IHS Global Insight

China hat die USA als wichtigstes Produktionsland abgelöst

16.03.2011
Der Vorsprung ist zwar nur knapp, aber mit Industrieumsätzen von 1,995 zu 1,952 Billionen Dollar hat China 2010 erstmals die USA als wichtigstes Produktionsland abgelöst, belegen Daten von IHS Global Insight.

Wenn auch nur mit knappen Vorsprung, hat China 2010 erstmals die USA als wichtigstes Produktionsland abgelöst. Das kommunistische Reich der Mitte kam laut IHS Global Insight mit Industrieumsätzen von 1,995 Billionen Dollar auf einen Weltmarktanteil von 19,8 Prozent, die USA konnten mit 1,952 Billionen Dollar immer noch 19,4 Prozent der globalen Industrieumsätze auf sich vereinen.

An dritter Stelle folgte Japan mit Industrieumsätzen in Höhe von 1,027 Billionen Dollar, an vierter Stelle Deutschland mit 618 Milliarden Dollar. Viel interessanter als die absoluten Zahlen finden die IHS-Analysten die Wachstumsraten der Industriemächte. Demnach hat Chinas Produktionssektor seit 2008 um 20,2 Prozent jährlich zugenommen, der der USA hingegen nur um 1,8 Prozent per annum. Japans Industrie konnte in dem Zeitraum immerhin noch um 4,25 Prozent pro Jahr zulegen.

Made in China steht längst nicht mehr nur auf Etiketten von Regenschirmen, Kleidung und Turnschuhen, sondern in wachsendem Masse auf Elektronikerzeugnissen und Komponenten, deren Ursprung eigentlich in den USA, Europa oder Japan vermutet wird. Ein wichtiger Motor der Entwicklung ist der, dass Taiwans OEM/ODM-Hersteller unter anderem auch auf Druck ihrer Auftraggeber wie HP, Dell, Acer und Co. ihre Produktion immer mehr nach China verlagert haben.

So hat Taiwans Notebook-Industrie mit Quanta, Compal, Wistron und Foxconn an der Spitze zwar einen Weltmarktanteil von rund 90 Prozent, die Produktion ist heute aber seit der Lockerung der Investitionsbestimmungen Ende der 1990er Jahre zu fast hundert Prozent in China.

Im Februar 2010 hat Taiwans Regierung signalisiert, auch die Bestimmungen für LCD-Panels zu lockern. Anfang März 2011 hat das Wirtschaftsministerium in Taipei die völlige Aufhebung des Investitionsverbots für die einheimische Panel-Industrie angekündigt. Voraussetzung ist aber, dass die Unternehmen an ihren Investitionsversprechen auf der Insel festhalten und keine Produktionsverlagerung mit entsprechenden Entlassungen vornehmen, sondern die geplanten Fabriken in China zusätzliche Umsätze verheißen.

In dem Zusammenhang ist gerade bekannt geworden, dass Taiwans größter Panel-Hersteller, die Foxconn-Tochter Chimei Innolux (CMI) in China gerade den Bau eines 8.5G-Werkes zur Verarbeitung von 5,5 qm großen Muttergläsern beantragt hat.

Der einheimische Konkurrent AU Optronics (AUO) musste 2010 über neun Monate warten, um das Okay der taiwanesischen Regierung für den Bau einer 7.5G-Anlage für 4,3 qm große Muttergläser zu erlangen. Das Wirtschaftsministerium hat dabei auch bezweifelt, dass AUO die China-Investition stemmen könne, ohne bei Investitionszusagen für Taiwan nachzulassen. (kh)