Von Dr. Thomas Hafen
Kaum eine Branche steht so sehr für die Krise der CeBIT wie der Mobilfunk. Mit Nokia, Motorola und LG bleiben drei der fünf wichtigsten Handyhersteller der Messe fern. Auch die beiden Verbliebenen - Samsung und Sony Ericsson - stellen neue Produkte kaum mehr in Hannover, sondern auf dem 3GSM World Congress in Barcelona vor. Die Europa-Premiere des iPhones fällt ebenfalls aus. Apple bleibt seiner Tradition treu und der CeBIT fern - ein gegenteiliger Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" sorgte kurz für Aufregung, erwies sich aber schnell als Ente.
Immerhin halten die Mobilfunknetzbetreiber der Messe die Treue - mit Ausnahme von E-Plus. Der Anbieter verzichtet bereits seit 2006 auf eine Teilnahme. Während E-Plus mit der Billigmarke Simyo und seinen Flatrate-Tarifen den Preiskrieg in der Sprachtelefonie kräftig anheizt, setzt Vodafone auf schnelle Datendienste. Zur CeBIT will das Unternehmen die Stufe zwei von HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) zünden und mit dem Ausbau von HSUPA (High Speed Uplink Packet Access) beginnen. Damit könnten der Downstream im UMTS-Netz von Vodafone bis zu 7,2 Mbit/s und der Upstream bis zu 1,45 MBit/s erreichen - vorerst allerdings nur in ausgewählten Gebieten.
Auch die Telekom-Tochter T-Mobile setzt auf den Ausbau des UMTS-Netzes: Das Unternehmen will zur CeBIT ebenfalls HSDPA mit 7,2 MBit/s sowie HSUPA präsentieren.
Kundenbindung steht beim Messeauftritt von O2 im Vordergrund. Ein Bonusprogramm soll Vieltelefonierer zu "Premium-Kunden" machen. Eine Handy-Flatrate soll ebenso kommen wie drei SMS-Pakete, welche die Kosten für eine Kurznachricht je nach Paket auf sieben bis zehn Cent drücken.
Kombiangebote: Top oder Flop?
Darüber hinaus will der Anbieter ein Kombi-Angebot aus Festnetztelefonie, Mobilfunk und Internetanschluss für Geschäftskunden präsentieren. Es wird nicht das einzige Produkt dieser Art sein, das auf der CeBIT zu sehen ist. Auch die frisch vermählten Partner Mobilcom und Freenet werden wohl so ein Angebot launchen. "2007 wird das Jahr der Kombi-Produkte", sagt denn auch der TK-Experte und Gartner-Analyst Martin Gutberlet. Ob er Recht hat, darf allerdings bezweifelt werden. So stellte die Telekom ihr Kombi-Produkt "T-One" nach nur sieben Monaten Laufzeit wieder ein. Nur wenige tausend Kunden hätten sich laut "Handelsblatt" für das Angebot entschieden. Auf ähnlich wenig Resonanz stoßen nach Angaben der Zeitung die entsprechenden Produkte von Arcor und BT.
In anderen Bereichen lässt sich die Telekom allerdings nicht so leicht durch mangelnde Nachfrage abschrecken. So soll es für das Milliardengrab "T-Home", das auf VDSL-Basis Telefonieren, Surfen und Fernsehen ermöglicht, derzeit nur 25.000 Nutzer geben. Das schwache Interesse verwundert nicht. Die "Stiftung Warentest" hat das monatlich 111,20 Euro teuere "Complete Plus"-Paket getestet und kommt zu einem vernichtenden Urteil: Als "Technik von vorgestern" bezeichnen die Tester beispielsweise die Update-Funktion der Mediabox. Sie raten Interessenten abzuwarten, bis die schlimmsten Kinderkrankheiten auskuriert sind.
Lichtblick VoIP
Trotz der eher trüben Aussichten bei Mobilfunk und Festnetz sind die klassischen TK-Hallen 12 und 13 wieder gut gefüllt. Das liegt vor allem am Hoffnungsträger Voice over IP. VoIP dominiert den Markt in allen Varianten - vom IP-Telefoniedienst für Privatkunden, wie ihn Skype oder Sipgate anbieten, über die IP-Centrex-Services von Arcor und QSC bis hin zu IP-Kommunikationssystemen von Avaya oder Siemens. Laut Bitkom-Präsident Willy Berchtold haben deutsche Unternehmen 2006 rund 350 Millionen Euro in VoIP-Lösungen investiert. Und das ist erst der Anfang: Nach einer Studie des Marktforschungsunternehmens Forrester, bei der TK-Verantwortliche in Unternehmen befragt wurden, planen dieses Jahr 30 Prozent der Studienteilnehmer den Umstieg auf IP-Telefonie. (haf)