Wegen mauer Konsumstimmung

Ceconomy senkt Ziele - Aktie bricht ein

22.07.2022
Die hohe Inflation belastet die Verbraucherstimmung zusehends. Das bekommt auch der Elektronikhändler Ceconomy zu spüren.
Das Ceconoy-Management rund um Unternehmenschef Karsten Wildberger geht davon aus, dass das eingetrübte Gesamtbild über das laufende Geschäftsjahr 2021/22 hinaus Bestand haben wird.
Foto: Eon

Nach einem schwachen dritten Quartal senkte das für seine Ketten Media Markt und Saturn bekannte Unternehmen seine Prognose für das Geschäftsjahr 2021/22 und erwartet im schlechtesten Fall einen deutlichen Gewinnrückgang. Und auch diese Prognose sieht das Management um Unternehmenschef Karsten Wildberger noch mit einigen Risiken behaftet.

Die im Kleinwerte-Segment SDax notierte Aktie verlor am Freitagmorgen zum Handelsauftakt vier Prozent und brach im Verlauf weiter ein. Zuletzt betrug das Minus gut 18 Prozent. Im laufenden Jahr hat der Kurs inzwischen knapp ein Drittel verloren, längerfristig sind die Verluste der Anleger sogar noch weitaus größer. Volker Bosse von der Baader Bank nannte die Zahlen zum Quartal schwach, die neue Prognose liege sowohl unter seinen als auch unter den bisherigen Marktschätzungen. Zudem sei der neue Ausblick hochgradig mit weiteren Unsicherheiten behaftet.

Die sinkende Kauflaune, die hohe Inflation und die stark steigenden Energiekosten belasteten vor allem die Regionen Deutschland, Österreich und die Schweiz, teilte Ceconomy am Donnerstagabend nach Börsenschluss in Düsseldorf mit. So habe sich das Konsumklima in den vergangenen Wochen in hohem Tempo weiter eingetrübt. In Frühjahr hatte das Unternehmen noch angenommen, dass sich die Verbraucherstimmung im Jahresverlauf wieder verbessert und sich die allgemeine Teuerung normalisiert.

Wegen der verschlechterten Rahmenbedingungen geht Ceconomy nun nicht mehr von einem leichten Umsatzwachstum für das am 30. September endende Geschäftsjahr aus. Die währungsbereinigten Erlöse dürften auf dem Vorjahresniveau von 21,4 Milliarden Euro stagnieren, erklärte Ceconomy. Das um verschiedene Faktoren bereinigte operative Ergebnis (Ebit) werde von 237 Millionen auf 150 Millionen bis 210 Millionen Euro sinken. Zuvor hatten die Düsseldorfer noch eine "sehr deutliche" Steigerung gegenüber dem von den Corona-Beschränkungen stark belasteten Vorjahr in Aussicht gestellt.

Und auch die neue Prognose ist risikobehaftet: Sie gilt Ceconomy zufolge unter der Voraussetzung, dass sich die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nicht wesentlich verschärfen und dass es aufgrund potenzieller Energie-Versorgungsengpässe sowie der Pandemie nicht zu neuen weitreichenden Einschränkungen im Einzelhandel kommt. Und auch die weiteren Aussichten sieht der Konzern eher pessimistisch: Er rechnet damit, dass das eingetrübte Gesamtbild über das laufende Geschäftsjahr 2021/22 hinaus Bestand haben wird.

Ceconomy steht mit den Problemen nicht alleine da. Auch der Online-Modehändler Zalando hatte seine Ziele zuletzt massiv zusammengestrichen. Die Berliner gehen dabei auch nicht davon aus, dass sich die Verbraucherstimmung kurzfristig erholt. Dazu kommt ein sich änderndes Kundenverhalten: Entweder entscheiden sich Verbraucher für das hochpreisige Sortiment oder für die sehr günstige Ware, hatte Zalando festgestellt. Dass Inflation und Rezessionsängste noch nicht bei den gut situierten Kunden anzukommen scheinen, zeigt der Premium-Modehändler Hugo Boss : Dieser hatte im Gegensatz Mitte Juli seine Prognose nach einem starken zweiten Quartal sogar nach oben geschraubt und erwartet einen Rekordumsatz.

Ceconomy hingegen rutschte im dritten Quartal operativ noch tiefer in die roten Zahlen. Das bereinigte operative Ergebnis verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf minus 109 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz stieg zwar um sechs Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Verglichen mit den 5 Milliarden Euro Umsatz in den Monaten Januar bis März war aber auch das ein Rückgang. Die Umsatzdynamik habe dabei im Verlauf spürbar nachgelassen, hieß es aus Düsseldorf. Die ausführlichen Zahlen will das Unternehmen am 11. August vorlegen. (dpa/rw)