Beschwerden bei eBay

Briten fluchen, Deutsche drohen mit Anwalt

29.06.2010 von Armin Weiler
eBay-Beschwerden fallen je nach Herkunftsland des Nutzers ganz unterschiedlich aus. Während Deutsche schnell mit dem Anwalt drohen, lassen Briten ihren Frust durch Fluchen ab. Zu diesem Ergebnis kam die Linguistin Marja Meinl, die in ihrer Dissertation an der Universität Bonn kulturelle Vergleiche zwischen britischen und deutschen Beschwerdeeinträgen im eBay-Forum zog. Auf beiden Seiten zeigt sich aber, dass sich Nutzer in der Anonymität des Internets kaum ein Blatt vor den Mund nehmen.

eBay-Beschwerden fallen je nach Herkunftsland des Nutzers ganz unterschiedlich aus. Während Deutsche schnell mit dem Anwalt drohen, lassen Briten ihren Frust durch Fluchen ab. Zu diesem Ergebnis kam die Linguistin Marja Meinl, die in ihrer Dissertation an der Universität Bonn kulturelle Vergleiche zwischen britischen und deutschen Beschwerdeeinträgen im eBay-Forum zog. Auf beiden Seiten zeigt sich aber, dass sich Nutzer in der Anonymität des Internets kaum ein Blatt vor den Mund nehmen.

Falsche Ware verärgert

Die meisten Beschwerden drehen sich um nicht erhaltene Waren oder um Waren, die anders sind als zuvor erwartet oder beschrieben. "Hinzu kommen Doppelbeschwerden, wenn neben diesen weitere Mängel wie zum Beispiel hohe Versandkosten beanstandet werden", erklärt Meinl.

Insgesamt untersuchte die Wissenschaftlerin 400 Einträge im eBay-Beschwerdeforum. Sie verglich Datensätze auf deutschen und britischen eBay-Seiten anhand statistischer Tests. Einige Ergebnisse waren besonders deutlich. So kommen deutschsprachige Nutzer offenbar nicht ohne visuelle Verdeutlichung ihres Unmuts aus. Viele schreiben in Großbuchstaben oder setzen mehrere Ausrufezeichen hinter ihre Beschwerde. Andere wiederum versuchen ihren Ärger durch Emoticons zu unterstreichen. "Die Deutschen lieben Ausrufungszeichen", sagt Meinl und zitiert als Beispiel "Luxus Taschenuhr!? Mehr als Schrott! Einmal und nie wieder!!!!!!!!!".

Briten greifen bei ihren eBay-Beschwerden gerne auf Pronomina wie "you" zurück, um einen direkten Bezug zum Gegenüber herzustellen. Als Beispiel nennt Meinl "Have not received the goods from you" und "Can you send me my vinyl pleaseeeeeeee". Deutsche sprechen ihr Gegenüber seltener in der Weise an und verwenden lieber die dritte Person Singular in Ansprache an die ganze Community - "Ware nie angekommen. Hände weg von diesem Verkäufer!".

Vulgär und wenig Schuldbewusstsein

"Deutsche drohen schnell einmal mit dem Anwalt. Die Anonymität des Internets lässt Hemmschwellen sinken", so Meinl weiter. Das zeigt sich in Großbritannien in erster Linie durch vulgäre Flüche. "LIAR!" oder "FRAUD!" zählen hierbei schon zum Standardprogramm.

Die Ergebnisse waren durchaus überraschend für die Linguistin. "Bei gesprochener Sprache gelten Deutsche als sehr direkt, Briten hingegen als zurückhaltend. Hier in der anonymen Online-Welt ist dieser Unterschied kaum noch zu finden." (pte/rw)