Massiver Konzernumbau bei LG

Das steckt wirklich hinter dem Kemp-Abgang

09.12.2010
Die prominenten Abgänge an der Führungsspitze von LG Deutschland sollen direkt vom koreanischen LG-Chef betrieben worden sein, das sagt zumindest eine interne LG-Information aus, die ChannelPartner zugespielt wurde.
"Persönliche Gründe" oder Opfer der LG-Umstrukturierungen? Ulrich Kemp, COO bei der LG Electronics Deutschland GmbH.

Die prominenten Abgänge an der Führungsspitze von LG Deutschland sollen direkt vom koreanischen LG-Chef betrieben worden sein, das sagt zumindest eine interne LG-Information aus, die ChannelPartner zugespielt wurde. So habe "Mr. Koo" die Anweisung erteilt, die COO-Ebene zu streichen. Mit "Mr. Koo" ist vermutlich Koo Bon-joon gemeint, der erst vor kurzem den vorherigen LG-Electronics-CEO Nam Yong abgelöst hat (ChannelPartner.de berichtete). Koo Bon-joon führt nun bei LG den Titel "Vice Chairman".

Die Vermutung, Ulrich Kemp habe das Handtuch geworfen, weil er nicht wie erhofft den CEO-Posten an der Spitze der deutschen Niederlassung bekommen hat, erscheint nun in einem anderen Licht. So scheinen regionale Landesfürsten in der zukünftigen LG-Planung keine Rolle mehr zu spielen. Bei LG sieht man allerdings keinen Zusammenhang zwischen dem Konzernumbau und den Abgängen: "Sowohl Herr Kemp als auch Herr Tiefenthal haben das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen", bekräftigt Jason Schiess, Senior Manager Marketing Communications.

Im Zuge der Umstrukturierungen wird der erst vor kurzem etablierte Geschäftsbereich Business Solutions der Home-Entertainment-Sparte zugeschlagen. Stefan Tiefenthal soll LG verlassen haben, weil durch die auf Anweisung von "Mr. Koo" betriebene Integration seine Stelle weggefallen sei.

Doch auch der Home-Entertainment-Bereich soll nicht ungeschoren bleiben. Die internen Informationen sprechen davon, dass auch der Sales Director Home Entertainment, Florian Rosenberg, im Januar aus dem Unternehmen ausscheidet. Dies wird aber von Jason Schiess dementiert. Die Information sei "nicht richtig". Rosenberg bleibt der LG-Deutschlandspitze also erhalten.

Zudem ist auch der koreanische Geschäftsführer der LG Electronics Deutschland GmbH, Jung Uk, auf dem Absprung. Er wird angeblich zurück nach Korea beordert, um dort den Bereich Energy Solution Light zu leiten. Dazu will sich LG "in Kürze" äußern.

Konzernumbau im großen Stil

Vice Chairman Koo Bon-joon ist der Enkel des Firmengründers Koo In-hwoi.

In Deutschland hatte LG in den letzten zwei Jahren große Anstrengungen unternommen, das eher Consumer-lastige Unternehmen auch im B2B-Geschäft zu verankern. Nun wird der Geschäftsbereich Business Solutions schon wieder aufgelöst. Die Bereiche "Monitor" und "Business Solution" werden der Business Unit "Home Entertainment" angeschlossen. Welche Auswirkungen das konkret auf die B2B-Ambitionen haben wird, darüber rätseln auch LG-Mitarbeiter. Der Bereich "Digital Storage", bisher Teil der Business Unit Home Entertainment, und der Geschäftsbereich "PC Business", bisher "Mobile Communications", werden unabhängig. Die Bereiche sind dem Vice Chairman Koo Bon-joon direkt unterstellt. Auch der Bereich "Car", der bisher zur Unit Business Solution gehörte, wird entsprechend umorganisiert. So bleibt also bei LG kein Stein auf dem anderen.

Auch auf europäischer Ebene fallen Funktionen weg. So wird aus den Landesgesellschaften direkt nach Korea berichtet. Die Betreuung von paneuropäischen Retailern, Großkunden und europäisch aufgestellten Systemhäusern werden aber weiterhin von einem europäischen Team gewährleistet.

Auf jeden Fall steigt durch die Umstrukturierung der Einfluss des koreanischen Headquarters auf die Landesgesellschaften. Und die Fäden laufen beim neuen Star des Korea-Management, Koo Bon-joon, zusammen. Sein älterer Bruder, Koo Bon-moo, Chairman der LG Group, hatte Koo Bon-joon zu seinem Vize gemacht. Die Brüder sind Enkel des Lucky-Goldstar-Gründers Koo In-hwoi. (awe)