Zwitter zwischen Netbook und Navigationsgerät: Clarion MiND im Test
Der Produktname MiND steht für Mobile Internet Navigation Device. Clarion will damit eine Mischung aus Netbook- und Ultra-Mobile-PC (UMPC) sowie mobilem Navigationsgerät anbieten. Und zugleich soll das MiND Geräten wie dem iPhone Konkurrenz machen: Denn neben sämtlichen Routenfunktionen kann der Nutzer mit dem MiND auch ins Internet gehen, Videos ansehen oder E-Mails verschicken.
Display: Kompromiss zwischen groß und handlich
Clarions MiND bietet einen 4,8-Zoll-Bildsschirm. Bislang liefern nur die Spitzenmodelle der Navigationsgerätehersteller ein so geräumiges Display. Im Vergleich zu mobilen PCs ist der Bildschirm jedoch sehr klein. Dafür ist das Gerät kleiner und leichter als ein Netbook: Mit 16 x 9,5 x 2,4 cm Größe und 331 Gramm Gewicht inklusive Akku passt das MiND gut in die Tasche - aber nicht in die Hosentasche wie ein iPhone.
Clarion kann das MiND nur so kompakt bauen, weil der Akku sehr klein ist. Die Folge: Bereits nach zwei Stunden Laufzeit muss das Gerät wieder an die Steckdose. Für ein mobiles Gerät ist das lächerlich wenig: Die meisten Netbooks bieten beispielsweise eine Laufzeit sechs bis acht Stunden.
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Das Display übertrumpft jedes iPhone-Display, schließlich ist es eineinhalb mal so groß und bietet mit 800 x 480 Pixel eine höhere Auflösung. Hinter einem mobilen PC bleibt es jedoch zurück, UMPCs liegen bei 6 Zoll und mehr, die meisten Netbooks haben ein 9 oder 10 Zoll großes Display. Dennoch reicht die Größe aus, um im Internet zu surfen, Fotos anzuschauen oder einen Film zu verfolgen. Bei Actionfilmen beispielsweise erkennt der Nutzer jedes Detail eines Kampfes oder einer Verfolgungsjagd. Im Navigationsmodus sind sämtliche Straßennamen auf der Karte deutlich zu lesen. Aufgrund seines spiegelnden Displays kann man das MiND unter freiem Himmel aber nur schlecht ablesen.
Flott bei Adresseingabe und Routenberechnung
Die Navigation auf dem MiND funktioniert einwandfrei. Schon die Tatsache, dass Clarion eine Halterung für die Windschutzscheibe mitliefert, hebt das MiND über iPhone, Netbook oder UMPC hinaus. Eine Adresse hat der Nutzer schnell eingegeben, schon beim Eintippen sucht das Gerät aus der Datenbank mögliche Orte und Straßen. Da das Gerät unter Linux läuft und auf einen Atom-Prozessor mit 800 MHz von Intel zurückgreifen kann, bemerkt der Nutzer keinerlei Verzögerung bei der Eingabe - sehr bequem. Eine Stadtroute ist binnen drei Sekunden berechnet - das ist schnell. Während der Fahrt fiel uns allerdings auf, dass sich das Gerät sehr schnell merklich erhitzt.
Beim Navigieren sagt das MiND Straßennamen an und warnt bis zu drei Mal vor dem nächsten Abbiegen. Die letzte Ansage kommt allerdings manchmal ziemlich spät. Schön: Die Routenanweisungen werden optisch durch einen Spurassistenten unterstützt, der anzeigt, auf welcher Spur sich der Fahrer für den nächsten Abbiegevorgang einordnen muss. Schwierig wird es bei Stau: Ein TMC-Modul muss der Nutzer separat erwerben, er wird also nicht automatisch vom MiND gewarnt und umgeleitet. Beim Hinein- oder Herauszoomen auf der Karte reagierte das MiND angenehm auf.
Im Navigationsmodus stehen dem Nutzer übrigens nicht alle Funktionen des MiND zur Verfügung. So kann er zwar Musik hören, aber nicht via DVB-T fernsehen oder ein Video anschauen. Steckt das MiND in der Windschutzscheibenhalterung, sind diese Funktionen aus Sicherheitsgründen deaktiviert.
PC-Funktionen auf dem Clarion MiND: so gut wie bei UMPC und Netbook
Sobald der Nutzer aus dem Auto aussteigt und das Gerät mitnimmt, kann er es als PC-Ersatz nutzen. Die PC-Funktionen sind wie auf einem Handy angeordnet und einfach zu bedienen. Mit einem Wisch fährt der Anwender mit dem Finger über den Touchscreen und scrollt dabei durch die verschiedenen Anwendungen - das ist schicker als bei UMPCs und Netbooks gelöst und vermittelt fast iPhone-Feeling.
Auch die Ausstattung überzeugt: Neben 512 MByte DRAM und vier GByte SSD-Flash-Speicher bietet das MiND Platz für eine microSD-Karte bis 32 GByte. Außerdem gibt es zwei USB-Steckplätze: Standard und Mini-USB.
Der Real Player spielt Musik- und Videos in den Formaten Real Audio, Real Video, MP3, Windows Media 9, AAC, HE-AAC, Ogg, H.264, H.263 und MPEG4. Die integrierten Lautsprecher des Gerätes sind jedoch nichts für sensible Ohren. Schon bei mittlerer Lautstärke kommt es zu einem leichten Kratzen. Abhilfe schafft ein Kopfhörer, den der den der Nutzer in den 3,5-Millimeter Klinkenstecker einstöpseln kann. Beim Klang kann das MiND mit dem iPhone nicht mithalten, mit den gängigen Mini-PCs tendenziell schon.
MySpace-Fans können auf dem MiND verfolgen, was in ihrem Netzwerk gerade passiert. Zudem kann sich der Nutzer News-Feeds anzeigen lassen. Doch damit leistet das MiND nicht mehr, als iPhone und Netbooks. Auch YouTube-Videos kann das MiND darstellen. Im Test via WLAN war das jedoch eine sehr ruckelige Angelegenheit. Doch auch das iPhone bekommt Videos nicht immer ruckelfrei geladen.
E-Mail für unterwegs
Schließlich kann der Nutzer seine Kontakte verwalten oder E-Mails beantworten. Der eingebaute E-Mail-Client empfängt die elektronische Post über POP3 oder über IMAP, nicht jedoch via einen Microsoft Exchange Server.
Widgets für Wetter und Nachrichten auf dem Clarion MiND
Clarion hat auf dem MiND verschiedene Widgets installiert. Per Wetter-Widget beispielsweise, das über eine Quick Info-Taste gestartet wird, kann sich der Nutzer die Wettervorhersage für die nächsten Tage anzeigen lassen, maximal bis zu fünf Tage im Voraus. Ein News-Widget sorgt dafür, dass der Nutzer immer auf dem Laufenden bleibt. Es ermöglicht das Abonnieren von Nachrichten über RSS-Feeds.
Speziell für die Navigation kann der Nutzer den Google Maps Viewer laden und sich Karten und Satellitenbilder anzeigen lassen. Wer via Google eine Adresse beispielsweise von einem Hotel oder einem Restaurant sucht, kann die Bewertungen dazu im Internet nachlesen. Wenn die Kritik gefällt, besteht die Möglichkeit, die Adressen direkt als Ziel zu übernehmen und als POI auf dem MiND zu speichern.
Idealerweise geht der Nutzer unterwegs via WLAN ins Internet. Damit muss aber ein Hotspot in der Nähe sein. Per UMTS kann man mit dem MiND noch nicht surfen. Clarion will jedoch bis Ende September dafür ein kostenloses Update zum Download nachliefern. Kauft der Nutzer dann einen kompatiblen UMTS-Stick plus Datentarif bei einem Netzbetreiber, kann er das MiND so mobil einsetzen wie das iPhone.
Fazit
Als Navigationssystem macht das MiND eine gute Figur. Die Routen sind schnell eingegeben und berechnet, die Ansagen kommen meist rechtzeitig. Außerdem kann man mit dem MiND auch ins Internet gehen: Als mobile Surfmaschine bietet das Clarion MiND aber kaum Vorteile gegenüber UMPC, Netbook oder iPhone. Dafür ist der Preis des Clarion MiND mit rund 800 Euro aber sehr happig. Zumal die Akkulaufzeit mit nur zwei Stunden extrem mager ausfällt.