Seit Mitte dieses Jahres wird Cyberport von einem komplett neuen Führungstrio geleitet. Nach den Weggängen von Jeremy Glück und Rainer Kiefer hatte mit Danilo Frasiak auch der letzte langjährige Geschäftsführer das Unternehmen verlassen - ein gutes Indiz dafür, dass die neue Führungsmannschaft um Helmar Hipp, Joachim Kürten und László Kovács im Auftrag des Burda-Konzerns, zu dem Cyberport seit dem Jahr 2000 gehört, einen Richtungswechsel bewältigen sollen.
Denn Cyberport gehört mit einem Umsatz von mittlerweile 673 Millionen Euro zwar zu den größten deutschen Online-Händlern, kämpft seit einigen Jahren aber gegen rote Zahlen. Nach einem Verlust von 2,62 Millionen Euro im Jahr 2013 war der Fehlbetrag des Unternehmens 2014 weiter auf 3,15 Millionen Euro angestiegen. Hauptverantwortlich dafür war der Ausbau des Store-Netzes von Cyberport auf insgesamt 15 stationäre Filialen. Das brachte dem Unternehmen zwar steigende Umsätze und einen hohen Bekanntheitsgrad ein, wirbelte aber auch die Kostenstruktur des ehemaligen Pure-Players durcheinander. Das neue Führungsteam bemüht sich nun sichtlich darum, die Kosten in den Griff zu kriegen - so gab es seit dem Start der Filiale in Wien im Frühjahr 2015 keine weitere Store-Neueröffnung bei Cyberport.
Umso interessanter war die Frage, wie sich das Geschäftsergebnis im Finanzbericht für das Jahr 2015 darstellen würde. Wie aus dem im Unternehmensregister veröffentlichten Dokument hervorgeht, blieben die Anstrengungen der neuen Cyberport-Führung nicht ohne Wirkung: Um mehr als eineinhalb Millionen Euro konnte der Multichannel-Händler sein Geschäftsergebnis 2015 verbessern. Dennoch bleibt Cyberport in den roten Zahlen und kommt auf einen Fehlbetrag von 1,56 Millionen Euro. Man habe die Umsatzziele erreichen können, aber das angestrebte Ergebnis verfehlt, heißt es dazu in dem Geschäftsbericht. Zwar sei es gelungen, den Materialaufwand zu reduzieren, doch sei die Personalaufwandsquote weiter gestiegen. Neben der Umgliederung einiger Mitarbeiter der hundertprozentigen Tochter Cyberport Services GmbH in die Cyberport GmbH sei dafür vor allem die Eröffnung der Filiale in Wien verantwortlich.
Weitere Verluste in Aussicht gestellt
Weiter heißt es in dem Geschäftsbericht, dass Cyberport für das laufende Jahr von einem Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich ausgehe. Dazu beitragen solle die Umsetzung der Sstrategie für Kundenexzellenz sowie die technologische Weiterentwicklung des Unternehmens - Cyberport baut dafür seit Herbst 2015 einen E-Commerce-Hub in München auf. Die hierfür notwendigen Aufwendungen und Investitionen würden das Geschäftsergebnis allerdings beeinflussen, so dass für 2016 mit einem leicht besseren, jedoch noch nicht ausgeglichenen Ergebnis zu rechnen sei.
Um den Kundenfokus und die Servicezentrierung von Cyberport im Bewusstsein der Verbraucher zu verankern, hat das Unternehmen nun eine neue Werbekampagne lanciert. Mit der Kampagne #erstmalverstehen will der Multichannel-Händler die Themen Kundenberatung und -support in das Zentrum seiner Marken- und Absatzkommunikation stellen. Der Hashtag fungiert als Markenversprechen und wird über alle Marketing- und Kundenkanäle, von online über Video, Social Media, Print bis zum POS und Kundenservice eingesetzt. Auf den Kampagnenmotiven werden Marken, Produkte und deren Eigenschaften über charmante Headlines einfach erklärt. "Technik gehört heute zum Alltag und wird von jedermann verwendet. Hersteller und Händler kommunizieren aber immer noch über Pixel, Megabyte und Gigahertz und sprechen so vor allem IT-Experten und Tekkies an. Wir rücken die Beratung unserer Kunden auf allen Kanälen ins Zentrum, möglichst ohne Technik-Kürzel. Kurz gesagt: Wir beraten dort, wo andere nur werben", erklärt Cyberport-Geschäftsführer Helmar Hipp. (mh)