Der weltgrößte US-amerikanische Netzwerkausrüster Cisco schockt die Technologiebranche mit einer Gewinnwarnung. Wie das Unternehmen bekanntgab, warnte das Management davor, dass die Erlöse im laufenden zweiten Geschäftsquartal um fünf bis zehn Prozent zurückgehen werden und die Finanzkrise immer stärker ihre Schleifspuren in der US-Realwirtschaft hinterlässt. Cisco-Chef John Chambers verwies unterdessen auf den Ernst der Lage: "Wir müssen jetzt frühzeitig die Maßnahmen ergreifen und zeitgleich nicht den langfristigen Blick auf unsere Ziele verlieren", zitiert das Wall Street Journal den Unternehmenslenker. Vor allem die schwache Nachfrage nach Hightech-Produkten macht dem Unternehmen derzeit schwer zu schaffen. An der Long-Term-Wachstumsprognose Ciscos von zwölf bis 17 Prozent bis 2013 hält Chambers aber fest.
"Die Finanzmarktkrise ist nur eine Erklärung für den aktuellen Gewinnrückgang bei Cisco. Vor allem in den florierenden Emerging Markets scheinen die Investitionen bei Industrie- und Handelsunternehmen zurückgefahren worden zu sein", unterstreicht Erste-Bank-Analyst Hans Engel. Laut dem Experten machen dem US-Konzern hierbei vor allem die sich in den vergangenen Monaten massiv veränderten Rahmenbedingungen schwer zu schaffen. "Die Banken sind nach wie vor sehr zurückhaltend bei der Kreditvergabe. Dies hat einen direkten Einfluss auf das Investitionsverhalten der Cisco-Kunden", verdeutlicht Engel weiter. Die Geschäftsprognosen Ciscos gelten daher im Hightech-Sektor global als wichtiger Indikator für die Investitionsbereitschaft bei großen Unternehmen.
Wegen der trüben konjunkturellen Lage im Zuge eines weltweiten Abschwungs scheint diese nun mehr und mehr abzunehmen. Wenig hilfreich erscheint hierbei der Blick auf das erste Geschäftsquartal. Obwohl der Gewinn mit 2,2 Mrd. Dollar auf dem Niveau des Vorjahres gehalten wurde und unter Ausklammerung von Sonderposten sogar ein Gewinnanstieg zu verzeichnen war, macht die drohende Rezession in den USA nicht vor Cisco halt. Zwar lag der größte Lieferant von Routern und Switches, mit denen der Datenverkehr in Netzwerken geregelt wird, im ersten Quartal mit einem Umsatz von 10,3 Mrd. Dollar über den Analystenerwartungen. Zur Geschäftsentwicklung im zweiten Geschäftsquartal wollte man im Zuge der Gewinnwarnung aber keine neue Angaben machen.
Wie das Wall Street Journal berichtet, erwartet Chambers lediglich, dass sich die Ertragslage durch Einsparungen im Mrd.-Bereich kontinuierlich verbessern soll. Demnach schließe man zum jetzigen Zeitpunkt auch Kürzungen bei Marketingmaßnahmen und Geschäftsreisen nicht aus. Von den monatelangen Turbulenzen auf den weltweiten Aktienmärkten blieb auch Cisco nicht verschont. So hat die Aktie im laufenden Geschäftsjahr bislang etwa ein Drittel an Wert verloren. Dieser negative Trend zeichnete sich hingegen auch im nachbörslichen US-Handel ab. (pte/cm)