"Wir haben unsere Anleger enttäuscht und unsere Mitarbeiter verwirrt", räumt Chambers, der seit 1995 (!) an der Spitze von Cisco Systems steht, in einer Mail an die Belegschaft freimütig ein. An seine Strategie glaubt Chambers allerdings auch weiterhin, obwohl der Aktienkurs des weltweit führenden Netzausrüsters dieser Tage auf dem Niveau von 1998 herumdümpelt.
Cisco werde "eine Reihe gezielter Maßnahmen" einleiten und "mit chirurgischer Präzision adressieren, was wir in unserem Portfolio ausbessern müssen", schreibt Chambers weiter - das klingt nach Änderungen im Tagesgeschäft und womöglich Kostensenkung (= Stellenabbau). Cisco hatte in den beiden zuletzt abgeschlossenen Quartalen enttäuscht und bereits verschiedene hochrangige Manager ausgetauscht. Im Kerngeschäft mit Netzausrüstung steht der Konzern zunehmend unter Druck durch Wettbewerber; gleichzeitig sucht Cisco selbst in Dutzenden von neuen Märkten - von Consumer-Camcordern bis hin zu Videoleinwänden für große Stadien - nach neuen Umsatzströmen.
Im Februar hatte Cisco laut "Wall Street Journal" trotz sechs Prozent mehr Umsatz einen Gewinnrückgang um 18 Prozent vermeldet. Noch im gleichen Monat beförderte das Unternehmen Gary Moore auf den neuen Posten des Chief Operating Officer (COO) und installierte damit erstmals seit 2007 wieder eine klare Nummer 2. In den zwei Monaten zuvor hatten mit dem Chef der Consumer-Produkte Jonathan Kaplan und Marketing-Chefin Susan Bostrom zwei hochrangige Führungskräfte den Konzern verlassen.
Die Cisco-Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten über 30 Prozent an Wert verloren, wohingegen der Index Nasdaq Composite im gleichen Zeitraum um 15 Prozent zulegte. Brian Modoff von Deutsch Bank Securities sieht Cisco zu weit ab vom Kerngeschäft. Ciscos Portfolio "ist vielleicht zu groß geworden", sagt der Analyst. "Sie haben eingesehen, dass Wachstum um des Wachstums willen bei ihnen nicht funktioniert. Sie müssen sich fokussieren."
Chambers sieht das in seinem Memo freilich anders. "Unsere Strategie [der Expansion in neue Marktsegmente] ist solide. Es sind Teile unserer operationalen Umsetzung, die das nicht sind", schreibt der CEO, der ansonsten eher Videobotschaften bevorzugt, wenn er sich an die Mannschaft wendet. "Wir haben für Entscheidungen zu lange gebraucht, wir hatten Überraschungen, wo es keine hätte geben sollen, und wir haben die Verantwortlichkeit eingebüßt, die für unsere Kunden und Investoren das Markenzeichen unserer Fähigkeit zur konsistenten Umsetzung war. Das ist nicht akzeptabel, und genau hier werden wir angreifen."
Chambers will nun zusammen mit Moore versuchen, Ciscos Organisation zu vereinfachen. Zuletzt hatte der CEO das Management-System im Jahr 2009 umgebaut und seinerzeit eine Reihe von Councils und Boards eingesetzt, die ihm dabei helfen sollten, das immer stärker diversifizierte Geschäft im Blick zu behalten. (Computerwoche/haf)
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