Canon mit der Lizenz zum Gelddrucken

31.08.2005
Dank harter Kosteneinschnitte kann Canon heute auf eine Marge verweisen, von der andere IT-Riesen nur träumen können. Aber CEO Fujio Mitarai will zugunsten von R&D und der Profite noch mehr herausquetschen.

Dank harter Kosteneinschnitte kann Canon heute auf eine Marge verweisen, von der andere IT-Riesen nur träumen können. Aber CEO Fujio Mitarai will zugunsten von R&D und der Profitabilität noch mehr herausquetschen.

Mit hartem Sparkurs, hohem R&D-Aufwand und Konzentration auf das Wesentliche hat Mitarai den Drucker- und Kopiererhersteller Canon in den letzten zehn Jahren von einem defizitären zu einem hoch profitablen Unternehmen gemacht.

120 m hoch, höher als die Freiheitsstatue in New York, ragt die Buddha-Statue vor den Toren von Canons Ami-Fabrik nördlich von Tokio. Für die Arbeiter, die dort Fotokopierer assemblieren, ist Buddhas Blick nichts im Vergleich zu den stahlharten Augen von Fabrikdirektor Hiroshi Ishii, der auf strenge Effizienz bedacht ist, schreibt die BusinessWeek Online.

1995 hat CEO Fujio Mitarai (69), nach 23 Jahren für Canon in den USA, die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger übernommen und damit auch einen Schuldenberg von 7,5 Milliarden Dollar. Entgegen Canons Tradition hat er erstmal aufgeräumt und sieben Bereiche einschließlich die PC-, Schreibmaschinen- und die LCD-Division abgestoßen oder geschlossen. Übrig geblieben sind nur profitable Sparten, hauptsächlich Kopierer, Drucker und Kameras. Damit gilt Mitarai als der führende Kosteneinsparer Japans. In den letzten fünf Jahren beliefen sich die Kostenersparnisse auf 800 Millionen Dollar jährlich, und das trotz 30 Prozent gestiegener Umsätze.

Im Juli 2005 konnte Canon eine operative Gewinnspanne von 15,4 Prozent verkünden. Das ist etwa das Doppelte der meisten Drucker-und-Kopierer-Konkurrenten und das Dreifache aller führenden CE-Hersteller. Canon erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen um 6,9 Prozent gestiegenen Gewinn von 3,28 Milliarden Dollar und einen Umsatz von 32,9 Milliarden Dollar. Heute ist das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 45 Milliarden Dollar die Nummer zehn in Japan. Das ist das Dreifache dessen, was das Canon wert war, als Mitarai vor zehn Jahren das Ruder übernahm.

Aber es gibt auch Umstände, die Canon Sorgen bereiten, schreibt die BusinessWeek Online. Der Preisverfall bei Digitalkameras zum Beispiel. Laut JPMorgan wird Canons Bruttomarge bei Digitalkameras bis 2009 von 17 auf 12,2 Prozent sinken. Trotz über alle Erwarten hoher Absatzzahlen hat Canon im zweiten Quartal aufgrund der sinkenden Preise beim operativen Gewinn enttäuscht. Prompt fiel der Aktienkurs Ende Juli um acht Prozent. Hinzu kommen neue Wettbewerber bei Druckern und Kopiergeräten (wie Dell und Samsung), die etwa 65 Prozent der Umsätze bei Canon ausmachen.

Was Digitalkameras angeht, ist Canon mit einem Weltmarktanteil von 23,6 Prozent immer noch die Nummer eins, aber Sony ist mit einem Anteil von 23,2 Prozent dicht dahinter.

Einer der Hoffnungsträger für Canon ist der Übergang von Monochrom- zu Farbdruckern und -kopierern. Farbdrucker werden 2009 rund 40 Prozent des Umsatzes von Canon ausmachen, erwartet ein Analyst in Tokio. Heute sind es etwa 25 Prozent weltweit und jeweils 20 Prozent in den USA und in Europa. Damit sollen auch die Erlöse mit Verbrauchsmaterialien (Tinte und Toner) hochgehen, die bei Farbe um 30 Prozent höher liegen als bei Schwarzweißdruckern.

Acht Prozent seines Umsatzes investiert Canon in diesem Jahr in Forschung und Entwicklung (R&D oder F&E), die meisten Mitbewerber wenden dafür nur 6 bis 7,5 Prozent auf. Viele Entwicklungskosten sind in Rückprojektionsfernseher, OLEDs (Organic Light Emitting Devices) und SED-TV (Surface Conducting Electron Emitter Displays) geflossen. Letztere Technologie hat Canon zusammen mit Toshiba entwickelt und soll Plasma mit ungeahnt hoher Kontrastrate und Bildqualität Konkurrenz machen.

1,1 Milliarden Dollar will Canon unter anderem dadurch einsparen, indem OLEDs die bisher verwendeten und zugekauften LCD-Displays in Druckern und Kopierern ersetzen sollen. Bis 2008 will Canon-CEO Mitarai die Zahl der Robotoren in den Fabriken verdoppeln. In einem Werk für Tonerkartuschen wurde die Zahl der Fabrikarbeiter durch Automatisierung bereits um 85 Prozent gesenkt. (kh)