Nein, fliegenden Autos, Hoverboards oder selbstschnürende Schuhe wie in "Zurück in die Zukunft II", gab es bei der Canon Expo in Paris nicht zu sehen. Bei dem japanischen Konzern gibt man sich bei den Visionen für die Zukunft etwas realistischer. Faszinierend sind die Produkte und Technologien, die Canon auf der alle fünf Jahre stattfindenden Ausstellung zeigt, trotzdem.
Die Canon Expo ist eine Mischung aus derzeit aktuellen Produkten und Technologien, demnächst marktreifen Geräten und Lösungen sowie Zukunftsszenarien, von denen man noch längst nicht weiß, ob oder in welcher Form sie auf den Markt kommen werden. Sie bieten aber einen interessanten Einblick, an welchen Dingen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen des Unternehmens derzeit tüfteln.
Für Canon steht dabei "Imaging" immer im Mittelpunkt der Betrachtungsweise. Das Internet der Dinge (Internet of Things) bedeutet für den Konzern vor allem "Imaging of Things. In Zukunft wird nahezu alles über intelligente Geräte miteinander verbunden sein. Diese nutzen integrierte Kameras oder Sensoren und die Daten, die sie generieren. Canon prognostiziert daher, dass das Internet der Dinge in hohem Maße vom "Imaging der Dinge" abhängen wird.
Im Segment der B2B-Lösungen zeigte Canon die ganze Bandbreite des professionellen Druckens, von der kompakten A4-Maschine bis zu den garagengroßen Großformatdrucker, die seit der Fusion mit Océ im Portfolio sind. Auch erste Gehversuche im 3D-Druck wagt Canon. Allerdings kommt das Unternehmen vorerst nicht mit eigenen Geräten auf den Markt sondern kooperiert mit 3D Systems.
Gemischte Realitäten
Einen Blick in die Druckerzukunft gewährt Canon auch mit interessanten Studien zum Reliefdruck, der durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit 3D-Druck hat. Dabei wird Tinte unterschiedlich stark aufgetragen und mit UV-Licht gehärtet. Somit lassen sich Strukturen drucken.
In der Videosparte waren in Paris beindruckende Aufnahmen von 8K-Kameras und der entsprechenden Projektionstechnik zu sehen. Bereits in der Produktion von Produkt-Prototypen wird die Mixed Reality Solution MREAL eingesetzt. Sie kombiniert reale Umgebungen mit virtuellen computergenerierten Bildern (CGI).
Einen großen Raum nahm auf der Ausstellung auch die Sicherheitstechnik ein, die neben den neuesten Canon-Netzwerkkameras auch durch die übernommenen Unternehmen Axis und Milestone repräsentiert wurden. So präsentierte Canon erstmals eine hochempfindliche Netzwerk-Konzeptkamera mit Ultra-Telezoom-Objektiv. Dieses stark vergrößernde Objektiv ermöglicht eine achtmal höhere Lichtstärke als bei herkömmlichen Netzwerkkamera-Modellen mit Teleobjektiv. So lassen sich ohne Einsatz von Infrarot-Aufnahmesystemen klare und präzise Überwachungs- und Filmaufnahmen erzielen.
250-Megapixel-CMOS-Sensor
Auch im Segment Consumer Imaging gab es zahlreiche Neuheiten. Kameras werden immer lichtstärker und bieten noch bessere Auflösungen. Unter anderem zeigten die Entwickler einen 250-Megapixel-CMOS-Sensor: Der neue Canon Ultra-High-Resolution-Sensor ist 30 Mal schärfer als 4K und verfügt laut Canon über die weltweit höchste Anzahl von Pixeln eines CMOS-Sensors. So soll der Sensor sogar die Beschriftung an einem Flugzeug am Himmel aus einer Entfernung von 18 Kilometern erfassen können.
Zu sehen gab es auch einen 120-Megapixel-Kamera-Prototypen. Er produziert extrem hochauflösende Bilder, die eine dreidimensionale Struktur und Anmutung wiedergeben können. Damit erscheinen Objekte so, als wären sie physisch präsent. Damit schließt sich auch der Kreis in Verbindung mit 3D-Druckanwendungen oder der Hologramm-Technologie.
Zudem beschäftigt sich Canon mit der Art und Weise, wie wir künftig mit Imaging-Inhalten umgehen werden. Der Imaging-Spezialist nennt dies "Intelligent Imaging for Life". Mit dieser neuen, intuitiv bedienbaren Technologie lässt sich das eigene Zuhause als Leinwand nutzen, um die eigenen Erinnerungen neu zu erleben. Intelligent Imaging for Life soll einen neuen Umgang mit Fotos und Videos ermöglichen, die sich über eine interaktive Tischoberfläche austauschen, zuschneiden und ausdrucken lassen.
Ergänzt wurde die Schau durch zahlreiche Innovationen aus dem Medizinbereich, von der Augendiagnostik bis zur Geburtshilfe.