PCs und Notebooks samt Betriebssystem und die benötigten Anwendungen gehören zur Standardausstattung nahezu eines jeden Büroarbeitsplatzes. Unternehmen und Organisationen müssen nicht nur finanzielle Mittel aufwenden, sondern auch Zeit und Personal investieren, um die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten.
Dabei wirkt sich die IT-Ausstattung nicht nur auf die Produktivität, sondern auch unmittelbar auf die Zufriedenheit der Belegschaft aus. Verschärft wurde die Situation durch die Corona-Pandemie. Viele Mitarbeiter beklagen eine unzureichende Ausstattung im Homeoffice. Laut einer Umfrage des Statista Research Departments vom Herbst 2020 mussten 45 Prozent der befragten Erwerbstätigen zumindest Teile der IT-Ausstattung selbst stellen. Zudem ist es eher eine Seltenheit, dass Arbeitgeber ihren Angestellten eine Schulung für das Arbeiten im Homeoffice anbieten.
Besonders eklatant sind die Defizite im Bildungswesen zu Tage getreten. Nicht nur die mangelnde IT-Infrastruktur im Allgemeinen, sondern auch die persönliche Ausstattung von Lehrern und Schülern im Speziellen haben zu erheblichen Frust an den Schulen geführt.
Workplace-as-a-Service (WaaS)-Konzepte können hier Abhilfe schaffen, und das nicht nur im Büro und an Bildungsstätten, sondern auch im Homeoffice. Eine Standardantwort, was zu einem WaaS-Angebot gehören sollte, gibt es dabei nicht. Grundkonsens ist aber, dass dazu Hardware, Software und Service auf Grundlage eines Mietmodells mit monatlichen festen Kosten pro Arbeitsplatz gehören.
Viele WaaS-Modelle enthalten aber weitaus mehr: "Ein gutes WaaS-Konzept sollte den gesamten Technologiezyklus abbilden", fordert Benjamin Rissing, Leasing & Financing Specialist bei Tech Data. Er nennt unter anderem die Lieferung, Installation, die Betreuung während der Nutzungszeit, die Abholung am ende der Laufzeit mit Datenlöschung und Weiterverwertung der Geräte sowie die Einrichtung des neuen Arbeitsplatzes mit aktuellen Produkten und Garantieleistungen.
Finanzierung ist Schlüsselelement
Die Bereitschaft der Kunden, die Mitarbeiter im Rahmen eines WaaS-Vertrags auszustatten, wächst: "Subskriptionsmodelle sind Endkunden bereits aus vielen Bereichen bekannt", weiß Robert Granich, Deputy Chief Customer Officer bei Also. Santosh Wadwa, Head of Product Channel Sales Central Europe bei Fujitsu, hat durch die Pandemie einen "massiven Schub" für modern Arbeitsplatzlösungen und mobiles Arbeiten registriert. "In diesem Kontext befassen sich nun auch Unternehmen intensiver mit modernen Arbeitsplatzkonzepten, was unsere Partner und wir nicht nur an einer verstärkten Nachfrage nach mobilen Endgeräten, sondern auch nach Digital Workplace Services sowie nach eigenkapitalschonenden Finanzierungskonzepten bemerken", berichtet er. "Anwenderunternehmen sparen sich mit WaaS den Betrieb der Lösung und damit Aufwand. Ihre IT-Abteilungen können ihre Kapazitäten dadurch wichtigeren Themen widmen", erläutert Wolfgang Jung, Executive Director Core Solutions & Purchasing bei Ingram Micro. "Der Anwender hat den Vorteil, dass er technologisch immer auf dem neuesten Stand ist, keine teuren Garantieerweiterungen abschließen muss und sich am Ende der Laufzeit keine Gedanken über die Verwertung der Altgeräte machen muss", ergänzt Benjamin Rissing von Tech Data.
Auf Seiten der Distribution führen alle der drei großen Broadliner WaaS-Angebote im Portfolio. Zwar haben viele Systemhäuser ihre eigenen Modelle zusammengestellt, doch gerade kleiner Häuser können auf die Leistungen der Distributoren zurückgreifen, und diese mit eigenen, kundenspezifischen Services anreichern. Auch bei der Finanzierung hilft die Expertise der Distribution. "Wir verstehen unsere Aufgabe darin, das WaaS-Geschäft so einfach wie möglich zu gestalten, die Komplexität zu reduzieren und die warenwirtschaftlichen und finanziellen Prozesse so weit wie möglich zu automatisieren, damit der Partner das attraktive WaaS-Angebot in sein Tagesgeschäft mit wenig Aufwand integrieren kann", beschreibt Also-Experte Granich die Vorgehensweise.
Ein weiterer Vorteil der Broadliner besteht in den vielfältigen Geschäftsbeziehungen zu Herstellern und Lösungsanbietern sowie zu Finanzierungsspezialisten. "Der Distributor sollte neben der Unterstützung bei der Auswahl der Produkte und deren Bereitstellung durch passende Services auch die Begleitung über den IT-Lifecycle hinweg bieten", betont Ingram-Manager Jung. In Zusammenarbeit mit ausgewählten Finanzdienstleistern könne der Distributor darüber hinaus die passende Finanzierungslösung erarbeiten.
"Finanzdienstleister spielen mitunter die wichtigste Rolle in As-a-Service-Modellen, denn sie tragen das Kreditrisiko", schildert Tech-Data-Leasing-Spezialist Rissing. Schreibt der Fachhändler die monatlichen Rechnungen an den Kunden, kann es passieren, dass im Falle eine Zahlungsunfähigkeit die Rechnungen nicht mehr beglichen werden. "Um die Gefahr des Kreditrisikos zu vermeiden, werden Finanzdienstleister als dritte Partei eingeschaltet", erklärt er. Der Endkunde zahlt dann die monatlichen Raten dann dem Finanzdienstleister, während der Fachhändler seinen gesamten Verkaufspreis im Vorhinein dem Finanzier in Rechnung stellen kann.
Den Stellenwert der Finanzierung bestätigt auch Santosh Wadwa aus Herstellersicht. "Da einer der Gründe für WaaS der Verzicht auf hohe Anfangsinvestitionen und die Verteilung der Ausgaben auf die gesamte Vertragslaufzeit ist, spielen entsprechende Finanzierungsmodelle hier eine wichtige Rolle", weiß der Fujitsu-Vertriebschef. Er bezweifelt aber, dass dabei unbedingt zusätzliche externe Finanzdienstleister erforderlich sind. "Um unsere Kunden und Partner, auch unabhängig von WaaS, die Nutzung solcher Vorteile zu ermöglichen, bietet Fujitsu ohnehin entsprechende Finanzierungsmodelle an", meint er.
Kunden haben Vorbehalte
Trotz aller Vorteile gibt es auch Vorbehalte auf Kundenseite. "In vielen Köpfen ist weiterhin der klassische Barkauf verankert", weiß Benjamin Rissing von Tech Data. Über die Vorteile von As-a-Service-Modelle werde gar nicht nachgedacht. Hier sieht er die Händler in der Pflicht, auf die "klaren Vorteile" im Kundengespräch hinzuweisen.
Santosh Wadwa hat noch einen weiteren Grund ausgemacht: "Speziell in Deutschland sind Unternehmen nach wie vor vergleichsweise zurückhaltend, Kernbereiche ihrer IT an externe Dienstleister zu vergeben", erklärt er. Sie befürchten unberechtigte Datenzugriffe und die Abhängigkeit vom jeweiligen Anbieter. Wadwa erinnert dies an die Cloud-Debatte von vor einigen Jahren. "Entscheidend ist für die Kunden daher, einen entsprechend qualifizierten und vertrauenswürdigen Partner auszuwählen", resümiert er.
Doch auch bei Resellern gibt es noch Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit zu leisten. Zudem muss das Angebot der Distributoren stimmen: "Bietet man WaaS ohne automatisierte Prozesse für Angebotserstellung, Vertragsgenerierung, Abrechnung und Logistik an, verlieren Partner schnell das Interesse", ist die Erfahrung des Also-Experten Granich.
Systemhäuser bauen WaaS-Angebot aus
Auch wenn manche Kunden und Händler noch zurückhaltend sind, werden WaaS-Konzepte immer häufiger angefragt, darin sind sich die Experten einig. Durch die steigende Nachfrage nach dem Abonnement für den IT-Arbeitsplatz werden auch Systemhäuser ihr WaaS-Angebot ausbauen. So schätzt Granich das Wachstumspotenzial als "sehr hoch" ein. Er macht dies am unter anderem am Device-as-a-Service-Segment fest, das bei Also im Jahresvergleich um 50 Prozent gewachsen ist. Auch bei Ingram Micro rechnet man mit einer Zunahme: "Wir erwarten, dass durch die Zunahme von Homeoffice die Nachfrage nach WaaS stetig steigen und professionalisiert wird", sagt Executive Director Jung.
So wird sich laut Tech-Data-Manager Rissing "der As-a-Service-Gedanke mehr und mehr durchsetzen". Für Rissing ist diese Entwicklung nicht nur auf die IT-Branche beschränkt. So tragen auch andere Branchen zur Akzeptanz bei. "Wir sehen bereits vielfältige As-a-Service-Modelle", beschreibt er die Marktsituation und nennt Auto-Abos, Car Sharing oder Netflix als Beispiele.
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