Auf einer Deutschlandkarte verteilen sich die als beste ITK-Arbeitgeber ausgezeichneten Firmen wie eine Banane mit einer Kirsche für Berlin, scherzt Sebastian Diefenbach, Projektleiter des unabhängigen Great Place to Work Institute in Köln. Auffallend ist, dass viele Siegerunternehmen in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Berlin angesiedelt sind. Am Wettbewerb beteiligten sich 167 ITK-Firmen, 82 wurden prämiert, so viele wie noch nie.
Anonyme Mitarbeiterbefragung als Messlatte
Nicht eine Hochglanzbroschüre, sondern das Votum der Mitarbeiter entscheidet maßgeblich darüber, wie ein Arbeitgeber im Wettbewerb abschneidet. Die Beschäftigten beantworten online einen Fragenkatalog, der die Themen Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und Teamgeist umfasst. Dieses Votum fließt anonymisiert in die Bewertung ein und trägt zwei Drittel zum Ergebnis bei.
Ein weiterer Baustein der Bewertung ist ein Kultur-Audit. Geschäftsführer und Personalverantwortliche stellen ihre Konzepte vor und beantworten Fragen. Gerade kleinere IT-Firmen investieren in ihre Mitarbeiter, machen vieles richtig, ohne groß darüber zu reden. Der Wettbewerb liefert ihnen einen Vergleich mit ähnlich großen Firmen und ein Feedback der Angestellten, ob dieses Engagement auch ankommt. Zwar konkurrieren die teilnehmenden Unternehmen um die Auszeichnung miteinander, doch sie sollen auch voneinander lernen. Jeder Teilnehmer erhält ein Best-Pratice-Tool, in dem sich Handlungsfelder und Ideen finden, die sie für die eigene Kultur anpassen können.
Cisco, Salesforce, MaibornWolff, Orderbase und QFS heißen die Sieger
In der Kategorie über 1000 Mitarbeiter gewann Cisco, in der Rubrik bis 1000 Mitarbeiter setzte sich Salesforce.com Germany durch, nachdem es im vergangenen Jahr nur für den zweiten Platz gereicht hatte. (Mehr über Arbeiten bei Cisco und Salesforce).
Das IT-Beratungs- und Softwarehaus MaibornWolff verteidigte erfolgreich in der Klasse bis 500 Mitarbeiter den ersten Platz, den das Unternehmen bereits seit der Premiere des Wettbewerbs im Jahr 2012 innehat. (Mehr über Arbeiten bei MaibornWolff)
In der Kategorie 50 bis 100 Mitarbeiter hat Orderbase aus Münster die Nase vor, das seinen Angestellten einen eigenen Campus in Stadtnähe bietet. (Mehr über Arbeiten bei Orderbase)
Und bei den kleinen Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern entschied QFS Quality First Software aus Geretsried bei München das Rennen für sich.
Hier geht es zu der Liste der 82 besten ITK-Arbeitgeber und zu den Bildern der Preisverleihung von Great Place to Work in den Highlight Towers in München.
Auf Vertrauen bauen
Was machen die ausgezeichneten ITK-Unternehmen besser als ihre Mitbewerber? Ein attraktives Gehalt und ein Kicker reichen sicher nicht. "Die ITK-Branche ist Vorreiter für eine vertrauensbasierte Arbeitsplatzkultur und allen anderen Branchen diesbezüglich voraus", sagt Diefenbach und fügt hinzu: "Die von uns ausgezeichneten Unternehmen begreifen die Frage, ob sich Mitarbeitende an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, als strategische Kernaufgabe und als Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg." Gerade in Regionen wie München oder Berlin, wo viele ITK-Unternehmen um die Gunst der Bewerber buhlen, punkten Firmen mit besonderem Engagement und einem vielfältigen Angebot.
Neues Büro in Augsburg statt Pendeln nach München
Die Geschäftsleitung von MaibornWolff beispielsweise hörte genau zu, als ihre Mitarbeiter aus Augsburg über das lästige Pendeln nach München ins Büro klagten. Daraus entstand die Idee, dass sich die Angestellten dort nach verfügbaren Büroräumen umsahen und Kontakte zu weiteren Kunden vor Ort knüpfen sollten. Mittlerweile entwickelte sich aus der kleinen Außenstelle in Augsburg ein Standort mit rund 40 MaibornWolff-Mitarbeitern.
Gerade weil nahezu alle Unternehmen IT-Experten suchen, müssen sich Firmen besonders anstrengen. "Talente binden ist der erste Schritt, Talente finden der zweite. Bevor man nach außen glänzen, also neue Mitarbeitende finden kann, sollte man nach innen wirken, also die Kultur im Unternehmen verbessern", rät Diefenbach, denn Investitionen in eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur sei für viele in der ITK-Branche längst kein Kür mehr, sondern Pflicht, um im Werben um die besten Kräfte der Branche bestehen zu können.
Zuhören und niemanden bevorzugen
Zuhören, Respekt, Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind Aspekte, auf die erfolgreiche Unternehmen setzen. In den ausgezeichneten Firmen gehen die meisten Beschäftigten (89 Prozent) gerne ins Büro. Die Befragten schätzen das faire Klima, etwa dass Führungskräfte niemanden bevorzugen (80 Prozent), diejenigen befördert werden, die es verdient haben (70 Prozent) und dass es keine Intrigen unter den Mitarbeitenden gibt (86 Prozent).
Auch die Investitionen sind höher. Während sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ausgezeichneten ITK-Unternehmen durchschnittlich 48 Stunden pro Jahr weiterbilden können, sind es deutschlandweit nur rund 30 Stunden. Auch die Fluktuation in den prämierten Firmen ist mit sieben Prozent nur halb so hoch wie anderswo.
Work-Life-Balance bei Beratern
Erstaunlich ist auch, dass die Ausgezeichneten, zu denen auch viele Beratungshäuser zählen, in der Frage nach der Work-Life-Balance gut abschneiden. Obwohl deren Mitarbeiter viel reisen, sagten 80 Prozent, dass sie zufrieden sind. ITK-Unternehmen experimentieren häufig mit neuen Formen des Projekt-Managements, sich selbst organisierenden Teams und technischen Gadgets, die das Arbeitsleben erleichtern.
Auch dieses Engagement wissen die Angestellten zu schätzen, ebenso Förderung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter. "Unsere Daten zeigen eindeutig, dass bei sehr guten Arbeitgebern ein sehr hohes Engagement vorliegt", so Diefenbach. Auch die hohe Flexibilität, wann und wo die Angestellten arbeiten, zeichne sie aus.
Engagement für die Gesellschaft
Außerdem soll die Arbeit auch Spaß machen. Ausgeprägter Teamgeist, der dazu beiträgt, dass alle an einem Strang ziehen, trägt ebenso dazu bei wie Offenheit gegenüber der Belegschaft und soziales Engagement. Viele Arbeitgeber unterstützen ihre Mitarbeiter dabei, sich beispielsweise in der eigenen Stadt für benachteiligte Menschen einzusetzen oder stellen auch Geld und Arbeitszeit bereit, damit sie sich in internationalen Projekten einbringen können.
Darüber hinaus wünschen sich immer mehr Mitarbeiter, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. "Sinn in der eigenen Tätigkeit und Stolz auf die gemeinsame Leistung zu erleben, den eigenen Beitrag daran zu erkennen sowie einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten", sei für viele wichtig, so Diefenbach.
Mehr Bewerber und weniger Fluktuation
Das Engagement für eine gute Arbeitskultur zählt für die ITK-Firmen zu den strategischen Kernaufgaben und trägt entscheidend zum unternehmerischen Erfolg bei. "Das zeigt sich darin, das Unternehmen, die von uns ausgezeichnet wurden, eine dreifach höhere Bewerberquote und eine um 50 Prozent geringere Fluktuation haben", sagt Diefenbach. Denn zufriedene Mitarbeiter sind seltener krank. "Eine Unternehmenskultur, in der sich Mitarbeitende wertgeschätzt, ernstgenommen und wohl fühlen, hat somit direkte wirtschaftliche Effekte", weiß Diefenbach.
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37 ausgezeichnete Arbeitgeber stellen sich vor: Welche Bewerber sie suchen, was sie für Mitarbeiter tun, was die Chefs sagen und was die Mitarbeiter sagen.