Business-Intelligence ist schon seit längerem im deutschen Mittelstand angekommen. Das bestätigt eine im März 2012 veröffentlichte Untersuchung vom BARC-Institut (Business Application Research Center) aus Würzburg. Mit 83 Prozent setzt demnach die große Mehrheit der befragten KMU bereits eine dedizierte BI-Software produktiv ein. 2007 waren es noch 50 Prozent der Studienteilnehmer, so die Analysten. Damit zeigt sich, dass in den letzten Jahren das Interesse an Anwendungen zur Sammlung, Aufbereitung und Bereitstellung von Daten zur Steuerung und Planung der Unternehmensleistung deutlich gestiegen ist.
Der wichtigste Trend, den die Marktforscher im Rahmen der Untersuchung identifiziert haben, ist Mobile BI. So nutzten 18 Prozent der Befragten diese Möglichkeit bereits zum Zeitpunkt der Studie, während weitere 38 Prozent einen Einsatz mobiler BI-Lösungen innerhalb von 12 Monaten planten. Die Entwicklung wird auch durch das Analystenhaus Forrester bestätigt, das beobachtet, dass Mobile BI Pflicht wird. Sie ist eigentlich wenig überraschend, setzt sich doch Mobile Computing sowohl im privaten als auch im Business-Umfeld immer weiter durch.
Auf den folgenden Seiten präsentieren wir eine Reihe zukunftssicherer BI-Lösungen, die Mittelständlern mobilen Zugriff auf entscheidungsrelevante Daten erlauben. Im Vordergrund stehen dabei Anwendungen für Tablets, die aufgrund der größeren, hochauflösenden Displays für den Einsatz als Management-Dashboard geradezu prädestiniert zu sein scheinen.
Für einen schnellen Überblick sorgt unsere Bilderstrecke:
Cubeware BI
Die international ausgerichtete Cubeware GmbH aus Rosenheim bietet mit "Cubeware Cockpit V6 Pro" ein unter Mittelständlern weit verbreitetes BI-System, das ein umfangreiches Feature-Set rund um Analyse, Planung, Reporting, und "Dashboarding”, sowie Integrationsmöglichkeiten mit SAP- und Microsoft Dynamics-Systemen bietet. Mit den nativen Apps für iPhone und iPad sowie für Android-Geräte lassen sich die mit dem System erstellen Berichten mobil aufrufen.
Durch eine Verbindung zur eigenen Berichtsumgebung soll der Zugriff zu den Berichten automatisch erfolgen. Anwender können mit Gesamt-Dashboards oder Einzelgrafiken arbeiten und die Metriken dynamisch filtern. Zudem lassen sich Notizen auf den Reports schreiben und wichtige Werte farbig hervorheben. Praktisch: Berichte lassen sich via AirPrint ausdrucken, per E-Mail versenden oder auf einem Projektor anzeigen.
Zielplattformen: Die Cubeware-App steht in Apples App Store und in Google Play zum kostenlosen Download bereit. Dabei ist praktischerweise ein Demo-Account verfügbar, so dass man die Software sofort ausprobieren kann.
Reboard
Mit "Reboard” präsentiert sich ein spezieller mobiler BI-Anbieter aus Stuttgart, der vom Marktforschungsunternehmen Gartner als "Cool Vendor in the SAP Ecosystem” eingestuft wurde. Das Unternehmen hat sich Flexibilität und Individualisierung auf die Fahnen geschrieben. So erlaubt es die hersteller- und betriebssystemunabhängige Software, Datenquellen unterschiedlicher Systeme anzubinden und deren Datenaufbereitung in einer zentralen Ansicht unter einen Hut zu bringen. Um die Daten aus den unterschiedlichen Quellsystemen zusammenzubringen, wird das "OpenBI Repository” verwendet, welches das Herzstück von Reboard bildet. Unternehmenskunden können mithilfe des OpenBI-Konfigurators festlegen, welche Daten wie integriert werden sollen. Dabei bietet der Hersteller verschiedene Services rund um die technische und organisatorische Implementierung des Systems.
Flexibel ist die Software auch im Frontend. Mit den integrierten Layout- und Dashboard-Designern können User nämlich die Visualisierung ihrer Daten nach eigenem Gusto bis ins kleinste Detail anpassen. Dabei macht die App in Sachen Usability und Benutzererfahrung einen sehr guten Eindruck.
Zielplattformen: Reboard ist ausschließlich für iOS erhältlich (App Store-Link) und unterstützt als Universal-App sowohl iPhone und iPod Touch als auch das iPad.
Roambi Analytics
Als Vorbild für Reboard dürfte wahrscheinlich "Roambi Analytics” gedient haben. Die MeLLmo Inc. aus Kalifornien, die hinter dem Produkt steht und seit der Firmengründung im Jahr 2008 rund 44 Millionen Dollar Venture-Capital eingesammelt hat - unter anderem von dem renommierten Kapitalgeber Sequoia Capital (Apple, Oracle, Nvidia, Dropbox, etc.) -, gilt als einer der Vorreiter in Sachen Mobile BI. Die Software arbeitet mit Daten aus Excel, Google Docs und Salesforce sowie weiteren Business-Anwendungen und unterstützt zudem gängige Dateiformate wie CSV oder html. Die Unternehmensdaten werden in erstklassige Visualisierungen umgewandelt, die dank dynamischer Grafiken und zahlreicher Ansichtsoptionen bequem für eine optimale Interaktion sorgen.
Das Produkt ist in zwei Versionen erhältlich. Die kostenlose Lite-Version richtet sich an Einzelpersonen, die ihre Excel-Daten mit Roambi visualisieren möchten. Unternehmen, die hohe Anforderungen an Integrationsmöglichkeiten, Skalierbarkeit und Sicherheit stellen, werden mit dem Produkt "ES4” adressiert.
Zielplattformen: Roambi ist nur für iOS erhältlich. Dass einer der Top-Player in diesem Marktsegment sich ausschließlich auf Apples Plattform fokussiert, zeigt deutlich die Dominanz von iPhone, iPad und Co. im Business-Bereich. Laut der besagten BARC-Studie setzen 87 Prozent der Befragten Apples iPad ein - gefolgt vom iPhone mit 70 Prozent -, während Android-Tablets nur bei 35 Prozent der Studienteilnehmer zum Einsatz kommen.
Pentaho Mobile BI
Interessant ist auch, was die Analysten über die Nutzung und Einsatzbereiche mobiler BI-Lösungen ans Licht gebracht haben. Vor allem im Management (86 Prozent) und im Vertrieb (68 Prozent) sehen die befragten Mittelständler großen Nutzen für den mobilen Datenzugriff. Der einleuchtende Grund: Das Management möchte zu jeder Zeit und unabhängig vom Ort auf geschäftskritische Daten zugreifen können. Auf Grund der hohen Reisetätigkeit bietet sich Mobile BI ebenso für den Vertrieb und den Kundendienst (59 Prozent) an. Die Übersicht von Kennzahlen in Form von Management-Dashboards (86 Prozent) wird mit deutlichem Abstand als wichtigster Einsatzbereich gesehen.
Ein Anbieter, der über ein breites Produktportfolio an speziellen BI-Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen verfügt und diese Nutzungsvorlieben der Kundschaft erkannt hat, ist Pentaho. Mit "Pentaho Mobile BI” bietet der in Orlando, Florida ansässige Hersteller ein mobiles Frontend für interaktive Geschäftsanalysen, Dashboards sowie Betriebs- und Unternehmensreports an. Während andere Alternativen den Fokus auf das Anzeigen und Interagieren mit vorgefertigten Standardberichten stellen, können Pentaho-User eigene Ad-hoc-Berichte und -Analysen direkt auf dem Tablet erstellen.
Zielplattformen: Anders als Cubeware, Roambi und Reboard setzt Pentaho nicht auf native Apps, sondern auf eine für iPad optimierte Version seines Web-basierenden Systems, die über den integrierten Mobile-Browser erreicht werden kann. Dieser Ansatz ist im Enterprise-Bereich üblich, hat aber den Nachteil, dass mobile Web-Apps in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Usability mit nativen Apps in der Regel nicht konkurrieren können.
JasperMobile
Aus diesem Grund verfolgen Softwarehersteller oft einen hybriden Ansatz, der das Beste aus zwei Welten verspricht. Das Fundament der App wird auf Basis offener Web-Standards - HTML5, CSS3 und JavaScript - realisiert und in native Komponenten eingebaut. Dadurch können die Apps auf Hardware-Features zurückgreifen, eine bessere Performance liefern und lassen sich zudem in den App Stores zum Download anbieten.
Ein BI-Hersteller, der sich in der Branche einen Namen gemacht hat und mit "JasperMobile” einen solchen Ansatz verfolgt, ist Jaspersoft. Das Unternehmen unterstützt sowohl Browser-Lösungen als auch native Mobile-Architekturen, so dass die Kunden selbst entscheiden können, welche Zugriffsform für sie am besten geeignet ist. Mit dem hauseigenen Mobile-SDK können iOS-Entwickler Jaspersoft- und iOS-APIs nutzen, um Design- und Performance-Herausforderungen zu lösen, die mit reinen Web-Apps nicht bewältigt werden können.
Zielplattformen: JasperMobile für iPhone steht im App Store (Download-Link) zur Verfügung. Eine speziell für iPad optimierte Version sucht man vergeblich. Eine Android-Version (Google Play-Link) ist jedoch erhältlich.
Tableau Mobile
Eine weitere in der Praxis erprobte BI-Lösung für unterwegs, die ebenfalls auf einen hybriden Ansatz setzt, ist "Tableau Mobile” von der Firma Tableau Software aus Seattle. Die mobile App bieten mobilen Zugriff auf Dashboards und Berichte, die auf "Tableau Server”, der Cloud-basierenden BI-Lösung des Anbieters, veröffentlicht werden. Eigene Reports kann man unterwegs jedoch nicht erstellen. Die App bietet eine einfache Liste der verfügbaren Reports an, aus der der User einen auswählen und im Detail betrachten kann. Die Berichte umfassen beliebige Daten und Grafiken und sind auf Basis von HTML realisiert. Diese bieten zwar einige Interaktionsmöglichkeiten. Doch verglichen mit nativen Tools wie Roambi oder Reboard lassen sie viel zu wünschen übrig.
Dafür punktet die App mit großer Flexibilität bei der Datenintegration. So unterstützt Tableau die unterschiedlichsten Datenumgebungen und -Quellen. Von einfachen Textdateien über Tabellenkalkulationen bis hin zu komplexen Data-Warehouses und Datenbanken der Enterprise-Klasse (SAP, HANA und Hadoop, um nur einige Beispiele zu nennen): Für jede Datenquelle stellt die Plattform entsprechende Konnektoren bereit, mit denen sich die gewünschten Daten zur weiteren Analyse in das System einbinden lassen.
Zielplattformen: Tableau ist für iPad (App Store-Link) sowie Android-Tablets (Google Play-Link) erhältlich. Einige Dashboards und eine Visualisierung sind zu Demonstrationszwecken in der App verfügbar, damit sich Kunden einen ersten Eindruck von den Möglichkeiten der Software machen können.
Fazit
Die Entscheidung für eine mobile BI-Lösung hängt einerseits von den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des Unternehmens ab, andererseits auch von den vorhandenen Kompetenzen, von den IT-Landschaften, in die die Software integriert werden muss, sowie von den Entscheidungsprozessen, die abgebildet werden sollen. Deshalb ist eine detaillierte Anforderungsanalyse notwendig, um zur richtigen Auswahl zu gelangen. Generell lässt sich sagen, dass Anwender, die großen Wert auf Benutzerfreundlichkeit und Usability legen, sich eher für native Clients interessieren sollten, wie etwa Roambi, Cubeware oder Reboard. Wer dagegen meint, die eigentlichen Daten seien entscheidend, für den kommen auch weitere Tools wie JasperMobile, Pentaho, oder Tableau in Frage. Diese bieten zwar nicht die beste Nutzererfahrung, können jedoch mit viel Flexibilität bei der Datenintegration punkten.
Welche Berichte sollten nun mobil zugreifbar sein? Welche Datenquellen kommen dabei in Frage? Muss der Anwender in der Lage sein, mit dem Smartphone oder Tablet selbst Reports zu erstellen? Welche Anforderungen in puncto Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit, etc. werden an den mobilen BI-Client gestellt? Wer sich darüber im Klaren ist, was die Software unbedingt können muss, wer sie nutzen wird und welche Features nur eine untergeordnete Rolle spielen, der kann die zahlreich am Markt verfügbaren Alternativen besser beurteilen und die Auswahl eingrenzen. Auf dem florierenden BI-Markt ist für jeden etwas dabei.