Powerline-Probleme lösen

Das können Sie tun, wenn Powerline zu langsam ist

03.02.2017 von Stefan Wischner und Thomas Rau
Powerline ist nicht so schnell, wie es sein sollte? Das ist kein Einzelfall. Wir verraten, woran das liegen kann.
Hier sieht das Powerline-Tempo oft besser aus als es in der Praxis eigentlich ist.

Der Router steht im Erdgeschoss, das Arbeitszimmer ist im Dachatelier und dazwischen befindet sich jede Menge Stahlbeton. In einem solchen Szenario versagt WLAN oft, wenn Sie nicht eine Kaskade von Repeatern installieren. Im Zwischengeschoss haben Sie noch einen smarten Fernseher, der jedoch nur eine Netzwerkbuchse und kein WLAN-Modul mitbringt. Nun können Sie natürlich Ethernet-Kabel durch das ganze Haus ziehen. Wenn das keine geeignete Option für Sie ist, gibt es zum Glück noch eine weitere Möglichkeit der Vernetzung: das Verbinden per Steckdose – Powerline, manchmal auch PowerLAN oder dLAN genannt.

Dafür brauchen Sie zwar auch Netzwerkkabel, aber nur vom jeweiligen Gerät bis zur nächsten Stromsteckdose. In ihr steckt ein Adapter, der die digitalen Signale in winzige, hochfrequente Schwankungen der Wechselspannung umwandelt. Diese stören die allermeisten normalen 220-Volt-Geräte nicht im Geringsten. Zu den wenigen Ausnahmen gehören etwa Kurzwellenfunkgeräte. Die Gegenstelle – also ein weiterer Computer, ein smartes TV-Gerät oder ein Router – ist ebenfalls mittels Powerline-Adapter mit dem Stromnetz verbunden. Dieser wandelt die Stromschwankungen dann wieder in digitale Signale um. Treiber oder eine besondere Konfiguration der Geräte oder Betriebssysteme sind hierbei nicht notwendig. Für alle Geräte funktioniert die Verbindung wie ein gewöhnliches Ethernet-Kabel.

Welchen Adapter kaufen?

Manche Adapter wie der AVM Powerline 1240E bieten Ihnen zusätzlich einen WLAN-Access-Point.

Im einfachsten Fall benötigen Sie zwei Powerline-Adapter. Dazu kommt noch ein Stückchen Ethernet-Kabel, das von dem jeweiligen Gerät bis zur Steckdose reicht. Ein solches liegt den Geräten zumeist bei. Die meisten Hersteller verkaufen ihre Adapter nicht nur einzeln, sondern auch in etwas günstigeren Starter Kits paarweise oder im Dreier-Set.

Für welches Fabrikat Sie sich entscheiden, ist dabei gar nicht so wichtig – die Leistungs-und Qualitätsunterschiede sind gering. Ausschlaggebend sind die Geschwindigkeitsklasse sowie ein gemeinsamer Standard („HomePlug AV“) – aktuell entweder 500 MBit/s oder 1200 MBit/s. Einige Hersteller werben mit leicht angehobenen Zwischenwerten, zum Beispiel 600 statt 500 MBit/s – prinzipiell ist das allerdings dieselbe Klasse. Vereinzelt bekommen Sie auch noch Geräte der Vorgängergeneration mit 200 MBit/s, die für den Einstieg ausreichend sein können. Ein wenig mehr Tempo liefern Ihnen Adapter mit MIMO-Technik. Diese verwenden alle drei Adern der Stromleitung.

Das allerbeste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Ihnen derzeit Powerline-Adapter nach dem Standard „HomePlug AV/IEEE 1901“. Sie weisen eine Bruttodatenrate von 500 MBit/s aus und sind im Zweierpack bereits ab rund 40 Euro zu haben. Sind die vorhandenen Wandsteckdosen knapp, sollten Sie sich für ein Modell mit durchgeschleifter Steckdose entscheiden.

Manche Adapter bieten neben der Kopplung über das Stromnetz Zusatzfunktionen, wie beispielsweise einen WLAN-Access-Point. Dieser spannt um jeden Powerline-Adapter ein WLAN auf – eine gute, da meistens wesentlich schnellere Alternative zu WLAN-Repeatern.

Ein weiteres Ausstattungsmerkmal ist die Zahl der vorhandenen Ethernet-Ports. Die meisten Adapter besitzen nur eine Buchse. Per Switch lassen sich daran trotzdem mehrere Computer oder Geräte anschließen. Der Nachteil ist, dass die Powerline-Adapter nicht in den Stromsparmodus wechseln, wenn sie gerade nicht benötigt werden. Die Geräte ziehen vielmehr ständig vier bis fünf Watt anstelle von einem halben Watt. Verfügt der Adapter dagegen über mehrere Ethernet-Anschlüsse, so funktioniert auch der Sleep-Modus korrekt.

Powerline-Probleme lösen

Installation und Inbetriebnahme eines Powerline-Netzwerkes sind denkbar einfach: Sie stecken die Adapter in die Steckdosen, verbinden die Geräte wie zum Beispiel Computer oder Smart-TV per Ethernet-Kabel mit dem Adapter und warten ein paar Sekunden, bis die Verbindung steht. Komplizierter wird es, wenn dabei etwas nicht klappt. Im Wesentlichen existieren zwei Arten von Problemen, die mit Powerline-Verbindungen auftreten können: Zwischen den Adaptern kommt überhaupt keine Verbindung zustande oder die Daten kriechen nur quälend langsam durch die Leitungen.

Als Ursachen kommen entweder die Adapter selbst oder aber die Gegebenheiten im lokalen Stromnetz infrage. Möchten Sie Probleme mit den Adaptern vermeiden, verwenden Sie möglichst nur Produkte eines Herstellers, am besten auch stets dasselbe Modell. Denn obwohl die Standards „HomePlug“ und „HomePlug AV“ dafür sorgen sollen, dass sich unterschiedliche Adapter miteinander verständigen, tun sie das in der Praxis oft nicht.

Kommt es trotz identischer Powerline-Adapter zu Verbindungsproblemen, liegt dies oft an der vorhandenen Elektroinstallation. Denn Adapter und Steckdosen müssen in einem Stromkreis hängen, um ein Netzwerk bilden zu können. Jeder Übergang wie etwa Dosenklemmen, Sicherungen oder FI-Schalter, Steckdosenleisten und nicht zuletzt auch die Länge der dazwischenliegenden Leitung dämpft das hochfrequente Signal. Wegen der Störungen sinkt die Datenrate entweder drastisch oder die Verbindung kommt erst gar nicht zustande.

Praktisch: Bei einem Adapter mit Steckdose und Ethernet-Buchsen können Sie die Wanddose wie gewohnt mit anderen Geräten nutzen und weitere Netzwerkgeräte ohne einen externen Switch anschließen.

Viele dieser Gegebenheiten lassen sich nicht ändern, nicht einmal dann, wenn ein Verdrahtungsplan der Elektroinstallation vorliegt.

Zweierlei können Sie aber doch tun: Vermeiden Sie unbedingt, den Powerline-Adapter mithilfe einer Steckdosenleiste zusammen mit anderen Geräten an eine Wanddose zu stöpseln. Letztere „verschmutzen“ das aufmodulierte Signal mit Störimpulsen. Im schlimmsten Fall ist es danach unbrauchbar. Besonders stark ist dieser Effekt bei Elektromotoren wie Ventilatoren oder Staubsaugern. Gibt es wenige Wandsteckdosen, verwenden Sie Powerline-Adapter mit integrierter Steckdose. Daran dürfen Sie auch eine Mehrfachsteckdosenleiste anschließen, weil eingebaute Filter die Powerline-Elektronik vor externen Störungen schützen.

Abhilfe kann hier auch schlicht ein Wechsel der Steckdose schaffen. Oft klappt die Verbindung über eine andere Dose, obwohl diese lediglich ein paar Meter entfernt ist. Für die Suche nach einer brauchbaren Alternative ist ein Notebook sehr hilfreich. Schließlich will der Rechner über ein Ethernet-Kabel mit dem Powerline-Adapter verbunden werden. Anstatt mit einem dreißig Meter langen Cat5-Kabel die infrage kommenden Steckdosen abzuklappern, ist es mit einem Notebook und einem kurzen Kabel viel einfacher, eine passende Dose aufzuspüren.

Ein zusätzliches Problem: Leider lassen sich nicht beliebig viele Powerline-Adapter einsetzen. Über die tatsächliche Obergrenze schweigen sich die Hersteller aber zumeist aus. Diese hängt nicht nur vom benutzten Chipsatz, sondern auch von der installierten Firmware ab. Bereits ab fünf Geräten kann es durchaus kritisch werden. Unter Umständen funktionieren allerdings auch acht oder mehr Adapter reibungslos. In jedem Fall jedoch teilen sich die Adapter die verfügbare Bandbreite. Mit jedem neuen Adapter, der dazukommt, wird die Verbindung wesentlich langsamer.

PowerLAN schnarchlahm?

Hersteller von Powerline-Adaptern versprechen Geschwindigkeiten bis hin zu 1200 MBit/s über die Stromleitung. Bei Tests mit Messprogrammen und im praktischen Einsatz werden jedoch weit geringere Übertragungsraten erzielt. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Bei einigen können Sie Abhilfe schaffen, nicht aber bei allen.

Aus Marketing-Gründen geben die Hersteller von Powerline-Technik genau wie bei WLAN-Verbindungen immer nur Brutto-Datenraten an. Sie umfassen neben den Nutzdaten, also etwa Bilddateien, Fonts und Webseiten-Code, auch den Overhead des Protokolls. Es besteht aus den Protokolldaten für den Transport und die Steuerung der Übertragung. Bei TCP/IP nimmt dieser Header rund 20 Prozent der Übertragungsdaten ein, das bei Powerline verwendete Medien-Zugriffsprotokoll schluckt weitere Bandbreite. Auch die mitgelieferten Tools der Hersteller, wie etwa das dLAN Cockpit von Devolo, zeigen üblicherweise nur die aktuelle Brutto-Datenrate an. Die von den Anwendungen nutzbare Datenverbindung ist deutlich langsamer.

Powerline FAQ
AVM-Anwendungs-Beispiel
Powerline überträgt Daten, Fotos, Filme, Sprache, Telefonie und Webseiten über den Switch des WLAN-Routers AVM FRITZ!Box 7490 im Keller per Stromleitung bis an die Endgeräte im gesamten Haus.
Devolo-Anwendungs-Beispiel
Powerline jagt Daten, Fotos, Filme, Sprache, Telefonie und Webseiten von einem Internet-Router mit LAN-Switch im Keller über die Stromleitung bis an die Endgeräte im gesamten Haus.
Devolo-Anwendungs-Beispiel
Powerline jagt Daten, Fotos, Filme, Sprache, Telefonie und Webseiten von einem Internet-Router mit LAN-Switch im Keller über die Stromleitung bis an die Endgeräte im gesamten Haus.
AVM FRITZ!Box 7490
Der 4-Port-Gigabit-LAN-Switch dieser AVM FRITZ!Box 7490 hat im Test zwei schnelle Laptops mit bis zu 890 Megabit pro Sekunde verkoppelt. Somit kamen netto gute 89 Prozent vom Bruttowert. Bei WLAN und Powerline klafft diese Lücke zwischen Brutto und Netto viel weiter auseinander
FritzBox
Zwei 11ac-WLAN-Fritzboxen AVM 7490 erreichten im Test die volle 3x3-MIMO-Verbindung mit einer Brutto-Datenrate von 1,3 GBit/s. Netto kamen Peaks von 791 MBit/s auf kurze Distanz bei direkter Sichtverbindung, sprich 61 Prozent vom Bruttowert. Als Dauerleistung gingen 560 MBit/s durch eine Stahlbetondecke hindurch, also 43% vom Bruttowert
Vernetzung via Powerline:
Vom DSL-Router kommend wird das Internet per LAN-Kabel an einen PLC-to-Ethernet-Adapter geführt. Der treibt es per Stromleitung an alle Steckdosen einer Wohnung weiter. An den weiteren Geräten wie TV, Gaming-Konsole oder PC wird das Signal wieder von Powerline auf Ethernet zurück verwandelt. Dank Powerline kommt das Internet aus jeder 230-Volt-Steckdose einer Wohnung
Vernetzung via Powerline:
Hier läuft das Internet über die 230-Volt-Stromleitung vom DSL-Router bis zum Fernseher. Bei PLC-Adaptern mit Durch-Steckdose, wie hier im Bild, geht keine 230-Volt-Steckdose verloren. Wer genug freie Steckdosen im Haus hat, kann aber auch PLC-Adapter ohne Durch-Steckdosen verwenden
Powerline
Das neue, schnelle Gigabit-Powerline benötigt einen Stromkreis mit drei Adern und Schutzkontakt-Steckdosen. Dank MIMO-Technik kann Powerline auf drei Adern etwa 60 bis 80 Prozent schneller kommunizieren als auf zwei Adern, erklärt der PLC-Hersteller AVM.
Powerline
Im Prinzip sehen fast alle PLC-Adapter schon seit Jahren ähnlich aus, egal ob sie nun 14, 85, 200, 500, 600, 1.000 oder 1.200 Megabit brutto auf der Schachtel versprechen: Links liegt ein 1.200-Megabit-Powerline-Pärchen von devolo, mit Durch-Steckdose. Rechts ein 1.200-Megabit-Pärchen von AVM, ohne Durch-Steckdose.
Powerline
Die 500-Megabit-PLC-Adapter „Devolo dLAN 500 AVplus“ brachten bei Markteinführung anno 2011 maximal 256 MBit/s netto, also 51 Prozent vom Bruttowert.
Powerline
Die 500-Megabit-PLC-Adapter „Netgear Powerline AV+ 500“ brachten bei Markteinführung anno 2011 maximal 263 MBit/s netto, also knapp 53 Prozent vom Bruttowert.
Diagramm
Laut Messungen von AVM schaffen PLC-Adapter der 200-Megabit-Klasse bis zu 95 MBit/s netto. Die 500-MBit/s-Klasse schafft 250 MBit/s und in der 1.000-MBit/s-Klasse gehen laut AVM maximal 500 MBit/s netto über die Strom-Leitung. Allerdings nur auf kurze Distanz und in „Referenzhäusern mit typischer Elektroverkabelung“.
AVM FRITZ!Powerline
Im Herbst 2014 sind die ersten 1.200-Megabit-PLC-Starter-Kits der Marken „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ (oben) und „devolo dLAN 1200+“ (unten) auf den Markt gekommen. Die Verpackung ist bei Devolo fast doppelt so groß wie bei AVM.
AVM FRITZ!Powerline
Das 1.200-Megabit-PLC-Starter-Kit „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ wirbt auf der Schachtel mit Gigabit-Speed bis zu 1.000 Megabit und „mehr Reichweite“ dank MIMO-Technologie.
AVM FRITZ!Powerline
Das „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ Starter-Kit kommt im Vergleich zu vielen anderen PLC-Adaptern recht schick und schlank daher.
AVM FRITZ!Powerline
Die nominale Datenrate zwischen zwei „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ PLC-Adaptern wurde auf kurze Distanz in diesem Test gerade mit 1203 MBit/s beim Senden und 1183 MBit/s beim Empfangen signalisiert. Netto gingen beim Windows-Dateitransfer aber weit weniger als 50% vom Bruttowert über die Strom-Leitung.
Devolo dLAN
Das 1.200-Megabit-PLC-Starter-Kit „devolo dLAN 1200+“ wirbt mit Gigabit-Speed bis zu 1.200 Megabit. Genau wie beim „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ flitzen netto in der Praxis aber ebenfalls weit weniger als 50% vom Brutto-Speed über die 230-Volt-Stromleitung.
Devolo dLAN
Die „devolo dLAN 1200+“ PLC-Adapter sind größer als die „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ PLC-to-Ethernet-Umsetzer. Dafür haben Erstere eine Durch-Steckdose mit Netzfilter.

Unter optimalen Voraussetzungen, das heißt bei einer geringen Leitungslänge und wenigen Störeinflüssen, dürfen Sie von einer Power-LAN-Verbindung HomePlug AV mit 500 MBit/s brutto Geschwindigkeiten von etwa 120 bis 150 MBit/s erwarten. Der maximale Nettodurchsatz bei älteren HomePlug-AV-Geräten (200 MBit/s brutto) beträgt um die 60 bis 70 MBit/s. Diese Angaben können allerdings nur als grobe Richtwerte bei besten Umgebungsbedingungen und nur zwei Adaptern dienen.

Genau wie bei einem WLAN sinkt die Datenrate rapide, sobald die Entfernung zwischen zwei Adaptern wächst. Gute Übertragungsgeschwindigkeiten erzielt man auch mit der kabelgebundenen Powerline-Technik lediglich bis zu einer Entfernung von etwa zehn bis 20 Metern. Grund: Stromleitungen sind erheblich schlechter abgeschirmt als beispielsweise Netzwerkkabel.


Wenn in Mehrfamilienhäusern mehrere Powerline-Verbindungen existieren, können sie sich gegenseitig beeinflussen und ausbremsen. Denn die Netze nutzen das gleiche Übertragungsmedium, ein Hochfrequenzsignal, das im gesamten Stromnetz vorhanden ist. Wenn daher in zwei nah beieinanderliegenden Powerline-Netzwerken Daten übertragen werden, sinken die Übertragungsraten bei beiden Verbindungen auf die Hälfte. Ein Elektriker kann über den Einbau eines Filters in den Sicherungskasten Abhilfe schaffen und so die Übertragung der Signale von einer Wohnung in die andere verhindern. Ein normaler Anwender jedoch hat keine Handlungsmöglichkeit.

Powerline-Verbindungen können gestört werden durch andere elektrische Geräte, die an einer Steckdose zwischen den beiden Adaptern hängen. Häufig geschieht das beim Anschluss von Schaltnetzteilen etwa zum Aufladen von Telefonen. Für diese Fälle existiert tatsächlich eine einfache Abhilfe: Stecken Sie das Gerät in die Buchse des Powerline-Adapters. In ihm sind Filter installiert, die solche Beeinträchtigungen verhindern. Falls Ihr Adapter keine solche Buchse aufweist, schließen Sie das Gerät an eine Steckdose an, die möglichst weit entfernt von Ihrer Powerline-Verbindung installiert ist. (PC-Welt)