Der Channel "IT-Sicherheit" im Aufwind

Cisco und Security

28.10.2016 von Ronald Wiltscheck
Cisco ist weit mehr als ein reiner Netzwerkanbieter. Mit den jüngsten Akquisitionen positioniert sich der Allrounder immer stärker als ein Security-Spezialist.

Nicht umsonst errang Cisco 2015 im Rahmen der GfK Channel Excellence-Studie den Titel des Channel-Champions in der Kategorie Netzwerk-Security (ChannelPartner berichtete). Denn der Netzwerkkrösus erwarb nicht nur selbst Security-Know-How, sondern akquirierte in den letzten paar Jahren erfolgreich agierende und bei Kunden hoch angesehene Security-Companies.

Bereits 2007 kam der Appliance-Hersteller Ironport unter die Fittiche der Kalifornier, zwei Jahre später kam der Cloud-Security-Anbieter ScanSafe und 2012 auch noch der UTM-Experte Meraki dazu.

Zu den jüngsten Security-Akquisitionen von Cisco gehören der New Generation Firewall- und Anti-Malware-Hersteller Sourcefire (2013) und der ATP-Spezialist (Advanced Threat Protection) OpenDNS (2015,) die Security-Analyse-Spezialisten Cose (2013) und Lancope (2016) sowie die Security-Berater von Neohapsis und Portcullis Consulting (beide 2015).

Jutta Gräfensteiner, Director Channel & Partner Organisation bei Cisco Deutschland: "Security ist die Basis für Digitalisierung."
Foto: Cisco

Mit all diesen Übernahmen ist der an Security-Themen interessierte Mitarbeiterstamm bei Cisco stark gewachsen: "Aktuell beschäftigen wir weltweit rund 5.000 reine Security-Spezialisten", weiß Jutta Gräfensteiner, seit September 2016 Director Channel & Partner Organisation bei Cisco Deutschland, zu berichten.

Und demzufolge arbeitet der Netzwerkanbieter auch hier zu Lande mit immer mehr reinen Security-Spezialisten zusammen. Aktuell bezeichnet Gräfensteiner 84 ihrer Reseller als "Zertifizierte Security-Partner". Ziel der Channel-Managerin ist es nun, noch mehr in die Qualität dieser Vertriebspartner zu investieren, sprich in deren Ausbildung zu technischen und vertrieblichen "Security-Meistern". Selbstredend darf auch die absolute Anzahl der zertifizierten Security-Partner steigen, um etwa 50 Prozent in den kommenden zwölf bis 24 Monaten.

Die Geschichte von Cisco
Vom Kabelschacht in die Chefetage
Vom Infrastruktur-Lieferant für Netzwerke zum Allround-Anbieter. So lässt sich die bewegte Geschichte von Cisco Systems zusammenfassen. In unserer Bildergalerie blicken wir zurück.
2015 - Robbins kommt
Das Eigengewächs Chuck Robbins führt von jetzt an Cisco als CEO. Ganz unbeaufsichtigt ist er nicht: Übervater John Chambers zieht als Aufsichtsratschef weiter die Fäden im Hintergrund.
2015 - Chambers geht
Mit John Chambers geht eine der Ikonen des Silicon Valley von Bord. Er war 20 Jahre ununterbrochen im Amt und hat 168 Firmen zugekauft. Er übergibt an seinen Zögling Chuck Robbins, der seit 1997 im Unternehmen ist.
2014 - Sourcefire gekauft
Den auf Sicherheitsequipment spezialisierten Anbieter lässt sich Cisco 2,7 Milliarden Dollar kosten.
2013 - Tuszik neuer Deutschland-Chef
Mit Oliver Tuszik bekommt Cisco einen neuen Deutschland-Chef, der zuvor sein Geld an der Spitze des Systemhauses Computacenter verdiente.
2013 - Unter Verdacht
Hat Cisco Backdoors für die amerikanischen Geheimdienste in seine Router eingebaut? Während dies nur ein nicht bestätigter Verdacht ist, ist etwas anderes sicher: Die Geschäftserfolge lassen weiter nach.
2012 - Übernahme NDS
Rund fünf Milliarden Dollar lässt sich Cisco NDS kosten, einen Anbieter von TV-Software.
2011 - Gary Moore
Chief Operating Officer Gary Moore kündigte 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an.
2010 - Carlo Wolf
2010 wird Carlo Wolf neuer Geschäftsführer von Cisco in Deutschland, Vorgänger Michael Ganser wechselt ins „Central Theatre“.
2009 - Flip camcorder
Mit den Flip-Camers der 2009 übernommenen Pure Digital Technologies will John Chambers den Endkundenbereich stärken. Doch der Erfolg bleibt aus.
2009 - UCS-Familie
Mit Unified Comuting System (UCS) nahm Cisco den Servermarkt ins Visier und propagierte ein völlig neues Design für Rechenzentren.
2009- Cisco UCS
Firmenchef Chambers sorgte mit UCS 2009 für einen Paukenschlag: Mit eigenen Rechnern wurden die Platzhirsche IBM, HP und Dell attackiert.
2007 - IP-Traffic
Einschätzungen, wie sich der IP-Verkehr von 2007 bis 2011 entwickeln könnte.
2005 - Michael Ganser
Er wird 2005 Chef der deutschen Cisco-Niederlassung.
2003 - IP phone 7970G
VoIP-Telefonie mit 7970G, das sogar über einen Touch-Screen-Monitor verfügt.
2003 - Phone 7920
Drahtlose Voice- und IP-Kommunikation (VoIP) mit dem „7920“ von 2003.
2003 - Ciscos Expansionspläne
2003 hat Cisco Linksys übernommen und damit den Einstieg in das Geschäft mit privaten Endkunden vorbereitet.
2002 - MDS-Familie
Mit der MDS-9000-Familie bediente Cisco den Speichermarkt und griff die damaligen Größen McData und Brocade an
2002 - MDS-9000
Mitte 2002 kündigte Cisco an, in den Markt für Speichernetze einzusteigen.
1999 - Aironet 1200
Mit der Übernahme von Aironet Wireless Communications 1999 begann Cisco. Lösungen für drahtlose Kommunikation anzubieten. Aironet 1200 war die Basisstation für innerbetriebliche Funknetze.
1999 - The 12000
Der Router „Cisco 12000“ entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Er konnte innerhalb eines Jahres mehr als 1000mal verkauft werden.
1996 - Andreas von Bechtolsheim
Er kreuzte zweimal Ciscos Wege: Zuletzt als Gründer von Granite Systems, das 1996 übernommen wurde. Von Bechtolsheim blieb einige Zeit bei Cisco und entwickelte die Catalyst-4000-Familie weiter.
1996 - Skizze Tag Switching
Tag-Switching, eine Neuerung, von der insbesondere die großen Carrier profitieren sollten. Den Nachfolger, Multiprotocol Label Switching (MPLS), nutzten viele für ihr Netzdesign.
1995 - John Chambers
Er kam 1991 zu Cisco, wurde 1995 President und CEO von Cisco.
1993 - Cisco 7000
Die „clean machine“ wurde der Router Cisco 7000 genannt, eine Weiterentwicklung der erfolgreichen AGS-Serie.
Catalyst-Familie
Die erfolgreichen Swichtes aus der Catalyst-Familie – ein Dauerbrenner für Cisco.
Maria Mazzola
Er war Chef von Crescendo Communications, das erste Unternehmen, das von Cisco übernommen wurde. Dessen „Catalyst“-Switche entwickelten sich für Cisco zum Verkaufsschlager. Mazzola blieb viele Jahre als Entwicklungschef bei Cisco.
1988 - John P. Morgridge
Er kam 1988 als President und CEO zu Cisco und brachte die Company 1990 an die Börse. Morgridge blieb bis 1995 Firmenchef, bevor er in den Aufsichtsrat wechselte.
1986 - Cisco erstes Produkt AGS
Als Advanced Server Gateway (AGS) vermarktete Cisco ab 1986 den ersten Multiprotokoll-Router, der auf den Entwicklungen der Blue Box in Stanford aufbaute.
Stanford University
Hier schlug die Geburtsstunde von Cisco: Sandy Lerner und Leonard Bosack arbeiteten beide hier bevor sie Cisco gründeten.
William Yeager
Yeager schuf das Herzstück für die Blue Box , das Netzwerkbetriebssystem NOS (Network Operating System), das sogar schon multitaskingfähig war.
Leonard Bosack
Mitbegründer von Cisco war an der Entwicklung der „Blue Box“ beteiligt.
Sandra Lerner
Mitbegründerin von Cisco, verließ 1990 das Unternehmen.
1985 MEIS
Das erste eigene Produkt von Cisco war MEIS, das Massbus Ethernet Interface Subsystem, das DEC-Großrechner verband. Es wurden nur wenige Exemplare geliefert.

Und für die Reseller lohnt der Aufwand durchaus auch finanziell. So gibt es beispielsweise Front-end-Margen für spezialisierte und zertifizierte Partner quasi automatisch, und wenn diese Security-Dienstleister ihre Kundenprojekte bei Cisco registrieren erhalten sie auch Back-end-Rabatte oben drauf. Zusätzlich unterstützt der Hersteller seine Partner mit Mitteln zur Akquise von Neukunden (Business Development und Lead-Generierung). Auch gemeinsame Marketing-Aktivitäten, etwa bei Messeauftritten wie auf der it-sa, bei Kundenveranstaltungen oder im Rahmen von gezielten Mailings sind denkbar.

Für die auf Security spezialisierte Partner ist bei Cisco ein besonderer Partner Account Manager zuständig. Ferner ermuntert der Hersteller seine Security-Reseller weitere Marktsegmente (Datacenter, IoT, SdN und Collaboration) abzudecken.

"Security ist die Basis für Digitalisierung. Mit unserem Security Portfolio-bieten wir über unsere Partner eine integrierte, abgestimmte Sicherheitslösung zum Schutz unserer gemeinsamen Kunden", so Ciscos Channel-Chefin Gräfensteiner.

CISO-Studie von Cisco und IDG Research

Um Kunden auf die neuen Gefahren im Netz aufmerksam zu machen, hat Cisco die Marktforschungsabteilung von IDG mit der Durchführung einer "CISO-Studie" beauftragt. Zielgruppe für diese Studie sind IT-Manager mit der Bezeichnung "Chief Information Security Officer" sowie alle anderen Security-Verantwortlichen in den Unternehmen. Die Ergebnisse der Umfrage werden im Dezember 2016 verfügbar sein.