Der Bundesverband zum Schutz kritischer Infrastrukturen e.V. (BSKI) hat sich entschlossen, die Mitgliedschaft des Unternehmens Protelion vorerst ruhen zu lassen. Er reagiert damit auf einen Bericht des ZDF. Darin wurde Protelion mit dem russische IT-Security-Unternehmen Infotecs in Verbindung gebracht, dass wiederum eng mit russischen Geheimdiensten zusammenarbeiten soll. Moderator Jan Böhmermann kritisierte, dass Vertreter dieses Unternehmens neben hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft und Politik im Cyber-Sicherheitsrat e.V. sitzen und darüber womöglich Einblick in vertrauliche Debatten zur Cybersicherheit der Bundesrepublik Deutschland haben. Ähnlich verhält es sich im BSKI.
"Die Vorwürfe sind ungeheuerlich, und sollten sie sich bestätigen, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen müssen", erklärt BSKI-Vorsitzender Holger Berens. Berens ist Studiengangsleiter für Wirtschaftsrecht und Leiter des Studiengangs Compliance und Corporate Security an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Darüber hinaus steht er dem Kompetenzzentrum Internationale Sicherheit der Rheinischen Fachhochschule Köln vor.
In dieser Position verwundert es etwas, dass ihm die Kritik an Infotecs nicht früher bekannt gewesen zu sein scheint. Auch die Umbenennung von Infotecs in Protelion in Deutschland hätte ihm nicht entgangen sein dürfen, hatte das BSKI doch auf seiner Webseite im April 2022 die Meldung dazu selbst publiziert. Meldungen von Mitgliedsunternehmen in einem entsprechenden Bereich auf ihren Webseiten zu veröffentlichen, ist eine bei Verbänden gängige Praxis. Allerdings wurde die Meldung auf der BSKI-Webseite am Sonntag, den 9. Oktober 2022 gelöscht. Das könnte eine Folge der seitdem "ruhenden Mitgliedschaft" sein.
Der BSKI e.V. hat es sich seiner Satzung zufolge zum Ziel gesetzt, "Sicherheitsrisiken für kritische Infrastrukturen und deren Zulieferer frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Präventionskonzepte zu reduzieren. Dabei werden allerhöchste Schutzziele (technisch, organisatorisch, persönlich) für kritische Infrastrukturen verfolgt." Kernaufgaben seien dabei die Unterstützung der "von KRITIS betroffenen Sicherheitsbereiche und Akteure" durch Forschung, Konzepte, Technologie und Dienstleistungen für die Mitgliedsunternehmen sowie die Vertretung der Interessen der laut Webseite etwas über 40 Mitgliedsunternehmen - darunter Bechtle, DigiTrace, Kentix, Novastor und Mobotix - in Gesellschaft und Politik sowie gegenüber Organisationen und anderen Unternehmen zu vertreten.