Online-Händler setzt auf Multichannel

Cyberport hat die richtige Aufstellung gefunden

21.03.2019 von Matthias Hell
Nach einigen Krisenjahren hat Cyberport Umsatzwachstum und Profitabilität im Griff. Geschäftsführer Helmar Hipp erklärt, was der Elektronikversender bei seiner Multichannel-Strategie richtigmacht und wo es bei Media-Saturn und Amazon gerade hakt.
Helmar Hipp ist seit 2015 Geschäftsführer von Cyberport
Foto: Cyberport

Die Zeiten, in denen sich die Elektronikversender gegenseitig mit vollmundigen Umsatzmitteilungen auf Trab hielten, sind vorbei - das gilt auch für Cyberport. Der zum Medienkonzern Burda gehörende Online-Händler hat 2017 nach eigener Aussage rund 800 Millionen Euro Bruttoumsatz erzielt. Genaue Details, wie es mit der Umsatzentwicklung im vergangenen Jahr weiterging, bleibt Cyberport-Geschäftsführer Helmar Hipp im Gespräch mit ChannelPartner aber schuldig. "Wir sind 2018 gewachsen. Aber wir sind noch nicht bei einer Milliarde Euro", erklärt der Manager lediglich. Dass die umsatzstärksten Elektronikversender wie Cyberport und Notebooksbilliger.de mittlerweile ihre Wachstumsgrenzen erreichten, kann der Manager nicht bestätigen: Für Cyberport gebe es weiterhin viele Wachstumspotenziale. Sowohl das Endkunden- wie auch das B2B-Geschäft seien weiter in der Aufwärtsbewegung, so Hipp.

Eine wichtige Rolle für die Geschäftsentwicklung von Cyberport spielt die Multichannel-Aufstellung des Unternehmens. 13 stationäre Stores betreibt der Online-Händler heute in eigener Regie. Die Geschäfte waren für die Umsatzentwicklung von Cyberport entscheidend, erwiesen sich in der Zeit von Hipps Vorgänger Jeremy Glück aber auch als erheblicher Kostenfaktor. "Wir sind mit unserem Multichannel-Setup sehr zufrieden und werden damit von Jahr zu Jahr erfolgreicher", erklärt Hipp. Inzwischen setze Cyberport auf kleinere Flächen mit einem sorgfältig kuratierten Sortiment. Die Omnichannel-Vermarktung sei für das Online-Geschäft eine sehr gute Ergänzung - auch gerade im Hinblick auf B2B-Kunden. "Wir stellen fest, dass es in unseren Stores einen hohen Anteil an Kunden aus kleinen und mittleren Unternehmen gibt", berichtet Hipp.

Wie hier in Hamburg setzt Cyberport seit 2018 auf Shop-in-Shop-Flächen bei Galeria Kaufhof
Foto: Cyberport

Shop-in-Shops bei Kaufhof liegen über Plan

Auch wenn aktuell bei Cyberport keine Store-Eröffnung anstehen, sucht der Elektronikversender weiter kontinuierlich nach interessanten Flächen. Man könne sich vorstellen, auch in Zukunft weitere Stores in Eigenregie zu eröffnen, erklärt Hipp. Aktuell habe aber die im letzten Jahr gestartete Shop-in-Shop-Kooperation mit Galeria Kaufhof Priorität. Aktuell habe Cyberport drei Shop-in-Shop-Flächen umgesetzt und sei derzeit in Diskussion, wie es mit der Umsetzung in weiteren Filialen weitergehe. "Bisher haben sich unsere Erwartungen dabei erfüllt, wir liegen mit der Entwicklung sogar bereits über Plan." Auch im Weihnachtsgeschäft hätten sich die Shop-in-Shops sehr positiv ausgewirkt. Das Konzept, Warenhausflächen für Shop-in-Shops zu nutzen, sei nicht revolutionär, könne aber bei den sehr guten Lagen für die Transformation des klassischen Warenhauskonzeptes benutzt werden.

Die differenzierte Sicht, mit der Cyberport heute an das Thema Multichannel herangeht, hält Hipp auch für den Handel insgesamt angebracht: "Ich war im Januar in New York auf der Show der amerikanischem National Retail Federation und dort konnte man gut den Unterschied sehen: Es gibt Player mit Schwerpunkt Retail, die hunderte Outlets in Mittel- und Kleinstädten betreiben und bei denen die Retail-Rückgänge dramatisch sind. Wenn nun bei so einem Player auch noch die Geschäftstransformation zu Online dazukommt und versucht wird, die Retail-Rückgänge über Omnichannel-Maßnahmen aufzufangen, dann kann das einfach kein nachhaltiges Modell sein - zumindest, wenn man nicht auch gleich den Retail mitstrukturiert." Bei Cyberport wisse man heute, dass sich jeder Kanal alleine rechnen müsse. "Multichannel darf nur ein Add-on sein, gewissermaßen das Sahnehäubchen auf dem Kuchen - aber nie eine Querverrechnung mit anderen defizitären Kanälen. Man bekommt einen rückläufigen Retail-Kanal nicht durch Omnichannel gerettet", so Hipp.

Die Zahl der in Eigenregie betriebenen Cyberport Stores beträgt aktuell 13
Foto: Cyberport

Nicht Media-Saturn, sondern Amazon ist der Gegner

Die Belastungen aus dem Stationärgeschäft, mit denen Cyberport vor einigen Jahren zu kämpfen hatte, treffen heute zunehmend Elektronikhändler, die aus dem klassischen Handel kommen, wie zum Beispiel Conrad Electronic und vor allem Media-Saturn. Der allgemeinen Krisenstimmung um den europaweiten Retail-Marktführer will sich Hipp aber nicht anschließen: Den derzeitige Börsenwert des Handelskonzerns hält der Cyberport-Chef für einen schlechten Indikator, um Aussagen über die Zukunft von Ceconomy und Media-Saturn zu machen. Sollte es wirklich Kaufinteressenten geben, würde der Aktienkurs schnell nach oben schließen. "Aber natürlich ist das im Retail gerade eine spannende Zeit. Ein Konzern wie Ceconomy ist schon für die OEM-Beziehungen ein derartiger Strukturfaktor, dass es zum Beispiel für die Distributorenbeziehungen riesige Auswirkungen hätte, sollte es dort zu dramatischen Veränderungen kommen", erklärt Hipp.

Der eigentliche Gegner von Cyberport sei aber schon lange nicht mehr Media-Saturn, sondern vielmehr Amazon. Zwar können man an den Geschäftszahlen von Amazon für 2018 sehen, dass es auch hier irgendwann zu einem Sättigungseffekt kommen werde. "Aber auch wenn Amazon prozentual nicht mehr so stark wächst, ist doch das absolute Wachstum noch immer wahnsinnig groß", erklärt Hipp. Für den Cyberport-Chef steht deshalb das Online-Wachstum des eigenen Unternehmens weiter klar im Mittelpunkt.