999.990 Euro hatte ein zunächst unbekannter Geldgeber an die AfD gespendet. Parteispenden ab 50.000 Euro müssen aber unverzüglich beim Bundestagspräsidenten angezeigt und anschließend auf der Homepage des Bundestags veröffentlicht werden. So war schnell der Spender bekannt: Horst Jan Winter, unter anderem als Aufsichtsrat der Böttcher AG tätig, hatte der AfD die Großspende zukommen lassen (ChannelPartner berichtete).

Foto: Böttcher AG
So geriet auch Firmengründer und Geschäftsführer Udo Böttcher in Verdacht, dass womöglich er oder die Böttcher AG an der Spende beteiligt war. Wir haben bei der Böttcher AG um ein Statement gebeten. Nun verweist der Jenaer Online-Versender gegenüber ChannelPartner auf einen Artikel in der Berliner Zeitung, den das Unternehmen offensichtlich als Statement ansieht (Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile liegt uns der genaue Wortlaut der Erklärung vor. Diesen haben wir nun am Ende des Artikels veröffentlicht).
Demnach ist es durchaus wahrscheinlich, dass das Geld aus Winters Spende von Udo Böttcher stammt. Der will aber von der AfD-Finanzierung nichts gewusst haben. "Wir, die Böttcher AG und ihr Vorstandsvorsitzender Udo Böttcher, sind zurzeit Gegenstand von Spekulationen, wonach wir über unseren Aufsichtsrat Horst Jan Winter eine Spende in Höhe von knapp 1 Mio. EUR an die Alternative für Deutschland (AfD) geleistet haben sollen. Diese Spekulationen sind falsch. An dieser Spende haben die Böttcher AG und/oder ihr Vorstandsvorsitzender in keiner Weise mitgewirkt", zitiert die Zeitung aus einer gemeinsamen Erklärung der Böttcher AG und von Udo Böttcher.
Winter habe die Spende ohne Rücksprache mit der Böttcher AG und Udo Böttcher geleistet. Man habe erst aus der Presse von dieser Spende erfahren.
Geldgeschenk aus Dankbarkeit

Foto: LobbyControl
Warum Horst Jan Winter so viel Geld zur Verfügung hatte, dafür hat Böttcher auch eine Erklärung: "Aus tiefer Dankbarkeit dafür, dass Herr Horst Jan Winter seit vielen Jahren auch in schwersten Zeiten stets zu mir stand, habe ich in der Vergangenheit auch ihn in erheblichem Maße finanziell unterstützt", erklärt er demnach. Winter habe ihm mittgeteilt, dass er schwer erkrankt sei und setzte laut Böttcher seine Hoffnung auf experimentelle Therapien, beispielsweise in den USA. "Auch, um die Therapien finanzieren zu können, die ihm Lebensqualität und Hoffnung bieten, schenkte ich Herrn Winter aus meinem Privatvermögen 2 Mio. Euro", so die Erklärung von Böttcher.
Böttcher ging demnach davon aus, dass diese Summe ausreichen würde, um die medizinischen Behandlungen zu bezahlen, und nahm an, dass er sich mit dem verbleibenden Geld einen angenehmen Lebensabend machen würde. "Ich habe nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass er - mutmaßlich ganz oder teilweise aus dem geschenkten Betrag - eine Parteispende an die AfD bestreiten würde und hätte mir das auch nie im Leben träumen lassen", schreibt Böttcher.
Die Spende an die AfD hat nun erhebliche Folgen für Winter: Seinen Posten als Aufsichtsrat bei der Böttcher AG ist er nun los, zum "Schutz des Unternehmens", wie Böttcher sagt. Und es kommt noch dicker: Zwar wollte er Winter über die Verwendung des Geldes keinerlei Vorgaben machten, doch er sei mit einer solchen Parteispende keinesfalls einverstanden gewesen. Daher will Böttcher nun sein Geld zurück. "Die Schenkung habe ich in Höhe der an die AfD gezahlten Spende mit Schreiben vom heutigen Tag wegen groben Undanks widerrufen und Herrn Winter zur Rückzahlung der knapp 1 Mio. EUR aufgefordert. Sollte diese Summe nicht fristgerecht binnen einer Woche eingehen, werde ich Klage auf Rückzahlung gegen Herrn Winter erheben", kündigt Böttcher gegenüber der Berliner Zeitung an.
Update vom 30.01.2025:Mittlerweile liegt ChannelPartner die gemeinsame Erklärung der Böttcher AG und Udo Böttcher vor. Den genauen Wortlaut findet Ihr auf der folgenden Seite:
Gemeinsame Erklärung Böttcher AG und Udo Böttcher
Die nachfolgende Erklärung gebe ich, Udo Böttcher, sowohl im eigenen Namen als auch im Namen der Böttcher AG, deren Vorstandsvorsitzender ich bin, ab. Soweit ich von "wir" und "uns" spreche, spreche ich sowohl für mich persönlich als auch für die Böttcher AG insgesamt.Wir, die Böttcher AG und ihr Vorstandsvorsitzender Udo Böttcher, sind zurzeit Gegenstand von Spekulationen, wonach wir über unseren Aufsichtsrat Horst Jan Winter eine Spende in Höhe von knapp 1 Mio. EUR an die Alternative für Deutschland (AfD) geleistet haben sollen. Diese Spekulationen sind falsch. An dieser Spende haben die Böttcher AG und/oder ihr Vorstandsvorsitzender in keiner Weise mitgewirkt.
Keine Spende an die AfD
Die private Parteispende unseres Aufsichtsrats Horst Jan Winter an die AfD in Höhe von knapp 1 Mio. EUR wurde von uns weder veranlasst, noch hatten wir vorab auch nur Kenntnis von dieser Spende. Herr Winter hat sie ohne Rücksprache mit uns geleistet. Wir haben erst aus der Presse von dieser Spende erfahren.
Finanzielle Unterstützung von Herrn Winter
In den letzten zwei Jahren habe ich, Udo Böttcher, aus meinem privaten Vermögen Schenkungen in Höhe von mehr als 11 Mio. EUR für soziale und karitative Zwecke im In- und Ausland vorgenommen.Aus tiefer Dankbarkeit dafür, dass Herr Horst Jan Winter seit vielen Jahren auch in schwersten Zeiten stets zu mir stand, habe ich in der Vergangenheit auch ihn in erheblichem Maße finanziell unterstützt.
Herr Winter teilte mir vor einiger Zeit mit, dass er schwer erkrankt ist. Seine Hoffnung setzt Herr Winter nun u.a. auf eine innovative, experimentelle Therapie, die aus hoch konzentrierten Nahrungsergänzungsmitteln, Infusionen, Inuspheresen und weiteren Behandlungen in Deutschland und den USA besteht. Ziel dieser holistischen Therapie ist es, seinen Körper zu entgiften und sein Immunsystem so weit zu stärken, dass seine Krankheit gestoppt oder sogar umgekehrt werden kann.
Auch, um die Therapien finanzieren zu können, die ihm Lebensqualität und Hoffnung bieten, schenkte ich auch Herrn Winter aus meinem Privatvermögen 2 Mio. EUR. Ich ging davon aus, dass diese Summe ausreichen würde, um die medizinischen Behandlungen zu bezahlen und nahm an, dass er sich mit dem verbleibenden Geld einen angenehmen Lebensabend machen würde. Ich habe nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass er - mutmaßlich ganz oder teilweise aus dem geschenkten Betrag - eine Parteispende an die AfD bestreiten würde und hätte mir das auch nie im Leben träumen lassen. Zwar habe ich Herrn Winter keinerlei Vorgaben für die Verwendung der Schenkung gemacht, da ich das für vollkommen unangemessen gehalten hätte. Ich meine aber, dass Herr Winter mich gut genug kannte, um erahnen zu können, dass ich jedenfalls mit einer solchen Parteispende keinesfalls einverstanden gewesen wäre. Ihm musste auch aufgrund des medialen Wirbels, den die Böttcher AG letztes Jahr aufgrund einer Wahlumfrage im Unternehmen erlebte, klar sein, dass er auch in seiner Funktion als Aufsichtsrat der Böttcher AG dem Unternehmen schweren Schaden zufügt, wenn er an die AfD spendet, zumal in einer solch enormen Höhe. Ich bin von ihm daher sowohl menschlich als auch kollegial tief enttäuscht.
Winters Abberufung als Aufsichtsrat
Aufgrund des Vertrauensbruchs wurde Herr Winter heute auf mein Betreiben mit sofortiger Wirkung als Aufsichtsrat der Böttcher AG abberufen. Der Schutz unseres Unternehmens und seiner Werte steht an erster Stelle.Rückforderung der Schenkung in Höhe der ParteispendeDie Schenkung habe ich in Höhe der an die AfD gezahlten Spende mit Schreiben vom heutigen Tag wegen groben Undanks widerrufen und Herrn Winter zur Rückzahlung der knapp 1 Mio. EUR aufgefordert. Sollte diese Summe nicht fristgerecht binnen einer Woche eingehen, werde ich Klage auf Rückzahlung gegen Herrn Winter erheben.
Abschließende Bemerkung
Ich wünsche Herrn Winter aufrichtig, dass seine medizinischen Behandlungen erfolgreich verlaufen werden und er die notwendige Kraft findet, seinen Weg weiterzugehen. Doch die Entscheidung, diese Mittel für politische Zwecke zu verwenden, bleibt für mich untragbar. Mein Handeln ist nun darauf ausgerichtet, diesen Vorgang rechtlich zu klären und die notwendige Trennung zwischen dieser Angelegenheit und meinem unternehmerischen Wirken zu ziehen.
Udo Böttcher
Büroversender aus Jena: AfD-Großspende kommt aus dem Böttcher-Umfeld
Böttcher AG: Wirbel um "politische Umfrage" bei Online-Versandhändler
Büroversender wird zum Vollsortimenter: Böttcher will kein Marktplatzgeschäft