Auf dem Gartner Symposium in Barcelona stellte das Marktforschungsinstitut seine Top-Ten der strategischen IoT-Trends für 2018 bis 2023 vor. "CIOs, die diese innovativen IoT-Trends berücksichtigen, haben die Möglichkeit, digitale Innovationen in ihrem Unternehmen voranzutreiben", erklärte Nick Jones, Research Vice President bei Gartner, bei der Präsentation.
Trend Nr. 1: Künstliche Intelligenz
Gartner geht davon aus, dass 2019 14,2 Milliarden vernetzte Dinge im Einsatz sein werden, bis 2021 soll die Anzahl der IoT-Devices auf voraussichtlich 25 Milliarden ansteigen und ein immenses Datenvolumen produzieren. Hier kommt KI ins Spiel, denn aus Sicht von Jones werden nur die Unternehmen langfristig erfolgreich sein, die es schaffen, aus IoT-Daten wie Videos, Bildern, Sprache, Aktivitäten im Netzwerk oder Sensordaten wichtige Erkenntnisse abzuleiten. Der Gartner-Analyst warnte jedoch davor, dass die Technologielandschaft rund um KI komplex sei und sich daran auch bis 2023 kaum etwas ändern werde. Dennoch lohne es sich für CIOs, sich in ihrer Organisation Kompetenzen und Tools anzueignen, um KI in ihrer IoT-Strategie zu nutzen.
Trend Nr. 2: Soziale, rechtliche und ethische Implikationen von IoT
Aus Sicht der Marktforscher gewinnen mit der zunehmender Reife und Verbreitung von IoT auch die sozialen, rechtlichen und ethischen Aspekte rund um das Thema an Bedeutung. Dazu zählen Fragen, wem die erhobenen Daten und daraus gewonnenen Erkenntnisse gehören, inwieweit die Ergebnisse je nach eingesetztem Algorithmus verfälscht werden, und wie Datenschutz und die Einhaltung von Vorschriften wie DSGVO/GDPR gewährleistet werden können.
"Um eine IoT-Lösung erfolgreich einsetzen zu können, muss diese nicht nur technisch effektiv sein, sondern auch sozial akzeptabel", erklärte Jones dazu. Der Gartner-Analyst empfiehlt CIOs in diesem Zusammenhang, sich und ihr Team in diesem Bereich weiterzubilden und die Bildung von Gruppen, wie z.B. Ethikräten, in Betracht zu ziehen, um die Unternehmensstrategie zu überprüfen. Außerdem könnte die Untersuchung der eingesetzten Algorithmen und KI-Systeme durch externe Beratungsfirmen dabei helfen, mögliche Verzerrungen zu identifizieren.
Trend Nr. 3: Infonomics und der Handel mit Daten
Wie Gartner bereits 2017 in seiner Umfrage zu IoT-Projekten herausfand, verkaufen 35 Prozent der Befragten schon die über ihre IoT-Produkte und -Dienstleistungen gesammelten Daten oder beabsichtigen dies zumindest. Durch den Infonomics-Ansatz werde die Monetarisierung weiter gefördert, da hier Daten als ein strategisches Asset betrachtet werden, das auch in den Bilanzen erfasst wird. Aus Sicht der Analysten ist es hierbei die Aufgabe der CIOs, ihr Unternehmen über die Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dem Data Broking aufzuklären, um die in diesem Bereich erforderlichen IT-Richtlinien festzulegen.
Trend Nr. 4: Die Intelligenz wandert vom Edge zum Mesh
Der Übergang von zentralisierten und von Cloud-basierten zu Edge-Architekturen ist im IoT-Bereich in vollem Gange. Gartner zufolge ist es damit aber nicht getan, sondern es entsteht in einem weiteren Schritt eine unstrukturierte Architektur, in der ein breites Spektrum an "Dingen" und Diensten über ein dynamisches Netz miteinander verknüpft sind. Diese Mesh-Architekturen sollen flexiblere, intelligentere und reaktionsschnellere IoT-Systeme ermöglichen - allerdings oft auf Kosten zusätzlicher Komplexität.
Trend Nr. 5: IoT-Governance
Die Auguren von Gartner gehen davon aus, dass mit der weiteren Expansion von IoT im Unternehmen die Einrichtung eines Governance-Frameworks immer wichtiger wird. Die Kontrolle reicht dabei von einfachen technischen Aufgaben wie Geräte-Audits und Firmware-Updates, bis hin zu komplexeren Themen wie der Steuerung von Devices. Die Aufgabe des CIOs ist es dabei laut Gartner, sein Unternehmen über die Problematiken der IoT-Governance aufzuklären und eventuell in Personal und Technologien zu investieren, um die Kontrollmechanismen zu verbessern.
Trend Nr. 6: Innovationen im Sensorbereich
Die Marktforscher von Gartner rechnen damit, dass sich der Sensormarkt bis 2023 kontinuierlich weiterentwickeln wird. Dabei sind neue Sensoren voraussichtlich in der Lage, eine größere Bandbreite an Situationen und Ereignissen zu erkennen, während aktuelle Sensoren im Preis sinken oder durch ein verändertes Packaging neue Anwendungen unterstützen. Außerdem geht Gartner davon aus, dass neue Algorithmen entstehen werden, um mehr Informationen aus aktuellen Sensortechnologien abzuleiten. CIOs sollten entsprechend sicherstellen, dass ihre Teams die Innovationen auf dem Sensormarkt im Blick behalten, um Business-relevante Entwicklungen zu identifizieren.
Trend Nr. 7: Trusted Hardware und Betriebssysteme
Laut Gartner zeigt sich in Umfragen immer wieder, dass Security für Unternehmen, die IoT-Systeme einsetzen, das wichtigste technische Anliegen ist. Der Grund: Unternehmen haben oft keine Kontrolle über die Herkunft und Art der in IoT-Initiativen verwendeten Soft- und Hardware. Das Marktforschungsinstitut rechnet jedoch damit, dass bis 2023 Hard- und Softwarekombinationen im Einsatz sind, die zusammen zuverlässigere und sicherere IoT-Systeme schaffen. CIOs sollten daher mit CISOs zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass beim Kauf von IoT-Geräten und Embedded-Betriebssystemen die richtigen Entscheidungen getroffen werden, empfiehlt Gartner-Analyst Jones.
Trend 8: Neuartige IoT-Anwendererfahrungen
Die User Experience (UX) bei IoT-Lösungen wird aus Sicht von Gartner vor allem von vier Faktoren beeinflusst: neue Sensoren, neue Algorithmen, neue Erlebnisarchitekturen sowie Erfahrungen im sozialen Kontext. Mit einer zunehmenden Anzahl von Interaktionen mit Dingen, die weder Bildschirm noch Tastatur besitzen, werden die UX-Designer von Unternehmen gezwungen sein, neue Technologien zu verwenden und neue Perspektiven einzunehmen, wenn sie eine einzigartige User Experience schaffen wollen, die Spannungen reduziert und die anhaltende Nutzung fördert.
Trend Nr. 9: Chip-Innovationen
Aktuell verwenden die meisten IoT-Devices herkömmliche Prozessorchips, wobei besonders stromsparende ARM-Architekturen beliebt sind. Wie Gartner-Mann Jones darlegt, sind traditionelle Befehlssätze und Speicherarchitekturen nicht für alle Aufgaben geeignet, die Endgeräte ausführen müssen. So werde etwa die Leistung von Deep Neural Networks (DNNs) oft durch die Speicherbandbreite und nicht durch die Rechenleistung begrenzt.
Der IoT-Experte geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren Spezialchips auf den Markt kommen, die den Stromverbrauch für den Betrieb eines DNN senken und neue Edge-Architekturen und integrierte DNN-Funktionen in Low-Power-IoT-Endpunkten erlauben. Jones prognostiziert, dass diese Entwicklung Funktionen wie die in Sensoren integrierte Datenanalyse und die Spracherkennung in preiswerten batteriebetriebenen Geräten ermöglichen wird. Sein Rat an CIOs: IT-Entscheider sollten diesen Trend im Blick haben, weil neue Spezial-Chips, die Funktionen wie die eingebettete KI unterstützen, die Entwicklung hochinnovativer Produkte und Dienstleistungen zulassen.
Trend Nr. 10: Neue drahtlose Netzwerktechnologien für das IoT
IoT-Netze müssen eine Reihe Anforderungen erfüllen, die schwer unter einen Hut zu bringen sind, etwa kostengünstige Endpunkte, ein niedriger Stromverbrauch, hohe Bandbreite, geringe Latenzzeit, große Reichweite, hohe Gerätedichte, Quality of Service oder niedrige Betriebskosten. Zwar kann keine einzelne Netzwerktechnologie all diese Anforderungen erfüllen, so Gartner, allerdings böten neue IoT-Netzwerktechnologien CIOs zusätzliche Wahlmöglichkeiten und mehr Flexibilität. Die Marktforscher verweisen in diesem Zusammenhang insbesondere auf 5G, eine neue Generation erdnaher Satelliten und Backscatter-Netze.