Über die verschiedenen Methoden und Ansätze, um WLANs zu analysieren hatten wir kürzlich berichtet. Diesmal wollen wir eines der WiFi-Tools in der Praxis testen. Unsere Wahl fiel auf den kostenlosen Xirrus Wi-Fi Inspector, da er sowohl die gängigen Windows-Betriebssysteme als auch die aktuellen WLAN-Standards unterstützt. Um die Einsatz-Möglichkeiten des Inspector zu testen, haben wir mehrere WLAN-Basis-Stationen aus den wichtigsten 802.11-Generationen der letzten 13 Jahre in Betrieb genommen, und zwar je einen:
11b-AP von 3Com, bis 11 MBit/s aus dem Jahr 2001.
11b/g-AP von 3Com, bis 54 MBit/s aus dem Jahr 2003.
11a/b/g/n-Router AVM Fritzbox 7390, bis 300 MBit/s aus 2009.
11a/b/g/n/ac-Router Buffalo AirStation 1750, bis 1300 MBit/s aus 2012.
11a/b/g/n/ac-Router AVM Fritzbox 7490, bis 1300 MBit/s aus 2013.
11a/b/g/n/ac-Router Netgear R7000 AC1900, bis 1300 MBit/s aus 2014.
Daneben strahlten mehrere fremde WLAN-Router aus der Nachbarschaft in das Testbüro. So eine "Luftverschmutzung" ist meist unvermeidbar und daher nicht ganz untypisch. Den Xirrus Wi-Fi Inspector installierten wir auf einem Business-Laptop Dell Latitude E6520 mit Intel Core i7 und Windows 7 Ultimate 64-Bit. Als WiFi-Adapter hat der Laptop ein 3x3-MIMO-Funkmodul bis 450 MBit/s der Marke Intel Centrino Ultimate-N 6300 AGN verbaut: Das taugt zwar für WLAN-a/b/g/n-Funkzellen, jedoch nicht für Gigabit-WLAN-AC.
Um den Laptop mit AC nachzurüsten, installierten wir zusätzlich einen Netgear AC1200 WiFi USB Adapter an der USB-2.0-Buchse. Der Netgear-Stick beherrscht schon 11ac, aber nur mit 2x2 MIMO. Er bringt deshalb nicht die vollen 1300 MBit/s, sondern maximal zwei Drittel, sprich 867 MBit/s. Davon bleibt knapp die Hälfte als Netto-Speed übrig. Deshalb wirkt sich der USB-2.0-Port des Laptops mit maximal 480 MBit/s Brutto auch nicht nennenswert als Bremse aus.
Die Testkategorien
Im eigentlichen Test untersuchten wir die diversen Features des WiFi-Inspectors. Unser Augenmerk lag dabei auf ihrer Usability in der Praxis und inwieweit sie geeignet bei der weiteren WLAN-Planung zu helfen:
WiFi-Funkmodule
Das Xirrus-Tool erkannte die Signale von unseren beiden WiFi-Adaptern - Intel und Netgear -, und konnte sie sogar gleichzeitig im gleichen Fenster live anzeigen und aktualisieren. Für das WiFi-Monitoring ist das ein positiver Aspekt.
Network Modus
Beide Adapter erkannten im Prinzip alle Funkzellen. Allerdings attestierte das Xirrus-Tool maximal 11n als schnellsten Netzwerk-Modus. 11ac erkannte der Wi-Fi Inspector dagegen nicht. Wir vermuten, dass die Software des Tools noch nicht in der Lage ist, 11 ac zu erkennen und hoffen deshalb auf ein Software-Update für 11ac von Xirrus. Damit eignet sich unsere Testkonfiguration zum Monitoring von 11a/b/g/n-Infrastrukturen aber nicht für 11ac-Netz-Modi.
Default Encryption
Das Xirrus-Tool erkannte den Verschlüsselungs-Modus der aufgebauten WLAN-APs korrekt. In der Xirrus-Tabelle war auch zu sehen, welche APs unverschlüsselt senden. Bei Bedarf kann der Administrator also reagieren und die Verschlüsselung an den APs korrigieren.
Default Authentication
Die Authentifizierungs-Methode der Test-APs wurde ebenfalls aus der Luft erkannt. Die meisten hatten WPA2/PSK eingeschaltet. Ein fremder "KD WLAN Hotspot" aus der Nachbarschaft meldete "Open". Sollte so ein völlig offenes Netz nicht im Sinne des Admin sein, dann könnte er das jetzt zumindest für die eigenen APs ändern.
AP-Vendor
Bei der Hälfte unserer WLAN-Funker hat der Xirrus Wi-Fi Inspector den Hersteller korrekt über die Luft ausgelesen. So erkannte das Tool etwa eine Fritzbox 7390 korrekt. Bei der jüngeren Fritzbox 7490 dagegen wurde nur "Unknown" als Hersteller gemeldet. Die uralten 11b- und 11g-Funker wurden fehlerfrei als 3Com Access Points vermeldet. Unter dem Strich ist die Hersteller-Datenbank im Xirrus-Tool zwar nett, aber noch steigerungsfähig.
Channel und Frequency
In der Spalte "Channel" zeigt der Wi-Fi Inspector die WLAN-Kanäle an, unter "Frequency" die Frequenzen, auf denen die WLAN-Geräte aktuell funken. Beide Angaben sind bei der WLAN-Optimierung hilfreich, um sich dem Ideal einer überlappungsfreien WLAN-Installation zu nähern.
Die Testkategorien II
Lokalisierung: Verdächtige APs aufspüren
Gefallen hat uns auch die Suchfunktion des Tools. Um sie zu nutzen, markiert man einen AP und schaltet das Locate-Feature ein. Sogleich ertönt ein Pieps-Ton aus dem Laptop, der immer aufgeregter wird, je näher man dem AP kommt. Auf diese Weise könnte etwa ein alter AP aufgespürt werden, um ihn aus dem Netz zu nehmen, falls er den restlichen Verbund der moderneren WLAN-Geräte stören sollte.
Signal History
Dieses Tool protokolliert die Signalstärken aller erkannten WLAN-Zellen im Zeitverlauf: Hier sieht man, welche APs die höchsten und stabilsten Werte bringen. Ebenso erkennt man die APs mit sehr geringen oder sehr schwankenden Signalstärken auf einen Blick. Wandert man mit dem Signal-History-Tool durch mehrere Räume, dann zeigt es, welche Funkzellen aus welchen APs in welchen Räumen besonders stark oder besonders schwach ankommen. Daraus lassen sich Schlüsse für eine weitere Optimierung des Netzes ziehen - etwa eine geschicktere Positionierung der APs und Antennen.
Speed-Quality-Connection-Tests
Beim Klick auf den "Speed Test" des Xirrus Wi-Fi Inspector das extern eingebundene Tool www.speedtest.net aufgerufen. Es misst den Internet-Durchsatz des WLAN-Routers, mit dem der Laptop gerade aktuell verbunden ist. Einen anderen Speed-Test bietet der Dienst von comparite.ch an. Hier werden auch Pingzeiten zum Internet Service Provider gemessen.
Fazit
Der Wi-Fi Inspector gefällt durch seine zahlreichen Funktionen. Auch die Kombination mit externen Tools ist gut gelungen. So ermöglicht der kostenlose Xirrus Wi-Fi Inspectors zwar kein perfekte, aber doch brauchbare Qualitäts-Kontrolle von WLAN-Installationen. Und für das Erkennen von Fehlern oder die Optimierung eines WLAN-Projektes liefert er eine Grundlage.