Die nächste Microsoft Office-Funktion soll Desktop, Mobile und Cloud verknüpfen. Hier finden Sie einen Ausblick auf die Neuerungen und ein erstes Fazit zu Office 15.
von Moritz Jäger
(
PC-Welt
-Redakteur)
Nicht nur Windows 8 steht in den Startlöchern, auch die nächste Generation der Office-Suite von Microsoft befindet sich bereits auf der Zielgeraden. Die Technical Preview von Microsoft Office 15, also eine enorm frühe Test-Version des kommenden Büropaketes, wurde bereits an einige wenige ausgewählte Tester übergeben. Office 15 ist laut PJ Hough, dem Corporate Vice President of Development der Office-Abteilung bei Microsoft, „eines der ambitioniertesten Projekte der Office-Abteilung “. Office 15 soll gleichzeitig für Desktop, mobile Systeme und die Cloud-Variante Office 365 erscheinen, daneben will Microsoft zugleich die neuen Versionen von Sharepoint, Lync, Project und Visio veröffentlichen - mit einem Schlag bringt der Redmonder Konzern damit all seine Bürolösungen auf den neuesten Stand. Diese Strategie erklärt, warum sich Microsoft noch nicht auf ein finales Erscheinungsdatum festlegen möchte, schließlich könnten Verzögerungen bei einem Produkt das komplette Release gefährden.
Anders als bei der Technical Preview oder der Consumer Preview von Windows 8 steht die neue Office-Variante aber nicht allgemein zum Download bereit. Microsoft hat die Vorabversion lediglich einigen ausgewählten Nutzern zum Test zur Verfügung gestellt, darunter dem langjährigen Microsoft-Kenner Paul Thurrot und Tom Warren vom Blog The Verge. Die beiden haben ihre Erfahrungen bereits online gestellt, so dass man dadurch einen guten Eindruck von den kommenden Features kriegt.
Eins wird bei den Reviews der Vorabversion schnell klar: Microsoft optimiert die Büro-Suite bereits jetzt für den Einsatz auf Geräten mit berührungsempfindlichen Bildschirmen. Das passt zu diesem Blogeintrag von Steven Sinofsky, dem Chef der Windows-Abteilung. Dieser hat in diesem ausführlichen Blog zu Windows auf ARM-Plattformen nahezu nebenbei erwähnt, dass die ARM-Version von Windows (WOA) das Büropaket in App-Form vorinstalliert enthält. Das merkt man vor allem am neuen Touch-Modus. Die Ribbons, seit Office 2007 fester Bestandteil, sind standardmäßig verkleinert, die Funktionen zum Erstellen von Inhalten stehen im Vordergrund. Die Ribbons lassen sich aber jederzeit einblenden, auf Tablets werden die einzelnen Optionen zudem deutlich vergrößert dargestellt.
Office 15: Das ist neu in Word
Die Textverarbeitung wird in Office 15 den Schwerpunkt nicht mehr nur auf das Erstellen von Texten legen, sondern neue Funktionen zum Lesen mitbringen, dazu gehört etwa der komplett neue Lesemodus. Dabei passt sich die Textbreite beispielsweise dem aktuellen Bildschirmausschnitt an, verändert der Nutzer diesen, „fließt“ der Text in die neue Position. Erweitert wird der Lesemodus durch „Resume Reading“. Diese Funktion merkt sich die zuletzt gelesene Stelle in einem Dokument. Wird dieses später wieder geöffnet, springt Word automatisch zu diesem Lesezeichen. Leider ist noch nicht bekannt, ob dieses Feature auch systemübergreifend arbeitet und beispielsweise den Lesefortschritt vom Desktop auf ein Tablet abbilden kann. In eine ähnliche Bresche schlägt die Funktion Object Zoom. Damit will Microsoft die Lesbarkeit von Diagrammen und Bildern verbessern. Ein Doppelklick auf ein Bildelement vergrößert dieses deutlich, Diagramme zu Texten lassen sich so etwa im Vollbildmodus anzeigen.
Die Cloud erhält einen festen Platz in Office 15. Thurrot schreibt in seinem Blog, dass er beim Speichern neben den lokalen Speicherplätzen direkt den Microsoft-Online-Speicher Skydrive angeboten bekam, zudem ließen sich weitere Web-Speicherplätze hinzufügen. Das klappt analog mit Sharepoint-Freigaben.
Office 15: Das verspricht Excel
Die nächste Version von Excel soll die Auswertung und Analyse von Daten deutlich vereinfachen. Dabei helfen neue Tools, mit denen sich eingegebene Daten direkt in Diagrammen aufbereiten und visualisieren lassen. Ebenfalls praktisch: Excel von Office 15 bringt Features mit, die eine Umsortierung und Neuformatierung deutlich vereinfachen sollen. Der Touch Modus soll Tablet-Nutzern das Blättern durch und Anzeigen von Tabellen und Diagrammen vereinfachen - auch hier bleibt aber abzuwarten, wie die neue Version sich in der Praxis schlägt.
Microsoft will in Powerpoint 15 die virtuellen Folien standardmäßig in das 16:9-Format umstellen. Das Widescreen-Format soll der Verbreitung von entsprechenden Monitoren und Projektoren Rechnung tragen. Die 4:3-Variante bleibt aber weiterhin erhalten, das Format lässt sich einfach umstellen. Powerpoint 15 wird dank der Sharing-Funktionen besser mit anderen Office-Produkten zusammenarbeiten: So soll die Präsentationssoftware beispielsweise Texte aus Word oder Tabellen aus Excel übernehmen, ohne dass sie deren Formatierung ändert. Sollte sich das bewahrheiten, dürfte die Erstellung von Präsentationen deutlich weniger Nerven kosten. Scheinbar hat sich Microsoft außerdem eine Scheibe bei Apples Keynote abgeschnitten. Der Dual-Screen-Präsentationsmodus wurde deutlich überarbeitet. So kann man nun beispielsweise direkt in der Präsentation einzelne Ausschnitte vergrößern, ohne dass der Vortragende seinen Vortrag unterbrechen muss.
Outlook von Office 15: Alternative zu den Metro-Apps
Windows 8 wird zwar Apps für E-Mail, Kalender und Kontakte mitbringen, in der aktuellen Version können es diese allerdings noch lange nicht mit Outlook aufnehmen. In Outlook 15 wird man laut dem Test von The Verge deutlich einfacher den Überblick über Termine und Aufgaben behalten können. E-Mails lassen sich etwa Inline beantworten, das bedeutet, dass man die Antwort direkt unterhalb der erhaltenen Nachricht eintippen kann, ohne dass man ein separates Fenster öffnen muss. Microsoft hat zudem scheinbar deutliche Verbesserungen beim Multi-Account-Feature vorgenommen, so dass sich mehrere Konten nun unter einer Oberfläche besser verwalten lassen. Dazu gehört auch die bessere Integration von sozialen Netzwerken. Wie das langfristig aussehen könnte, sieht man bereits in Windows Phone 7: Informationen zu Kontakten werden aus LinkedIn, Facebook und Co ergänzt, so bleiben Telefonnummern und E-Mail-Adressen automatisch aktuell. Allerdings bleibt zu hoffen, dass Outlook gezielt kenntlich macht, ob man eine Nachricht an eine Firmen- oder Privatadresse schickt.
Web-Erweiterung per Agave
Eine weitere Neuerung in Office 15 sind die „Agave Web Extensions“. Diese Erweiterungen erlauben Webseiten die Interaktion mit Office-Produkten. So kann man beispielsweise eine Anwendung entwickeln, die in Word zusätzliche Informationen zu einem gewählten Word in der Seitenleiste anzeigt. Die neuen Erweiterungen nutzen Techniken wie HTML5, CSS, JavaScript oder REST und erhalten einen separaten Marktplatz.
Fazit zu Office 15
Office 15 befindet sich noch in einer sehr frühen Version, bis zur finalen Veröffentlichung kann und muss sich noch eine Menge ändern. Der Trend ist allerdings klar: Microsoft will seine Büro-Suite für die Touch-Bedienung fit machen, ohne dass darunter die Maus und Tastatursteuerung des Desktops leidet. Das klingt zunächst erschreckend, bringt aber für die Nutzer eine Reihe von Verbesserungen mit: So profitieren beispielsweise die Desktop-Nutzer von den Design-Ansätzen der mobilen Applikationen. Funktionen werden wohl bald nicht mehr in Untermenüs versteckt, sondern stattdessen über intelligente Kontext-Menüs zur Verfügung stehen. Durch die mobilen Design-Philosophien könnte ein Großteil der Komplexität aus Office entfernt werden. Auch die Integration von Cloud-Diensten wie Sharepoint, Office 365 oder Skydrive trägt aktuellen Trends Rechnung. So wird es deutlich einfacher, Dokumente unabhängig vom eigentlichen Arbeitsplatz einzusehen und zu benutzen. Für Firmen bedeutet das aber auch neue Herausforderungen, müssen sie doch dafür sorgen, dass die Daten nicht in unbefugte Hände gelangen.
Dieser Artikel stammt von unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (kv)