Chancen für Systemhäuser

Cloud Computing - ein Thema für den Mittelstand

20.10.2009
Kein Thema liegt den Großen der IT-Zunft mehr am Herzen als Cloud Computing. In einer Podiumsdiskussion in München erklärten die Teilnehmer, warum dem so ist und warum der Mittelstand sich mit der "IT aus der Wolke" beschäftigt.
IT-Dienstleister sollten im ersten Schritt kleinere Cloud-Dienste anbieten. Diese Phase des Ausprobierens muss sein.

Seit zwei Jahren ist Cloud Computing in aller Munde. Dass man mittlerweile darunter so ungefähr alles versteht, was sich irgendwie mit den Themen Internetapplikationen, Virtualisierung, SaaS, Mietsoftware aus dem Netz oder generell Utility Computing in Verbindung bringen lässt, ist den gewichtigen Verfechtern des Cloud Computing geschuldet. So leitete Christoph Witte, Moderator des IBM-Roundtables "Cloud Computing - Ein Realitätscheck", die Runde mit der Bemerkung ein, er verzichte auf erneute Definitionsversuche von Cloud Computing, und forderte die Debattierenden auf, aus ihrer Sicht darzustellen, welchen Reifegrad Cloud Computing denn habe.

Dies ließen sich die Teilnehmer - Martin Kuppinger vom Beratungsunternehmen Kuppinger & Cole, Thomas Uhl, Vorstand des IT-Dienstleisters Topalis AG, Uwe Scariot, Leiter BU Information beim IT-Dienstleister Materna AG, sowie der IBM-Mitarbeiter Detlef Straeten, IT Architekt bei IBM Global Technology Services - nicht zweimal sagen.

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Nun unterschieden sich ihre Ansichten wenig: "Cloud ist Realität" (Scariot), "Cloud ist der nächste Schritt bei IT-Services" (Kuppinger), "an der Automatisierung der IT führt kein Weg vorbei" (Straeten) und "es ist die logische Fortsetzung des Internets" (Uhl). Des Weiteren sie ließen keine Zweifel daran, dass alle, die mit IT ihr Geld verdienen, auf den Durchmarsch der "Rechenleistungen aus der Wolke (Internet)" setzen. Das tun sie nicht allein deshalb, weil sich mit Clouds eine Menge Geld verdienen lässt - Cloud-Anbieter müssen erst neue Hard- und Software kaufen, bevor sie ihrerseits mit der Dienstleistung Cloud Geld verdienen -, sondern auch, weil jede kostengetriebene Servicesicht von Unternehmen auf ihre IT-Infrastruktur und geschäftskritischen Anwendungen zwangsläufig das Zeitalter einer von Nutzern je nach Gebrauch abgerechneter IT-Infrastruktur inklusive kundenspezifische Anwendungen für "Unternehmen aller Größen" (Uhl) einleitet.

Was hat der indirekte Kanal mit Cloud Computing zu tun?

Noch kann man nicht behaupten, dass Cloud Computing die IT-Planung von Unternehmen bestimmt.
Foto: Ronald Wiltscheck

Nun machte sich keiner der Diskutierenden darüber Illusionen, dass Cloud Computing noch am Anfang steht und oft noch nicht mehr bedeutet als ein Buzzword, das verwendet wird, um etliche CeBIT-Besucher eine Woche lang auf Trab zu halten, wie Uhl sarkastisch formulierte. Dennoch widersprach er Straeten nicht, als der sagte, Unternehmen könnten sehr gut damit umgehen, ihre IT-Infrastruktur und unternehmenskritischen Anwendungen einem Drittanbieter zu überlassen - sofern ihnen die Wertschöpfung der Cloud-Services für ihre Geschäfte, Verfügbarkeit und Transparenz der Abrechnung von Leistungen einleuchteten.

Diese grundlegenden Aspekte, erläuterte Scariot, könnten zwar zum Türöffner von IT-Dienstleistern bei vielen Unternehmen werden, doch sei man weit entfernt davon, den notwendigen Übergang der kundeneigenen IT zu IT-Services so darstellen zu können, dass es aus Kundensicht keine Rolle mehr spiele, wer der Cloud-Anbieter sei.

Jetzt sei viel wichtiger, überhaupt einen Cloud-Fuß in die Tür zu setzen - was nichts anderes bedeute, als dass IT-Dienstleister zunächst kleinere Cloud-Dienste anbieten sollten. Dafür eigneten sich webgestützte Dienste wie zum Beispiel Team- und Office-Tools oder ein von überall verfügbarer virtualisierter Desktop. Dass damit auch die darunter liegenden Plattformen in den Cloud-Blick rücken, liegt auf der Hand. Erst dann kommt die Einrichtung einer gebrauchsabhängigen, skalierbare IT-Infrastruktur in Frage.

Uhl unterstrich: Diese Vorgehensweise stelle zumindest für kleinere IT-Dienstleister - Systemhäuser, Integratoren und VARs - die einzige realistische Vorgehensweise dar. Der mittelständische Kunde, sofern er sich überhaupt bereits mit Cloud Computing beschäftige, habe ein deutliches Interesse daran, seine IT-Probleme zur Gänze an Fachleute abzugeben: Wie die diesbezügliche Strategie aussehe, könne er nur mithilfe kompetenter Dienstleister in Erfahrung bringen.

So resultierte das Roundtable-Gespräch aus Sicht des indirekten Kanals in einem klaren Statement: Der Dienstleister muss viele kleine Schritte tun, um Cloud als IT-Strategie für den Mittelstand zu verdeutlichen. Dabei werden ihn die IT-Anbieter tatkräftig unterstützen, ist es doch ihr ureigeneres Interesse. (wl)