Im Ring gegen HP und IBM

Cisco in Boxerlaune

08.06.2009
Cisco sieht sich neuerdings als Boxer. Der erstaunlicherweise auch zurückschlägt, wie Trainer Rob Lloyd auf der Partnerveranstaltung "Partner Summit" in Boston erklärte.
Cisco macht sich mit dem Daten-Center-Switch "Nexus" keine zu unterschätzende Feinde - etwa HP oder IBM.
Foto: Cisco

Cisco sieht sich neuerdings als Boxer. Der auch erstaunlicherweise zurückschlägt, wie der Netzwerker auf der Partnerveranstaltung "Partner Summit" in Boston erklärte.

Rob Lloyd heißt der neue Box-Trainer des IP-Riesens Cisco. Zwar lautet seine Berufsbezeichnung seit diesem April Head of Sales Worldwide, der Einfachheit halber oberster Verkaufschef, doch auf der Partnerveranstaltung "Partner Summit" in Boston stellte er sich vor das Publikum, um Cisco`s neue Boxerqualitäten anzukündigen.

Zulange haben sich die Nummer 1 unter den Router-und Switches-Kämpfern vor den Schlägen des kleineren Rivalen HP Procurve weggeduckt - nun sei es an der Zeit zurückzuschlagen. Cisco habe sich "zu viele Schläge gefallen lassen", klagte er, und "niemals zurückgeschlagen". Dagegen habe sich Konkurrent HP Procurve mit Schlägen hervorgetan - was üblicherweise zum Job des Boxers gehört. Dessen Schläge hinzunehmen sei Cisco nicht mehr gewillt.

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Ab sofort sei die 110 Milliarden Dollar-Macht HP und deren Netzwerktochter Procurve als Feind, sprich Wettbewerber, identifiziert und werde seinerseits nunmehr mit Schlägen durch den Boxring getrieben. "Ich fordere uns alle auf" sagte Lloyd zum Publikum, das sich aus verdienten Partnern zusammensetzte, "mit einer gewissen Eleganz zurückzuschlagen." Und er zeigte sich, wie bei Cisco üblich, siegesgewiss: "Wenn wir das gut machen, wird sich der große Unterschied zu unseren Gunsten klar herausschälen."

Das Publikum lies sich zu vorwegnehmenden Siegesbeifall hinreißen.

Am "Summit"-Nachmittag erneuerte Cisco-Chef John Chambers die Attacke auf HP. Der IT-Riese sei "ein Wettbewerber - und wir werden eine spannende Auseinandersetzung haben". Chambers betonte, mit HP sei ein wirkliches Schwergewicht in den Ring gestiegen. Anders als bisher, als sozusagen Leichtgewichte wie Nortel (gerade pleite gegangen) und Alcatel-Lucent (in ihrer Not zusammengegangen, doch noch längst nicht genesen) vergeblich gegen Cisco antraten, sei HP ein Gegner, der unter allem Umständen und auf jedem Gebiet ernst genommen werden müsste.

Ciscos Kampfansage "Nexus"

Die Kampfansage an HP kommt nicht von ungefähr: Während HP Procurve einerseits, anders als Cisco, Switches-Marktanteile gewinnnen kann, ist Cisco anderseits mit seiner Server- und Virtualisierungsankündigung "Unified Computing" traditionellen Serveranbietern massiv auf die Füsse getreten.

Doch anders als HP, das den milliardenschweren Servicearm EDS für seine Server- und Datencenter-Bemühungen in Bewegung setzen kann, und eben auch anders als Konkurrent IBM, das mit dem IT-Dienstleistungsabetilung "Global Services" eine ebenso schlagkräftige Mannschaft sein eigen nennt, hat Cisco keine Serviceabteilung.

Sondern ausschließlich Partner, darunter mittlerweile immerhin rund 60, die sogenannte "Managed Services" verkaufen dürfen. Doch das ist zuwenig, um das Vorhaben "Unified Computing", eine Mischung aus Blade-Servern, Virtualisierung (von Partner VMware) und der Daten-Center-Switch-Familie "Nexus", in ungewohnte Kampfzonen steuern zu können.

Weshalb Cisco vielleicht auch gut daran tut, die Handschuhe eines Kämpfers anzuziehen. Auf dem "Partner Summit" jedenfalls reichte das immerhin schon zu einem verbalen Schlag gegen Ex-Partner HP - dessen EDS-Abteilung einer der größten Cisco-Integratoren ist beziehungsweise bald gewesen sein dürfte. Entsprechende Andeutungen machte Procurve vor kurzem, indem es sich als bei EDS gesetzter Netzwerker bezeichnete

Und Ex-Parter IBM, der gerade mit dem Storage-Spezialisten Brocade beziehungsweise dessen neuer Netzwerk-Tochter Foundry Networks ein OEM-Abkommen für Switches geschlossen hat, steht als weitere Gegner schon bereit. (wl)