Schon in den frühen 90er-Jahren rüttelte die angedrohte Elektroschrottverordnung viele in der IT-Branche auf. Erst voriges Jahr wurde sie tatsächlich umgesetzt. Und was geschah in all den Jahren? Hat die Industrie diese lange Galgenfrist genutzt, um umweltschonende Programme aufzusetzen und "grüne" Technologie zu entwickeln? ChannelPartner befragte Hersteller, Distributoren und Händler, welche Green-IT-Programme es gibt, welche Produkte im Handel angeboten werden und welche Kundengruppen mit Green-IT überhaupt angesprochen werden.
Im ersten Teil dieser Serie kommen die Hersteller zu Wort. In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie Handel und Distribution mit dem Thema "Green-IT" umgehen.
Georg Albrecht, Pressesprecher von Apple Deutschland
Beim Thema Umweltschutz folgt Apple keinem Modetrend. Wir haben bereits 1990 ein Umweltschutzprogramm aufgesetzt und setzen uns dafür ein, die Auswirkungen unserer Aktivitäten und Produkte auf die Umwelt zu verringern. Die vier Bereiche, auf die wir hierbei besonderen Wert legen, sind das Produkt- und Verpackungsdesign, eine verantwortungs-bewusste Produktion, die Energieeffizienz und das Recycling.
Alle Apple-Produkte erfüllen die EU-Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten, die auch als "RoHS-Richtlinie" bezeichnet wird.
Wir haben als erster Computerhersteller CRT-Monitore vollständig durch LCD-Bildschirme ersetzt. Die Entwicklung von Produkten mit hoher Energieeffizienz zählt zu einem unserer wichtigsten Ziele. Beispielsweise konnte Apple seit 1998 den Stromverbrauch von ausgeschalteten Netzteilen unserer Mobilcomputer in Situationen ohne Ladevorgang um 70 Prozent vermindern.
Bis Ende 2008 plant Apple vollständig auf die Verwendung von PVC (Polyvinylchlorid) und bromhaltigen Flammschutzmitteln in unseren Produkten zu verzichten.
Überlegungen zum Umweltschutz sind integraler Bestandteil der Unternehmenspolitik von Apple und treffen auf jedes unserer Produkte zu. Daher kann man auch nicht bezüglich einer speziellen Vermarktung oder Distribution differenzieren - und was die Kundenzielgruppe betrifft: Wir hoffen, dass alle unsere Kunden unser Engagement für die Umwelt schätzen.
Jörg Brünig, Senior Director Channel Germany FSC
Wir haben verschiedene IT-Programme zum Thema Green-IT aufgesetzt. Fujitsu Siemens Computers berücksichtigt bereits seit langem Umweltgesichtspunkte bei der Entwicklung und Produktion von PCs. So haben wir 1988, also zu einem Zeitpunkt, als es noch gar keine gesetzlichen Vorgaben gab, damit begonnen, Erfahrungen mit umweltgerechten Produkten und Prozessen zu sammeln. 1994 wurde uns dann als erstem PC-Hersteller das Umweltzeichen "Blauer Engel" für einen Professional PC verliehen (PCD-4LsI). Heute bieten wir Esprimo Professional PCs und Celsius Workstations mit "Green"-Standard an.
Unser Recycling- und Umweltkonzept enthält Richtlinien für die gesamte Prozesskette von der Produktentwicklung über den Materialeinsatz und Transport bis hin zum Recycling. Bereits für die Produktentwicklung der Green PCs gelten innerbetriebliche Richtlinien bezüglich der verwendeten Materialien, die auch die Anforderungen der Umweltzeichen "Blauer Engel", "Nordic Swan" und "TCO '032" berücksichtigen. Schon lange vor Inkrafttreten der gesetzlichen Verpflichtung wurden die Mainboards aller Green PC bleifrei gelötet. Und allein durch den in Großserie gefertigten Scenic-E-Green-PC haben wir in den letzten Jahren 4,5 Tonnen an giftigem Blei eingespart.
Wir verwenden moderne bleifreie Lötverfahren unter Stickstoffatmosphäre und Flussmittel auf wasserlöslicher Basis. Die Reduktion der Halogene in der Leiterplatte sorgt für eine weitere erhebliche Verringerung der Umweltbelastung. So konnten die Chlor- und Bromanteile in der Leiterplatte von 12 auf unter 0,15 Prozent gesenkt werden. Darüber hinaus kommen nur noch Batterien ohne Quecksilber und Cadmium zum Einsatz.
Gehäuse und Kunststoffformteile werden gekennzeichnet und sind durch den bewussten Verzicht auf brom- und chlorhaltige Flammschutzmittel halogenfrei, entsprechen aber dennoch den bestehenden Flammschutzvorschriften.
In der gesamten Produktion konnte der Wasserverbrauch drastisch gesenkt werden. So werden beispielsweise die Mainboards nach dem Löten nicht mehr gewaschen. Alle Produktionsmittel werden ressourcenschonend in einem Kreislauf gereinigt.
Durch Optimierung der Verpackungen werden das Transportvolumen verringert und die Auslastung der Transportkapazitäten erhöht. Damit wird der Transport umweltfreundlicher und wirtschaftlicher. Nicht zuletzt werden alle Handbücher auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
Wir vermarkten unsere umweltfreundlichen Produkte zum überwiegenden Teil über unsere Vertriebspartner. Häufig bei öffentlichen Auftraggebern, aber zunehmend auch bei Privatunternehmen stellen wir ein Interesse an umweltfreundlicher IT-Technologie fest. Bis heute konzentriert sich das Produktangebot vor allem auf unsere Produkte für Business-Kunden: Hier erfüllen beispielsweise die Professional-PCs der Serien Esprimo E und Esprimo P als erste die verschärften Anforderungen des "Blauen Engel". Und das Lifebook S7110 sowie das Lifebook C1410 sind die beiden ersten Notebooks überhaupt, die bisher weltweit für das skandinavische Öko-Label "Nordic Swan" zertifiziert wurden. In naher Zukunft werden wir aber auch Green-IT für Privatkunden anbieten.
Michael Seidel, Umweltmanager HP Deutschland
Der Energiebedarf von IT-Geräten in den privaten Haushalten hat sich während der vergangenen fünf Jahre mehr als verdoppelt. Da nutzt der kritische Blick auf den Verbrauch nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel. Aber auch am Arbeitsplatz und im Unternehmen lohnt sich Energieeffizienz in mehr als einer Hinsicht.
Für HP ist dieses Thema nicht neu: Seit rund 15 Jahren läuft das HP-Design-for-Environment-Programm (DfE). Ziel des Programms ist es, die Umweltauswirkungen von HP-Produkten und -Dienstleistungen zu verringern. Bezüglich der Energieeffizienz heißt das, Produkte so zu gestalten, dass sie weniger Energie bei der Herstellung und Verwendung, aber auch bei Verpackung und Transport verbrauchen. Zur Verbesserung der Energieeffizienz der Produkte durch energiesparende Technologien arbeiten die HP-Labs und die Produktdesignteams intensiv zusammen.
Das Angebot an energieeffizienten Produkten und Lösungen für Endverbraucher und Unternehmenskunden ist umfangreich. Die Bandbreite reicht dabei von PCs mit neuartigen Netzteilen, die einen Wirkungsgrad von 80 Prozent haben, über Strom sparende Bildschirmtechnologien bis hin zu Blade-Servern und Speicherlösungen, die einen deutlich geringeren Stromverbrauch als herkömmliche Server haben. So benötigt beispielsweise das HP-BladeSystem c-Class rund 40 Prozent weniger Energie als vergleichbare Rack-Server. Zudem bieten wir Services, mit deren Hilfe die Energiesparpotenziale bereits bestehender IT-Infrastrukturen analysiert und voll ausgenutzt werden können.
Stefan Pieper, Pressesprecher von Lenovo
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei der Produktion sind für Lenovo sehr wichtig. Einerseits zielen wir darauf ab, den Lebenszyklus unserer Produkte von der Produktion bis zur Entsorgung möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Hierbei bestätigen die jüngsten Bewertungen von Greenpeace, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Andererseits konzentrieren wir uns auf möglichst energieeffiziente Produkte, denn hierdurch können unsere Kunden Strom und damit Geld sparen. Schließlich sind wir Mitglied in der "Climate Savers Computing" Initiative. Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch und die Emission von Treibhausgasen in der IT-Industrie zu reduzieren.
Der jüngste Schritt ist die Zertifizierung der neuen ThinkPad- und Lenovo-3000-Notebooks für den Energy Star 4.0. Diese strenge Richtlinie legt Grenzwerte für die Energieeffizienz der PCs fest, und unsere Produkte unterbieten diese Richtwerte teilweise.
Wir vermarkten alle unsere Produkte über unsere Business-Partner beziehungsweise direkt über uns. Lenovo ist derzeit noch fast ausschließlich im Markt für professionelle PCs tätig, daher richten sich unsere Angebote an Unternehmen der unterschiedlichsten Größe - von Freelancern bis hin zu internationalen Großunternehmen.
Dirk Thomaere, General Manager Toshiba Europe GmbH, Computersysteme D-A-CH
Das Thema Green-IT wird bei Toshiba schon seit vielen Jahren vorangetrieben. Im Rahmen der "Environmental Exhibition" stellt die Toshiba Corporation der Öffentlichkeit jedes Jahr in ihrer Unternehmenszentrale in Tokio ihre neuesten Umweltinitiativen sowie umweltbewusste Produkte und Technologien vor. Im März 2007 fand die Ausstellung bereits zum 16. Mal statt.
Mit der "Environmental Vision 2010" haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, eine führende Rolle beim Wandel zu einer nachhaltigen Entwicklung einzunehmen.
Die positiven Ergebnisse der bisherigen Maßnahmen können sich sehen lassen. Im laufenden Geschäftsjahr erwarten wir bei den wichtigsten Produktgruppen eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 4,3 Millionen Tonnen im Vergleich zum Geschäftsjahr 2000 und planen eine weitere starke Reduzierung bis zum Geschäftsjahr 2010. Außerdem wird an einer ständigen Erhöhung der Öko-Effizienz von Toshiba-Produkten gearbeitet. Hier geht es um den Zusammenhang zwischen der Umwelteinwirkung eines Produkts und seinem Gesamtwert hinsichtlich Funktion und Performance. Mit diesem Bündel an Maßnahmen hat sich Toshiba im aktuellen Greenpeace-Ranking "Guide to Greener Electronics" im Vergleich zum Vorjahr von Platz zehn auf Platz sieben verbessert.
Unser integriertes Umweltmanagement wird auch von unseren Händlern und Kunden positiv aufgenommen. Da das Bewusstsein für Green-IT in allen Bevölkerungsgruppen stark zunimmt, adressieren wir mit unseren "grünen" Produkten sowohl Business- als auch Consumer-Kunden. Es ist unser Ziel, den gewachsenen Ansprüchen zu entsprechen und bestenfalls sogar neue Maßstäbe zu setzen.
Derzeit stellen wir ein neues Projekt zur umweltgerechten Entsorgung von Notebooks vor. Wir arbeiten an einem vereinfachten Altgeräterücknahmeprozess für unsere gewerblichen Kunden. Wir übernehmen die Verantwortung für unsere Produkte auch über das Lebensende hinaus. Mit diesem "Life Cycle Thinking" können wir einerseits unseren B2B-Kunden einen umfassenden Service bieten, zu dem die Rücknahme und Verwertung von Altgeräten gehören, und andererseits Erkenntnisse sammeln, die sich bei der Konstruktion neuer Geräte auszahlen.
Nächste Woche lesen Sie, was Handel und Distribution von den "grünen" Ambitionen und Programmen der Hersteller halten. (go)