Dass Cyberport für das vergangene Jahr wohl erstmals roten Zahlen ausweisen würde, war für Beobachter voraussehbar: 2012 hatte der Online-Händler vier neue Stores eröffnet und trotz einer Umsatzsteigerung von 48 Prozent auf 538 Millionen Euro nur einen hauchdünnen Gewinn von 206.000 Euro erwirtschaftet. 2013 eröffnete Cyberport erneut drei stationäre Geschäfte, konnte beim Umsatz aber nur um zwei Prozent auf 548 Millionen Euro zulegen. Was das für den Gewinn des Elektronikversenders bedeutet, lässt sich im nun publizierten Geschäftsbericht für das vergangene Jahr nachlesen: 2,62 Millionen Euro betrug der in diesem Jahr aufgelaufene Fehlbetrag. Dafür verantwortlich sei ein erheblich gestiegener Personalaufwand durch den Ausbau des Store-Netzes, aber auch höhere Kosten u.a. für Werbung, Mieten und Beratung, heißt es in dem Bericht.
Gegenüber ChannelPartner äußerte sich Rainer Kiefer, Sprecher der Geschäftsführung von Cyberport, zu dem negativen Geschäftsergebnis: Dieses sei aufgrund eines schwierigen Marktes und hoher Investitionen absehbar gewesen, jedoch entwickle sich das Unternehmen im laufenden Jahr wieder deutlich erfreulicher: "Wir sind mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden und wachsen sehr viel deutlicher als 2013." Mit den Neueröffnungen in München und in der Berliner "Concept Mall" Bikini sei aber auch 2014 ein Investitionsjahr für Cyberport", so Kiefer.
Liest man den Geschäftsbericht des Unternehmens, lässt eine Formulierung aufhorchen: Die Liquidität von Cyberport sei wegen der "Einbindung der Gesellschaft in das Cash-Pooling des Burda-Konzerns" zu jedem Zeitpunkt gewährleistet gewesen, heißt es dort. Geschäftsführer Rainer Kiefer bestätigt die Rückendeckung, die der Online-Händler seit der Übernahme durch Burda im Jahr 2000 genießt: "Burda ist kein börsennotiertes Unternehmen und investiert in nachhaltige Geschäftsmodelle." Der Medienkonzern glaube an die Entwicklung, die Cyberport in den nächsten Jahren nehmen werde.
Multichannel-Konzept wird weiter verfeinert
Warum das investitionsintensive Store-Geschäft für den Online-Händler so wichtig ist, erklärt der für Marketing und Sales zuständige Cyberport-Geschäftsführer Jeremy Glück am Beispiel des Anfang Oktober eröffneten, bislang größten Cyberport-Stores in München: "Wir machen nichts, von dem wir denken, dass es der Kunde nicht braucht." Mit den stationären Geschäften wolle Cyberport Offline-Kunden einen Mehrwert bieten, aber auch einen Nutzen für das gesamte Unternehmen - über alle Kanäle hinweg - schaffen. Dass sich das Store-Geschäft rentiere, könne man bereits daran erkennen, dass stationäre Kunden in der Regel höhere Einkaufswerte aufwiesen als reine Online-Besteller.
Der neue Store in München ist für Jeremy Glück Multichannel in seiner fortgeschrittensten Form: "München ist unser Flagshipstore in dem wir alle Innovationen vorstellen." Für den kommenden Store in Wien habe man dennoch schon jetzt viele neue Ideen im Kopf. Auch hier werde es wieder Neuerungen geben. "Wir arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung unserer Stores um unsere Kunden zufrieden zu stellen und ihren Bedürfnissen bestmöglich zu entsprechen", so Glück.
Positionierung als "Premium-Lifestyle-Händler"
Parallel zur Eröffnung des Münchner Flagship-Stores hat Cyberport auch seinen Werbeclaim weiterentwickelt und setzt nun auf das Motto "Digital Outfitters". Wie Geschäftsführer Jeremy Glück erklärt, wolle das Unternehmen damit den Anspruch verdeutlichen, in einer Zeit, in der dank "Wearables" Digitaltechnik alle Lebensbereiche abdecke zum Rundum-Ausstatter der Kunden zu werden. Damit erinnert Cyberport nicht zuletzt an Gravis, das seit der Übernahme durch den Freenet-Konzern zusammen mit der Schwester-Marke Mobilcom-Debitel stets unter dem Etikett "Digital Lifestyle" läuft. Wie sich im Gespräch mit Glück zeigt, ist das Konzept aber auch bei Cyberport noch recht schwammig und bezieht sich heute vor allem auf das entsprechende Produktangebot. Eigene Produkt-Pakete oder Vernetzungs-Services sucht man dagegen bislang vergebens.
Unterdessen gewinnt das Thema Weiße Ware für Cyberport zunehmende Bedeutung, wie sich auch an der starken Präsenz im Münchner Store zeigt. "Zwar ist weiße Ware für uns noch ein kleinerer Bereich, doch sind die Wachstumsraten fantastisch", schwärmt der für das Ressort Einkauf zuständige Rainer Kiefer. Haushaltsgeräte seien heute nicht mehr so langweilig wie früher - und bieten dem Online-Händler auch eine deutlich attraktivere Margensituation als klassische CE- und IT-Sortimente. Mit der Expansion des britischen Haushaltsgeräte-Spezialisten AO.com nach Deutschland erwächst hier Cyberport allerdings zusätzliche Konkurrenz. Den Wettbewerb fürchtet Kiefer jedoch nicht: "Das ist auch für uns toll, wenn die Leute dadurch noch mehr Lust auf das Bestellen von Weißer Ware kriegen."
Die Aufmerksamkeit für die Eröffnung des Münchner Multichannel-Flagschiffs von Cyberport wurde zu einem Teil durch das kurz zuvor präsentierte Pilot-Geschäft von Media Markt im nahen Ingolstadt gemindert. Während es schon aufgrund der Größenunterschiede hier nur wenig Berührungspunkte gibt, wirkt Cyberport allerdings ein bisschen wie eine Art modernerer Saturn. Deshalb könnten auch Planspiele für kleinere, auf Multichannel ausgerichtete Saturn-Filialen eine Bedrohung für den Online-Händler darstellen. Doch bleibt Cyberport-Geschäftsführer Jeremy Glück gelassen: "Cyberport versteht sich als Premium-Lifestyle-Händler. Mit Blick auf unsere Konkurrenten setzen wir uns mit dieser Strategie deutlich ab. Dem Trend hin zu kleineren Filialen sehen wir sehr positiv entgegen. Denn auch hier gilt, wenn sich dieses Konzept durchsetzt, ist das auch gut für uns und zeigt, dass wir von Beginn an in die Zukunft investiert haben." (mh)