In den USA ist Cisco zusammen mit den Behörden ein Schlag gegen ein ganzes Konglomerat an Firmen gelungen, das gefälschte Cisco-Produkte importiert und jahrelang über eigene Shops sowie Shops bei Amazon und Ebay verkauft hat. Angefangen hat das lukrative, aber illegale Geschäft der Firma Pro Network LLC den US-Behörden zufolge bereits 2013. In den folgenden Jahren kamen über 18 weitere Firmen sowie zahlreiche Shops bei Amazon und Ebay hinzu, die unter Namen wie EasyNetworkUS, Palm Network Solutions, Smart Network oder netechsolutions operierten. Alle agierten unter demselben CEO.
Dem Ende Juni verhaften, in Florida ansässigen, 38-jährigen Mann wird vorgeworfen, Zehntausende gefälschte Cisco-Netzwerkgeräte aus China und Hongkong importiert und an Kunden in den Vereinigten Staaten und im Ausland weiterverkauft zu haben. Er habe diese Produkte fälschlicherweise als neu und echt deklariert. Bei einem Umsatz von über 1 Milliarde Dollar hätten die von ihm gegründeten und geleiteten Unternehmen Einnahmen von über 100 Millionen Dollar erzielt.
Zwischen 2014 und 2022 beschlagnahmte der US-Zoll 180 Sendungen mit gefälschter Cisco-Hardware, die zu Firmen aus dem "Pro Network"-Umfeld gehörten. In vielen dieser Fälle wurden gefälschte Dokumente vorgelegt, die die Echtheit der Produkte belegen sollten. Cisco forderte den nun verhafteten CEO in den vergangenen Jahren sieben Mal schriftlich auf, das Geschäft mit Produktfälschungen zu unterlassen. Auch darauf antwortete er teilweise mit gefälschten Dokumenten. Im Juli 2021 wurden bei einer Durchsuchung in einem Lagerhaus, das den "Pro Network"-Firmen gehört, schließlich über 1.100 gefälschte Cisco-Geräte sichergestellt. Deren echte Pendants hätten einen Wert von über sieben Millionen Dollar gehabt.
Oliver Tuszik, Senior Vice President Global Partner Sales bei Cisco, hat den Vorfall zum Anlass genommen, um in einem englischsprachigen Blog auf Wege und Tools hinzuweisen, wie Partner und Kunden sicherstellen können, dass sie Original-Cisco-Produkte erwerben. Dazu gehören etwa eine Product Integrity Checklist, eine Prüfung der Security-Label auf Karton, Chassis, Leiterplatten und Modulen sowie eine Überprüfung anhand der Seriennummer. Natürlich empfiehlt der Hersteller zudem, nur bei autorisierten Distributoren und Händlern zu kaufen und bietet beim Verdacht auf Produktfälschungen ein Kontaktformular an, um diese zu melden.
"Trotz der aktuellen Herausforderungen im Bereich der Lieferketten sollten Kunden nicht versuchen, für ihre Produktbestellung eine 'Abkürzung' über den Graumarkt zu finden", erklärt Rüdiger Wölfl, Managing Direktor Channel und Partner-Organisation bei Cisco Deutschland. Beim Kauf von nicht autorisierten Produkten gehe der Anspruch auf Garantien, Softwarelizenzen und Support von Cisco verloren.
Außerdem haben sich in der Vergangenheit gefälschte Cisco-Produkte schon als erhebliches Sicherheitsrisiko entpuppt. 2020 von Experten untersuchte, gefälschte Cisco-Switches hebelten gezielt Sicherheitsvorkehrungen zur Authentifizierung aus, um nicht als Fälschungen erkannt zu werden. Dadurch erleichterten sie es, Hintertüren für Angriffe auf das Netzwerk zu eröffnen, in dem sie eingesetzt werden. Das Problem mit gefälschter Cisco-Hardware ist in den USA offenbar deutlich größer als in Deutschland. Es besteht aber auch hierzulande. Zum Beispiel hat der Zoll in Deutschland 2019 nicht autorisierte Cisco-Produkte im Wert von rund einer Million Euro beschlagnahmt und zerstört.
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