolgreich die Bodencomputer der polnischen Airline LOT. Und ein weiterer trauriger Höhepunkt: Security-Spezialist Kaspersky Labs musste zugeben, selbst Opfer eines ausgeklügelten Virenangriffs geworden zu sein.

In Deutschland standen vor allem politische Einrichtungen im Visier der Hacker. Anfang des Jahres hatte die prorussische Hacker-Gruppe CyberBerkut aus der Ukraine für Stunden die Internet-Seiten des deutschen Kanzleramts und Bundestags geentert. Im Frühjahr attackierten dann Unbekannte direkt das interne Netz des Bundestags. Den Experten gelang es nicht, die Schadsoftware zu stoppen. Schließlich musste im Sommer das gesamte System heruntergefahren und neu aufgesetzt werden. Woher der Angriff kam, ist bis heute nicht bekannt - oder wurde nicht mitgeteilt. Angesichts der Komplexität gehen die Experten von einem ausländischen Geheimdienst aus.

Der amerikanische Präsident Barack Obama hat die zunehmende Zahl an Cyber-Attacken auf Wirtschaft und Behörden als nationalen Notfall klassifiziert und härtere Sanktionen gegen Hacker und deren Unterstützer angekündigt. Die Aufarbeitung des eigenen Ausspähskandals rund um die NSA kam dagegen nur schleppend voran. Im Mai stimmten die Abgeordneten im Repräsentantenhaus mit überraschend großer Mehrheit dafür, den eigenen Geheimdiensten mehr auf die Finger zu schauen. Außerdem hatte zuvor ein US-Bundesgericht das massenhafte Sammeln von Telefon- und Internet-Daten als gesetzwidrig eingestuft. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) geriet in den Strudel der NSA-Affäre. Demnach habe der deutsche Geheimdienst den Amerikanern geholfen, europäische Firmen und Institutionen auszuspionieren. Die Verantwortlichen räumten Fehler ein, verteidigten die Kooperation mit der NSA jedoch grundsätzlich als unverzichtbar.

Für etliche Schlagzeilen sorgte 2015 wieder einmal der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber. Die Company sammelte erneut Milliarden bei Geldgebern ein, vor allem um ihre internationale Expansion zu finanzieren, beispielsweise in China. Die Investorenbewertung von Uber soll mittlerweile bei 50 Milliarden Dollar liegen. Kratzer bekam das Image allerdings im Sommer, als das US-Magazin "Gawker" interne Geschäftszahlen veröffentlichte. Demnach kann Uber seinen Umsatz zwar schnell steigern - angeblich waren es im vergangenen Jahr rund 400 Millionen Dollar. Unter dem Strich stehen aber tiefrote Zahlen, allein im zweiten Quartal 2014 soll das Defizit 109 Millionen Dollar betragen haben.

Juni

Microsoft lüftete im Juni das Geheimnis um den Erscheinungstermin von Windows 10: Seit Ende Juli ist die neue Windows-Generation verfügbar. Microsoft hatte das System bereits seit geraumer Zeit mit mehr als vier Millionen "Windows-Insidern" getestet. Windows 10 bekam wieder ein Startmenü, soll schneller arbeiten und überdies mit Defender-Bordmitteln besonders sicher sein. Für die meisten Nutzer ist das Upgrade auf Windows 10 kostenlos. Microsoft will das System außerdem kostenlos aktualisieren und erweitern, solange die verwendete Hardware offiziell unterstützt wird.

Sehr zum Leidwesen der PC-Bauer sorgte Windows 10 aber nicht wie sonst üblich für eine Belebung des PC-Markts. Wie schon zuvor brach auch im dritten Quartal 2015 der Absatz weiter ein, wie Gartner und IDC berichteten. Microsoft habe den Herstellern wenig Zeit gelassen, Geräte mit dem neuen Windows vorzubereiten, begründeten die Analysten die weiter schwachen Absatzzahlen. Außerdem habe das kostenlose Upgrade-Angebot wohl viele Nutzer bewogen, ihre bisherigen Computer zu behalten.

Windows 10 ist indes ein wichtiger Baustein im Konzernumbau, den CEO Satya Nadella forcierte. Beispielsweise wurde das Management weiter gestrafft. Im Juni mussten der frühere Nokia-Chef Stephen Elop, der für die Unternehmenssoftware zuständige Kirill Tatarinov sowie Eric Rudder gehen. Die Gerätesparte wurde der Windows Group zugeschlagen (Windows and Devices Group = WDG), die Dynamics-Produkte wanderten unter das Dach des Bereichs Cloud and Enterprise (C+E).

Im Juli räumte Microsoft zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015 zudem mit seinen Altlasten auf. Im Zuge der desaströsen, 9,5 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Handy-Herstellers Nokia, die noch Nadella-Vorgänger Steve Ballmer eingefädelt hatte, schrieb Microsoft 7,6 Milliarden Dollar ab. Die Folge: Ein Quartalsverlust von 3,2 Milliarden Dollar - der höchste in der Firmenhistorie. Zudem kündigte der Konzern an, weitere 7800 Stellen in seinem Handy-Geschäft zu streichen.

Noch unter dem Eindruck des massiven Angriffs auf das Bundestagsnetz haben die Abgeordneten im Juni das IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet. Dadurch entstehen für Betreiber kritischer Infrastrukturen neue Pflichten zur Einführung von Abwehrmaßnahmen sowie Nachweis- und Meldepflichten. Allerdings lässt der Gesetzesentwurf offen, wer ein Betreiber einer kritischen Infrastruktur ist.

Juli

McKinsey hat eine umfangreiche Studie zum Internet of Things (IoT) präsentiert und darin dessen wirtschaftlichen Mehrwert im Jahr 2025 auf weltweit bis zu 11,1 Billionen Dollar taxiert. Das entspräche mehr als einem Zehntel der globalen Wirtschaftsleistung, die laut Weltbank-Prognose in zehn Jahren etwa 99,5 Billionen Dollar erreichen wird. Obwohl der Hype bereits groß sei, werde das Potenzial des IoT noch unterbewertet, sagen die Experten im Rahmen der Studie "Internet of Things: Mapping the Value beyond the Hype".

Im Sommer ist passiert, wovor diverse Experten aus der Softwarebranche lange gewarnt haben: Ein Roboter hat einen Menschen getötet. Berichten zufolge wollte der Mitarbeiter in der Produktion von Volkswagen im Werk in Baunatal den stationären Roboter einrichten. Der packte den Mitarbeiter, der zu einem Team von Menschen gehörte, die das System installieren wollten, und schleuderte ihn gegen eine Metallplatte. Unabhängig davon warnten etliche Wissenschaftler und Technologieexperten in einem offenen Brief vor der Entwicklung selbständig agierender Roboter wie beispielsweise intelligenter Drohnen für Kampfeinsätze. Unterzeichnet wurde das Schreiben unter anderem von dem Astrophysiker Stephen Hawking, Apple-Mitgründer Steve Wozniak sowie dem Silicon-Valley-Star und Tesla-Chef Elon Musk.

August

Von wegen Sommerloch: Google baut sein Unternehmen radikal um - das war die Schlagzeile im August. Zu diesem Zweck hat der Internet-Riese die Holding Alphabet gegründet. Larry Page, zuletzt CEO von Google, wird CEO von Alphabet; Kompagnon Sergey Brin wird President. Den Chefsessel für die bei Google verbleibenden Internet-Aktivitäten besetzt der mächtige bisherige Produktchef Sundar Pichai. Alphabet ist laut Page "zuvörderst eine Ansammlung von Firmen".

Googles Alpha-Bet-Tiere
Eric Schmidt
Zieht als Executive Chairman von nun Alphabet weiter im Hintergrund Strippen.

Deren größte ist - und bleibt sicher auch auf absehbare Zeit - Google. Vom Suchmaschinengeschäft werden jetzt Aktivitäten getrennt, die nicht unmittelbar damit zu tun haben - als da wären Life Sciences und Lebensverlängerung (Calico), die zugekauften Nest-Geräte für das Smart Home, das "Geheimlabor" Google X für die Suche nach neuen Techniken, Google Ventures und Google Capital für die Finanzierung von Startups und langfristigen Technologietrends sowie Google Fiber für Breitbandinfrastruktur.

Das neue Firmenkonstrukt trägt die Handschrift der im Mai 2015 von Morgan Stanley zu Google gewechselten Finanzchefin Ruth Porat. Die Geschäfte liefen gut, könnten jedoch sauberer und klarer aufgestellt sein, hatte sie verlauten lassen. Allerdings läuft auch bei Google nicht alles rund. Der Konzern hat ein Verfahren der EU-Kommission wegen unfairen Wettbewerbs am Hals. Im September begann eine internationale Rechtsanwaltskanzlei, Schadenersatzklagen gegen Google zu organisieren. Und in Russland droht dem US-Unternehmen eine hohe Kartellstrafe.

September

Apple stellte im September mit dem iPhone 6s und 6s Plus eine neue Smartphone-Generation sowie mit dem iPad Pro das lange erwartete 12,9-Zoll-Tablet vor. Damit dürfte die Erfolgsgeschichte ihre Fortsetzung finden.

Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Analog dem Schritt vom iPhone 5 zum iPhone 5S bleibt das Gehäuse und die Optik der neuen Modelle iPhone 6S und iPhone 6S Plus im Prinzip unverändert zu den 6er Vorgängern.
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Einzig die Dicke der neuen S-Modelle hat um 0,2 mm geringfügig zugenommen.
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Außerdem bietet Apple das iPhone 6S und iPhone 6S Plus neben den bisherigen Farben Spacegrau, Silber und Gold auch in Rose Gold wie die Apple Watch an
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Allerdings ist beim iPhone das Gehäuse weiterhin aus Aluminium.
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Der Grund für die angestiegene Gehäusedicke liegt im neuen Material Aluminium der Serie 7000, das kratzunempfindlicher ist als bisher und schon bei der Apple Watch Sport zum Einsatz kommt.
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Außerdem sorgt eine entscheidende Neuerung des iPhone 6S / 6S Plus für mehr Dicke: das drucksensitive Display mit der Bezeichnung 3D Touch.
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Die Zoll-Größen und Display-Auflösungen bleiben unverändert.
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Mit 3D Touch lassen sich durch stärkeren Druck auf das Display zusätzliche Aktionen auslösen, wie die folgenden Bilder zeigen...
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus
Apple iPhone 6S und iPhone 6S Plus

Im Geschäftsjahr 2015, das im September endete, legte der Konzern erneut Rekordzahlen vor: Einen Jahresgewinn von 43,4 Milliarden Dollar und Einnahmen in Höhe von 233,7 Milliarden Dollar, das entspricht fast dem gesamten Bruttoinlandsprodukt von Griechenland im Jahr 2014 (238 Milliarden Dollar). Die Apple-Verantwortlichen sitzen mittlerweile auf einem Geldberg von über 200 Milliarden Dollar. 90 Prozent davon liegen aus Steuergründen außerhalb der USA.

Apple iPad Pro
Apple iPad Pro
Apple führt nach dem iPad mini und iPad Air mit dem neuen iPad Pro eine zusätzliche Tablet-Serie ein.
Apple iPad Pro
Beim iPad Pro gibt es mit 12,9 Zoll Diagonale ein deutlich größeres Display mit einer Auflösung von 2732 x 2048 Pixel.
Apple iPad Pro
Das Aluminiumgehäuse des iPad Pro ist nur 6,9 mm dick. Damit ist es nur etwas dicker als das iPad Air 2 mit 6,1 mm.
Apple iPad Pro
Die übrigen Abmessungen betragen 305,7 x 220,6 mm. Das Gewicht des iPad Pro liegt bei 713 Gramm. Zum Vergleich: Das iPad Air 2 bringt 437 Gramm auf die Waage.
Apple iPad Pro
Als Farben sind Spacegrau, Silber und Gold verfügbar.
Apple iPad Pro
Für hohe Performance sorgt der A9X-Chip mit 1,8-facher Leistung im Vergleich zum A8X des iPad Air 2. Die Speicherbandbreite und Storage-Geschwindigkeit wurden verdoppelt im Vergleich zum iPad Air 2.
Apple iPad Pro
Das Display des iPad Pro ist 78 Prozent größer als beim iPad Air 2.
Apple iPad Pro
Neu für das iPad Pro ist auch der Stylus-Stift mit dem Namen Pencil.
Apple iPad Pro
Der Stift lässt sich über einen integrierten Lightning-Stecker jederzeit wieder aufladen. Der Pencil ermöglicht über einen Sensor auch verschieden starke Drücke auf dem iPad Pro, um beispielsweise unterschiedlich dicke Striche zu zeichnen.
Apple iPad Pro
Apple bietet für das iPad Pro als Zubehör eine spezielle Tastatur im Stile eines Microsoft Surface an.
Apple iPad Pro
Mit dem Namen Smart Keyboard dient die physische Tastatur gleich als Schutzhülle und Ständer für das Tablet.
Apple iPad Pro
Das Keyboard verbindet sich über den neuen Smart Connector mit dem iPad Pro.
Apple iPad Pro
Aufstellmodus mit dem Smart Keyboard.
Apple iPad Pro
So sieht es zugeklappt aus.
Apple iPad Pro
Das Smart Keyboard bietet einen echten Tastenhub an.

Würde das Unternehmen das Geld zurück in die Vereinigten Staaten holen, würde der dortige Fiskus kräftig zulangen. Ein Grund, warum auch andere große amerikanische IT-Anbieter ihr Geld im Ausland horten.

Oktober

Für einen Paukenschlag sorgte im Oktober Dell. Der texanische PC-Hersteller verkündete, für 67 Milliarden Dollar den Speicherspezialisten EMC übernehmen zu wollen. Das ist die größte Akquisition aller Zeiten in der weltweiten IT-Branche. 33,15 Dollar je Anteil wollen Dell, sein Großinvestor Silver Lake, die Private-Equity-Firma MSD Capital und Temasek, eine staatlich geführte Beteiligungsgesellschaft aus Singapur, für 70 Prozent an EMC zahlen. Allein der Virtualisierungsspezialist VMware, an dem EMC 81 Prozent der Anteile hält, wird an der Börse mit knapp 30 Milliarden Dollar gehandelt. Für den Deal brauchen die Partner 40 Milliarden Dollar von Banken.

Einen Rekord gab es auch in der deutschen IT-Szene. Erstmals wurde bei den IT-Jobs die Millionen-Marke geknackt. So erwartet der Bitkom bis Jahresende mehr als eine Million IT-Beschäftigte. Damit seien in den vergangenen fünf Jahren rund 135.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Branche festige ihre Rolle als zweitgrößter industrieller Arbeitgeber, knapp hinter dem Maschinenbau.

Allerdings dürfte die Arbeitswelt in Zukunft etwas durcheinandergeraten. Industrie 4.0 hat Folgen für den Arbeitsmarkt. Marktforschern zufolge stehen bis zu 60.000 Jobs auf der Kippe. Zwar dürften mit dem digitalen Wandel in der Produktion in Deutschland rund 430.000 neue Arbeitsplätze entstehen. In derselben Zeit sollen aber 490.000 meist einfachere Jobs verloren gehen, hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) errechnet.

IDC-Studie "Industrie 4.0 in Deutschland 2015"
Die größten Herausforderungen von Industrieunternehmen in den nächsten zwei Jahren
Die Sicherheit in Fertigungsbetrieben ist eine der Herausforderungen.
Die Entwicklungsgeschichte der vierten industriellen Revolution
Immer mehr Unternehmen setzen sich mit Industrie 4.0 auseinander.
Die Industriebetriebe hätten am liebsten "Out-of-the-Box"-Lösungen.

Nach einem bahnbrechenden Urteil wird die Übermittlung persönlicher Daten europäischer Internet-Nutzer in die USA schwieriger. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) erklärte die 15 Jahre alte Vereinbarung zur unkomplizierten Datenübertragung ("Safe Harbor") für ungültig. Die Informationen seien in den USA nicht ausreichend vor dem Zugriff von Behörden und Geheimdiensten geschützt, das verletze die Rechte der Europäer, urteilten die Richter in Luxemburg (Rechtssache C-362/14). Die Entscheidung hat eine weitreichende Bedeutung für die Internet-Wirtschaft. Vor allem kleinere Unternehmen verließen sich bisher darauf, dass Datenübermittlung in die USA unbedenklich ist. Ohne "Safe Harbor" müsste jede Firma selber dafür sorgen, dass der rechtliche Rahmen nach der Datenschutz-Grundverordnung eingehalten wird.

Auch eine andere Entscheidung sorgte für Diskussionen. Nach jahrelangem Streit und gegen den scharfen Protest von Opposition und Datenschützern hat der Bundestag eine Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung beschlossen. Telekommunikationsdaten sollen künftig für zehn Wochen aufbewahrt werden, damit Ermittler bei der Bekämpfung von Terror und schweren Verbrechen darauf zugreifen können. Linke, Grüne, Piraten, FDP und Netzaktivisten halten das Vorhaben für verfassungswidrig und unverhältnismäßig. Mehrere Politiker und Initiativen kündigten an, gegen das Gesetz zu klagen.

November

2015 war auch das Jahr der großen Spaltungen. Im Juli trennte Ebay seinen Bezahldienst Paypal ab, und seit Anfang November ist Hewlett-Packard in seiner bisherigen Form Geschichte. Der seit Jahren kriselnde Konzern hat sein Geschäft zweigeteilt. Das Business mit PCs und Druckern läuft nun in der HP Inc. und wird von Dion Weisler als CEO geführt. Die wachstumsstärkeren, aber bislang noch weniger ertragreichen Produkte und Dienstleistungen für Unternehmen wandern dagegen in die Hewlett-Packard Enterprise, wo Meg Whitman als CEO die Führung übernimmt. Einzeln könnten die Sparten ihre Wachstumspotenziale besser entfalten, hoffen die HP-Verantwortlichen.

Die Geschichte von Hewlett-Packard
Die Story von Hewlett-Packard
Hewlett-Packard (HP) durchlebt seit drei, vier Jahren sehr stürmische Zeiten. Das liegt nicht nur an Verschiebungen auf dem Markt und starkem Wettbewerb, sondern auch an der Sprunghaftigkeit sowie Fehlentscheidungen im Topmanagement und in der Unternehmensstrategie. Allerdings hat der Konzern seit seiner Gründung bereits erfolgreich eine respektable Metamorphose durchgemacht.
1939: In der Garage fing alles an
In der mittlerweile wohl berühmtesten Garage der Welt findet Hewlett-Packard 1939 seinen Anfang. Damals gründen Bill Hewlett und David Packard ihr Unternehmen und schrauben neben ihren eigentlichen Jobs in der Garage gleich auf dem Grundstück in Palo Alto, auf dem sie wohnen, einen Tongenerator zusammen. Sie legen damit unbewusst den Grundstein für das Silicon Valley, die vielbeachtete Hightech-Region in Kalifornien.
Die Walt Disney Studios zählen zu den ersten Kunden ...
... und kaufen gleich acht Oszillatoren HP200B, um ein innovatives Tonsystem für den Film "Fantasia" zu entwickeln.
1957: Der Gang an die Börse mit Messtechnik
1951 erfindet HP mit dem 524A ein Hochgeschwindigkeits-Frequenzmessgerät. Damit ist technisch die Grundlage für das Analysegeschäft gelegt. Fünf Jahre später baut das Unternehmen sein erstes Oszilloskop. 1957 geht HP an die Börse. Eine Aktie kostet 16 Dollar. (In Frankfurt wurde die HP-Aktie am 30. April 2013 für knapp 15,50 Euro gehandelt.)
1959: Produktion in Deutschland
Die erste Produktion außerhalb der USA baut HP 1959 in Deutschland auf. Hier hat das amerikanische Unternehmen die meisten Kunden im europäischen Geschäft. Die Standortentscheidung für Baden-Württemberg ist angeblich eine Entscheidung gegen Bayern: In München soll ein Ministeriumsvertreter bei Gesprächen mit Bill Hewlett die bayerische Lebensart mit deftiger Brotzeit und Bier allzu sehr gelobt haben. Der Amerikaner war aber mehr an Produktivität als an Lebensgenuss interessiert und entschied sich deshalb für das als tüchtig und arbeitsam geltende Schwaben.
1962: Böblingen verantwortet das Softwaregeschäft
Der nächste Umzug steht im Jahr 1962 an: Über 150 Mitarbeiter ziehen in das HP-eigene Werk in der Herrenberger Straße, an der noch heute der Sitz der deutschen Tochter liegt. Im Jahr 1963 wächst die technologische Bedeutung der deutschen GmbH: Böblingen baut eine Entwicklungsabteilung auf.
1966: Marktpremiere des ersten HP-Computers
1967 zeigt HP Deutschland, dass das Unternehmen nicht nur technologisch an der Spitze stehen will und führt als internationaler Vorreiter flexible Arbeitszeiten ein. Stechuhren haben ausgedient, auch in der Produktion. In den USA führt HP ein solches Arbeitszeitmodell erst sechs Jahre später ein.
1972: Der Taschenrechner hält Einzug
Mit dem HP-35 bringt Hewlett-Packard 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner der Welt auf den Markt, zwei Jahre später kommt der erste programmierbare Taschenrechner dazu, der HP 65.
1977: Miniaturisierung mit dem HP-01
n der Elektronik treibt HP die Miniaturisierung voran und bringt 1977 eine Art Personal Digital Assistant fürs Handgelenk heraus: Die HP-01 trägt sich wie eine Armbanduhr, zeigt aber nicht nur die Uhrzeit an, sondern dient auch als Taschenrechner und Kalender.
1980: Der erste Personal Computer HP 85
Im Jahr 1980 bringt HP seinen ersten Personal Computer auf den Markt, den HP 85. Mit kleinem Bildschirm und schmalem Druckwerk erinnert er noch stark an eine Schreibmaschine. Für die deutsche Tochtergesellschaft gewinnt das Softwaregeschäft an Bedeutung: Die GmbH übernimmt die Verantwortung für Entwicklung und Vermarktung von Anwendungssoftware im CAD/CAM-Bereich und behält sie auch bis zur Abspaltung des Geschäftsbereichs im Jahr 2000.
1988: Die fetten Druckerjahre kommen
Ab 1988 beliefert Hewlett Packard mit seinem Tintenstrahldrucker HP DeskJet den Massenmarkt, ab 1991 auch mit einem Farbdrucker, dem DeskJet HP 500C.
1993: Jörg Menno Harms prägt HP Deutschland
Im Jahr 1993 übernimmt Jörg Menno Harms den Vorsitz in der Geschäftsführung der HP GmbH. Bis heute ist er dem Unternehmen verbunden und hat den Vorsitz des Aufsichtsrats inne. Die ersten x86-Server von HP kommen unter dem Namen ProLiant auf den Markt.
1998: Jordana - der erste PDA
Mit dem HP Jornada PDA baut Hewlett-Packard 1998 seinen ersten echten Personal Digital Assistant.
2001: Fusion mit PC-Hersteller Compaq
Eine weitere Änderung äußert sich 2001 in der Gründung von HP Services. Der Computerhersteller will stärker auch mit Dienstleistungen Geld verdienen und bietet jetzt Consulting, Outsourcing, Support und Solution Deployment Services an. Das Internet und elektronische Dienstleistungen bilden den Kern der neuen HP-Strategie. Nach dem Abschluss der Übernahme von Compaq geht auch in Deutschland das neue Unternehmen HP am 3. Mai an den Start.
2004: Geschäftsfeld IT-Services wird ausgebaut
Das Unternehmen erweitert sein Angebot für Privatanwender um digitale Unterhaltungstechnik vom Fotodrucker bis zum Personal Media Drive. Im selben Jahr macht HP einen großen Schritt in Richtung Dienstleister und schließt zum 1. April 2004 die Akquisition von Triaton ab, dem von ThyssenKrupp ausgegründeten IT-Dienstleister des Stahlkonzerns.
2005: HP feuert Fiorina und holt Mark Hurd
Der Verwaltungsrat entlässt 2005 die Konzernchefin Carleton Fiorina. Ihr Compaq-Deal bleibt umstritten. Ihr Versuch, Konkurrenten wie Dell im unteren und IBM im oberen Leistungsbereich des IT-Geschäfts anzugreifen, gilt als wenig erfolgreich. Ihr Nachfolger wird Mark Hurd, Chef der NCR Corporation.
2008: EDS-Übernahme macht HP zum Servicegiganten
Mit dem Zukauf von einer ganzen Reihe an Unternehmen will HP sein Geschäft in den Bereichen Software und Services stärken. 2008 übernimmt HP schließlich für 13,9 Milliarden Dollar den IT-Dienstleister EDS, nach der Compaq-Übernahme der zweitgrößte Deal der Unternehmensgeschichte. EDS beschäftigte damals knapp 120.000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 21,3 Milliarden Dollar erwirtschafteten. HP wird damit im Dienstleistungsgeschäft zu einem absoluten Schwergewicht mit 210.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 38 Milliarden Dollar.
2009: HP kauft den Networking-Spezialisten 3Com
Seine Netzwerkkompetenz baut HP schließlich 2009 durch die Akquisition der 3Com Corporation aus. In Deutschland übernimmt zum 50-jährigen Bestehen der HP GmbH Volker Smid den Vorsitz in der Geschäftsführung. Er leitet bis heute die Deutschland-Tochter.
2011: eBay-Chefin Meg Whitman übernimmt das Ruder
Der Verwaltungsrat ist gegen Apotheker und holt eBay-Chefin Meg Whitman. Seit dem 22. September 2011 ist sie CEO von HP. Sie geht einen anderen Weg, sieht das Hardwaregeschäft als wichtiges Standbein. Mittlerweile hat sie HP einen harten Sparkurs verordnet. Die Geschäftszahlen für 2012 waren noch katastrophal: Bei einem Umsatz 120,4 Milliarden Dollar machte HP einen Verlust von 12,7 Milliarden Dollar.
2013: Das PC-Geschäft bricht ein
Unter Whitman will HP wieder in die technologische Offensive gehen. Neue Produkte rund um Cloud Computing, Big Data und Analytics sollen helfen, das Runder herumzureißen. Sie sollen das wegbrechende PC-Geschäft kompensieren helfen. HP ist zwar noch Marktführer, doch die PC-Verkäufe sind im ersten Quartal 2013 um fast 24 Prozent abgesackt.
2014: Die Aufspaltung kommt
Anfang Oktober 2014 nimmt der einstige Branchenprimus Anlauf für den finalen Befreiungsschlag: Bis November 2015 soll der Konzern durch einen Aktiensplitt aufgeteilt werden in HP Inc. als Anbieter von Personal Computern und Drucker sowie in Hewlett-Packard Enterprise (HPE) mit Unternehmenslösungen für Infrastruktur, Software und Services.
2015: Neues Enterprise-Logo
Im April stellt Hewlett-Packard Enterprise sein neues Logo vor.

Doch die Vorzeichen stehen schlecht, die letzte Bilanz für Gesamt-HP fiel enttäuschend aus. Im vierten Fiskalquartal belief sich der Umsatz beider Konzernbereiche zusammen auf 25,7 Milliarden Dollar und lag damit nicht nur um neun Prozent unter dem Vorjahreswert, sondern auch unter dem, was die Finanzanalysten an der Wallstreet erwartet hatten (26,5 Milliarden Dollar). Im gesamten Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen Einnahmen von 103,4 Milliarden Dollar, ein Minus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Spaltung war teuer: HP taxierte die Kosten auf drei Milliarden Dollar. Sie kostete zudem mehr Mitarbeiter den Job als zuvor angenommen. Nachdem der Konzern bereits einen Abbau von 55.000 Stellen bekannt gegeben hatte, hieß es kurz vor der offiziellen Teilung, es würden weitere 25.000 bis 30.000 Jobs wegfallen. Die drakonischen Personalmaßnahmen sollen laut Firmenchefin Meg Whitman "jegliche zukünftige Restrukturierung des Unternehmens überflüssig machen".

Für HP Enterprise wird es vor allem darum gehen, sich im Cloud-Business richtig aufzustellen. Hier hatte der Konzern jüngst erklärt, sein Public-Cloud-Angebot rund um die Helion-Plattform einzustellen und sich stattdessen verstärkt um Hybrid- und Private-Cloud-Lösungen zu kümmern. Andere Anbieter forcieren dagegen ihre Public-Cloud-Strategien. Nachdem bereits etliche Provider Rechenzentren in Deutschland eingerichtet haben - vor allem um die hierzulande sehr hohen Ansprüche in Sachen Datenschutz zu erfüllen -, zog zuletzt auch Microsoft nach.

Allerdings ging der Konzern noch einen Schritt weiter. Statt sich nur einen deutschen Rechenzentrumsbetreiber zu suchen, setzte der US-Konzern seinen künftigen Cloud-Partner T-Systems auch als Datentreuhänder ein. Mit dieser bis dato einmaligen Konstruktion soll jeder Zugriff von US-Behörden auf Daten deutscher Kunden ausgeschlossen werden.