Thunderbolt 4, USB 4 und Thunderbolt 3:

Das sind die Unterschiede, das bietet Apple

09.05.2023 von Stephan Wiesend
Einige neue Macs bieten Thunderbolt 3, andere nur USB 4 oder gar Thunderbolt 4.
Foto: Thomas Bergbold

Thunderbolt wirkt für viele Mac-Anwender wie eine echte Apple-Technologie, so intensiv hat Apple sie über Jahre beworben und setzt immer auf die modernste Version des von Intel entwickelten Standards. Das sollte sich mit der Einführung der M1-Macs ändern: Die Basismodelle wie iMac 24-Zoll, Macbook Air M1 und M2 und Macbook Pro 13-Zoll M1 und M2 unterstützen nämlich weiter "nur" Thunderbolt 3 und den noch wenig bekannten Standard USB 4.

Das neue Thunderbolt 4 blieb überraschend den Pro-Modellen vorbehalten: Dem Mac Studio und den Macbook Pro 14-Zoll und 16-Zoll. Nur bei den Mac Mini hatte Apple ein Einsehen: Während die Mac Mini M1 noch mit Thunderbolt 3 auskommen mussten, erhalten die neuen Mac Mini M2 und M2 Pro nun Thunderbolt-4-Schnittstellen - die M2 zwei, die M2 Pro vier.

Die neuen Macs bieten kein Thunderbolt 4

Das bietet Thunderbolt 4

Thunderbolt 4 ist die direkte Weiterentwicklung von Thunderbolt 3 und unterstützt deutlich höhere Datenraten. Wichtigste Neuerung: Das weiterhin von Intel zertifizierbare neue Protokoll unterstützt Monitore mit bis zu 8K und eine Datenrate von bis zu 40 GBit/s. Um Vorgaben für den Standard Thunderbolt 3 zu erfüllen, reicht dagegen schon eine Datenrate von 16 Gbit/s aus, ein Thunderbolt 4-Port muss dagegen mindestens 32 Gbit/s erreichen. Wichtig ist diese neue Spezifikation auch für die Windows-Welt und Thunderbolt-Zubehör. Bei Windows-Nutzer richtet sich Thunderbolt 4 etwa an Gamer. So muss per Thunderbolt 4-Schnittstelle bei Notebooks auch zwingend das Aufladen eines Gerätes möglich sein.

Displayport 1.4 statt 1.2 wird ebenfalls unterstützt. Interessant sind aber auch neue Thunderbolt-4-Peripheriegeräte. Docks mit dieser Technologie können erstmals bis zu vier Thunderbolt-Ports bereitstellen. Sind Monitor, Tastatur und Computer per Dock verbunden, kann man den Computer per Tastatur aus dem Ruhezustand aufwecken. Auch die Sicherheit wurde erhöht, per VT-d basiertem DMA-Schutz werden Anfragen von externen Geräten umgeleitet und geprüft (gegen Angriffe wie Thunderspy ).

Kein Thunderbolt 4 bei neuen Macbook Air M1 und M2

Beim Erscheinen der neuen ARM-Macs mit M1-CPU und waren viele anfangs verunsicher, welche Standards nun unterstützt werden. Die damals verwendete missverständliche Bezeichnung "Thunderbolt / USB 4" sorgte zusätzlich für Unsicherheit. Die neuen Geräte unterstützen laut Apples Datenblättern zwar USB 4, aber eben nur Thunderbolt 3 statt Thunderbolt 4. Und nur zwei Buchsen stehen zur Verfügung, ein offensichtlicher Rückschritt. Hatten doch etwa die Intel-Macbook Pro bis zu vier Schnittstellen und der Mac Mini 2018 mit Intel-Chip ebenso!

Zwei Monitore nur für Pro-Modelle?

Den größten Unterschied macht Thunderbolt 4 bei der Unterstützung von mehreren Monitoren: Ein Macbook an zwei Monitore anzuschließen, ist heutzutage eigentlich keine übertriebene Forderung. So war es für viele überraschend, dass Macbook Air M1 und Macbook Pro M1 zwar 6K-Monitore ansteuern können, laut Apple aber offiziell nur einen Monitor unterstützten. (Es gibt zwar Workarounds, um zwei Monitore zu betreiben, hier muss man aber zu speziellen Adaptern greifen.)

Ein Sonderfall ist der Mac Mini: Man kann sowohl beim M1 als auch beim M2 zwei Monitore nutzen, aber nur, wenn man einen Monitor per Thunderbolt/USB-C und einen über die zusätzlich vorhandene HDMI-Schnittstelle anschließt. Diese fehlt bei den Macbooks. Beim Mac Mini M2 Pro mit seinen vier Thunderbolt 4-Ports und leistungsfähigerer Hardware kann man sogar bis zu drei Monitore verwenden - zwei über Thunderbolt und den dritten über die HDMI-Schnittstelle.

Ein Macbook Pro 14-Zoll M1 Pro mit Thunderbolt 4 kann dagegen über ein einziges Thunderbolt-4-Kabel zwei 6K-Monitore anbinden. Das leistungsfähige Modell M1 Max sogar drei 6K-Monitore nutzen, das Mac Studio bis zu vier Geräte - beide außerdem noch zusätzlich ein 4K-Display.

USB 4 aber Thunderbolt 3

Etwas enttäuschend ist die neue USB-4-Unterstützung, die Apple bei den neuen Macs bietet. Apple ist der erste Hersteller, der diese neue Bezeichnung wählt. Der neue Standard der USB Promoter Group ist nicht nur einfach der Nachfolger von USB 3.1. USB 4 kombiniert sowohl mit USB 3.1 als auch optional Thunderbolt 3 und kann (muss aber nicht) vergleichbare Geschwindigkeiten und Funktionen bringen. Der Hintergrund ist, dass Intel keine Lizenzgebühren für seinen Thunderbolt-Standard mehr beansprucht und USB 4 für weniger Verwirrung bei den Kunden sorgen soll - auch beim Mac-Kunden, der USB-4-Peripherie kauft. Kurioserweise gibt es im Handel bereits eine USB-4-SSDs von Orico, die eigentlich intern auf Thunderbolt 3 basiert.

USB 4 setzt USB-C als Port zwingend voraus und unterstützt Datenübertragungsraten von bis zu 40 Gbit/s. Außerdem ist per USB-C das Aufladen von Geräten mit bis zu 100 Watt per USB Power Delivery möglich. Im Unterschied zu Thunderbolt ist diese Leistung aber kein Zwang: Der größte Unterschied zu Thunderbolt 4 ist, dass viele Funktionen wie Unterstützung von PCI Express oder die maximal möglichen 40 Gbit/s nur optional sind. Selbst wenn ein Rechner nur Datentransferraten von 10 Gbit/s per USB bereitstellt, wird dies vom Standard akzeptiert. Auch Apples neue Macs können nur 10 Gbit/s per USB-Schnittstelle übertragen, obwohl schon über USB 3.2 Gen 2×2 Transferraten von 20 Gbit/s möglich waren - sie unterstützen eben USB 4 aber nicht USB 3.2..

Display Port 2.0 wird von USB 4 ebenso geboten und ermöglicht sogar 8K-Displays. Ein Vorteil gegenüber Thunderbolt 3: Es wird erstmals eine Hub-Topologie unterstützt - also mehrere Geräte können an einzelne Schnittstellen angesteckt werden, bei Thunderbolt 3 stand nur Daisychaining zur Verfügung. Kompatibilität mit Thunderbolt 3 ist außerdem nur für USB 4-Hubs und Docks vorgeschrieben. Das bedeutet, dass USB-4-Docks auch Thunderbolt-3-Geräte unterstützen. Bei Notebooks und Smartphones sowie Peripherie bleibt die Kompatibilität mit Thunderbolt dagegen dem Hersteller überlassen.

Thunderbolt 4 bei Intel-Notebooks

Thunderbolt 4 gab es anfangs nur für Windows-Notebooks wie das LG Gram und erst Mainboards, die auf Intels neuester elfter Core-i-Generation Tiger Lake basieren. Eigenständige Thunderbolt-4-Controller gibt es ebenfalls nur von Intel, Mainboard mit Thunderbolt 4 sind noch selten. Erstmals sollen übrigens Chromebooks von Thunderbolt profitieren. Der große Unterschied zu Thunderbolt 3: Damals mussten die Notebookhersteller noch eine Gebühr zahlen und einen zusätzlichen Controller verbauen - bei Tiger Lake ist dieser bereits integriert und verursacht keine zusätzlichen Kosten. Für die Windows-Welt ist dies aber diese neue Thunderbolt-Unterstützung aber eher ein Randthema und in der Berichterstattung zu den neuen Geräten wird Thunderbolt 4 allenfalls am Rande erwähnt.

Thunderbolt-4-Docks

Anders als bei Thunderbolt 1 und 2 können Sie aber Thunderbolt-4-Geräte auch an einem M1-Mac mit Thunderbolt-3-Anschluss betreiben. Sie ärgern sich, dass ihr neues Macbook Pro nur noch zwei Thunderbolt-Schnittstellen hat? Thunderbolt-4-Zubehör ist noch rar, die drei ersten Thunderbolt-4-Docks sind aber schon erhältlich. Bei Alternate gibt es etwa zwei OWC-Docks, auch ein Modell von Kensington ist bestellbar, das TBT200 von Corsair haben wir kürzlich getestet.

Das neue OWC Hub (OWCTB4HUB5P) bietet eine moderne USB-Schnittstelle (USB-C 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) und üppige vier Thunderbolt-4-Schnittstellen. Bis zu 60 Watt bei der Aufladung werden unterstützt. Insgesamt 11 Standardschnittstellen liefert das größere Modell für knapp 250 Euro. Hier erhält man zusätzlich Kartenleser, Ethernet, USB-A und Kopfhörer-Buchse. Außerdem stehen bis zu 90 Watt zur Verfügung. Üppiger ausgestattet ist das TBT200 von Corsair: Insgesamt vier Thunderbolt-4-Anschlüsse bietet das Thunderbolt-4-Dock, einer auf der Vorderseite für den Anschluss des Macbook Air oder Pro und drei auf der Rückseite.

Die neuen Docks bieten mehrere Thunderbolt-Schnittstellen
Foto: OWC

Größter Vorteil ist die Unterstützung mehrerer Thunderbolt-Geräte ohne eigene Stromversorgung. Man kann beispielsweise drei externe Thunderbolt-SSDs anschließen, M1-Macbooks können allerdings per Dock weiterhin nur einen externen Monitor ansteuern.

Für 295 Euro ist auch das Kensington SD5700T Thunderbolt zu haben. Geboten werden Kopfhörer/Mikrofon-Kombi-Anschluss, Ethernet, vier Thunderbolt 4-Schnittstellen und vier USB-A-Ports. Interessant: Auch hier wird bei M1-Macbooks nur ein Display unterstützt. Stattdessen empfiehlt Kensington seine DisplayLink-Dockingstation auf USB-C- oder USB-A-Basis. Eine weitere Dockingstation hat neben Lenovo außerdem Razer angekündigt, das Thunderbolt-4-Dock Chroma, das sich aber wohl vorrangig an Windows-Nutzer richtet.

Thunderbolt-4-Monitore

Auch einen Handvoll Thunderbolt 4-Monitore sind schon auf dem Markt, eines der neuen Modelle ist etwa der Lenovo ThinkVision P40w. Der 40-Zoll-Monitor bietet ein integriertes Thunderbolt-4-Dock und kann mit einem Thunderbolt-Kabel zusätzliche USB- und eine Ethernet-Schnittstelle bereitstellen. Über die Mac-Kompatibilität ist aber bisher nichts bekannt, der 5K-Monitor soll aber laut Berichten recht problemlos funktionieren. Von LG gibt es zwei 5K-Monitore, den LG 40WP95X-W (und den fast identischen LG 40WP95C-W). Weitere Thunderbolt-Monitore sind ein 4K-Monitor von Lenovo mit 27-Zoll-Bildschirm, ein 27-Zöller von Philips und jeweils ein Modell von HP und Samsung.

Ein Blick zurück: Thunderbolt 1 und Thunderbolt 2: Besser als USB, aber viel teurer

Das von Intel und Apple gemeinsam entwickelte Thunderbolt war vor allem eine schnellere Alternative zu USB 3.0, das zeitgleich auf der Windows-Plattform längst Standard war. Allerdings verzichtete Apple selbst 2011 bei seinen Macs noch auf USB-Schnittstellen mit USB-3.0-Standard. Mac-Anwender mussten bei USB-3.0-Festplatten mit lahmen Datentransferraten leben, was erst in den folgenden Jahren endete. Die Steckerverbindung von Thunderbolt 1 und 2 basiert auf dem Monitorstandard Displayport und ermöglicht mit Adaptern oder einem Dock auch den direkten Anschluss von Displayport-Monitoren.

Die Vorteile von Thunderbolt waren vor allem die Verbindung einer Monitor- und Datenschnittstelle in einem Kabel. Der Anschluss eines Monitors nur per USB war dagegen nur mit zusätzlicher Hardware möglich. Angesichts eines kleinen Mac-Markatanteils war Thunderbolt-Peripherie aber oft fast schon lächerlich teuer. Höhere Datenraten von bis zu 20 Gbit/s statt 10 Gbit/s brachte dann Thunderbolt 2, das erstmals mit dem Mac Pro 2013 vorgestellt wurde.

Thunderbolt 3: Besser als USB?

Ab 2015 kam dann Thunderbolt 3 und der Wechsel zur USB-C-Buchse. Das war praktisch aber auch verwirrend, da erstmals USB- und Thunderbolt-Geräte die gleiche Schnittstelle aufwiesen. Thunderbolt-Kabel sind sofort an einem kleinen Blitz-Symbol zu erkennen, das gilt auch für Thunderbolt-Peripherie. Die Datenrate verdoppelte sich auf 40 Gbit/s, hier wurde der neue Standard PCI-Express 3.0 unterstützt. Per Thunderbolt 3 kann ein 5K-Monitor wie der LG Ultrafine oder Apples neues Studio Display angesteuert werden. Als Displays können außerdem bis zu zwei 4K oder - mit Kanalbündelung - ein 5K-Monitor mit Displayport genutzt werden. Möglich machen dies sogenannte Display-Port 1.2-Kanäle: Thunderbolt 3 unterstützt bis zu acht Kanäle, was genügend Bandbreite für 5K oder gar 6K liefert.

Ein Nachteil war bei den ersten Thunderbolt-3-Festplatten die fehlende Abwärtskompatibilität. Eine Thunderbolt-SSD wie die Samsung Portable SSD X5 kann man dadurch nicht an einem Windows-PC nutzen, der USB-C aber keine Thunderbolt-Unterstützung bietet. Dies ermöglichen erst neuere Chips (JHL7440), wie sie die Lacie Rugged SSD Pro nutzt.

Unsere Meinung

Aktuell ist Apple offenbar der Ansicht, bei den Einstiegsmodellen auf Thunderbolt 4 verzichten zu können. Ein Problem für die meisten Anwender ist schließlich weniger das Protokoll als die fehlende Grafikleistung. Bei den Pro-Modellen setzt Apple deutlich leistungsfähigere Grafikkarten ein - die auch mit mehreren 6K-Displays klarkommen. Offenbar sind einfach leistungsfähigere Grafikkarten notwendig, um diese Bandbreite bereitstellen zu können.

(Macwelt)