Cyberport bleibt seiner Tradition treu, den Umsatz ohne großes Getöse im Webshop-Impressum zu veröffentlichen: 548 Millionen Euro konnte der Elektronikversender demzufolge im zurückliegenden Jahr umsetzen. Im Vergleich zu dem 2012 erzielten Wert von 538 Millionen handelt es sich um eine Zunahme um knapp zwei Prozent - die geringste Wachstumsrate, die Cyberport in seiner Geschichte bislang erzielte.
Der Start ins Jahr 2014 setzt damit einen deutlichen Kontrast zu 2013. Damals war Cyberport mit einem Umsatzzuwachs von 48 Prozent ins Jahr gestartet. In absoluten Zahlen entsprach das einer Steigerung um 175 Millionen Euro gegenüber 2011. Der Unterschied zwischen 2012 und 2013 beträgt dagegen nur rund 10 Millionen Euro. Zwar hatte der scheidende Geschäftsführer Olaf Siegel gegenüber ChannelPartner bereits im vergangenen Herbst davor gewarnt, dass sich das Wachstum des Elektronikversenders deutlich moderater entwickle als 2012. Doch für Cyberport, das seit der Gründung 1999 immer zweistellige Wachstumsraten verzeichnen konnte, sind zwei Prozent mit Sicherheit enttäuschend.
"Für den Online-Handel gibt es keine Wachstumsgrenze", erklärte Cyberport-Gründer Siegel im Februar 2013 im ChannelPartner-Interview. Und wenn man die starken Wachstumszahlen betrachtet, die u.a. der Versandhandelsverband bvh auch für 2013 registrierte, ist es durchaus legitim nach den Gründen für die moderate Geschäftsentwicklung von Cyberport zu fragen. Zum einen dürfte das daran liegen, dass in den großen Umsatzsprung von 2011/12 verschiedene Sondereffekte eingeflossen sind: Cyberport legte den Einkauf teilweise mit dem ebenfalls zu Burda gehörenden Schwester-Shop Computeruniverse zusammen (ChannelPartner berichtete), schaltete beim Ausbau des stationären Ladennetzes einen Gang nach oben und konnte mit seiner Digital Lifestyle-Ausrichtung überdurchschnittlich vom Post-PC-Boom profitieren.
Viel zu tun für den neuen Cyberport-Chef
Somit sah sich Cyberport 2013 mit dem Problem konfrontiert, sich an einem außergewöhnlich starken Vorjahr zu messen. Zudem brach dem Elektronikversender durch die Pleite der österreichischen Elektronikkette Niedermeyer der Vertriebspartner in dem Nachbarland weg. Dennoch versuchte Cyberport, auch im vergangenen Jahr seinen Wachstumskurs fortzusetzen, u.a. mit dem Ausbau des Store-Netzes um drei weitere Filialen auf insgesamt 12 Geschäfte. Für das schwache Wachstum des Elektronikversenders dürften daher auch externe Faktoren verantwortlich gewesen sein - allen voran der ehrgeizige Online-Aufholkurs von Retail-Marktführer Media-Saturn, wie Unternehmensgründer Olaf Siegel bereit im Herbst erklärte: "Man spürt, dass Media-Saturn wirklich Gas gibt. Das Unternehmen hat aufgrund seiner Größe die besten Einkaufskonditionen und bringt diese nun auch wirklich auf die Straße. Dadurch hat sich der Druck noch einmal deutlich erhöht."
Siegel wechselte Ende 2013 in den neu gegründeten Cyberport-Aufsichtsrat und machte damit Platz für den neuen Geschäftsführer Jeremy Glück, der zuvor als COO bei der Media Saturn E-Business GmbH tätig war. Dieser wird sich nun nicht nur mit der Frage beschäftigten, wie der Wachstumsmotor bei Cyberport wieder angekurbelt wird, sondern sich auch mit der Ertragslage bei dem Elektronikversender auseinandersetzen müssen. So deutete sein Vorgänger die Belastung der rasanten Expansion für die Profitabiliät des Unternehmens bereits an und will sich Cyberport 2014 auf die Eröffnung bereits geplanter stationärer Filialen in München und Berlin beschränken. Doch hat der Online-Händler mit Burda einen finanzstarken Eigner im Rücken und gibt es bei dem Medienkonzern bislang keine Anzeichen für eine Ausstiegslaune aus dem volatilen Online-Geschäft.