Wer wusste wann wie viel? Nach dem Insolvenzantrag der COS ist die Verwirrung in Linden komplett. Die Faktenlage ist dürftig, deshalb schießen die Spekulationen ins Kraut. So stellt sich die Frage, was der vorherige Eigentümer Arques über den neuen Eigentümer Greengold, Tochter der russischen Investmentgesellschaft KCK, gewusst hat. COS-Geschäftsführer Michael Krings jedenfalls erklärt noch Anfang der Woche gegenüber ChannelPartner: "Von dem Verkauf an den neuen starken Partner werden die Tiscon AG und somit auch die COS Distribution GmbH enorm profitieren". Nicht einmal eine Woche später stellte COS den Insolvenzantrag. War Krings tatsächlich völlig unwissend, oder war im da schon klar, dass es mit COS bergab geht?
Seine ehemaligen Mitstreiter bei Arques geben sich "überrascht". Man habe den russischen Investor über einen "kurzfristigen Liquiditätsbedarf" bei COS informiert. Es sei Teil der Vereinbarung gewesen, diesen Bedarf zu decken. Dass nun diese Finanzspritze ausgeblieben ist, sei "gegen die Abmachung", wie Arques-Sprecher Christian Schneider sagt. Arques will nun rechtliche Schritte prüfen. Ob diese dann aber tatsächlich eingeleitet werden, ist ungewiss. In der Branche will man daran nicht so recht glauben. So wird darüber spekuliert, dass man eine Insolvenz unter Arques-Dach verhindern wollte, und deshalb den Deal mit den Russen eingefädelt habe. Laut Insidern soll schon seit einiger Zeit ein Abverkauf des Lagers stattfinden. So berichten auch Händler im CP forum über Verfügbarkeitsprobleme bei gewissen Produkten.
Wie aus dem Wirtschaftskrimi
Zusammen mit den gestrichenen Kreditlinien und ohne Lagerwerte stünde COS nackt da, denn neue Ware wäre nur noch nach Vorkasse zu bekommen. Die Hersteller zumindest scheinen kein großes Vertrauen mehr in die Lindener zu setzen. Bereits am ersten Tag nach der Einleitung des Insolvenzverfahrens sollen laut Informationen des Giessener Anzeigers besorgte Lieferanten vorgefahren sein, um ihre Ware wieder abzuholen. Dies sei aber von Insolvenzverwalter Ralf Diehl aber verhindert worden.
Ein ehemaliger Eigentümer, der die Hände in Unschuld wäscht, ein angeblicher Investor aus Russland, dessen Kernkompetenz in Landmaschinen und Rapsöl liegt, und Manager, die von den aktuellen Entwicklung völlig überrascht wurden, das klingt eher nach dem Drehbuch eines Wirtschaftskrimi. Unter diesen Vorzeichen scheint es eher unwahrscheinlich, dass es mit der COS wirklich weitergeht. Leidtragende sind letztendlich die rund 200 Beschäftigten bei COS und die rund 150 Mitarbeiter der ebenfalls insolventen Tiscon-Tochter E-Logistics GmbH.
In der Händlerschaft gibt es zumindest aber einige, die der COS noch die Treue halten: "Ich habe der COS auch während der Softwareumstellung die Stange gehalten und bin immer freundlich, kompetent und gut bedient worden. Reklamationen wurden immer zu meiner vollsten Zufriedenheit abgewickelt und ich habe keinen Grund mich jetzt nicht weiterhin mit der COS zu beschäftigen. Ich drücke der COS und den Mitarbeitern auf jeden Fall die Daumen und hoffe, das mein Distributor noch lange weiter existiert", schreibt Forumsmitglied Arno Beier von BeiCo.net. (awe)