Wie schon unser Blick auf die weitverzweigte Online-Aufstellung von Conrad Electronic zeigte, lässt sich der Elektronikhändler nur ungern in die Karten schauen. Eine gute Möglichkeit für Einblicke bieten da die von dem Unternehmen im Handelsregister veröffentlichten Geschäftsberichte. Mit dem Anfang Januar hinterlegten Jahresabschluss zum 31. Dezember 2012 liegen nun die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012 vor.
Dabei kann Conrad durchwegs positive Kennwerte vorweisen: Der Umsatz stieg in dem Geschäftsjahr um 7 Prozent auf 866 Millionen Euro und das Betriebsergebnis lag mit rund 43 Millionen Euro knapp über dem Vorjahreswert. Zum Ende des Jahres 2012 lag die Zahl der stationären Filialen von Conrad bei 23 sowie die Zahl der Mitarbeiter bei 2.304 - rund 70 weniger als noch ein Jahr zuvor. Als gleichberechtigte Säulen des Geschäfts bezeichnet Conrad in dem Finanzbericht neben dem stationären Handel das Versandgeschäft, das neben dem traditionsreichen Conrad-Katalog verstärkt den Online-Bereich umfasst.
Für das Jahr 2013 definiert der Elektronikhändler in dem Geschäftsbericht als Schwerpunkte den Ausbau des B2B-Angebots, aber auch fortgesetzte Multi-Channel-Aktivitäten. Neben neuen Filialkonzepten schrieb sich Conrad dabei gleichzeitig die Optimierung der vorhandenen Strukturen auf die Fahnen. Einen weiteren Schwerpunkt stellt zudem der Ausbau der eigenen Logistikkapazitäten am Standort Wernberg-Köblitz dar. Für rund 50 Millionen errichtet der Elektronikhändler hier Lagerflächen von 13.000 qm, die mit dem Beginn des laufenden Jahres zur Verfügung stehen sollen.
Wie viel setzt Conrad wirklich um?
So informativ der Conrad-Geschäftsbericht auch ist, zeichnet dieser doch nur ein unvollständiges Bild von dem Unternehmen. So sind etwa die über das Tochterunternehmen Re-In-Retail betriebenen Onlineshops Voelkner.de, Digitalo.de und Smdv.de nicht enthalten. Offizielle Umsatzzahlen zu den Shops gibt es nicht, doch wird Voelkner.de vom EHI Retail Institut in seinem Ranking der 100 größten deutschen Onlineshops auf einen Umsatz von 73 Millionen Euro in 2012 taxiert. Zusammen mit seinen Online-Töchtern dürfte Conrad also durchaus an der Umsatzmarke von einer Milliarde Euro kratzen, bzw. diese sogar überspringen.
Mit den von der insolventen Getgoods Vertriebs GmbH übernommenen Onlineshops Getgoods.de und HOH.de hat sich Conrad noch einmal zusätzliche Umsatzbringer ins Haus geholt. Allerdings dürfte die Insolvenz für die Umsatzentwicklung zumindest auf absehbare Zeit einen Dämpfer darstellen.
In einem Blog-Beitrag mit dem Titel "Wir starten wieder durch - getgoods.de reloaded" versuchte das Unternehmen hier zum Jahresanfang, verlorenes Terrain gutzumachen. "Natürlich betrifft die Insolvenz eines Online-Händlers nicht nur die Mitarbeiter der zugehörigen Firma. Viel schlimmer und quasi der Genickbruch ist es, wenn seine Kunden davon betroffen sind", heißt es darin. Doch versuche man gemeinsam mit Conrad, betroffenen Kunden entgegenzukommen. Und für die Zukunft verspricht das neue Getgoods - frei nach Altkanzler Schröder: "Wir werden nicht alles anders, aber Vieles besser machen!"