Obwohl zurzeit die aktuellen Umsatz und Gewinnerwartungen ganz im Sinne der Aktionäre sind, hat der Präsident und CEO Mark Templeton seinen Rücktritt angekündigt. Er bleibt aber noch so lange im Amt bis ein neuer Nachfolger gefunden wird. Mit dieser Aufgabe hat das Unternehmen den Personaldienstleister Heidrick & Struggles betraut.
Templeton hat offensichtlich den Druck der Aktionäre und vor allem dem Investmentfonds Elliott Management nachgegeben, der aktuell 7,5 Prozent von Citrix besitzt. Denn offensichtlich fanden viele Investoren die im Juni 2015 bekannt geworden Vorschläge von Elliot, einige Firmeneinheit zu veräußern, die laufenden Kosten zu reduzieren und Firmenanteile zurückzukaufen, als den richtigen Weg, um die letzten Jahre der Erfolglosigkeit zu überwinden und das Unternehmen wieder auf den Kurs zu bringen.
Darüber hinaus räumt Citrix im Zuge einer Kooperation dem langjährigen Investor Elliot Management ein Sitz im Verwaltungsrat ein. In persona besetzt diesen Stuhl ab sofort der Elliot-Manager Jesse Cohen, dafür muss das Asiff Hirji den Platz räumen. Doch weitere personelle Strukturmaßnahmen sind bereits in Vorbereitung. So soll zeitnah noch ein weiteres Verwaltungsratsmitglied durch einen Elliot-Vertreter ersetzt werden.
Frischer Wind soll Citrix beflügeln
Im Rahmen der neuen Zusammenarbeit planen die beiden Partner dem Citrix-Management ein sogenanntes Operations-Committe zur Seit zu stellen. Dieses soll der Citrix-Director Robert Calderoni leiten, der künftig auch die Rolle des Executive Chairman des Verwaltungsrates übernehmen wird. Der aktuelle Chairmann Thomas Bogan erhält die Aufgabe des Lead Independent Directors. In einem Statement bekräftigte er, dass mit diesen neuen Strukturen eine Basis für frische Perspektiven und ein Wachstum in den Bereichen Netzwerkanwendungen und Virtualisierung geschaffen wurde.
Zu den Kernaufgaben des neugeschaffenen Committes gehören: die Gewinnmarge zu verbessern, die Profitabilität zu erhöhen und die Kapitalstruktur auf sichere Füße zu stellen. Vor allen Dingen soll das Gremium an der Optimierung des Produktportfolios arbeiten.
Bereits in der Vergangenheit übte Elliot harsche Kritik an der Führungsspitze von Citrix und verlangte gravierende Umstrukturierungen des Unternehmens, um die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Denn seit etlichen Jahren dümpelt der Citrix-Aktienkurs mit Höhen und Tiefen so dahin und gibt den Investoren wenig auf Aussicht auf satte Gewinnerwartungen, trotz gutem Wachstum.
Citrixs breites Produktspektrum
Citrix hat seit der Gründung 1989 ein breites Portfolio an unterschiedlichen Produkten aufgebaut. So hat sich das Unternehmen durch zahlreiche Zukäufe zum Anbieter von IT-Lösungen und Services in den Bereichen Mobile, Desktop, Netzwerk, Virtualisierung und Cloud entwickelt. Doch auch im Collaboration-Umfeld mit der GoToMeeting-Familie bietet Citrix verschiedene Lösungen an. Darüber hinaus pflegt das Unternehmen zahlreiche Technologie-Partnerschaften., wie etwa zu Microsoft. Diese Unternehmen verbindet schon seit über 20 Jahren eine Zusammenarbeit, die in 2008 offiziell in einer Allianz mündete. Diese beinhaltet eine bessere Verzahnung der Lösungen im Bereich Desktop- und Server-Virtualisierung. Mit diesem breitgefächerten Lösungsangebot wird Citrix heute als Application Delivery Provider wahrgenommen.
Noch zu Beginn des Jahres stellte Tempelton auf dem Partner Summit in Las Vegas neue Produkte wie den Hypervisor XenServer 6.5, die Mobile Device und App Managementkonsole XenMobile Server sowie den Workspace Pod, eine Converged-Infrastructure-Lösung auf Basis von HP Moonshot und Citrix Workspace-Infrastruktur-Software vor. Zusätzlich verkündete der Citrix-Chef mit Dirk Pfefferle und Peter Goldbrunner einen Managementwechsel in der DACH-Region an. Eine neue Akquisition von Sanbolic und der Ausbau des Citrix-Partnerprogramms (Citrix Solution Advisor, CSA) standen ebenfalls auf der Agenda der Veranstaltung. Zudem signalisierte Citrix die weitere strategische Ausrichtung auf hybride und Multi-Cloud-IaaS-Lösungen.
Darüber hinaus hat sich Citrix zwar der OpenStack Foundation als Partnersponsor angeschlossen, doch ein klares Statements zum de facto Standard OpenStack gab es nicht. An der eigenen Technologie CloudStack beziehungsweise der kommerziellen Version Citrix CloudPlatform wolle man aber weiter festhalten und ausbauen.
Fokussierung auf das Wesentliche
Vielen Investoren, allen voran Elliott Management, ist das große und teils unübersichtliche Produktportfolie an unterschiedlichen Lösungen zu viel des Guten. Sie verlangten eine klare Fokussierung auf gewinnbringende Produkte und mit dem Weggang von Mark Templeton sowie dem Einzug neuer Elliot-Manger in den Verwaltungsrat von Citrix scheint dieser Weg dahin geebnet zu sein. Doch was könnte auf Citrix zukommen? Erste Anhaltpunkte zu den Änderung gibt ein Brief, den Elliot im Juni 2015 an den Citrix-Verwaltungsrat schickte.
In erster Line will der Investor die historisch gewachsene und komplexe Kostenstruktur bei Citrix entzerren. Durch Restrukturierungsmaßnahmen im Bereich Management, Sales und Marketing sowie Research und Development soll einer effizienteren Nutzung der Ressourcen gewährleistet werden, die gleichzeitig die Kosten reduzieren.
Ein besonderes Augenmerk hat Elliot auch auf die Sanierung des Produktbereiches gelegt. Laut dem Unternehmen ist das Produktportfolio zu breit aufgestellt und enthält zu viele leistungsschwache Produktfamilien, die wertvolle Ressourcen binden. So könnte man zum Beispiel Lösungen wie CloudBridge, CloudPlatform und ByteMobile sowie andere "Non-Core"-Produkte verkaufen beziehungsweise neu ausrichten.
Auch die GoTo-Produktfamilie würde nicht in die neue Strategie-Offensive passen. Zwar ist das Geschäft mit GoToMeeting, GoToWebinar und Co. attraktiv, doch entsprechen die Collaboration-Lösungen nicht der Ausrichtung auf das Citrix-Kerngeschäft. Zu unterschiedlich sollen die Entwicklung sowie die Vermarktung dieser Produkte sein.
Ebenfalls in der Diskussion steht NetzScaler. Dabei handelt es sich um eine IT-Lösung, die Unternehmensnetzwerke optimiert und absichert. NetScaler ist hochprofitabel, dennoch glaubt Elliot, das mit dem strategischen Verkauf sowohl die Weiterentwicklung der NetScaler-Technologie als auch Citrix selbst profitieren würde.
Der Investor Elliot Management hat ein Bündel weitere Maßnahmen für das Projekt "New Citrix" parat. Doch letztendlich bleibt abzuwarten, was der Investor zusammen mit dem Unternehmen in der Lage ist, zu realisieren. (hal)