Das Cloud World Forum fand letzte Woche vom 17. Bis 18. Juni in London statt. Laut Veranstalter waren mehr als 6.000 Besucher und mehr als 200 Aussteller vor Ort, damit sei es das größte Cloud Event in EMEA. Gefühlt waren es zwar meines Erachtens etwas weniger Besucher, vielleicht weil sich alles auf zwei Etagen verteilte. Dennoch: Alle waren sie da. Das Cloud World Forum war vor allem ein Treffen der Big Player der amerikanischen Cloud-Industrie, mit Google, Amazon, SalesForce, Microsoft und deren Eco-Systemen. Sie waren jeweils mit eigenen Bühnen mit einigen Vorträgen und Marktplätzen vor Ort.
Themen für den deutschen IT-Channel
Für mich war interessant: Es gab auch einige Anbieter von SaaS- und Cloud-Lösungen, die für den deutschsprachigen IT-Channel relevant werden könnten.
Damit jetzt nicht gleich wieder viele Leser abschalten: Es ging nicht nur Software-Entwicklungs-Plattformen und konkrete Anwendungen wie Human Resource Management, Workflow-Management. Was für mich als "alten Systemhaus-Hasen" besonders spannend ist: Klassische Systemhaus-Infrastruktur- und Sicherheits-Themen standen vielerorts im Fokus.
Was die Anbieter zeigten:
Data Leakage Prevention und Monitoring: Wie kann ich sicherstellen, dass Dokumente bspw. aus Google Apps das Haus nicht verlassen? Bei welchem User-Verhalten oder Dokumenten- und Informationsaustausch möchte ich alarmiert werden? An welchen Standorten wird auf welche Daten zugegriffen? Zugriff steuern bspw. mit Geo-Fencing.
Backup und Archivierung: Die Verfügbarkeit ist bei den Cloud-Anbietern in der Regel sehr gut ausgelegt. Aber was mache ich, wenn ich letzte Woche Freitag ein Dokument versehentlich gelöscht habe, es aber jetzt erst bemerke? Die vier großen genannten Cloud-Anbieter bieten hier "ab Werk" in den meisten Fällen keine ausreichende Antwort sodass sich mehrere Anbieter als Ergänzungen mit intelligenten Lösungen positionieren.
Verschlüsselung von Daten innerhalb Google Apps oder SalesForce, um auch vertrauliche Daten in der Cloud speichern zu können.
Compliance: Klassifizierung von Daten, Einhaltung von Standards wie bspw. PCI, Auditing von Daten in den Cloud-Diensten
Meine Schlussfolgerung: Die genannten Themen sind im Kontext der klassischen IT-Infrastruktur sicher ein Begriff, im Cloud-Umfeld meines Erachtens aber eher noch neu. Man merkt aber einfach, dass die Cloud-Branche langsam erwachsen wird und sich den Anforderungen der Unternehmen auch im wichtigen Sicherheitsbereich stellt.
Das passt gut zu den weiteren Themen, die ich auf der Konferenz ausmachte. So ist die verursachungsgemäße Abrechnung der Nutzung von Cloud-Diensten ist offenbar ein Thema, das die Branche stark bewegt, denn es waren eine Vielzahl von Anbietern von Abrechnungssystemen vor Ort. Die Systeme helfen Cloud-Providern dabei, pay-per-use-Konzepte effizient anzubieten, Cross-Selling und Packaging-Angebote auszuarbeiten und zielgerichtet zu platzieren. Ebenso geht es um innerbetriebliche Verrechnung von IT-Nutzung in Konzernen und größeren Unternehmen.
Spannend auch: Business-Apps. Große und kleine Helferlein für Reisekostenabrechnungen, Workflow, Kollaborationssysteme sowie CRM und HRM gekoppelt mit Parntermodellen für den Channel. Interessant fand ich auch den Anbieter Service-Source, der Tools und Outsourcing von Vertriebs- und Serviceprozessen rund um das Thema wiederkehrende Umsätze anbietet. Die Tools können etwa feststellen, in welchen Bereichen einer Cloud-Software sich ein User bewegt und somit Schulungs- und Upselling-Potential feststellen und durch die Managed Service Lösungen auch direkt dieses Potential nutzen.
Meine persönlichen Highlights:
Das Personal von Microsoft. Die Redmonder hatten einige "Evangelists" und "MVPs" vor Ort, die ansprechbar waren und wirklich helfen konnten und dadurch eine wohltuende Unterscheidung vom Personal anderer Anbieter waren.
Die Lösung Centrify, welche eine Single-Sign-On-Lösung für eine Vielzahl von Cloud-Diensten bereitstellt, und damit sehr komfortabel und dennoch sehr sicher das leidige Passwort-Problem löst. Inkl. 2-Faktor-Authentifizierung und Mobile Device-Management. Auch unsere technischen Evaluierungskollegen war begeistert. Mit dem Produkt und der Firma werden wir uns bei Acmeo mehr auseinandersetzen.
Londons Doppeldecker-Busse oben in der ersten Reihe fahren :-)
Was mich nervte:
Das Personal an einigen Ständen. Wer auf einer Cloud Fachmesse ausstellt, sollte einfach mehr wissen als eine Powerpoint-Präsentation beinhaltet. Und wer erst vier Wochen im Unternehmen ist, sollte seinen Kollegen vielleicht lieber den Vortritt lassen.
Viele Cloud-Anbieter sehen das hunderprozentige Commitment zum Channelvertrieb nicht als wichtig, sondern folgen eher opportunistischen Überlegungen. Hier müssen die Anbieter noch ihre Hausaufgaben machen. Wir bei Acmeo werden dabei helfen, die Anbieter vom Potential des Channel-Vertriebs im Cloud-Umfeld zu überzeugen und sie weiterhin zu missionieren.
Viele fragen mich natürlich auch, "Henning, was war denn nun Dein geschäftlicher Nutzen?" Nach der Konferenz ist mir klar geworden, dass wir vermutlich unseren harten Evaluierungs-Standard ergänzen werden: um einen weiteren Standard, der auch internationale Lösungen mit alternativen Abrechnungsmodellen ermöglichen wird. Das Ziel lautet: Aufnahme von Lösungen in unser Portfolio, die technologisch und wettbewerbsmäßig überzeugend sind, die auch international gehostet sein dürfen, wenn sie bestimmte Sicherheits-Features bieten.
Mein Fazit: Wenn man vor Ort ist, kann man sich eine Welt ohne die Cloud kaum noch vorstellen und hat das Gefühl, dass die Cloud tatsächlich erwachsen geworden ist. Es macht den Eindruck, dass ein Unternehmen sämtliche Anforderungen an die eigene IT heute in der Cloud professionell abwickeln kann. (rw)