Auf die Umsetzung kommt es an

Das A und O in der Firma – vom Ich zum Wir

19.04.2012
Wie aus Unternehmenswerten echte Wettbewerbsvorteile werden können, beschreibt Eva Link.
Foto: gettyimages.de

Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen: Werte sind das, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Der soziale Kitt, der ein Zusammenleben überhaupt erst ermöglicht. Dies gilt auch für Unternehmen. Mit ihren Mitarbeitern verschiedener Ethnien und sozialer Herkunft sowie unterschiedlichen Alters und somit mehrerer Generationen sind sie ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft. Und jeder einzelne von uns Menschen ist außerdem in seiner Individualität einzigartig. Und auch in der Wirtschaft gelingt eine erfolgreiche und harmonische Zusammenarbeit erst dann, wenn es Unternehmenswerte gibt. Richtig eingesetzt und gelebt, können Werte sogar ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Firmen sein.

Werte müssen gelebt werden: vom Ich zum Wir

Werte sind das Fundament eines Unternehmens, quasi der Keller. Ist dieses Fundament nicht gut gebaut und unstabil, wird der Keller feucht, die Wände wackeln und schlimmstenfalls stürzt das ganze Haus ein. Übertragen auf einen Betrieb bedeutet das, dass sich Werte, die nicht gelebt werden, wieder verlieren. In der Folge erfüllen die Mitarbeiter die Erwartungen der Unternehmen nicht mehr, weil sie wieder in ihr bisheriges Verhaltensmuster zurückfallen. Oder es entsteht sogar noch mehr Konfliktpotential, weil die Mitarbeiter nun darauf achten, dass die Geschäftsführer, Vorstände und Führungskräfte die von ihnen aufgestellten Werte auch selbst leben. Werden Werte hingegen richtig eingesetzt und gelebt, so dass sie jeder Mitarbeiter verinnerlicht, entsteht aus einem ICH ein WIR. Alle ziehen am gleichen Strang - und zwar sowohl zum Wohl der Firma als auch dem aller Mitarbeiter.

Emotionen steuern unser Handeln

Sollen die Werte von allen Mitarbeitern verinnerlicht werden, müssen sie mit Emotionen verknüpft, mit Leben gefüllt sein. Denn Erkenntnisse aus der Neurologie zeigen, dass unser Verhalten von Gefühlen gesteuert wird und nicht von der Ratio, so wie lange Zeit angenommen. Zwar sind an unseren Entscheidungsprozessen Bewusstsein und Vernunft maßgeblich beteiligt, doch die Emotionen sind dazwischengeschaltet. Mehr als 70 Prozent unseres Verhaltens wird durch Gefühle gesteuert.

Bei starken Emotionen, wie Wut, Angst, Trauer oder Glück, ist unsere Handlungsmotivation für uns relativ leicht erkennbar. Bei leichteren Tönungen jedoch, wie Lust, Unlust, Unsicherheit oder Gereiztheit, wird sie uns in der Regel nicht ersichtlich. Ähnlich funktioniert es auch, wenn wir unsere ganz persönlichen Werte bestimmen. Auch das geschieht nicht mit der Ratio. Die von uns selbst gesetzten Werte sind für uns selbstverständlich. Doch wie schafft es ein Unternehmen, dass sich die Mitarbeiter mit den vorgegebenen Unternehmenswerten identifizieren?

Führungskräfte als Vorbild

Damit die Werte von den Mitarbeitern angenommen werden, braucht es im Wesentlichen zwei Voraussetzungen: Sie müssen optimal zur Unternehmensphilosophie passen, damit sie als Marketing-Instrument funktionieren. Außerdem müssen sie von den Führungskräften vorgelebt werden - und zwar in allen Situationen und allen Lebenslagen. Doch damit das authentisch ist, müssen die Führungskräfte nicht nur die Unternehmenswerte kennen. Das heißt, sie müssen sich einerseits ihrer eigenen, ganz persönlichen Werte bewusst sein und andererseits mit den Werten der Unternehmensphilosophie identifizieren können. Denn werteorientierte Führung ist eine Frage der persönlichen Haltung. Und genau an diesem Punkt setzt Coaching an. Gemeinsam mit einen Coach hinterfragen und reflektieren die Führungskräfte ihr Handeln und ihre Wertvorstellungen.

Unternehmenswerte deklarieren

Wenn es um Werte-Findung geht, sieht der Alltag in deutschen Unternehmen meist so aus: Viele Betriebe postulieren Werte für ihre Vision, ihr Ziel und ihre Unternehmensphilosophie. Hochglanz-Folder mit den kreierten Werten werden gedruckt und an die Mitarbeiter verteilt. Die Mitarbeiter sind in diesen Prozess allerdings nicht integriert. Mit dieser Vorgehensweise können die Werte nicht wirken, nicht erlebbar sein, sondern werden auch in der Zukunft Worthülsen bleiben.

Hier kann ein Coach als externer Berater und Moderator dabei helfen, die "richtigen" und "passenden" Unternehmenswerte in Workshops zu erarbeiten. Möchte ein Unternehmen seine Philosophie über Werte greifbar und erkennbar machen, ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter an der Generierung der Werte beteiligt sind. Denn nur so können sie sich mit den Werten identifizieren und letztendlich diese auch in der täglichen Arbeit integrieren. Die Umsetzung und Nachhaltigkeit ist dann ein leichtes. Denn diese Werte werden in der Arbeit unter Kollegen selbstverständlich gelebt, gegenüber Kunden und Geschäftspartnern repräsentiert und somit mit Leben gefüllt. Resümee für die Wertphilosophie: Werte dürfen keine bloßen Worthülsen sein. Sie müssen von allen - angefangen vom Geschäftsführer bis zum Auszubildenden - gelebt werden und werden somit zu einem Qualitätssiegel für jedes Unternehmen. (oe)
Die Autorin Eva Link ist Beraterin und Buchautorin. Sie führt Seminare und Coachings durch, hält Vorträge und schreibt Fachartikel für verschiedene Zeitschriften.
Kontakt: www.eva-link.de