SIP-Trunking hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Laut Diane Myers, Principal Analyst für Voice over IP, Unified Communications und Information Management Systeme bei Infonetics Research nimmt die Akzeptanz für SIP-Trunking zu, weil Unternehmen versuchen, die Zuverlässigkeit ihrer Kommunikationsservices zu verbessern und gleichzeitig die Kosten dafür zu senken. Sie geht davon aus, dass 2015 bereits 58 Prozent der großen Unternehmen SIP-Trunking einsetzen werden.
Aber was verbirgt sich hinter SIP-Trunking genau? Was kann SIP-Trunking, was sind die Vorteile und Nachteile davon? Welche Unternehmen sollten SIP-Trunking in Erwägung ziehen und warum? Worauf sollte man achten, wenn man auf SIP-Trunking umstellt?
Die folgenden 10 essenziellen Fakten und Tipps rund um SIP-Trunking fassen die Antworten auf diese Fragen und was man über SIP-Trunking wissen sollte, zusammen:
1. SIP-Trunks und PSTN
SIP-Trunks sind das Mittel der Wahl für die Verbindung von mehreren Anschlussstellen und um ins Public Switched Telephone Network (PSTN) zu kommen. Ein SIP-Trunk ist eine IP-Verbindung zwischen einem Enterprise-Unified-Communications-System und einem SIP-Trunking Service Provider über den Session Border Controller (SBC). Die Trunks enden entweder zentral wie beispielsweise im zentralen Rechenzentrum des Unternehmens oder lokal in kleineren Zweigstellen.
2. SIP-Trunks ersetzen TDM- und H.323 Trunks
Mit SIP-Trunks lassen sich alte Time-Division Multiplexing (TDM)-Trunks komplett ersetzen, Verbindungen ins PSTN konsolidieren und Unified Communications (UC) mit allen verfügbaren Merkmalen unternehmensweit ausrollen. SIP-Trunks sind die dritte Stufe in der Evolution von Voice-over-IP-Trunking und folgen auf TDM- und H.323-Trunks.
3. 40 Prozent Sparpotenzial
Mit SIP-Trunks kann man einerseits bei den Zugangskosten sparen, andererseits bei den tatsächlichen Traffic-Kosten. Abhängig vom bestehenden Aufbau rangiert das Einsparpotenzial zwischen 10 und 40 Prozent. Die Gründe für Einsparungen sind vielfältig: Dazu zählen die Eliminierung von Primärmultiplexanschluss-Gateways, der Wegfall verschiedener Verträge mit mehreren Service Providern und geringere laufende Kosten. Die zentrale Abrechnung und Kommunikation mit einem Provider sorgen für den schnellen Durchblick bei den Ausgaben für Telefonie und UC.
4. SIP-Trunks als Turbo für UC-Strategien
SIP-Trunks ermöglichen die Implementierung von UC im ganzen Unternehmen, weil sie Funktionalitäten wie Präsenzanzeige und Multi-Kanal-Kommunikation nahtlos integrieren. Tatsächlich werden die Einsparungen, die sich mit SIP-Trunking erzielen lassen, bei vielen Unternehmen mittlerweile sogar als Rechtfertigung für eine komplette UC-Transformation herangezogen. Mit SIP-Trunks haben die Anwender Zugang zur vollen UC-Funktionalität über eine einzige Nummer unabhängig davon, auf welchem Netzwerk sie unterwegs sind und welches Endgerät sie gerade nutzen.
5. SIP-Trunks erhöhen die Verfügbarkeit
Die Einrichtung mehrerer SIP-Trunks macht es möglich, bei einer Netzstörung oder sonstigen Unterbrechung von einem SIP-Trunk auf den anderen umzuschalten. Außerdem kann man zwischen mehreren SIP-Trunks Lasten ausgleichen. Beispielsweise erlaubt Microsoft Lync die Implementierung eines lokalen und zentralen SIP-Trunks in zwei unterschiedlichen Niederlassungen. Geht der lokale Trunk einmal in die Knie, wird der Sprachverkehr automatisch über den Zentralen umgeleitet.
6. Mit SIP-Trunks lassen sich virtuelle Contact Center einrichten
SIP-Trunks sind für den Aufbau virtueller Contact Center essenziell, weil sie mehrere Contact Center nahtlos verbinden können. Sie ermöglichen Lastenausgleich und Rerouting, regeln den Sprach- und Datenverkehr zwischen vielen Niederlassungen und schützen dabei alle Unified-Communications-Daten. Außerdem können SIP-Trunks die Verbindung von und zum PSTN für alle Contact Center in zentralisierten SIP-Trunks konsolidieren.
7. SIP-Trunking kann Cloud-Strategien unterstützen
Im Rahmen ihrer UC-Transformation setzen die meisten Unternehmen auf eine zentralisierte Plattform im eigenen Haus und arbeiten mit einem zentralen Einwahlplan. Diese private Cloud wird auch dadurch ermöglicht, dass die SIP-Trunks Niederlassungen und das Rechenzentrum miteinander verbinden. Die beiden Faktoren SIP-Trunking und Cloud UC sind laut Infonetics verantwortlich für das allgemeine Wachstum im Bereich VoIP.
8. Flexibilität und Skalierbarkeit mit SIP-Trunking erhöhen
Anders als TDM-Trunking läuft SIP-Trunking über eine große Vielfalt an Netzwerken inklusive DSL- und Internet-Verbindungen zu kleineren Niederlassungen. Diese Vielfalt an Zugangsmöglichkeiten bedeutet auch, dass man einfacher und billiger die Anzahl der User nach oben skalieren kann, anstatt zusätzliche 30-fach-PRI-Trunks (Primärmultiplexanschlüsse) zu kaufen. Damit lässt sich die Kapazität immer und leicht an den aktuellen Bedarf anpassen.
9. Netzwerk muss "Voice-ready" sein
Bevor man auf SIP-Trunking als Teil einer UC- Transformationsstrategie umstellt, muss man sicherstellen, dass das Firmennetzwerk darauf auch vorbereitet ist und Class of Services unterstützt. Gute Sprachqualität ist wichtig auf dem Weg zu einer neuen Kommunikationsumgebung. Für einen nahtlosen Übergang empfiehlt sich beispielsweise einen Mix aus TDM- und SIP-Trunks unterstützen. Dies ermöglicht eine ‚weiche’ Transformation.
10. Das A und O bei SIP-Trunking: Interoperabilität
Auch wenn SIP ein Standard ist: Es ist dennoch wichtig, Equipment unterschiedlicher UC-Anbieter hinsichtlich ihrer Interoperabilität zu testen, um sicher zu gehen, dass alles glatt läuft mit SIP-Trunking. Viele Carrier pflegen deshalb mit den Hauptanbietern von UC-Lösungen ein gemeinsames Interoperabilitätsprogramm. Dazu zählen beispielsweise Alcatel, Avaya, Cisco, Microsoft und Mitel. Im Rahmen dieses Programms werden das Equipment der UC-Anbieter und die Services von Drittanbietern getestet.
Bleibt noch die Frage zu beantworten, ob und inwiefern SIP-Trunking eine Antwort auf das nahende Aus von ISDN ist. Generell kann man sagen, dass alle großen Carrier und Netzanbieter ihre Netze auf IP umstellen und flächendeckend ihre ISDN-Netze zurückbauen - auch in Deutschland. Diesen Trend gibt es schon seit Jahren. Auch der Backbone von Orange verwendet schon seit vielen Jahren nur noch das IP-Protokoll und ISDN gibt es nur noch an der Schnittstelle von Provider zu ISDN-Kunde. Viele Kunden sind aber mittlerweile auch mit IP-Netzen vollkommen zufrieden, weil hier in den letzten Jahren viele positive Entwicklungen ihren Lauf genommen haben. Früher war beispielsweise die Übertragungsqualität in IP-Netzen schlechter als mit ISDN. Mit dem gegenwärtigen G.711-Codec ist die Übertragungsqualität in IP-Netzen mittlerweile genau so gut. Außerdem sind heutzutage insgesamt Netze mit viel mehr Bandbreite verfügbar, während früher IP-basierten Netzen oftmals die nötige Bandbreite fehlte und ISDN deswegen die bessere Alternative war. SIP-basierte Netze sind in der Regel auch einfacher zu warten.
Denn mit SIP-basierten Netzen benötigt man, wie oben bereits erwähnt, nur noch eine einzige Infrastruktur für alle Kommunikationskanäle, also Telefonie, Datenübertragung, Fernsehen etc., und hat damit auch nur noch ein Netz zu managen. Mit SIP-Trunking lässt sich die Kommunikationsinfrastruktur über mehrere Standorte hinweg einfach verteilen und man braucht deshalb beispielsweise nicht mehrere Telefonanlagen in jeder Niederlassung. Das zentralisiert beziehungsweise erleichtert die Wartung erheblich und spart natürlich auch Kosten. Man kann also sagen, dass SIP-Trunking definitiv eine Voraussetzung dafür ist, dass die Kommunikationsnetze einheitlich auf IP-Basis umgestellt werden können und man von modernen, IP-basierten Netzen profitieren kann - ohne dass dadurch die Übertragungsqualität leiden würde.