LCOS-Beamer XEED WUX4000

Canon eröffnet eine neue lichte Welt der Farben

29.10.2010
Es kommt nicht oft vor, dass Canon ein Produkt Monate vor Einführung vorstellt, verrieten Mitarbeiter in London. Aber der neue LCoS-Projektor XEED WUX4000 mit WUXGA-Auflösung, Wechselobjektiven und 4.000 Ansi-Lumen sei es wert.
Das seitlich angebrachte Objektiv soll das Gerät kompakter machen.

Es kommt nicht oft vor, dass Canon ein Produkt Monate vor Einführung vorstellt, verrieten Mitarbeiter in London. Aber der neue LCoS-Projektor XEED WUX4000 mit WUXGA-Auflösung, Wechselobjektiven und 4.000 Ansi-Lumen sei es wert.

Erst im März oder April 2011 wird der neue LCoS-Beamer in Europa auf den Markt kommen. Auf der Photokina 2010 konnten einige deutsche Fachhändler schon mal einen Blick darauf werfen und waren laut Julian Rutland, Director Visual Communication Products & Solutions von Canon Europe, voll des Lobs. Am Rande von Canons eigener kleinen Photokina, der "Canon Pro Photo Solutions", hatte der neue Beamer nun vor einer Handvoll von Journalisten Europa-Pressepremiere.

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Viel Entwicklungsarbeit habe Canon in die Optik samt Lampe, Motorzoom und motorisierten Lens-Shift gesteckt. Hinzu kommt die Canon-eigene AISYS-Technologie (Aspectual Illumination System), welche das den LCoS-Projektoren anhaftende Manko vergleichsweise geringer Helligkeit- und Kontrastwerte beheben soll.

"Wir verkaufen nicht an Consumer", erklärt Canon-Manager Rutland zu der XEED-Serie von LCoS-Projektoren.

Das ganze System ist mit Blick auf Langlebigkeit und den 16-Stundeneinsatz pro Tag verbessert worden, wie Canon den deutschen Händlern in Köln erklärte, so Rutland. Sein Team und die XEED-Reihe sind Teil der CE-Division. "Wir verkaufen aber nicht an Consumer."

Einsatzbereiche

Worauf es Canon mit dem neuen LCoS-Flaggschiff ankomme, sei es, bestmögliche Farbqualität bei hoher Auflösung und Helligkeit in vertikale Märkte zu bringen. Der XEED WUX4000 soll sich besonders für farbkritische Anwendungen eignen. Zielkunden sind unter anderem Profi-Fotografen, Werbefachleute und Großunternehmen, die bei Veranstaltungen ihre eigene Logofarbe richtig wiedergegeben haben wollen. Ebenso im Visier sind auch Universitäten beziehungsweise Fakultäten, bei denen es auf eine gute Farbdarstellung ankommt.

Dazu gehören zum Beispiel Pharmazie und Medizin, wobei der neue XEED WXX4000 in der Medical Version auch mit DICOM-Simulationsmodus ausgeliefert wird. Jungapotheker in die Gärten oder in die Natur zu schicken, dafür bleibt heute bei dem ohnehin schon stark gefüllten Pensum im Pharmaziestudium kaum noch Zeit, weshalb sich Pflanzenkunde meist darauf beschränkt, dass Bilder an die Wand projiziert werden. Schön, wenn man dann noch zu erfahren bekommt, dass Bärlauch nach Knoblauch riecht, das zum Verwechseln ähnlich aussehende Blatt des hoch giftigen Maiglöckchens nicht. Das nur am Rande.

Was ist LCoS?

LCoS steht für Liquid Crystal on Silicon und wird meist als die ideale Symbiose zwischen den beiden beherrschenden Technologien gesehen. Grundlage sind kleine LCD-Panels vom Aktivmatrix-Typ, statt transmissiv (lichtdurchlässig), sind diese aber wie bei der DLP-Technologie reflexiv, weil die Flüssigkeitskristalle auf einer Siliziumschicht aufgebracht sind, welche das Licht zurückwerfen. Anders als bei DLP wird das Bild nicht über unzählig viele kleine bewegliche Mikrospiegel erzeugt, sondern übernimmt das LCD-Panel die Steuerung, welches Pixel wie reflektiert wird.

JVC nennt LCoS in einer leicht abgewandelten Form D-Ila und kam damit für Rückprojektionsfernseher schon auf Quad-HD-Auflösungen, während sich Canon beim XEED WUX4000, wie der Name schon andeutet, mit der 16:10-WUXGA-Auflösung von 1.920 x 1.200Bildpunkten bescheidet.

Features

Full-HD kann der neue LCoS-Beamer natürlich auch, der Schritt zur 16:9-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel ist ja auch noch groß. Neben Canon und JVC spielt bei großen LCoS-Projektoren noch Sony eine wichtige Rolle.

Der japanische Elektronikkonzern nennt seine LCoS-Technologie SXRD und ist abgesehen von (Seiko) Epson der einzige Hersteller von hitzebeständigen HTPS-Panels für Projektoren. Die von ChannelPartner.de gestellte Frage, wer Lieferant der LCD-Panels für die LCoS-Chips von Canon ist, könnte sich somit erübrigen, wie ein französischer Kollege sagte, denn weder Rutland noch andere Manager aus dem Europateam konnten die Frage beantworten.

Bei sogenannten Pico Projektors (Pikoprojektoren) als Stand-alone-Geräte im Westentaschenformat oder in Handys beziehungsweise in Kameras eingebaut, hat die LCoS-Technologie einen recht hohen Anteil von 40 oder sogar über 50 Prozent, im Projektoren-Gesamtmarkt sind es jedoch weniger als 1 Prozent, was meist damit erklärt wird, dass die Geräte vergleichsweise teuer sind, da es eben an der kritischen Masse fehlt. "Mit unseren neuen XEED-Modellen wollen wir das ändern", so Rutland.

An der Bildqualität kann es kaum liegen, dass LCoS gegenüber DLP und LCD so weit hinterherhinkt, denn gerade in punkto Farbdarstellung ist die Technologie ganz vorn. Vielleicht ist es der LCD-bedingte relativ geringe Kontrast von 1.000:1 bei dem neuen XEED WUX4000, Excel-Dateien als Gratmesser für den Kontrastreichtum werden aber von dem Gerät gestochen scharf wiedergegeben, auch wenn DLP-Vettern da technischbedingt meist besser abschneiden.

Optik wechsel dich

Canon setzt bei dem neuen XEED auf drei reflexive TFT- beziehungsweise LCoS-Panels mit Diagonalen von 0,71 Zoll und bringt es damit auf genannte WUXGA-Auflösung oder mehr als 2,3 Millionen Pixel. Neu an dem XEED WUX4000 ist vor allem die Option, verschiedene Objektive einzusetzen, wobei Canon sich mit einem 1,5-fach-Standardzoom, einem Tele- und einem Weitwinkelobjektiv auf drei Linsensysteme beschränkt, die speziell für das neue Flaggschiff entwickelt wurden und laut Rutland auch nicht an andere Hersteller verkauft werden. Linsensysteme beziehungsweise Objektive sind nun mal eine der Stärken des Kamera-Weltmarktführers.

Da Wechselobjektive für Projektoren, besonders das Tele, meist sehr schwer sind, hat Canon für eine gleichbleibend gute Qualität auf einen Bajonettverschluss verzichtet. Stattdessen werden die Wechselobjektive von vier Schrauben gehalten, um auch bei Deckenmontage eine 100-prozentige Genauigkeit zu garantieren, so Rutland. Wie ein Kollege von ihm zeigt, dauert der Objektivwechsel nicht länger als fünf Minuten.

Brillante Farbdarstellung

Ob Versehen oder Absicht, bei Vorführung der Farbgenauigkeit im Vergleich zu einem Eizo-Monitor als Inbegriff in dem Bereich waren bei den beiden Geräten die Farbmodi nicht aufeinander abgestimmt. Nachdem der Fehler erkannt war und beide Geräte auf sRGB-Modus eingestellt wurden, war das Ergebnis jedoch sehr überzeugend, besonders bei Darstellung von Hauttönen.

Auch das Rot des Canon-Logos deckte sich plötzlich. DLP hat bei der Farbwiedergabe zwar deutlich aufgeholt, viele Unternehmen sehen ihre Logos mit der Technologie aber nicht gut genug wiedergegeben, weshalb sie für die Festinstallation in ihren Versammlungssälen meist auf LCD-Projektoren schwören. Mit den XEEED WUX4000 könnte sich das ändern, und soll es laut Rutland auch.

Wie der Canon-Manager erklärte, ist 86 Prozent des HD-Marktes in Europa nach Stückzahlen das Heimkinosegment, nach Umsatz sind es jedoch nur 41 Prozent. Im Markt für Projektoren, in dem sich der neue XEED WUX4000 mit WUXGA- beziehungsweise Full-HD-Auflösung und Helligkeitswerte ab 4.000 Ansi-Lumen komme das B2B-Segment laut Futuresource auf einen Anteil von 70 Prozent. Canon wolle sich davon mit dem neuen XEED ein gutes Stück vom Kuchen abschneiden, so Rutland.

Wie er ausführte, ist die 1-Chip-DLP-Technologie in dem Segment mit Helligkeitswerten von bis zu 6.000 Ansi-Lumen zwar führend, falle sie aber bei der Farbhelligkeit schon deutlich ab. Da bringe es Canon mit dem XEED WUX4000 immer noch auf 4.000 Ansi-Lumen, DLP hingegen nur auf 3.600 Lumen. Bei sRGB und einem ähnlichen Modus liege das Verhältnis XEED zu DLP bei 2.700 zu 2.400 Lumen.

Der XEED WUX4000 deckt auf 1,3 bis 9,6 m Entfernung je nach eingesetztem Objektiv Bilddiagonalen von 40 bis 300 Zoll ab. Der motorisierte Lens Shift reicht vertikal von -15% bis +55% und horizontal bis +/-10%. Hinzu kommt eine digitale Keystone-Korrektur von +20° bis -11° vertikal und +/- 20° horizontal. Damit lässt sich der Beamer sehr flexibel auch ungünstigen räumlichen Bedingungen anpassen. Wer mehr will, kann ihn auch umdrehen, die seitlich positionierte Optik ist auch ein Mittel gewesen, um dem Gerät eine kompaktere und leichtere Bauweise zu verpassen, so Rutland. Tatsächlich sind 8,5 kg für ein Gerät der Klasse nicht viel.

12-bit-Gamma-Korrektur

Beeindruckend ist die große Zahl von Einstellmöglichkeiten für die Farb- und 12-bit-Gamma-Korrektur, Laien werden sich dabei aber so fühlen wie beim ersten Versuch, mit professionellen Bildverarbeitungsprogrammen die Farbwerte ändern zu wollen.

Um Anschlüsse ist der Beamer nicht verlegen.

Neben Analog-Input verfügt der XEED WUX4000 auch über DVI-D 24-pin und HDMI 1.3 mit Deep-Colour-Support sowie über einen RJ-45-Netzwerkanschluss für die Wartung.

Die Lampenlebensdauer reicht je nach Normal- oder Quiet- bzw. Eco-Modus von 3.000 bis 4.000 Stunden, die Lebensdauer des LCoS-Panels sogar bis weit über 10.000 Stunden, womit der Beamer zukunftssicher ist. Mit 39 dB im Normal- und 36 dB im Quiet-Modus ist der neue Business-Beamer von Canon nicht gerade leise, aber da es sich bei dem Gerät um einen Installationsprojektor handelt, der meist in lichter Höhe an der Decke montiert wird, ist davon im Publikum wahrscheinlich kaum etwas zu hören. Etwas anderes wäre es, wenn Canon ihn im Heimkino positionieren würde, das tut der japanische Hersteller für seine XEED-Modelle grundsätzlich nicht.

Die Preisfrage

Ein Preis für den XEED WUX4000 steht noch nicht fest, Rutland zufolge soll er aber etwa 10 bis 15 Prozent günstiger sein als Geräte der 5.000- bis 7.000-Lumen-Klasse. Da diese meist deutlich über 8.000 Euro liegen, kann man sich ungefähr denken, was Canon für das neue XEED-Flaggschiff im Visier hat.

Partnerschaften im Lösungsgeschäft sind Canon bei den XEED-Geräte sehr wichtig, so Rutland. Ähnlich sieht das auch die AV Stumpfl GmbH aus Wallern in Österreich. Der Hersteller von mobilen Profi-Leinwänden setzt als Referenz-Beamer oft die der XEED-Reihe von Canon ein, wie Rutland stolz erklärt. (kh)