Das mit Abstand unerfreulichste aller Gespräche ist ganz gewiss das Trennungsgespräch. Das Ziel ist extrem klar definiert und ohne Alternative: die Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Ein Trennungsgespräch gehört zu den schwierigsten Gesprächen überhaupt und sollte keinesfalls unterschätzt werden.
Falls einige Führungskräfte denken mögen, dass es doch nun wirklich nicht mehr auf die Form und Art der Durchführung des Gesprächs ankommt, ist dies ein großer Irrtum. Gerade im Ablauf eines Trennungsgesprächs offenbart sich das wahre Gesicht eines Unternehmens. Zugleich ist ein professionell geführtes Trennungsgespräch mehr als eine Frage des Stils. Sie können sich ganz sicher sein, dass die gesamte Belegschaft den Verlauf jeder Kündigung genauestens, mit gespitzten Ohren und offenen Augen verfolgt.
Gleichzeitig ist ein gekündigter Mitarbeiter meist nur zu gerne bereit, über etwaige Taktlosigkeiten im Trennungsgespräch Auskunft zu geben. Die verbleibenden Mitarbeiter erfahren also alles (und manchmal noch etwas mehr), und werden sich im Zweifelsfall mit dem gekündigten Kollegen solidarisieren. Dadurch kann, verursacht durch schlecht geführte Trennungsgespräche, eine nur schwer wieder überbrückbare Kluft zwischen den Mitarbeitern und der Geschäftsführung entstehen. Und hierbei handelt es sich um unnötige Spannungen, die vermieden werden sollten.
Wenn Sie also generell auf eine gute Unternehmenskultur setzen, können Sie sich nicht ausgerechnet im Trennungsgespräch davon verabschieden - andernfalls ist Ihre Glaubwürdigkeit ernsthaft in Gefahr. Fehler, Taktlosigkeiten und fehlende Sensibilität im Trennungsgespräch bleiben (nicht nur beim Gekündigten) haften. Auch wäre es nicht das erste Mal, dass derartige Kapriolen nach außen dringen, wodurch dann das gesamte Unternehmen diskreditiert wäre. Es kann nicht von Vorteil sein, wenn Kunden, Lieferanten oder wer auch immer den Eindruck gewinnen, dass ein Unternehmen bei der Kündigung ruppig mit seinen Mitarbeitern umspringt.
Gerade bei Trennungsgesprächen ist also höchste Professionalität, zugleich aber auch Entschlossenheit gefragt. Auch hinsichtlich der Rahmenbedingungen dürfen keine Unstimmigkeiten oder gar Widersprüche auftreten - alle involvierten Führungskräfte müssen unbedingt an einem Strang ziehen und über denselben Kenntnisstand verfügen.
Klären Sie zunächst, wer das Gespräch führen wird - beachten Sie dabei, dass hier Erfahrung hilfreich ist. Der entsprechende Mitarbeiter muss seine Gesprächspartner unbedingt kennen und sollte nicht den Eindruck gewinnen, dass sich hier jemand aus der Affäre ziehen will. Das Trennungsgespräch wird von maximal drei Personen geführt (der Mitarbeiter + max. zwei Führungskräfte).
Treffen Sie zuvor exakte interne Absprachen hinsichtlich der genauen Vorgehensweise inkl. der administrativen Aspekte, und klären Sie auch, ob und wo ggf. noch Spielräume sind, die verhandelt werden können.
Klären Sie den genauen Austrittstermin unter Berücksichtung von Resturlaubstagen, Überstunden etc., bedenken Sie dabei, dass eine sofortige Freistellung als echter Rausschmiss interpretiert werden kann.
Listen Sie detailliert auf, welche Zahlungen noch ausstehen (Gehalt, Abfindung, Urlaub- und Weihnachtsgeld, Überstundenvergütung).
Denken sie daran, dass dem Mitarbeiter ein Zeugnis zusteht.
Das Trennungsgespräch selbst ist eine heikle Aufgabe, zumal wenn Sie bedenken, dass eine Kündigung den Mitarbeiter zuweilen völlig unvorbereitet trifft und eine persönliche Tragödie sein kann. Berücksichtigen Sie daher die folgenden Aspekte:
Führen Sie das Gespräch entschlossen, jedoch nicht gefühllos. Ihre persönliche Anteilnahme sollten Sie ruhig zum Ausdruck bringen.
Nennen Sie dem Mitarbeiter den wahren Grund für die Kündigung, ohne dabei zu weit auszuholen. Wenn der Mitarbeiter zu erkennen gibt, dass ihm die Gründe nicht ausreichen, können Sie ausführlicher werden. Floskeln jeder Art sind hier völlig fehl am Platz ("Das wird schon wieder.").
Machen Sie dem Mitarbeiter keine falschen Hoffnungen, geben Sie keine Versprechungen, die Sie nicht halten können. Vermeiden Sie Missverständnisse jeder Art und bleiben Sie bei den Fakten.
Nehmen Sie sich für Trennungsgespräche ausreichend Zeit, lassen Sie keine Eile aufkommen und sorgen Sie unbedingt dafür, dass Sie nicht gestört werden.
Seien Sie nachsichtig, wenn beim Mitarbeiter Emotionen hoch kochen - die Situation ist für ihn wesentlich dramatischer als für Sie.
Versuchen Sie den Drang, unangenehme Gesprächspausen mit weiteren Ausführungen zu füllen, zu unterbinden. Gerade hier zeugt der Mut, auch einen Augenblick zu schweigen, von Stil und Format. Lassen Sie den Mitarbeiter unbedingt ausreden.
Denken Sie nach einem Trennungsgespräch immer daran, die übrigen Mitarbeiter zu informieren. Warten Sie damit nicht zu lange, denn Ihre Mitarbeiter erfahren ohnehin, was vorgefallen ist. Eine offizielle, direkte Information ist einer ins Brodeln geratenden Gerüchteküche immer vorzuziehen. - Eine Selbstverständlichkeit ist natürlich, dass der zu kündigende Mitarbeiter als erster von seiner Kündigung erfährt, niemals darf er es über geheimnisvolle Umwege schon vor dem Trennungsgespräch erfahren! (Stéphane Etrillard/mf)