IBM hat eine neue Generation seiner Mainframe-Plattform System z angekündigt, die im März 2015 auf den Markt kommen soll. Bei gleichen Abmessungen sollen die verschiedenen Konfigurationen über 40 Prozent mehr IOPS-Leistung bringen. Mit erweiterter Unterstützung für Linux, Hadoop und In-Memory-Datenverarbeitung soll es die z13 den Managed Service Providern (MSP) und Entwicklern (ISV) erlauben, leichter leistungsfähige Apps auf dem Großrechner bereitzustellen und deren Daten sicher im bis zu 10 TB großen Hauptspeicher zu verarbeiten.
Nachdem IBM 2014 vor allem die Managed Service Provider (MSP) des Cloud-Marktes ansprach, nimmt nun der Hersteller die Mobile Service Provider ins Visier. "In den fünf größten Ländern Westeuropas wurden 2014 mehr als 110 Millionen Smartphones verkauft", weiß Giorgio Nebuloni von IDC zu berichten. Jeder Mobilfunkkunde verursacht jedoch mit jeder seiner durchschnittlich 37 Transaktionen pro Tag - in 2018 sollen es bereits 5.000 sein - eine Flut von Verarbeitungsschritten in den nachgeordneten Systemen, so etwa im Mobile Banking und in drahtlosen Bezahlsystemen auf NFC-Basis.
Am Backend kommt der Mainframe ins Spiel. Eine neue z13 soll deshalb in der Lage sein, bis zu 2,5 Milliarden Transaktionen pro Tag zu verarbeiten. "Das entspricht 30.000 Transaktionen pro Sekunde oder 100 Cyber Mondays pro Tag", sagt Andreas Thomasch, IBMs Business Leader für System in der DACH-Region. Die z13 bewältigt diese Arbeitslast mit bis zu 141 rechenkernen, die Vorgängergeneration z12 EC (Enterprise Class) hatte nur maximal 101 Cores, die Business Class (BC) gar nur maximal 13 Cores. Dafür liegt der Basispreis der z12 BC aber bei "nur" 100.00 Euro.
Um die Komplexität der mobil ausgelösten Transaktionen zu reduzieren, biete sich der Großrechner gerade zu an, argumentiert Thomasch: "In einer Ende-zu-Ende-Architektur reduziert das System z die Komplexität der Verarbeitungs-Infrastruktur und der Datenhaltung." "Damit die IT des Kunden keine weiteren Server dazukaufen muss, sondern vielmehr konsolidieren und einsparen kann", urteilt der IT-Berater Mike Kahn, "verlegt IBM mit z13 die Datenverarbeitung immer stärker in das Systemz selbst."
Das zeigt sich besonders deutlich bei der Unterstützung von Datenbanken und Analytik. Mit der spaltenorientierten Datenbank DB2 BLU, die bislang nur auf anderen Plattformen bereitsteht, können Analytiker strukturierte Daten direkt im bis zu 10 TB großen Hauptspeicher bearbeiten, ohne sie auslagern zu müssen. Thomasch führt dafür auch Sicherheitsgründe an: "Die Herausgabe von Daten an andere System ist immer ein Sicherheitsrisiko" - selbst wenn ein System wie die z13 über die weltbeste Verschlüsselungstechnik verfügt, wie der PAC-Analyst Rüdiger Spies urteilt.
Für die Nutzung von Hadoop on Mainframe können Analytiker auf den IBM-Werkzeugkasten BigInsights 3.0 zurückgreifen, der als SQL-basierter Konnektor zu den Rohdaten dient. Telekommunikationsanbieter könnten damit theoretisch die Verbindungsdaten ihrer Kunden im gleichen System analysieren wie die Umsatzentwicklung des eigenen Unternehmens.
Für die mobile Nutzergemeinde sind auch die mit Apple entwickelten Ready Apps gedacht. Mike Kahn sieht als Anbieter Finanzinstitute und -makler, aber auch Krankenkassen, die ihren Kunden bzw. Patienten leicht bedienbare Apps zur Verfügung stellen wollen. Die eingegebenen Transaktionen lassen sich direkt und sicher auf der z13 verarbeiten und auswerten.
Für Andreas Thomasch von IBM ist Linux der wichtigste Marktmotor für den Großrechnermarkt. "Wir haben hier bis zum 3. Quartal 2014 eine jährliche Steigerung der Rechenkapazität (IOPS) um 12% gegenüber dem Vorjahr gesehen." Giorgio Nebuloni leuchtet das Linux-Engagement Big Blues völlig ein: "Linux lief 2014 auf drei von zehn neuen Servern in Europa, bei überdurchschnittlichem Wachstum."
Mainframes hingegen sind für immerhin 6 Prozent der Unternehmensausgaben in Westeuropa verantwortlich. Da alle neuen und disruptiven Technologien wie Hadoop oder OpenStack auf Linux aufsetzen, sucht IBM nach Wegen, um seine z-Plattform so relevant wie möglich zu machen, indem es sie zu Linux direkt kompatibel macht, insbesondere zu KVM, dem Linux-Hypervisor." Dieser soll im Laufe des Jahres 2015 den vorhandenen zVM-Hypervisor ergänzen.
"Dies würde Mainframes erlauben, sich in der Verwaltungsschicht nicht nur direkt mit OpenStack zu verbinden, sondern auch praktisch den gleichen Stapel aus Betriebssystem und Anwendung auszuführen, der derzeit auf x86-Linux läuft." Mit anderen Worten: Mit z13 will IBM verlorenen Boden wiedergutmachen, den es an x86-Linux verloren hat.
Diese Strategie passt genau ins Bild, das IBM in der Präsentation seiner neuen Datenbanken DashDB und Cloudant auf der Platform as a Service (PaaS) BlueMix abgegeben hat. Dort ist die dynamischste Entwicklergemeinde IBMs angesiedelt, daher muss auf System z BlueMix-Angebote unterstützen. Mobile, Cloud- und Linux-Apps für den Großrechner - das ist keine schlechte Strategie.
Der Channel
Und IBMs Strategie bildet eine enorme Chance für Entwicklungspartner, VARs und Systemhäuser. 30 Prozent des Mainframegeschäfts wickelt IBM über den Channel ab, mit deutschen Partnern wie SVA und PROFI. Im Channel kommen nicht nur die BC-Variante (Business Class, siehe oben) zum Zuge, sondern auch Highend-Systeme der Enterprise Class (EC).
"Das IBM System z", weiß Nebuloni, " generierte in den ersten drei Quartalen 2014 in Westeuropa 446 Mio. Dollar Umsatz." Das entspricht den oben genannten sechs Prozent an Server-Ausgaben. Die Wettbewerber Fujitsu, fokussiert auf Deutschland, und Unisys, mit Fokus auf Großbritannien, generieren lediglich zwischen 50 und 100 Millionen Dollar Umsatz. IBM System z ist also klarer Platzhirsch. (rw)