Praxistest

Das ist neu in Apple iLife 09

09.02.2009 von Markus Schelhorn
Zur Macworld in San Francisco hat Apple seinem Softwarepaket ein Update spendiert. iLife 09 bietet mit neuen Versionen von iPhoto, iMovie und iWeb logische Weiterentwicklungen. Der Vorgänger, Garageband überrascht mit neuen Musiklehrern und Lektionen. Nur iDVD geht nahezu leer aus.

Zur Macworld in San Francisco hat Apple seinem Softwarepaket ein Update spendiert. iLife 09 bietet mit neuen Versionen von iPhoto, iMovie und iWeb logische Weiterentwicklungen. Der Vorgänger, Garageband überrascht mit neuen Musiklehrern und Lektionen. Nur iDVD geht nahezu leer aus.

Apple orientiert sich bei seinem iLife-Paket an aktuellen Trends. Das macht sich vor allem in der neuen Version von iPhoto bemerkbar. Fleißig waren die Apple-Programmierer auch bei iMovie und Garageband bietet Übungen zum Erlernen von Klavier- und Gitarrespielen. iWeb ist aufgeräumter. Einzig iDVD bietet außer einigen zusätzlichen Themen nichts Neues. So lohnt sich das Update für alle jene, die viel mit iPhoto und iMovie arbeiten. Keine Überraschung gibt es beim Preis: Der bleibt bei 79 Euro oder bei 99 Euro für eine Familienlizenz für bis zu fünf Macs. Und wer ab dem 6. Januar einen neuen Mac gekauft hat, kann sich für knapp neun Euro das iLife-Paket schicken lassen.

iPhoto erkennt Gesichter

Die bemerkenswertesten Neuzugänge in iPhoto heißen "Gesichter" und "Orte". Mit diesen Mediathek-Unterpunkten kann man automatisch Gesichter und Orte zuweisen. iPhoto analysiert nach dem ersten Start zunächst die Gesichter in der Mediathek, das kann bei einer Sammlung von 10 000 Fotos schon zwei Stunden dauern. Den Gesichtern lassen sich darauf hin Namen vergeben und iPhoto versucht passende Gesichter zu finden. Das klappt im Test recht gut, wobei einige Fehltreffer verzeihlich sind, auffällig oft sind es dann Geschwisterbilder.

iPhoto: Das ist neu

- automatische Gesichtserkennung und Zuordnung

- Landkarte und Geotagging

- Diashow mit Themen

- Fotos direkt nach Facebook und Flickr laden

- verbesserte Bildbearbeitung

- Landkarten in Fotobüchern einfügbar

Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, mit einem Klick ausgewählte Fotos außer auf Mobile Me auch auf Facebook und Flickr hochzuladen. Exporterweiterungen dafür gibt es zwar schon für ältere iPhoto-Versionen, aber das neue iPhoto ist hier weit komfortabler. Fotos, die auf Facebook geladen werden, enthalten nun die Informationen der abgebildeten Personen, sofern man diese in iPhoto angegeben hat. Ist eine Person noch nicht markiert, kann man das wie gewohnt auch direkt in Facebook vornehmen. iPhoto zeigt in der linken Spalte eine Übersicht der nach Facebook geladenen Fotos und übernimmt auch die in Facebook vorgenommenen Informationen zu Personen. Diese kann man dann in die Mediathek "Faces" übernehmen.

Fotografische Landmarken

Unter Places, den zweiten neuen Eintrag in der Mediathek, ordnet iPhoto anhand der Geodaten eines Fotos die Bilder auf einer Landkarte an. iPhoto verwendet hier Google Maps im eigenen Fenster. Solche Geodaten speichert beispielsweise das iPhone oder Kameras, die Geo-Tagging beherrschen. Das können momentan nur wenige, darunter die Nikon Coolpix P6000. Beinhaltet ein Foto keine Geodaten, lässt es sich auf einer Landkarte platzieren, indem man zunächst aus einer Liste den nächstgelegenen Ort sucht und dann den Marker auf der Landkarte entsprechend positioniert. Die Positionen lassen sich nachträglich nicht mehr ändern. Hat man Fotos in München aufgenommen, findet iPhoto das Foto auch, wenn man später "Bayern" als Suchbegriff eingibt. Zu diesem Zweck bietet iPhoto zusätzlich einen eigenen Such-Browser an.

Deutlich verbessert wurde auch die Diashow. Sie bietet sechs Vorlagen (Themen), die sich individuell verfeinern lassen. Eine fertige Diashow lässt sich wie bisher als Film exportieren. Außerdem gibt es einige kleine Verbesserungen, etwa einen Hauttonschutz für die Sättigungseinstellung und eine Landkartenfunktion für das Fotobuch.

iPhoto: Leistungsvergleich

Programmstart

Vollbildanzeige

Bildanzeige

Fotoexport

Einheit

Sekunden

Sekunden

Sekunden

Sekunden

iPhoto 09

6,01

3,41

5,73

14,34

iPhoto 08

5,09

3,10

4,43

16,78

Wir testen iPhoto 09 an einem Macbook Pro 2,3 GHz. Wir testen den Programmstart, die Dauer bis zur Vollbildanzeige, 10 Bilder im Vollbild vorscrollen und den Export von 27 Fotos in mittlerer JPEG-Qualität

iMovie wird wieder brauchbar

Anwender, die bislang ausschließlich mit iMovie 08 gearbeitet haben, bekommen mit der neuen Version viele nützlich Hilfen im Umgang mit der Software und nette Funktionen sowie Effekte hinzu. Ein echter Ersatz für das zeitleistenbasierte iMovie 06 ist aber auch iMovie 09 nach wie vor nicht geworden.

iMovie: Das ist neu

- verbesserte Oberfläche

- erweiterte Drag-and-drop-Funktion

- genaueres Schneiden möglich

- erweiterte Schnittmöglichkeiten

- erweiterte Videoeffekte

- Greenscreen-Effekt

- Zeitraffer, Zeitlupe und Videoclip rückwärts abspielen möglich

- Themen und Land-/Weltkarte

- Bildstabilisator

- neue Titel und Übergänge

- Medienübersicht im Vollbild

- Archivierfunktion

- Multitouch-Unterstützung

- senden an iDVD

Und das obwohl Apple iMovie gründlich überarbeitet und zahlreiche nützliche Neuerungen hinzugefügt hat. iMovie 09 erfreut nun mit 18 neuen Titeln samt zahlreichen Einstellmöglichkeiten (insgesamt sind es nun 30 Titel) und acht neuen Übergängen (insgesamt nun 20). Wieder eingeführt sind Video-Effekte, 20 an der Zahl, sowie dynamische Themen, auf die iMovie 08 verzichten musste. Bei den dynamischen Themen bewegen sich die Rahmen der eingebetteten Videoclips sowie teils auch die gesamte Vorlage. Neu ist eine zwischen zwei Punkten animierte Land- beziehungsweise Weltkarte, die verschiedene wählbare Designs bietet. Im Test klappt das prima. Alle Änderungen werden übrigens ohne langwieriges Rendern in Echtzeit angezeigt. Clips kann man zudem langsamer oder schneller sowie rückwärts wiedergeben, auch das konnte iMovie 08 nicht.

Bessere Schnittfunktionen

Die Schnittfunktionen sind nun feiner als zuvor. Schiebt man etwa im Projektfenster einen Filmclip auf den anderen, lässt der Clip sich auf Wunsch in den anderen einfügen. Dazu wird der erste Clip zweigeteilt. Videoclips lassen sich nun detaillierter bearbeiten. Apple nennt diese Funktion "Präzisions-Editor". Im Test stellen wir fest, dass man mit diesem Editor Schnitte wesentlich genauer setzen und auch nachträglich noch gut editieren kann. Die Audiospuren lassen sich aber nach wie vor nicht so exakt steuern, wie das noch bei iMovie 06 der Fall war. Hier sollte Apple nachbessern.

Systemanforderungen für iLife 09

Die Systemanforderungen der iLife-Programme sind teilweise recht hoch. Grundvoraussetzung sind vier Gigabyte freier Festplattenspeicher, Mac-OS X 10.5.6, Quicktime 7.5.5 sowie ein 867 Megahertz schneller G4-Prozessor (iMovie ab G5-Prozessor). Wer das aktuelle Mac-OS X nicht besitzt, kann es im Paket mit iLife und iWork für 170 Euro kaufen.

Sonderfall: Viel Rechenleistung verlangen iMovie beim Bearbeiten von Full-HD-Videos und die Garageband-Funktion "Instrumente lernen". Hier braucht es einen Intel-Mac mit Dual-Prozessor und mindestens 1 GB RAM.

Ein Bildstabilisator per Software soll verwackelte Videoaufnahmen korrigieren. Diese Funktion beansprucht jedoch einiges an Rechenzeit. Je nach Ausgangsmaterial und Rechengeschwindigkeit des verwendeten Mac muss man für die Analyse der verwackelten Szenen etwa mit der drei- bis vierfachen Spielzeit rechnen. Um einen einminütigen DV-Clip zu "entwackeln", braucht iMovie 09 auf unserem Test-Mac-Pro (2,66 GHz) knapp drei Minuten. Die Ergebnisse sind nicht immer brauchbar. Bei HD-Material klappt die Stabilisierung grundsätzlich besser, wer lediglich SD-Material zuspielt, wir kaum eine Veränderung feststellen.

Neu ist eine Archivierungsfunktion für Original-AVCHD-Videos sowie anderes Videomaterial, auf das man später wieder zugreifen kann. Die Übersicht der Projekte ist etwa mit einem Cover-Flow-Fenster im Vollbildmodus komfortabler geworden.

Garageband: Musizieren lernen, Sounds gestalten

Nachdem Apple bei der vorletzten Revision Garageband als ideales Podcast-Studio angepriesen hatte und die Fassung von iLife 08 nur wenig Neuheiten brachte, richten sich die Aktualisierungen von Garageband 5.0 an Musiker und solche, die es werden wollen. Legt etwa Sequel, Steinways Antwort auf Garageband, mehr Wert auf das Arrangieren von Sounds, Loops und Klängen, widmet sich Apples Musikprogramm für Einsteiger an handwerklich interessierte Musiker. Für Gitarren- und Klavier-Schüler legt Apple Lehrvideos bei, die klar auf Einsteigerniveau liegen. Jeweils ein Lehrfilm mit dem Instruktor Tim ist - deutsch synchronisiert - bereits der Installation beigelegt und läuft im Vollbildmodus ab. Acht weitere Grundübungen pro Instrument bietet Apple kostenlos im "Store für Übungen" zum Download an. Noch recht dürftig ist die Auswahl, in einem der lediglich vier Filme erklärt John Fogerty, wie man seinen Song "Proud Mary" spielt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von iLife 09 stehen gerade einmal vier Lektionen inklusiver kurzer Vorschauen parat, weitere - etwa eine während der Macworld Expo angespielte mit Sting - sollen in Kürze folgen. Apple hat hier womöglich ein neues Geschäftsmodell entdeckt: Gitarre und Klavier lernt man nicht durch Herumdrücken auf Knöpfen und Arrangieren von vorgefertigten Musikschnippseln, sondern durch Zuhören, Zusehen und Üben. Garageband bietet dafür eine veritable Plattform, in den Videos ist genau zu sehen, welcher Griff und welcher Saiten- oder Tastenanschlag erfolgt. Dabei helfen die unterhalb der Instruktorvideos eingeblendeten Griffschemata weiter.

Garageband: Das ist neu

- verbesserte Oberfläche

- Grundübungen Klavier- und Gitarrespielen

- Künstlerübungen

- neue Gitarrefunktionen

- jammen in Vollbild-modus

- verbessertes Erstellen von iPhone-Klingeltönen

Fortgeschrittene Gitarristen freuen sich jedoch mehr über die neuen Möglichkeiten zur Klangerzeugung. Stellte Garageband bisher in einer Liste dutzende vorgefertigte Sounds bereit, deren wenige Parameter man anpassen konnte, geht die Software nun einen Weg, wie man ihn etwa von Native Instruments Guitar Combos her kennt. Die Gitarrenklänge lassen sich nun mit den virtuellen Kabinetten gestalten. Dabei hat der Musiker die Auswahl aus fünf Verstärkermodellen und zehn Effektpedalen, von denen maximal fünf einsetzbar sind. Mehr als ausreichend, um komplexe und vielfältige Klangwelten zu konfigurieren.

Nicht völlig neu ist Magic Garageband Jam. Bereits zur Vorgängerversion iLife 08 eingeführt, erweitert Apple nun die virtuelle Bühne, auf der der Anwender zusammen mit einer Begleitband nach Herzenslust jammen kann. Neu ist vor allen Dingen der Vollbildmodus. Mehr Wert legt Apple in Garageband 5.0 auch an die Anbindung zum iPhone. Konnte man bisher Klingeltöne aus seinen Garageband-Werken an iTunes bereitstellen, lädt nun eigene speziell angepasste Oberfläche zum Gestalten von iPhone-Klingeltönen aus eigenen Musikbeiträgen und dutzenden Loops und Jingles ein.

iWeb mit einigen Widgets mehr

Für die Mediathek ist rechts im iWeb-Fenster nun eine Spalte reserviert. Neben Audio-Elementen, Fotos und Videos lassen sich daraus per Drag-and-drop Widgets auf die Website platzieren. Neben den bekannten wie HTML-Code oder Google Maps sind ein paar neue dazu gekommen, etwa ein Countdown-Timer, eine Youtube-Integration, RSS-Feeds und Widgets für iSight-Fotos und -Filme.

iWeb: Das ist neu

- verbesserte Oberfläche

- neue Widgets

- direkter FTP-Upload

- Facebook-Benachrichtigung

Praktisch ist, dass man nun eine Webseite direkt per FTP zu seinem Webspeicher laden kann, falls man keinen Mobile-Me-Account besitzt. iWeb lädt dabei nur noch die Seite hoch, die man auch ausgewählt hat, inklusive aller Scripts für Widgets oder Diashows. Unterschiedliche Seiten lassen sich so auf unterschiedlichen Servern pflegen, per Mobile Me oder FTP. Facebook-Nutzer können zudem ihre Freunde aus der Communitysite über ein Update der eigenen Webseite informieren.

iDVD immer noch ohne HD

Bis auf neue Themen hat sich bei iDVD nichts geändert. Auch mit der aktuellen Version kann man immer noch nicht hochauflösende Videos auf Bluray oder DVD brennen - eine Funktion, die einige Windows-Anwendungen wie Pinnacle Studio Plus 12 beherrschen. So bleibt Roxio Toast mit seinen vergleichsweise spröden Menüdesigns die einzige Möglichkeit für Mac-Anwender, Full-HD-Filme auf Bluray oder DVD zu brennen. (Macwelt/haf)