Expertenrunde

Cloud Printing – braucht der Kunde das wirklich?

26.04.2011 von Armin Weiler
Auch die Druckerindustrie setzt sich mittlerweile mit dem Trendthema Cloud auseinander. Experten diskutierten beim Channel-Sales-Day "Drucken und Archivieren" den Kundennutzen.
Die Expertenrunde mit Andreas Kelkel (Develop), Oliver Doll (HP), Armin Weiler (Moderation, ChannelPartner), Stephen Schienbein (Kyocera), Sascha Bick (Brother) und Andreas Asel (Epson).

Drucker-Apps und Cloud Printing, das klingt sehr nach den Bemühungen von Marketingabteilungen der Druckerindustrie, derzeit allgegenwärtige Schlagworte auch für ihre Präsenz zu nutzen. Doch sind die damit gemeinten Technologien und Lösungen nur dem Marketing geschuldet oder nutzen sie dem Kunden wirklich? Im Rahmen des von ChannelPartner veranstalteten Channel-Sales-Day "Drucken und Archivieren" ging eine Expertenrunde dieser Frage auf den Grund.

"Kunden werden entsprechende Lösungen in Zukunft immer häufiger nachfragen." Oliver Doll, Vertriebsleiter Mittelstand bei der Hewlett-Packard GmbH

Hewlett-Packard hat sich wie kaum ein anderer Druckerhersteller diese Themen auf die Fahnen geschrieben: "Mittlerweile hat fast jeder ein Smartphone. Die Inhalte sind explosionsartig gewachsen. Doch wie kann man diese Inhalte ausdrucken, sei es im privaten Umfeld ein Foto oder im Business eine Präsentation?", fragt Oliver Doll, Vertriebsleiter Mittelstand bei HP. "Viele Kunden werden entsprechende Lösungen in Zukunft immer häufiger nachfragen", lautet seine Prognose.

Für Andreas Kelkel, Consultant IT & Application bei Develop, sind mobile Anwendungen kein Selbstzweck. So wird in der neuen Auflage des Develop-Dokumentenverwaltungsprogramms "store + find" auch ein mobiler Zugriff integriert: "Es ist nicht so, dass wir solche Funktionen deshalb einbauen, weil wir es selbst so toll finden", stellt Kelkel klar. Man orientiere sich dabei an den Kundenanforderungen. "Händler berichten uns, dass ihre Kunden nur noch mit ihren iPads aufschlagen, deshalb mussten wir in der Richtung etwas tun", erklärt der Develop-Manager.

Cloud Printing als Nebenprodukt

"Wenn ich keine Treiber mehr brauche, ist es egal, ob ich vom PC, vom Kühlschrank oder vom Telefon aus drucke." Andreas Asel, Business Development Manager bei der Epson Deutschland GmbH

Andreas Asel, Business Development Manager bei Epson, sieht in der Möglichkeit, mobil auf Dokumente zuzugreifen und diese ausdrucken zu können, eher ein Nebenprodukt. "Wichtig ist doch, dass wir Drucken möglichst einfach machen, wie beispielsweise das treiberlose Drucken. Und da kommen wir zu etwas Ähnlichem wie Cloud Printing", sagt Asel. "Wenn ich keine Treiber mehr brauche, ist es egal, ob ich vom PC, vom Kühlschrank oder vom Telefon aus drucke."

Auch bei Brother wird an mobilen Lösungen gearbeitet, allerdings war das bisher stark auf portable Drucker bezogen. "Wir bringen nun einen mobilen A4-Drucker auf den Markt und werden dafür auch entsprechende Applikationen entwickeln", kündigt Key Account Manager Sascha Bick an. Zudem setze man auf unabhängige Lösungen wie Cortado, die auch mit Brother-Druckern funktionieren. "Mobilität ist die Zukunft", glaubt Bick.

"Diese Lösungen bieten wir schon lange an, wir nennen sie halt nicht Cloud Printing." Stephen Schienbein, Senior Channel Vertriebsleiter bei der Kyocera Mita Deutschland GmbH

Stephen Schienbein, Senior Channel Vertriebsleiter bei Kyocera, sieht ähnlich wie Epson-Kollege Asel die Herausforderung in den vielen unterschiedlichen Endgeräten, auf denen die zu druckenden Informationen zur Verfügung stehen. "Wie kann man treiberlos drucken? Das ist ein zentrales Thema, mit dem sich jeder in der Branche beschäftigt", berichtet er. Schienbein glaubt aber nicht, dass dabei der Druck vom Smartphone "das große Thema" ist. Er sieht aber, dass Tablet-PCs wie das iPad immer stärker Einzug in Unternehmen halten. Dort wird seiner Meinung nach auch der Bedarf an entsprechenden Lösungen entstehen. Natürlich kommt dies auch dem Druck vom Mobiltelefon zugute: "Die Technologie ist ähnlich, und wenn es beim einen Gerät geht, wird es auch beim anderen gehen", weiß Schienbein. Beim Cloud Printing sieht der Kyocera-Vertriebsleiter derzeit aber keine Kundenanforderungen von Dokumentenverwaltung in der Cloud "irgendwo im Internet", innerhalb von Unternehmensnetzwerken allerdings schon. "Diese Lösungen bieten wir schon lange an, wir nennen sie halt nicht Cloud Printing", erläutert Schienbein. "Vielleicht sind wir damit marketingtechnisch hinter dem Mond", meint er mit einem kleinen Seitenhieb auf den von vielen Marktteilnehmen überstrapazierten Cloud-Begriff.

Sicherheitsbedenken bei Geschäftskunden

"Wir bauen die Funktionen nicht deshalb ein, weil wir sie selbst so toll finden." Andreas Kelkel, Consultant IT & Application bei der Develop GmbH

In einem ist sich die Runde einig: Die Kundennachfrage nach Lösungen für die mobile Verfügbarkeit von Dokumenten wird steigen. Gleichzeitig wachsen aber auch die Sicherheitsbedenken. "Das ist gerade bei Business-Kunden ein valider Grund", weiß HP-Manager Doll. Er sieht Cloud Printing - oder "ePrint", wie HP es nennt - oder Drucker-Apps, die den Funktionsumfang des Printers erweitern, derzeit eher im Consumer-Umfeld. "Das wird sich aber meiner Überzeugung nach mit der Zeit verschieben", kündigt Doll an. Es werde Anwendungen geben, die auch in Unternehmen "sinnvoll eingesetzt" werden können.

"Mobilität ist die Zukunft." Sascha Bick, Key Account Manager bei der Brother International GmbH

"Viele Kunden sind derzeit nicht bereit, geschäftskritische Dokumente aus der Hand zu geben", betont Develop-Consultant Kelkel. So sehen die Diskussionsteilnehmer auch Fachhändler in der Pflicht, die entsprechende Vertrauensbasis beim Kunden zu schaffen. Epson-Mager Asel glaubt aber nicht, dass die Sicherheitsbedenken dauerhaft den Trend aufhalten werden: "Wenn man sieht, wie locker die Leute heute schon mit ihren Inhalten in der Cloud umgehen - ich nenne nur Facebook als Beispiel", gibt er zu bedenken, dann werde in Zukunft sicher unbefangener an das Thema Cloud herangegangen.

So kommt die Expertenrunde trotz unterschiedlicher Sichtweisen zu einem gemeinsamen Ergebnis: Der Kunde wird Lösungen zum Cloud Printing brauchen - er weiß es heute nur noch nicht. (awe)