Leiser Abschied nach lauten Worten

Buffalo Technology hat Geschäft in Europa aufgegeben

24.03.2021 von Peter Marwan
Buffalo Technology, lange Jahre eine feste Größe im Markt für NAS-Produkte für Verbraucher und KMU, hat sich komplett aus Europa zurückgezogen. Die Anfang 2020 angekündigten, ehrgeizigen Pläne sind damit Makulatur.
Mit der Produktreihe LinkStation war Buffalo bis Ende 2020 eine feste Größe im deutschen Markt.
Foto: Buffalo

Er kam, sah und machte dicht: Anfang April 2020 übernahm Satoshi Inaba beim Storage-Anbieter Buffalo als Managing Director die Verantwortung für das Europageschäft. Er löste damals Takehiko Inoue ab, der nach Japan zurückkehrte. Ende des dritten Quartals 2020, nicht einmal ein halbes Jahr später, war dann Schluss für den japanischen Anbieter in Europa.

Die Prognose seines Vorgängers Inoue, dass Inaba "genau der richtige Mann ist, um Buffalo EU in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu führen", hatte sich damit erledigt. Buffalo EU B.V. in den Niederlanden, von wo aus die europäischen Aktivitäten seit 2008 koordiniert wurden, wurde geschlossen. Die Produktreihen LinkStation, TeraStation, DriveStation und MediaStation werden in Europa nicht mehr angeboten.

Ob Inaba bereits als Abwickler nach Europa kam, ist unklar. Immerhin war er vorher über 15 Jahren in leitenden, internationalen Positionen für Tochterunternehmen des Buffalo-Mutterkonzerns Melco tätig. Für Buffalo leitete er von 2004 bis 2009 als Chief Operating Officer sogar die Region Amerika. Sein Antrittsversprechen, "kontinuierlich daran zu arbeiten, die Stellung von Buffalo auf dem europäischen Markt zu festigen und weiter auszubauen", machte er jedenfalls nicht wahr.

Qnap, Synology und Western Digital füllen die Lücke

In Deutschland hatte Buffalo in besseren Zeiten alle drei Broadliner als Distributoren unter Vertrag. Teilweise finden sich davon auch noch Relikte auf deren Webseiten. Also will zur Beziehung mit Buffalo keine Stellung nehmen - wie das halt so ist, nach einer plötzlichen Trennung. Tech Data hat das Geschäft mit Buffalo-Produkten inzwischenkomplett abgewickelt. Da der Vertrag bereits vor zwei Jahren gekündigt wurde beziehungsweise seitdem für Deutschland geruht hat, befindet sich auch keine Ware mehr auf Lager, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Die meisten Garantien sind inzwischen schon abgelaufen.

Satoshi Inaba führte 2020 die Europageschäfte von Buffalo Technology nur wenige Monate bevor sie komplett eingestellt wurden.
Foto: Buffalo Technology

Buffalo gewährte für seine Produkte generell eine Garantiefrist von zwei Jahren ab Kaufdatum, für Wireless Produkte und die Produktreihe TeraStation (NAS-Systeme für gewerbliche Anwender), drei Jahre ab Kaufdatum. Tech-Data-Kunden finden bei Tech Data GCC, der auf das Komponenten-Lösungsgeschäft spezialisierten Tech-Data-Sparte, eine breite Palette an Alternativen von Qnap, Synology oder Western Digital.

Auch Ingram Micro hat die Distribution von Buffalo-Produkten bereits komplett eingestellt. "Buffalo bietet weiterhin einen direkten RMA-Service für die Kunden, aber natürlich stehen auch wir ihnen für alle Fragen zur Verfügung", erklärt Claudia Huber-Völkl, Manager Components & Networking bei Ingram Micro. "Wir beraten unsere Kunden zu individuellen Lösungen und haben natürlich Alternativen wie Synology und Qnap im Portfolio", so Huber-Völkl weiter.

Support für Buffalo-Produkte läuft noch weiter

Technischen Support von Buffalo, sogar deutschsprachigen, gibt es in Deutschland aktuell noch unter der Telefonnummer 0180 60 00 024 Ein Anruf kostet 20 Cent. Bei der Überprüfung durch ChannelPartnter wurde der Anruf nahezu sofort durchgestellt, die Qualität der Sprachverbindung ließ jedoch trotz Festnetz vieles zu wünschen übrig und machte eine Kommunikation ziemlich schwierig. Besitzer von Buffallo-Produkten aus Österreich und der Schweiz können sich an die Rufnummern 0810 000 245 beziehungsweise 0848 56 03 74 wenden - in allen drei Fällen allerdings nur werktags von 9 bis 17 Uhr 30.

"Wir beraten unsere Kunden zu individuellen Lösungen und haben natürlich Alternativen wie Synology und Qnap im Portfolio“, erklärt Claudia Huber-Völkl, Manager Components & Networking bei Ingram Micro, zum Rückzug von Buffalo Technology aus em europäischen Markt.
Foto: Ingram Micro

Warum sich Buffalo aus dem europäischen Markt zurückgezogen hat, ist unklar. Wahrscheinlich stimmten die Zahlen nicht mehr. Warum die Zahlen nicht stimmten, lässt sich nur mutmaßen. Der Gesamtmarkt entwickelte sich zumindest nicht schlecht. Je nach Marktforschungsunternehmen und Definition (nur Consumer und SOHO oder auch KMU) umfasste er zuletzt zumindest deutlich über eine Milliarde Dollar und lagen die Zuwachsraten im unteren zweistelligen Prozentbereich pro Jahr.

Rätselraten über die Gründe für den Ausstieg

Buffalo wurde in den Jahren zuvor von den Marktforschern immer als einer der maßgeblichen Anbieter im Bereich Cosnumer NAS genannt - neben Western Digital, Synology, Zyxel, Thecus, Qnap, Asustor und Netgear. Bei Netgear stehen die Produkte der Reihe "ReadyNAS" aber zumindest in Deutschland derzeit "nicht im Fokus", wie das Unternehmen auf Anfrage von ChannelPartner mitgeteilt hat.

Ein Manko der Buffalo-Produkte war aus Sicht mancher Nutzer ihre relative Schlichtheit. Während Qnap und vor allem Synology gerade kleine gewerbliche Anwender inzwischen mit einer Fülle zusätzlicher, oft sehr konkurrenzfähiger Produktivitäts- und Kollaborationssoftware sowie Tools zur Verwaltung ihrer Daten mit versorgen und beide zum Beispiel auch integrierte Möglichkeiten zur Sicherung von Daten aus Microsoft 365 oder Google Workspace (G Suite) bieten, hatte Buffalo diesbezüglich kaum etwas anzubieten. Aus dem Markt für WLAN-Router in dem sich das Unternehmen ebenfalls einmal versuchte, hat es sich in Europa schon länger zurückgezogen. Immerhin: Bei der Händlerbetreuung hat man wohl bis zuletzt einen guten Job gemacht. Umso wehmütiger werden sich die letzten Getreuen an die guten alten Zeiten erinnern.

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