Der Router steht im Erdgeschoss, das Arbeitszimmer ist im Dachatelier und dazwischen befindet sich jede Menge Stahlbeton. In einem solchen Szenario versagt WLAN oft, wenn Sie nicht eine Kaskade von Repeatern installieren. Im Zwischengeschoss haben Sie noch einen smarten Fernseher, der jedoch nur eine Netzwerkbuchse und kein WLAN-Modul mitbringt. Nun können Sie natürlich Ethernet-Kabel durch das ganze Haus ziehen. Wenn das keine geeignete Option für Sie ist, gibt es zum Glück noch eine weitere Möglichkeit der Vernetzung: das Verbinden per Steckdose – Powerline, manchmal auch PowerLAN oder dLAN genannt.
Dafür brauchen Sie zwar auch Netzwerkkabel, aber nur vom jeweiligen Gerät bis zur nächsten Stromsteckdose. In ihr steckt ein Adapter, der die digitalen Signale in winzige, hochfrequente Schwankungen der Wechselspannung umwandelt. Diese stören die allermeisten normalen 220-Volt-Geräte nicht im Geringsten. Zu den wenigen Ausnahmen gehören etwa Kurzwellenfunkgeräte. Die Gegenstelle – also ein weiterer Computer, ein smartes TV-Gerät oder ein Router – ist ebenfalls mittels Powerline-Adapter mit dem Stromnetz verbunden. Dieser wandelt die Stromschwankungen dann wieder in digitale Signale um. Treiber oder eine besondere Konfiguration der Geräte oder Betriebssysteme sind hierbei nicht notwendig. Für alle Geräte funktioniert die Verbindung wie ein gewöhnliches Ethernet-Kabel.
Welchen Adapter kaufen?
Im einfachsten Fall benötigen Sie zwei Powerline-Adapter. Dazu kommt noch ein Stückchen Ethernet-Kabel, das von dem jeweiligen Gerät bis zur Steckdose reicht. Ein solches liegt den Geräten zumeist bei. Die meisten Hersteller verkaufen ihre Adapter nicht nur einzeln, sondern auch in etwas günstigeren Starter Kits paarweise oder im Dreier-Set.
Für welches Fabrikat Sie sich entscheiden, ist dabei gar nicht so wichtig – die Leistungs-und Qualitätsunterschiede sind gering. Ausschlaggebend sind die Geschwindigkeitsklasse sowie ein gemeinsamer Standard („HomePlug AV“) – aktuell entweder 500 MBit/s oder 1200 MBit/s. Einige Hersteller werben mit leicht angehobenen Zwischenwerten, zum Beispiel 600 statt 500 MBit/s – prinzipiell ist das allerdings dieselbe Klasse. Vereinzelt bekommen Sie auch noch Geräte der Vorgängergeneration mit 200 MBit/s, die für den Einstieg ausreichend sein können. Ein wenig mehr Tempo liefern Ihnen Adapter mit MIMO-Technik. Diese verwenden alle drei Adern der Stromleitung.
Das allerbeste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Ihnen derzeit Powerline-Adapter nach dem Standard „HomePlug AV/IEEE 1901“. Sie weisen eine Bruttodatenrate von 500 MBit/s aus und sind im Zweierpack bereits ab rund 40 Euro zu haben. Sind die vorhandenen Wandsteckdosen knapp, sollten Sie sich für ein Modell mit durchgeschleifter Steckdose entscheiden.
Manche Adapter bieten neben der Kopplung über das Stromnetz Zusatzfunktionen, wie beispielsweise einen WLAN-Access-Point. Dieser spannt um jeden Powerline-Adapter ein WLAN auf – eine gute, da meistens wesentlich schnellere Alternative zu WLAN-Repeatern.
Ein weiteres Ausstattungsmerkmal ist die Zahl der vorhandenen Ethernet-Ports. Die meisten Adapter besitzen nur eine Buchse. Per Switch lassen sich daran trotzdem mehrere Computer oder Geräte anschließen. Der Nachteil ist, dass die Powerline-Adapter nicht in den Stromsparmodus wechseln, wenn sie gerade nicht benötigt werden. Die Geräte ziehen vielmehr ständig vier bis fünf Watt anstelle von einem halben Watt. Verfügt der Adapter dagegen über mehrere Ethernet-Anschlüsse, so funktioniert auch der Sleep-Modus korrekt.
Powerline-Probleme lösen
Installation und Inbetriebnahme eines Powerline-Netzwerkes sind denkbar einfach: Sie stecken die Adapter in die Steckdosen, verbinden die Geräte wie zum Beispiel Computer oder Smart-TV per Ethernet-Kabel mit dem Adapter und warten ein paar Sekunden, bis die Verbindung steht. Komplizierter wird es, wenn dabei etwas nicht klappt. Im Wesentlichen existieren zwei Arten von Problemen, die mit Powerline-Verbindungen auftreten können: Zwischen den Adaptern kommt überhaupt keine Verbindung zustande oder die Daten kriechen nur quälend langsam durch die Leitungen.
Als Ursachen kommen entweder die Adapter selbst oder aber die Gegebenheiten im lokalen Stromnetz infrage. Möchten Sie Probleme mit den Adaptern vermeiden, verwenden Sie möglichst nur Produkte eines Herstellers, am besten auch stets dasselbe Modell. Denn obwohl die Standards „HomePlug“ und „HomePlug AV“ dafür sorgen sollen, dass sich unterschiedliche Adapter miteinander verständigen, tun sie das in der Praxis oft nicht.
Kommt es trotz identischer Powerline-Adapter zu Verbindungsproblemen, liegt dies oft an der vorhandenen Elektroinstallation. Denn Adapter und Steckdosen müssen in einem Stromkreis hängen, um ein Netzwerk bilden zu können. Jeder Übergang wie etwa Dosenklemmen, Sicherungen oder FI-Schalter, Steckdosenleisten und nicht zuletzt auch die Länge der dazwischenliegenden Leitung dämpft das hochfrequente Signal. Wegen der Störungen sinkt die Datenrate entweder drastisch oder die Verbindung kommt erst gar nicht zustande.
Viele dieser Gegebenheiten lassen sich nicht ändern, nicht einmal dann, wenn ein Verdrahtungsplan der Elektroinstallation vorliegt.
Zweierlei können Sie aber doch tun: Vermeiden Sie unbedingt, den Powerline-Adapter mithilfe einer Steckdosenleiste zusammen mit anderen Geräten an eine Wanddose zu stöpseln. Letztere „verschmutzen“ das aufmodulierte Signal mit Störimpulsen. Im schlimmsten Fall ist es danach unbrauchbar. Besonders stark ist dieser Effekt bei Elektromotoren wie Ventilatoren oder Staubsaugern. Gibt es wenige Wandsteckdosen, verwenden Sie Powerline-Adapter mit integrierter Steckdose. Daran dürfen Sie auch eine Mehrfachsteckdosenleiste anschließen, weil eingebaute Filter die Powerline-Elektronik vor externen Störungen schützen.
Abhilfe kann hier auch schlicht ein Wechsel der Steckdose schaffen. Oft klappt die Verbindung über eine andere Dose, obwohl diese lediglich ein paar Meter entfernt ist. Für die Suche nach einer brauchbaren Alternative ist ein Notebook sehr hilfreich. Schließlich will der Rechner über ein Ethernet-Kabel mit dem Powerline-Adapter verbunden werden. Anstatt mit einem dreißig Meter langen Cat5-Kabel die infrage kommenden Steckdosen abzuklappern, ist es mit einem Notebook und einem kurzen Kabel viel einfacher, eine passende Dose aufzuspüren.
Ein zusätzliches Problem: Leider lassen sich nicht beliebig viele Powerline-Adapter einsetzen. Über die tatsächliche Obergrenze schweigen sich die Hersteller aber zumeist aus. Diese hängt nicht nur vom benutzten Chipsatz, sondern auch von der installierten Firmware ab. Bereits ab fünf Geräten kann es durchaus kritisch werden. Unter Umständen funktionieren allerdings auch acht oder mehr Adapter reibungslos. In jedem Fall jedoch teilen sich die Adapter die verfügbare Bandbreite. Mit jedem neuen Adapter, der dazukommt, wird die Verbindung wesentlich langsamer.
PowerLAN schnarchlahm?
Hersteller von Powerline-Adaptern versprechen Geschwindigkeiten bis hin zu 1200 MBit/s über die Stromleitung. Bei Tests mit Messprogrammen und im praktischen Einsatz werden jedoch weit geringere Übertragungsraten erzielt. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Bei einigen können Sie Abhilfe schaffen, nicht aber bei allen.
Aus Marketing-Gründen geben die Hersteller von Powerline-Technik genau wie bei WLAN-Verbindungen immer nur Brutto-Datenraten an. Sie umfassen neben den Nutzdaten, also etwa Bilddateien, Fonts und Webseiten-Code, auch den Overhead des Protokolls. Es besteht aus den Protokolldaten für den Transport und die Steuerung der Übertragung. Bei TCP/IP nimmt dieser Header rund 20 Prozent der Übertragungsdaten ein, das bei Powerline verwendete Medien-Zugriffsprotokoll schluckt weitere Bandbreite. Auch die mitgelieferten Tools der Hersteller, wie etwa das dLAN Cockpit von Devolo, zeigen üblicherweise nur die aktuelle Brutto-Datenrate an. Die von den Anwendungen nutzbare Datenverbindung ist deutlich langsamer.
Unter optimalen Voraussetzungen, das heißt bei einer geringen Leitungslänge und wenigen Störeinflüssen, dürfen Sie von einer Power-LAN-Verbindung HomePlug AV mit 500 MBit/s brutto Geschwindigkeiten von etwa 120 bis 150 MBit/s erwarten. Der maximale Nettodurchsatz bei älteren HomePlug-AV-Geräten (200 MBit/s brutto) beträgt um die 60 bis 70 MBit/s. Diese Angaben können allerdings nur als grobe Richtwerte bei besten Umgebungsbedingungen und nur zwei Adaptern dienen.
Genau wie bei einem WLAN sinkt die Datenrate rapide, sobald die Entfernung zwischen zwei Adaptern wächst. Gute Übertragungsgeschwindigkeiten erzielt man auch mit der kabelgebundenen Powerline-Technik lediglich bis zu einer Entfernung von etwa zehn bis 20 Metern. Grund: Stromleitungen sind erheblich schlechter abgeschirmt als beispielsweise Netzwerkkabel.
Wenn in Mehrfamilienhäusern mehrere Powerline-Verbindungen existieren, können sie sich gegenseitig beeinflussen und ausbremsen. Denn die Netze nutzen das gleiche Übertragungsmedium, ein Hochfrequenzsignal, das im gesamten Stromnetz vorhanden ist. Wenn daher in zwei nah beieinanderliegenden Powerline-Netzwerken Daten übertragen werden, sinken die Übertragungsraten bei beiden Verbindungen auf die Hälfte. Ein Elektriker kann über den Einbau eines Filters in den Sicherungskasten Abhilfe schaffen und so die Übertragung der Signale von einer Wohnung in die andere verhindern. Ein normaler Anwender jedoch hat keine Handlungsmöglichkeit.
Powerline-Verbindungen können gestört werden durch andere elektrische Geräte, die an einer Steckdose zwischen den beiden Adaptern hängen. Häufig geschieht das beim Anschluss von Schaltnetzteilen etwa zum Aufladen von Telefonen. Für diese Fälle existiert tatsächlich eine einfache Abhilfe: Stecken Sie das Gerät in die Buchse des Powerline-Adapters. In ihm sind Filter installiert, die solche Beeinträchtigungen verhindern. Falls Ihr Adapter keine solche Buchse aufweist, schließen Sie das Gerät an eine Steckdose an, die möglichst weit entfernt von Ihrer Powerline-Verbindung installiert ist. (PC-Welt)