Die Deutsche Messe AG hat die Cebit für 2019 abgesagt. Das neue Konzept der Cebit 2018, das auf den Dreiklang aus Messe, Konferenz und Festival setzte, konnte den Abwärtstrend bei den Besucherzahlen nicht stoppen. Da auch der Negativtrend bei den Flächenbuchungen über alle Themensegmente hinweg nicht aufgehalten werden konnte, wird die CEBIT künftig nicht mehr ausgerichtet", teilt der Messeveranstalter mit. Oliver Frese, bislang bei der Deutsche Messe AG der für die Cebit verantwortliche Vorstand, legte sein Amt zum 31. Dezember 2018 nieder.
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet unter Berufung auf eine Hausmitteilung der Deutschen Messe, dass bislang für die vom 24. bis 28. Juni 2019 geplante Cebit 2019 nur 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gebucht wurden. Im Vorjahr seien es zu diesem Zeitpunkt dreimal so viele gewesen. "Aus heutiger Perspektive würde eine Cebit 2019 massiv in den Verlustbereich abdriften", zitiert die Lokalzeitung aus dem internen Schreiben des Vorstands. Der erwartete demnach auch "in der längerfristigen Perspektive" keine Besserung und zog deshalb die Reißleine.
Die Anteilseigner der Deutschen Messe AG, das Land Niedersachsen und die Stadt Hannover, haben laut HAZ für die Cebit ebenfalls keine Perspektive mehr gesehen. Ein herber Schlag für die Veranstaltung und ein böses Omen war 2018, dass die Bundeskanzlerin, die die Messe traditionell eröffnete und mit einem Rundgang für ein erhebliches Medienecho sorgt, dieses Jahr ihren Besuch abgesagt hatte. Die Messe versuchte diese Tatsache zwar so lange wie möglich geheim zu halten, musste dann aber doch einräumen, dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Merkels Aufgaben übernimmt.
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"Die industrienahen Digitalthemen der Cebit werden in der Hannover Messe weitergeführt, für die übrigen Themenfelder der CeBIT sollen inhaltlich spitze Fachveranstaltungen entwickelt werden, die sich gezielt an Entscheider ausgewählter Branchen richten", teilte der Veranstalter mit. Zudem soll die Marke CeBIT künftig noch bei Veranstaltungen im Ausland genutzt werden. Bislang war das etwa in der Türkei, Brasilien und in Asien der Fall.
Die Wurzeln der Cebit reichen bis 1970 zurück. Damals gab es im Rahmen der Hannover Messe erstmals einen eigenen Bereich, der sich mit Informationstechnologie beschäftigte. Als eigene Veranstaltung fand die CeBIT erstmals 1986 statt. Das beste Jahr war 2001, als fast 850.000 Besucher auf das Messegelände in Hannover kamen. 2018, als die Messe erstmals im Sommer stattfand, waren es nach offizieller Zählung 116.000. Allerdings nahmen davon viele lediglich das Veranstaltungsangebot auf dem Freigelände wahr und hatten insbesondere an den von den verbliebenen Ausstellern in den Hallen gezeigten Business-IT-Themen wenig Interesse.
So traurig das auch sein mag, den Verlust der Cebit im Veranstaltungsportfolio kann die Deutsche Messe wirtschaftlich voraussichtlich unproblematisch verkraften. Während die IT-Messe in den vergangenen Jahren schon erheblich an Bedeutung verloren hatte, blüht insbesondere die Hannover Messe nach wie vor. "Wir haben durch viele andere starke Veranstaltungen und das stringente Wachstum im Auslandsgeschäft die Deutsche Messe als Unternehmen sicher und solide aufgestellt", erklärt Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG.
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Da die Innovationsschritte durch die Digitalisierung vor allem in den Anwendungsbranchen greifen, sei Digitalisierung bei nahezu allen Branchenfachmessen das beherrschende Thema. Dies beeinflusse die Messepolitik der Unternehmen, die zu den klassischen Kernausstellern der Cebit gehören, analysieren die Veranstalter. IT-Firmen nutzten daher immer häufiger Branchenmessen der Anwender als Plattform für Geschäftsanbahnung.
Der Branchenverband Bitkom bedauert, "dass die Cebit 32 Jahre nach ihrer Erstauflage nicht mehr als eigenständige Veranstaltung stattfindet" und sieht 2018 rückblickend als "Versuch, die Cebit mit einem mutigen Konzept wieder auf den Wachstumspfad zu führen." Der Verband hat für diesen Versuch viel positive Resonanz festgestellt, räumt aber auch ein, dass sich eine Messe auch für den Veranstalter rechnen muss. Auch der Bitkom stellt fest: "Digitale Themen spielen inzwischen in allen Branchen eine entscheidende Rolle. Wir begrüßen, dass die Themen rund um die Industrie 4.0 auf der Hannover-Messe künftig noch stärker aufgegriffen werden."